trauriges Buch über Kinder ohne Halt, bis einer von ihnen untergeht
von Gruenente
Rezension
Ungarn 1965. Im Land herrschen schwierige politische Zustände. Manch einer versucht in den goldenen (?) Westen zu fliehen.
Das macht auch Katalina, die spontan mit einer Freundin einen Zug besteigt und über einen Schleuser nach Deutschland gelangt.
Schön für sie, aber bitter für Ihre, ohne einen Abschied, zurückgelassene Familie Kálmán, ihr Mann und die Kinder Kata und Isti.
Das Buch beschreibt aus Katas Sicht das Leben einer entwurzelten Familie. Aus Sicht des heranwachsenden Kindes bleiben viele Szenen bruchstückhaft, unerklärt. Der Leser kann sich allerdings im Laufe der Zeit viele Zusammenhänge selbst erschließen.
Der Vater verlässt das Heimatdorf um fortan mit den Kindern bei verschiedenen Verwandten unterzukommen. So wachsen die Kinder ohne Heimat, ohne Fixpunkte auf. Denn Kálmán kümmert sich kaum um die Kinder, er stellt sie irgendwo ab und gibt sich der Schwermut hin. Während Kata sich flexibel auf vieles einstellen kann, verliert der jüngere Isti zunehmend den Halt.
Der Vater, selbst versierter Schwimmer, bringt den Kindern im Plattensee das Schwimmen bei. Für Isti ist das Wasser die eigentliche Heimat, was ihm später auch zum Verhängnis wird.
Auch das Leben der Mutter in Deutschland wird beschrieben, Ihre Motive bleiben für mich total unklar. Sie scheint auch nur per Zufall geflüchtet zu sein und treibt selbst auch einfach dahin wohin sie der Zufall führt.
Auch der Vater hat die Kinder eigentlich verlassen, er schleppt sie nur herum wie lästiges Gepäck, was er an ihnen hat geht ihm erst auf, als es schon zu spät ist.
Das Buch ist zutiefst melancholisch, traurig, hoffnungslos. Die scheinbaren Dorfidyllen beherbergen viele traurige Schicksale.
So schwimmen alle Protagonisten irgendwie hilflos in ihrer Zeit: die Kinder, der Vater, die Mutter, die eine Großmutter, die im Heimatdorf allein zurückgelassen wird, de andere, die von einem bessere leben träumt und immer von den Schrecken der Vergangenheit heimgesucht wird, die Tante in Budapest, die von der Hand in den Mund lebt und einsam stirbt, der Onkel dem die Schädeldecke einsinkt…
Jedes Kapitel ist einem dieser hilflos Schwimmenden gewidmet.
Die tragischste Figur ist aber Isti. Er ist auch am Anfang noch so jung und sensibel, dass sein Untergang fast unabwendbar ist.
Die Sprache ist nicht üppig, aber ausdrucksvoll. Der Inhalt wird immer in kleinen Häppchen angeboten, so wie ein Kind halt die Welt erlebt. Und so, wie es in dem Buch auch nicht erklärt wird, wird für die Kinder immer unbegreiflich sein, warum die Mutter sie einfach zugunsten eines einsamen Lebens verlassen hat.