Mit großen Erwartungen bin ich ans Lesen gegangen. Die Gegenden, Landschaften und Menschen, die ich erhoffte mitzuerleben, haben mich zum Kauf des Buches veranlasst. Doch schon bald kam die Ernüchterung - einen großen Teil nimmt die Beschreibung von jugendlicher Sexualität oft auch in relativ derber Sprache ein. Ich wollte zu meiner Erbauung lese und nicht um möglicherweise Selbsttherapien des Autors nachzuvollziehen. Daher habe ich es nur bis zur Mitte des Bandes geschafft und konnte mich nicht überwinden bis zum Ende durchzuhalten.
Zoran Feric
Lebenslauf
Alle Bücher von Zoran Feric
Der Tod des Mädchens mit den Schwefelhölzchen
In der Einsamkeit nahe dem Meer
Das Alter kam am 23. Mai gegen 11 Uhr
Die Kinder von Patras
Die Wanderbühne
Engel im Abseits
Walt Disneys Mausefalle
Neue Rezensionen zu Zoran Feric
Rezension zu "In der Einsamkeit nahe dem Meer" von Zoran Feric
Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut! Verbindet mich doch einiges mit dem Autor, dem Setting, den Menschen...
Meine zweite Muttersprache ist Kroatisch. Ich habe zig Urlaube auf dieser kleinen und wunderschönen Insel Rab verbracht. Kenne die Orte, die in diesem Buch eine Bedeutung haben und verstehe auch die Kroaten als Menschen und ihre Kultur, soweit das natürlich möglich ist. Und vielleicht stehe ich deshalb mit diesem Buch so auf "Kriegsfuß".
Am Anfang stolpert man ganz leicht in die Geschichte hinein. Der Autor nimmt uns mit nach Rab. Auf die kleine kroatische Insel, die mit der Fähre in ganz kurzer Zeit erreicht werden kann. Erblickt man die Insel, sieht man als aller erstes kalten und kargen Stein, kaum Vegetation und plötzlich denkt man: "Da will ich nun Urlaub machen? Sehr einladend sieht es hier aber nicht aus!". Doch kaum macht die Fähre den Schwenker in den Hafen, erblickt man die eigentliche Schönheit der Insel. Alles ist farbenfroh, grün und saftig und strahlt ein einladendes "Willkommen" aus.
Luka ist dann die erste "Möwe", die uns mitnimmt, zur ihrer ersten Sommereroberung. Es ist, aus seinem jugendlichen Blickwinkel heraus, eine etwas ältere Slowakin. Und sogleich materialisierte sich mein erstes Stirnrunzeln. Ich konnte nicht erkennen, was diesen sehr jungen und unerfahrenen Mann dazu trieb, seine erste sexuelle Erfahrung mit einer so viel älteren Frau machen zu wollen. Mitten im Meer, auf dem Weg zu einer kleinen und unbewohnten Vorinsel von Rab erblicken und erkennen ihn sein Cousin und seine Freunde, die im Boot unterwegs sind, wie er mit dieser Frau, die einen lächerlichen, kindlichen rosa-weißen Schwimmring um die Brust trägt. Eine peinliche und beschämende Situation. Und doch reicht sie nicht aus, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
"Aber dann explodiert das Lachen. Ein hässliches, böses Jungenlachen. Und hier verliert er seine Unschuld, nicht mit ihr. Etwas ist zerbrochen, etwas ist zerschlagen, und es fehlt nur, dass sich das Meer ringsum von Blut rot färbt. Und er denkt, dass das Lachen von der Schande befreit. Es tut ihm leid, dass er sie auslacht, aber so sind die Regeln." Und so geht es weiter. Geschichte für Geschichte, werden wir Zeugen, wie sich zur Saisonzeit auf der Insel die Jungen Luka, Škembo, Gavran, Dudo, Kenjo, und Boris an junge Mädchen, ganz junge Mädchen und ältere Frauen, alles Ausländerinnen, ranmachen und bekommen Einblicke, welche Welt sich ihnen außerhalb der Urlaubssaison bietet. Dabei wird sich oft einer sehr vulgären Sprache bedient. - Hierbei muss ich anmerken, dass die kroatische Umgangssprache an sich sehr vulgär ist und die Übersetzung ins Deutsche vielleicht deshalb für meine deutschen Ohren so extrem abstoßend klingt. -
Die einzelnen Geschichten hängen nur lose miteinander zusammen. Das hatte zur Folge, dass mich das Buch, was den Plot angeht, nicht richtig packen konnte. Auch die Charaktere blieben deswegen ziemlich blass und oberflächlich und konnten mich zu keiner Zeit für sich einnehmen.
Insgesamt zeichnete der Autor ein sehr trauriges Bild von dieser meiner geliebten Ferieninsel. Die männlichen Jugendlichen wollen nur erobern, ihre Unschuld verlieren und die größte Strichliste von Eroberungen aufweisen.
Die großen zeitlichen Sprünge, bis zum Ende hin, machten es mir zusätzlich schwer, die Geschichte als großes Ganzes zu sehen.
Am Ende war ich nur eines, nämlich sehr froh, dass ich dieses Buch schließlich zuklappen konnte.
Der Autor ist sehr bekannt und beliebt in Kroatien, derzeit Gymnasiallehrer für Kroatisch. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt, u. a. ins Englische, Italienische, Polnische, Spanische, Slowenische, Ukrainische, Montenegrinische. Leider konnte mich sein Schreib- und Sprachstil nicht überzeugen. Vielleicht bekomme ich irgendwann die Chance, in das Original dieses Buches reinzulesen, um einen echten Vergleich anstellen zu können, ob die Geschichte auf Kroatisch besser / anders wirkt als in seiner deutschen Übersetzung. An der einen oder anderen Stelle hätte ich eine andere Wortwahl als der Übersetzter benutzt. Sehr deutlich ist mir durch dieses Buch klargeworden, wie wichtig es ist, dass der Übersetzer neben der Sprache auch das "Feeling" des Landes mit ins Buch einflechten kann. Hinzu kommt, dass etwas, das in der einen Sprache normal und natürlich klingt, in eine andere Sprache übersetzt ganz schrecklich, unpassend, oder wie hier, sehr vulgär klingen / rüberkommen kann.
Dieses Buch wird wohl mein Flop des Jahres werden, worüber ich sehr traurig bin. Ich konnte jedoch leider die Intention des Autors nicht verstehen und auch nicht, wozu diese Geschichten gut sein sollen. Vielleicht aber fehlt mir die dafür benötigte Sensibilität und Offenheit. Ich suchte vergeblich nach der Verletzlichkeit der menschlichen Seele und der schweren Melancholie, die dieses Buch ausmachen sollte.
Fazit:
Ein Roman von Sehnsüchten und Mee(h)r. Vordergründig leicht und locker, voll von Verletzlichkeit und Melancholie aber, wenn man sich tiefer auf ihn einlassen kann. Keinesfalls ein Roman für Jedermann.
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https://monerls-bunte-welt.blogspot.de/2017/11/buchvorstellung-in-der-einsamkeit-nahe.html
Rezension zu "In der Einsamkeit nahe dem Meer" von Zoran Feric
Ein episodischer Roman dessen einzelne Episoden teilweise sehr anrührend, erotisch oder auch spannend waren, eine aufregende Zeitreise in die 80er-Jahre bieten und alle für sich stehen können. Einzig das zusammenbinden der handelnden Personen in den späten Episoden des Romans hat mich als Leser überfordert und mir ist es nicht gelungen, die abgelegten Fäden aufnehmen zu können.