Die Stierin

Maeve konnte sich befreien - und damit auch der mythischen Maeve Recht verschaffen. Am Ende ist sie frei und selbstbestimmt, ich sehe aber auch Andeutungen, dass die Geschichte in die andere Richtung kippen könnte.

"Was bleibt, ist mein ganzes Leben. Was bleibt, ist jeder Tag, der noch kommt."

Wichtiger Kommentar zum Umgang mit Vergewaltigungen: "Man hätte sie mit Mitleid, mit Gerüchten und abschätzigen Blicken ein zweites Mal in den Schmutz getreten."

Ich finde das Buch hochinteressant, gerade weil es mich immer wieder auch wegstößt und sich mir entzieht. Verwandelt sie Maeve in die mythische Maeve? Wird ihre Umgebung zur Irland?

"Es gibt einen seltsamen Moment, in dem ich das Gefühl habe, mich in zwei Welten und keiner zu befinden"

"In meinem Kopf sind zu viele Bilder, zu viele Stimmen, die mir Geschichten zuwerfen wie Tennisbälle und darauf warten, dass ich sie endlich zurückspiele."

Okay, es hat mich! Ich verstehe immer noch nicht alles, aber ich kann erkennen, dass es anspruchsvoll und gut gemacht ist, dass alles sich fügt - und das begeistert mich!

"Das Wort Vergewaltigung will keine hören, alle seufzen, wenn man es in den Mund nimmt, es ist ein ganz und gar entleertes, ausgeleiertes Wort. Ich nehme es und ändere es. Ich gehe hin und lebe weiter."

"Ich war in mir und doch nicht, irgendetwas stimmte nicht, ich war ich und mir wurde Gewalt angetan."

Eine klare, nüchterne Sprache, die doch eine Geschichte voller (sexueller) Gewalt erzählt. Krähen, Stiere, Käse, Berg - sie alle scheinen Symbole zu sein. Ich weiß noch nicht ganz, wie ich das Buch lesen soll.

"In Beziehungen tötet meist der Schwächere den Stärkeren."

Anspruchsvoll, symbolisch, mystisch. Bin froh, das Buch in einer Leserunde zu lesen, es gibt da sicherlich viel zu deuten. Sexueller Missbrauch, Macht in Beziehungen scheinen zentrale Themen zu sein. "Probleme" habe ich mit dem Chor.

Wie immer ein hochwertiges Büchlein, das der Verlag hier rausgebracht hat. Die Geschichte wird sicherlich auch wieder besonders.