Cover des Buches Schlafen werden wir später (ISBN: 9783100052247)
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Rezension zu Schlafen werden wir später von Zsuzsa Bánk

zweischneidiges Schwert

von katzenminze vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Der Roman hat eine wundervolle, eine grandiose Sprache! Aber es fehlt an Inhalt. Leider!

Rezension

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katzenminzevor 7 Jahren

Zsuzsa Bánk muss ziemlich genau gewusst haben, was sie nach ihrem neuen Roman Schlafen werden wir später für Kritik zu erwarten hat. Sie nimmt es ja im Buch schon vorweg. Da geht es an einer Stelle nämlich um den gerade erschienenen Roman einer der beiden Haptcharakterinnen:

„Habe die Zeitungen gelesen. Mich geärgert über die Besprechung in der Rundschau. […] Angeblich geschieht nichts. Ja, muss denn etwas geschehen? […] Na ja, und dann noch mildere Gemeinheiten wie: Nur für Lagstreckenleser geeignet. Aber du bist doch eine Langstreckendichterin!“
S. 556

Und eigentlich sagt das fast alles. Aber von vorn: Der Roman ist der E-Mail Austausch zweier langjähriger Freundinnen. Márta ist Schriftstellerin und Mutter von drei Kindern, die oft in Alltagschaos und Geldsorgen versinkt und sich verzweifelt jede Minuten zum schreiben freikämpfen muss. Johanna ist Lehrerin und schreibt an ihrer Doktorarbeit über Anette von Droste Hülshoff, die nicht so richtig vorankommen will. Sie hat mit der Trennung von ihrem Langjährigen Lebensgefährten und einer überstandenen Krebserkrankung zu kämpfen. Das alles erfährt man nach und nach aus dem Mailwechsel der zwei. Und der hat mich gleich in seinen Bann gezogen! Der ganze Roman ist einfach superschön geschrieben. Die Mails sind sehr lyrisch und man kann das Buch auf jeder beliebigen Seite aufschlagen und findet überall mindestens einen hübschen, runden, herzerwärmenden Satz. Es gibt ein paar Phrasen die immer wieder auftauchen. Die mochte ich sehr gerne. Die „dreimal hintereinander“ oder das Titelgebende „schlafen werden wir später“ oder andere dieser kleinen Insidersätze gaben einem das Gefühl Teil der innigen Gemeinschaft von Márta und Johanna zu sein. Ich mochte den Ton des Romans einfach sehr gerne.

Nur leider kommt jetzt noch ein großes ABER. Es gibt nämlich keine wirkliche Entwicklung im Leben der beiden Frauen. Es plätschert so vor sich hin und nur ein schöner Ton kann nicht durch einen Roman mit fast 700 Seiten tragen. Da hätte weniger Umfang doch gut getan. Hin und wieder passiert natürlich schon etwas, aber auf dem Weg dahin habe ich Márta verwünscht für ihre ständig gleiche Klage über die Kinder und über den Zeitmangel und das wenige Geld. Oder Johanna die immer in die gleichen Sädte fährt und über „die Droste“ sinniert. Ich habe im letzten Drittel gekämpft mit dem Buch und einiges nur noch überflogen aber ich habe es trotzdem gerne gelesen! Zwischendurch habe ich überlegt, ob ich es „Häppchenweise“ versuchen und etwas anderes dazwischenschieben soll. Aber dann stand ich vor meinem Bücherregal und wollte nichts anderes zwischen Márta, Johanna und mich lassen.

Mochte ich das Buch jetzt, oder mochte ich es nicht? Irgendwie beides. Der Ton, die Sprache und die beiden Frauen sind wunderbar. Aber sie „reden, reden, reden, dreimal hintereinander reden sie“ über die immer gleichen Dinge. Es zieht sich sehr. Andererseits ist es so auch authentisch, was Bánk hier so lyrisch beschreibt.

Letztlich ist es ganz einfach: Wer Johanna im folgenden Zitat zustimmt sollte hier auf jeden Fall zugreifen.

„Entscheidend ist nicht, über was, sondern nur wie geschrieben wird.“
S. 363

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