Rezension zu "Ethopia - Erwachen" von nimroth cynthor
Was wäre, wenn du plötzlich entdecken würdest, dass unentdeckt von der Menschheit und all ihrer Satellitentechnik eine geheime Zivilisation existiert? Ein Volk, das ruhelos auf einer Insel namens Ethopia im Geheimen lebt und auf ihre Retter wartet?
Phil und Laer, ein angehender Lehrer und der andere ein Tolkien-fanatischer Physiker, wissen nicht, was passiert, als es die beide Freunde plötzlich auf eine fremdartige Insel verschlägt. Dort ist alles anders als gewohnt, denn die Ethopier sind eine uralte Zivilisation, die die moderne der restlichen Menschheit ablehnt und alte Traditionen pflegt. Was am Anfang alles als irre Lügen, entpuppt sich für Laer und Phil als das Abenteuer ihres Lebens: sie müssen zu einer Reise aufbrechen, um die geheimnisvolle Festung Bean'Rioch zu finden, denn nur das Volk von dort kann Ethopia vor den kriegerischen Raptoren retten ...
,,Ethopia - Erwachen" von Nimroth Cynthor ist eindeutig schon mal ganz anders als sonstige Fantasy-Bücher. Hm. nein, "ganz anders" passt in diesem Sinne nicht richtig, denn es weist ebenso viele typische Fantasy-Elemente wie ganz neue Erfindungen auf. Hört sich das schon mal vielversprechend an? Dann ist es vielleicht eher etwas für euch, denn ich persönlich musste mich mit sehr gemischten Gefühlen von dem Buch verabschieden ...
Schreibstil und Worldbuilding sind auf jeden Fall gelungen: eine geheime Zivilisation, deren Heimat losgelöst vom Festland durch die Welt treibt, bevölkert von den technikfeindlichen Ethopiern, die sich gerne selbst als Moralapostel und Anstandswauwaus der gesamten Menschheit sehen. Und selbstverständlich - immerhin ist es ja Fantasy - gibt es ein feindliches Volk von reptilienähnlichen Wesen, die Krieg und Ehre in ihrem Glauben über alles andere stellen. Hier schon mal mein erster Kritikpunkt: Fantasy-Bücher zeichnen sich bereits dadurch aus, dass viele fremdartige Namen vorkommen - aber dann sollen sie nicht zu sehr ähnlich klingen! Anakron, Arex, Anthraon, Ancalon, Authur - bei den Raptorennamen bin ich wirklich ständig durcheinandergekommen.
Phil und Laer sind an sich sehr sympathische Protagonisten und machen sich von Anfang an über ihre eigene scheinbar klischeehafte Mission lustig - besonders als sie einem laufenden Baumgeist begegnen, der in Sätzen wie ,,Nicht so hastig!" (Der Herr der Ringe-Zitat) spricht. Der Autor hat nämlich sehr viel mit Zitaten aus Philosophie, Literatur & Co. gearbeitet, was
a) ein ziemlich gutes Stilmittel ist, ABER
b) besonders in den ersten Kapiteln viel zu viel war. Beinah wie eine reine Zitatesammlung.
Die ganzen philosophischen Diskussionen am Anfang kamen mir, ehrlich gesagt, so vor als wäre nur ein Zitat nach dem anderen aufgereiht worden. Der Einstieg in die Welt von Ethopia fiel mir also schwer, neben das Tatsache dass bis auf 3, vielleicht 4 Charaktere die restlichen Figuren alle eindimensional und "farblos" sind. Dafür wurde es aber zum Ende hin umso besser! Immer mehr Aspekte kommen dann auf, die zeigen, dass ,,Ethopia" viel Potenzial für einen Folgeband hätte ...! Aber verraten will ich hier natürlich nichts 😉
Leider hat mir das Buch im Ganzen nicht so sehr gefallen hat, wie ich es mir aus der eigentlich vielversprechenden Mischung aus klassischer Fantasy & zum Nachdenken anregende Tiefsinnigkeit erwartet habe. Die Auserwählte-Helden-gehen-auf-eine-Reise-Storyline ist abenteuerlich und immer wieder aufs Neue verblüffend, doch manch andere Aspekte haben hin und wieder mein Interesse am Buch lahmgelegt. Ich habe wohl zu viele High Fantasy-Romane gelesen und erwarte deswegen von jedem Buch, dass es komplex, vielfältig und mindestens 3 verschiedene Handlungslinien parallel hat. ,,Ethopia - Erwachen" ist ganz okay, würde also mein Schlussfazit lauten.