Einer der ganz wenigen Gedichtbände in meinen Bücherregalen stammt von der jungen Nayyirah Waheed. Das Interessante an dieser Autorin: Meines Wissens ist nicht bekannt, welche Nationalität die Dichterin hat oder wie alt sie ist. Selbst im Internet findet man nicht viele Infos über sie – außer der Info, dass sie zwei Gedichtbände im Eigenverlag herausgebracht hat und über Feminismus, Rassismus, Liebe und Identität schreibt. Waheed scheint jedoch entweder in den USA oder Großbritannien zu leben; ihre Vorfahren stammen aus Afrika, allerdings scheint Waheed selbst nicht dort gelebt zu haben, denn in ihren Gedichten ist oft von Afrika, der Kolonialisation oder auch davon die Rede, dass sie die unbekannte Heimat nicht kennt oder nicht Heimat nennen darf.
Waheeds Gedichte haben eine sehr exotische Zeichensetzung, sie sind sehr reduziert und auf den Punkt. Es gelingt ihr immer wieder, nur mit einer Handvoll Wörtern tiefgehende Weisheiten zu formulieren, die etwas im Leser zum Klingen bringen. Es sind die Art von Lebenswahrheiten, die man sich in ihrer Schönheit und Einfachheit auf den Körper tätowieren lassen möchte.
Umschlag und Titel des Gedichtbandes spiegeln das Wesen der Gedichte sehr gut wider. Da haben wir zum einen das edle Weiß des Umschlages, der weder Werbetext noch Illustration trägt und die Einfachheit der Texte transportiert. Und zum anderen ist da der Titel des Buches: salt – Salz. Ein Gewürz, das auf der einen Seite bitter ist, eine Speise im rechten Maße aber auch erst schmackhaft macht. Und das gilt auch für das Leben.