Tagebuch einer Verführung ist bereits vor langer Zeit, nämlich schon im Februar 2007,als Taschenbuch im Goldmann Verlag erschienen. Es ist bereits der zweite Roman der Autorin Zoe Heller.
Das Büchlein umfasst circa 288 Seiten, ist also ein schönes Buch “für zwischendurch“.
Der Klappentext verrät:
Ein abgründiges Psychodrama um Obsession und Abhängigkeit. Vom ersten Tag, an dem Sheba Hart den Unterricht an St. Georg’s aufnimmt, ist Barbara Covett überzeugt, eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Barbara, eine einsame, ältere Frau, sucht gezielt die Freundschaft der jungen Kollegin. Und als diese eine skandalöse Affäre mit einem ihrer Schüler beginnt, schlägt Barbaras Stunde. Sie kümmert sich rührend um Sheba, als alle anderen sich von ihr abwenden. Doch für diese Zuneigung zahlt Sheba einen hohen Preis ...
Das Cover finde ich recht unspektakulär, sticht nicht besonders hervor, würde mich somit nicht zu einem “Cover-Kauf“ veranlassen. Wobei der leuchtend rote Apfel ja schon auf "Verführung" und "Versuchung" hindeutet, was wiederum doch recht geschickt gemacht ist.
Naja, es soll sich ja hauptsächlich um den Inhalt drehen: Die Geschichte wird erzählt aus der Sicht von Barbara und hat mir sehr gut gefallen, ich fand auch die Erzählsprünge, von Gegenwart und Vergangenheit richtig gut umgesetzt und kam kein bisschen durcheinander.
Auch ist die Geschichte zeitlos. Eine Affäre zwischen Lehrer/in und Schüler/in ist heute noch genauso ein Skandal, wie es schon vor Jahren ein Skandal war, was hoffentlich auch in Zukunft immer ein Skandal bleiben wird.
Für mich persönlich ist die Vorstellung, eine Affäre mit einem (in meinen Augen) Kind (!)/Heranwachsenden/Jugendlichen unvorstellbar und ja, geradezu abartig. Ich hätte Sheba für ihr Handeln wirklich den Hals umdrehen können. Zuhause hat sie einen Ehemann und zwei Kinder “sitzen“ und sie tollt mit diesem Bubi rum.
Auch ansich, sie wird von diesem Milchbubi von oben herab behandelt, er hat diese - doch eigentlich erfahrene - Frau total im Griff, sie ist ihm geradezu verfallen und absolut unterlegen. Neee….geht garnicht.
Aber ich denke, auch darum geht’s ja in dem Buch…um Abhängigkeit….
Genauso erschreckend ist die Besessenheit, die Barbara gegenüber Sheba an den Tag legt. Wirklich erschreckend, aber beim Lesen auch geradezu faszinierend und unvorstellbar.
Im Großen und Ganzen fand ich das Buch wirklich lesenswert. Es hat mich jetzt nicht vom Hocker gehauen, aber dennoch Eindruck bei mir hinterlassen.
Wobei ich sagen muss, dass mich persönlich der Schreibstil der Autorin nicht wirklich in seinen Bann gezogen hat. Ich habe beim Lesen teilweise gemerkt, wie meine Gedanken immer wieder abgeschweift sind. Ich habe während dem Lesen überlegt, welches Buch ich als nächstes lese….Also wie gesagt, teilweise. An anderen Stellen wiederum, hat mich das Buch gefangen genommen.
Ich würde das Buch dennoch weiterempfehlen, ganz einfach, weil ich kein vergleichbares kenne und die Geschichte wirklich lesenswert ist.
Zoë Heller
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Das Leben von Erzählerin Barbara ist eine nicht enden wollende Routine auf dem Weg zur Pensionierung, bis sie eines Tages Sheba Hart kennen lernt. Die junge Frau kommt als Kunstlehrerin an Barbaras Schule und schon bald freunden sich die beiden an. Als Barbara dann jedoch von Shebas Affäre mit einem ihrer Schüler erfährt, verschiebt sich plötzlich das Machtgefälle in der Freundschaft der beiden…
Zum ersten Mal las ich diesen Roman vor ca. vier Jahren, damals völlig unbedarft und er riss mir den Boden unter den Füßen weg. Dieses Erlebnis konnte ich nicht ganz wiederholen, schließlich kannte ich das dicke Ende ja schon. Doch auch ohne die Überraschung, die ich beim ersten Lesen angesichts der Auflösung empfand, vermochte dieser Roman mich wieder zu fesseln, so sehr sogar, dass ich ihn an dieser Stelle am liebsten Psychothriller nennen möchte, auch wenn streng genommen niemand ermordet wird und es abgesehen von Shebas Affäre verhältnismäßig gesittet zugeht.
Ein literarischer Spannungsroman, der die moralischen Gesetzmäßigkeiten im Kopf des Lesers in Frage stellt. Ist Sheba wirklich so unschuldig, wie sie sich gerne darstellt – schließlich hat sie doch einen Schuljungen verführt? Oder war es gar nicht so schwarz-weiß, wie es die englische Klatschpresse anschließend darstellt? Und welche Rolle spielt Erzählerin Barbara, die sich zu Anfang des Romans als Shebas Beschützerin und Mutterersatz aufspielt, denn nun wirklich? All diese und noch viele weitere Fragen schwirren im Kopf des Lesers hin und her, tanzen Ringelrein und erfüllen mich dabei mit sanftem Schwindel angesichts der fortschreitenden Erzählung und den damit einhergehenden Enthüllungen.
Wer bei diesem Roman eine erotisch angehaute Ödipusgeschichte vermutet – was der deutsche Titel und das Buchcover des Goldmann Verlags durchaus in Aussicht stellen – der wird wohl eine Enttäuschung erleben. Denn Sheba und ihr Schuljunge spielen eine mehr oder minder untergeordnete Rolle, während Zoe Heller dem Leser die gestörte Psyche von Erzählerin Barbara nahezubringen versucht. Eine Figur, die mir Schauer über den Rücken jagt in ihrer Geradlinigkeit, aber auch dem Ausmaß, mit dem sie am Fall der zu Beginn noch strahlenden, makellosen Sheba beteiligt ist. Oder war es am Ende doch Sheba selbst, die sich zu Fall gebracht hat? Du merkst, dies ist eines dieser Bücher, die nicht nur unterhalten, sondern auch über die Lektüre hinaus Prozesse im Kopf des Lesers anregen. Unbedingt lesenswert, immer wieder lesenswert, uneingeschränkt empfehlenswert.
Dieser Roman meistert den Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch, und wirft dabei einige moralische Fragen auf. Ein brillantes Buch, das nicht nur fesselt sondern auch fordert.
Ich habe bereits den Film gesehen und bin total begeistert. Obwohl ich das Buch noch nicht gelesen habe, kann ich mir schon denken, dass es total mitreißend ist.
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