Wenn man nach dem Roman im Internet sucht, findet man bald Angaben wie etwa, dass "Friedhof der Kuscheltiere" als Kings erfolgreichster Roman gilt. Allein sowas weckt schon mein Interesse, und ich muss dann irgendwann schauen, ob es gerechtfertigt ist.
Fand ich den Film (von 1989) schon als eine der besseren King-Verfilmungen, so muss ich sagen, stellt dieses Buch so einige andere Werke, nicht nur von Stephen King, sondern auch von anderen Autoren, in den Schatten.
King schafft es wie kein Zweiter, eine so gemütliche Atmosphäre aufzubauen, in der man sich sofort wohlfühlt. Dies habe ich schon bei "Es" festgestellt, aber die vorliegende Geschichte übertrifft das noch. Gleichzeitig jedoch lauert hinter den Seiten, noch im Unsichtbaren verborgen aber dennoch spürbar, irgendwo das Grauen. Du WEISST, dass es dort ist, und du weißt auch, dass es irgendwann kommen wird, und dass es mächtiger ist als alle Protagonisten, die du doch so sehr ins Herz geschlossen hast.
Für mich die vielleicht tragendste Rolle spielt nicht etwa der Hauptcharakter, Louis, oder seine Frau oder eines seiner Kinder. Nein, der wichtigste Charakter ist für mich der Nachbar, Jud Crandall. Jud ist der typische alte Kerl, der nette Nachbar, der aber über ein düsteres, geheimes Wissen verfügt. Und mit diesem Wissen beschwört er unbewusst das Verderben auf die Familie, die ihm so ans Herz gewachsen ist, herab.
Wie ich bereits erwähnte, ist die Atmosphäre dieses Buches ohne Beispiel. Bereits am Anfang, wenn Louis sich mit Jud anfreundet und die beiden an einem Spätsommerabend auf der Veranda ein Bier trinken, gefällt mir ungemein. Hier wird eben das Gemütliche, die Idylle beinahe perfekt beschrieben.
Doch langsam und schleichend kommt das Grauen näher. Schon als Jud über die Gegend spricht und welche Gefahren und besondere Orte es gibt, spürt man einen leisen Hauch. Ein tödlicher Unfall und eine anschließende verstörende Traumerscheinung, die vor einem unheimlichen Ort warnt, verdichten das unheimliche Gefühl. Und als schließlich die Straße ein Opfer fordert, zeigt das unsichtbare Böse zum ersten Mal sein schauerliches Gesicht. Denn in den Wäldern, jenseits des Walls, lauert etwas, was die Menschen besser nicht kennen sollten...
Was King in dieser Geschichte absolut verpackt ist die Auseinandersetzung seiner Figuren mit dem Tod. Mehr als einmal ertappte ich mich selbst dabei, dass ich ähnlich wie etwa der Hauptcharakter Louis über dieses Thema nachdachte. Gerade Louis' Handeln mag manchmal auf den ersten Blick seltsam und verrückt wirken, doch wenn man sich mal in seine Lage versetzt, sollte man sich ernsthaft fragen, ob man nicht selbst vielleicht auch ähnlich handeln würde, und das in vielen Fällen. Selbst in den Nebenhandlungen, die King geschickt eingebaut hat. Auch seine Frau Rachel, so verstörend sie manchmal wirkt, hat gewisse Aspekte an sich, die mir ihr Handeln verständlich machen.
Ich persönlich war in der Geschichte richtig gefangen. Es gab hier für mich keinen, aber auch wirklich ABSOLUT keinen Fehler. Ich kann suchen, wo ich will. "Friedhof der Kuscheltiere" ist ein Buch, genau nach meinem Geschmack. King versteht es, das Grauen stets im Hintergrund wirken zu lassen, dies aber so effektiv, dass es so manchen Leser wohl nicht los lässt. Dabei bedient er sich beinahe perfekt bei den alten Meistern, allen voran E.A. Poe und H.P. Lovecraft. Genau wie Poe schafft King es, das Grauen in tierischer Form darzubringen, und doch bildet all dies nur ein Vorgeplänkel für das WAHRE Unheil.
Freunde der blutigen Action werden hier wohl nicht auf ihre Kosten kommen. Hier laufen keine Monster durch die Gegend, die die Protagonisten zerreißen und mit Gedärmen um sich schmeißen. Und doch kann man sagen, dass King es doch auch schafft, ein paar etwas eklige Momente zu verstecken.
Jeder, der auf das subtile Gruseln steht, der sich von einem schleichenden Grauen gerne gefangen nehmen lassen will, dem kann ich dieses Buch wärmstens ans Herz legen. Dieses Werk ist wirklich ganz im Sinne der alten Meister Poe und Lovecraft. Fantastisch.