Bittersüß, traurig-schön. Darling Days ist die Autobiographie von iO Tillett Wright, die davon berichtet, wie kaputt Liebe machen kann, wie der Kampf mit dem eigenen Körper und der verspürten Lust zerstören kann, wie unsagbar schwer es ist, zu gehen und noch so viel mehr.
Der Roman beginnt mit einer Liebeserklärung an seine Mutter, die gleichzeitig viele emotionale Knackpunkte in ihrer Beziehung andeutet. iO wächst in den späten 80ern und 90ern in New York auf. Eine Zeit, die in dieser Stadt legendär ist und vor allem eins: absolut destruktiv. Rhonna, seine Mutter, kümmert sich herzzerreißend um iO und gleichzeitig verlangt sie ihm viel zu viel ab. Sie leben am Existenzminimum, tanzen sich von einer Vorstellung zur nächsten, es gibt kaum Stabilität für iO. Rhonna selbst hat starke psychische Probleme. Auf der einen Seite ist sie ein strahlendes Energiebündel, gleich einem Supermodel und auf der anderen Seite kann sie bösartig ausrasten und iO viel zu viel zumuten. iO kennt es aber nicht anders. Einzig bei seinem Poppa bekommt er Ruhe und die Liebe, die ein Kind braucht. Aus diesem Grund beginnt er irgendwann davon zu träumen, bei ihm zu leben.
Auf der anderen Seite kämpft iO einen inneren Kampf, den er zwar versucht darzustellen, dessen Ausmaße man sich aber kaum vorstellen kann. Eines Tages entscheidet sich iO dazu, kein Mädchen mehr zu sein, sondern ein Junge. Mit dieser Entscheidung fühlt er sich zwar zum einen befreit, zum anderen beginnt ein ständiges Verstecken und Bitten darum, nicht entlarvt zu werden. Er irritiert und will eigentlich nur Kind sein.
Ich fühle mich noch immer gegängelt, aber mit ein bisschen mehr Auslauf. Das Halsband sitzt lockerer. – S. 248
Irgendwann erkennt er, dass das Leben bei seiner Mutter nicht kindgerecht sein kann und meldet sich beim Jugendamt. iO bekommt zwar seinen Traum erfüllt und zieht zu seinem Poppa nach Deutschland, doch erkennt er nun auch selbst, dass er kein einfacher Charakter ist. Immer wieder kämpft er mit sich, mit seinem Geschlecht, mit seinem Umfeld, mit seiner Identität. Er sucht, er will ausreißen, traut sich nicht und traut sich dann so vieles. Ein stetiger Kampf gegen das, was viele Normalität nennen, obwohl lediglich eine eigene innere Ruhe die Zielstellung ist.
Die Schreibweise ist dabei sehr intensiv, man schlüpft in die Zeit hinein, in die Orte und die Gefühlswelten. Die Formulierungen treffen immer ins Schwarze, sind traurig-schön und bittersüß. Die Kapitel enden zudem stets mit einem Foto aus der Zeit, wodurch die eigene Vorstellungskraft noch befeuert wird.
Der Roman ist wirklich ein wunderbares Werk! Ich empfehle ihn wärmstens und hoffe darauf, dass viele Leser genauso angetan sein werden.