Diese Buchliste wurde erstellt von Daniliesing
Lesenswert: Biografie Leseempfehlungen 2023
Du bist auf der Suche nach lesenswerten Büchern über interessante Persönlichkeiten? Hier findest du ausgewählte Leseempfehlungen von der LovelyBooks-Redaktion mit den besten Biografien. Viel Spaß beim Stöbern!
Unsere Leseempfehlungen
Reinhold Beckmann
Aenne und ihre Brüder
(71)
Erschienen am 31.08.2023
Reinhold Beckmann bereitet das Leben seiner Mutter und deren Familie während des Zweiten Weltkriegs auf. Er erzählt es wie einen historischen Roman, spickt das Buch unauffällig mit historischen Details zur Einordnung und bindet eindrucksvolle Feldpostbriefe ein. Dadurch schafft er eine Atmosphäre, als würde ein Zeitzeuge selbst von seinen Erlebnissen berichten. Es hat mich tief berührt. Und obwohl ich wusste, wie es für Aenne und ihre Brüder endet, hat die Spannung so einen Sog auf mich ausgeübt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich hatte vorher keine Vorstellung von Feldpost und unter welchen Umständen sie geschrieben wurde, dieses Buch hat mich nicht nur schlauer gemacht, sondern mir die Emotionen live gezeigt.
Monika Czernin
Remo Largo – Ein Leben für die Kinder
(0)
Erschienen am 02.11.2023
Der Schweizer Kinderarzt Remo Largo hat in den 1970er Jahren mit seiner Forschung zur psychologischen Entwicklung von Kindern Pionierarbeit geleistet. Seine Bücher über Erziehungsfragen machten ihn international bekannt. Monika Czernin hat zusammen mit Remo Largo verschiedene Buch- und Filmprojekte realisiert. Während der jahrelangen Zusammenarbeit lernte sie ihn kennen und schätzen. Ihre Biografie ist deshalb von Respekt und Sympathie geprägt. Sie beschreibt Remo Largos Lebensweg und seine Forschungsarbeit anschaulich und stets mit Blick auf die jeweilige gesellschaftliche Situation. So entsteht beim Lesen ein umfassendes Bild von diesem außergewöhnlichen Mann und seinem Werk.
Michaela Karl
"Ich brauche einen Liebhaber, der mich am Denken hindert"
(3)
Erschienen am 18.10.2023
Die neuseeländische Schriftstellerin Katherine Mansfield wurde nur 34 Jahre alt. Als Erwachsene lebte sie ein unkonventionelles Künstlerinnenleben in Großbritannien und schuf Werke, die bis heute ihre Leser*innen begeistern. Doch wer war diese widersprüchliche Frau? Michaela Karl hat gründlich recherchiert, sie taucht mit dieser Biografie tief in das Leben der Literatin und in die europäische Kulturgeschichte Anfang des 20. Jahrhunderts ein. Besonders gut gefällt mir, dass Mansfield mit ausführlichen Zitaten aus ihren Texten an vielen Stellen selbst zu Wort kommt. So kann man in diesem Buch gleichzeitig die Autorin, ihr Umfeld und ihr Werk kennen lernen.
Tilman Spreckelsen
Otfried Preußler
(9)
Erschienen am 30.08.2023
Otfried Preußler verknüpfte die Sagen aus seiner böhmischen Heimat mit eigenen Lebenserfahrungen und schuf daraus fesselnde Kinder- und Jugendromane. In seiner lesenswerten Biografie beleuchtet Tilman Spreckelsen das Leben des Schriftstellers, der als junger Mensch Krieg und lange Gefangenschaft erlebt hat. Anhand der Geschichten von der kleinen Hexe, dem Räuber Hotzenplotz oder Krabat erläutert der Biograf, wie Preußler schreibend seine Traumata verarbeitete. Auf der anderen Seite stehen großes Talent, Ehrgeiz und Fleiß, die ihm zu seiner langen Karriere verholfen haben. Mich hat diese anschaulich und empathisch erzählte Lebensgeschichte sehr bewegt und gut unterhalten.
James Bowen
Bob, der Streuner
(973)
Erschienen am 17.05.2013
Als Straßenkater Bob den Musiker James Bowen findet, sind beide in keinem guten Zustand. Bob ist mangelernährt und krank, James auf Entzug und ein Sozialfall, der erst seit Kurzem nicht mehr obdachlos ist und sich als Straßenmusiker durchschlägt. Ein Haustier kann James sich nicht vorstellen – aber da hat man bei Katzen nicht immer ein Mitspracherecht, wie ich selbst bereits erfahren durfte. Und so wird Bob zum Grund für James, endlich an sich und seinem Leben zu arbeiten. Ich bin ein Katzenmensch und allein deswegen habe ich diese Lektüre genossen. Und auch hier wurde mir wieder bestätigt: Katzen sind die besten Haustiere, die man um sich haben kann. Ihre Nähe ist heilsam und das wird uns in dieser Autobiografie eindrucksvoll bewiesen.
Empfohlen für:
Für Leser, die sich für Familiengeschichte und die deutsch-deutsche Vergangenheit interessieren
— TochterAlice
5
Anja Reich
Simone
(65)
Erschienen am 15.08.2023
In diese Reminiszenz an Simone, die Freundin der Autorin, die 1996 Suizid beging, ist einiges an Themen, an Textarten eingeflossen, es ist ein vielseitiges, keineswegs nur trauriges Werk geworden: eine Art Sozialgeschichte der späten DDR bzw. der ersten Jahre nach der Wiedervereinigung bezogen auf die Generation der jungen Erwachsenen, eine Liebeserklärung an die Freundin - und an das Leben und seine Möglichkeiten. Ein kluges und sehr persönliches Buch, ein sehr ungewöhnliches Werk, man könnte es auch ein Lebenswerk nennen, hat Anja Reich auch viel von sich selbst hineingepackt. Eine ausgesprochen lohnenswerte Lektüre für Leser, die nicht vor Extremen in jeder Hinsicht zurückschrecken.
Moutasm Alyounes
Die Wahrheit aus meiner Sicht
(1)
Erschienen am 04.08.2021
Kein Mensch verlässt seine Heimat freiwillig. Auch nicht Moutasm Alyounes, der 2015 aus Syrien nach Deutschland als Geflüchteter kam. In seinem Buch erzählt er "die Wahrheit aus seiner Sicht". Er weiß, dass jede (Flucht)Geschichte anders ist, und dass er über seine Flucht und über das Leben als Asylsuchender in Deutschland nur aus der eigenen Sicht berichten kann. Dieses Buch zu lesen, hat sich für mich gelohnt. Aus erster Hand zu erfahren, was während einer Flucht passiert und welche Gefahren eine Person in Kauf nimmt, um in Freiheit zu leben, war eine sehr lehrreiche und ergreifende Erfahrung.
Yeonmi Park
In Order To Live: A North Korean Girl's Journey to Freedom
(9)
Erschienen am 07.07.2016
Armut, Hunger, Hilflosigkeit: Dass das Leben im autoritären Nordkorea von schwersten Widrigkeiten geprägt ist, ist den meisten Menschen bewusst. Doch wie katastrophal die Zustände tatsächlich sind, erfährt die Welt nur durch die mutigen Berichte derer, denen der Bruch mit und die Flucht aus Nordkorea gelungen ist. Yeonmi Park rekonstruiert in „In Order to Live“ ihre erschütternde Flucht und erzählt von den unzähligen Widerständen, die sie auf ihrem Weg in die Freiheit überwinden musste. Eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Judith Hermann
Wir hätten uns alles gesagt
(65)
Erschienen am 15.03.2023
Judith Hermann ist hier eine wunderbare Darstellung ihres eigenen Kosmos gelungen, ohne sich einem literarischen Genre zuzuordnen. Denn es ist viel, viel mehr als das: es ist Poesie, Roman, Drama und über diese drei grundlegenden Kategorien hinweg noch Biographie (ob nun wahr oder fiktiv oder ein bisschen von beidem) und auch eine Art Sachbuch in Einem. Sie schreibt mehr über Trauriges, Unvollständiges, Unperfektes und Mangelhaftes als über Fröhliches, Optimistisches, Erbauliches und Zuversichtliches, dennoch wirkt es aufbauend und zuversichtlich auf mich in der Art, in der sie es darstellt: schwierige Familienverhältnisse, Beziehungen, Arbeitssituationen und andere Lebenslagen sind dazu da, das Beste aus ihnen zu machen bzw. auf eine Art einen Mehrwert für sich, für die Zukunft, aber auch für die Vergangenheit daraus zu schöpfen.
Angelika Schrobsdorff
"Du bist nicht so wie andre Mütter"
(59)
Erschienen am 11.11.2016
Als junge Frau aus bürgerlichem jüdischem Haus erlebt die Mutter der Autorin Else Kirchner in den 1920er Jahren eine wilde Zeit im Berliner Künstlermilieu. 1927 ist Else zum zweiten Mal verheiratet und hat drei Kinder von drei verschiedenen Vätern. Vor den Nazis flieht sie 1939 mit ihren Töchtern nach Bulgarien. Angelika Schrobsdorff beschreibt das Leben ihrer Mutter so anschaulich, als sei sie von Anfang an dabei gewesen. Sie hat die Details von Freund*innen der Familie erfragt, aber wie sie sich auch hinein f ü h l t, finde ich bemerkenswert. Es ist ein ehrlicher, manchmal schonungsloser, immer menschlicher Roman, der mich noch lange Zeit beschäftigt hat. Eins meiner Lieblingsbücher.