Ángel Santiesteban

 4,5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Ángel Santiesteban, geboren 1966 in Havanna, ist das literarische Gewissen Kubas. Jahrelang war er der gefeierte Autor seiner Generation und wurde mit allen wichtigen Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet. Nachdem er einen regimekritischen Blog zu schreiben begann, wurde er wiederholt bedroht und schließlich zu einer Haftstrafe verurteilt. 2015 wurde er auf internationalen Druck freigelassen. Im Juli 2021 nahm er an den Protesten gegen die Regierungspolitik teil und lebt seitdem an unterschiedlichen Orten. Santiestebans Texte werden in Kuba seit vielen Jahren nicht mehr publiziert. Zuletzt ist auf Deutsch sein hoch gelobter Erzählband »Wölfe in der Nacht« (2017) erschienen. 2020 wurde er von der Václav Havel Library Foundation mit dem renommierten »Disturbing the Peace Award« ausgezeichnet. 

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ángel Santiesteban

Cover des Buches Wölfe in der Nacht (ISBN: 9783103973082)

Wölfe in der Nacht

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Erschienen am 26.10.2017
Cover des Buches Stadt aus Sand (ISBN: 9783596710058)

Stadt aus Sand

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Erscheint am 28.08.2024

Neue Rezensionen zu Ángel Santiesteban

Cover des Buches Wölfe in der Nacht (ISBN: 9783103973082)
pardens avatar

Rezension zu "Wölfe in der Nacht" von Ángel Santiesteban

Desillusionierend...
pardenvor 7 Monaten

DESILLUSIONIEREND...

Der Erzählungsband »Wölfe in der Nacht« des kubanischen Autors Ángel Santiesteban erzählt von einem anderen Kuba, fern der Postkartenidylle und des scheinbar so karibisch-leichten Lebensflairs: verstörend, eindringlich, hochpolitisch. Unbeirrbar erhebt der Kubaner Ángel Santiesteban seine Stimme gegen Willkür und Unterdrückung. Seine Erzählungen sind durchwebt von eigenen Erfahrungen, ihr Spektrum reicht von phantastisch bis zu erschütternd real: Da verschwindet eine Figur aus ihrem Roman, um der Zensur zu entgehen; eine hungrige Meute Männer zieht im Dunkel der Nacht los, um das Fleisch toter Rinder zu stehlen; inmitten einer ausgelassenen Feier suchen einen Soldaten Erinnerungen an den Angola-Krieg heim. (Verlagsbeschreibung)

Um die Bedeutung des Buches zu unterstreichen, möchte ich hier ausnahmsweise die Informationen zum Autor voranstellen: "Ángel Santiesteban, geboren 1966 in Havanna, ist das literarische Gewissen Kubas. Jahrelang war er der gefeierte Autor seiner Generation und wurde mit allen wichtigen Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet. Nachdem er einen regimekritischen Blog zu schreiben begann, wurde er wiederholt bedroht und schließlich zu einer Haftstrafe verurteilt. Auf Druck des Writers in Prison Committee (WiPC) des PEN International wurde er im Juli 2015 bedingt aus der Haft entlassen, darf aber in Kuba nicht publizieren. 2020 wurde er von der Václav Havel Library Foundation mit dem renommierten »Disturbing the Peace Award« ausgezeichnet." (S. Fischer Verlage)

Entsprechend kritisch, nachdenklich, melancholisch, bedrückend, unbequem muss man sich diese Erzählungen auch vorstellen. In schnörkellosem und direktem Schreibstil legt der Autor den Finger in die Wunde, beschreibt verstörende Lebenswelten und präsentiert ein ums andere Mal eine existentielle Verlorenheit, die teilweise beim Lesen kaum erträglich ist. Armut, Repressalien, Willkür, verlorene Träume, Kriegserlebnisse in Angola, Gefängnisgeschichten sind dabei immer wiederkehrende Themen. Mehr als einmal stellt sich da die Frage: Wann wird der Mensch zum Tier?

Die Erzählungen werden teilweise auf realer Ebene erzählt, teilweise gleiten sie jedoch auch ins Fantastische ab, was die Eindringlichkeit jedoch nicht schmälert. Mehr als einmal überschreitet der Autor dabei die Ekelgrenze in seiner detaillierten Schilderung bestimmter Zustände, und mehr als einmal wollte ich nicht mehr hinschauen. Doch Durchhalten lohnt sich, auch wenn ich dringend empfehle, die Erzählungen nur wohldosiert zu lesen. 

Ein erschütternder Erzählband von einem, der sich den Mund nicht verbieten lässt...


© Parden

Cover des Buches Wölfe in der Nacht (ISBN: 9783103973082)
sabatayn76s avatar

Rezension zu "Wölfe in der Nacht" von Ángel Santiesteban

‚Bis es weh tut.‘
sabatayn76vor 6 Jahren


‚Wie lange muss man geben?‘

‚Bis es weh tut.‘> (Seite 47)

Der kubanische Autor Ángel Santiesteban - einst vom kommunistischen Regime Kubas gefeiert und gefördert, dann der Selbstzensur unterworfen, schließlich verboten und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt - erzählt in ‚Wölfe in der Nacht‘ von Hunger, Polizeiwillkür, Bestechung, Denunziation, Militärdienst, Tod, Gefängnis, Einsamkeit, Geheimpolizei, Folter, Prostitution und Gewalt, aber auch von Kameradschaft, Beistand, Freundschaft, Liebe, Rückhalt, Mitgefühl und Menschlichkeit.

In anspruchsvoller, aber schnörkelloser und klarer Sprache bietet Santiesteban Einblicke ins Leben und die politische Situation in Kuba, vermag es dabei, den Leser zu fesseln und zu bewegen, auch wenn seine bisweilen allzu detaillierten Beschreibungen oft schockieren und dazu führen, dass man sich bei den beschriebenen Grausamkeiten in den Gefängnissen, bei den geschilderten Verhöhnungen, Beleidigungen und Abwertungen angeekelt abwenden möchte.

Santiestebans Erzählungen, die aufgrund des Publikationsverbots in Kuba zu einem großen Teil auf Spanisch unveröffentlicht sind und mit ‚Wölfe in der Nacht‘ erstmals auf Deutsch erschienen, sind durchweg düster und unheilvoll. Santiesteban berichtet hier vom Leben und Überleben in Kuba, wobei er sowohl Alltagssituationen wie den tagtäglichen Hunger und die damit verbundene Verzweiflung der Menschen als auch Ausnahmesituationen wie Gefängnisaufenthalte thematisiert. Eines haben alle Erzählungen gemeinsam: Man liest hier nichts, was man normalerweise mit Kuba assoziiert, sondern erfährt von den dunklen Momenten, von Willkür und Brutalität.

Mich haben diese Geschichten aus literarischer Sicht sehr beeindruckt und emotional sehr aufgewühlt. Ich wünsche ‚Wölfe in der Nacht‘ viele Leser und hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr von Santiesteban lesen darf, der seine Heimat Kuba trotz aller Widrigkeiten nicht verlassen hat und auch nicht verlassen möchte.

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