Lesenswert: Comic, Graphic Novel und Manga Leseempfehlungen 2022

Disney bringt den Klassiker gepaart mit seinen Allstars in die Moderne und lädt als Comic schon die Kleinsten zum Mitlesen ein. Dabei hat mich die Geschichte besonders mit den wunderbaren, bunten Bildern berührt. Während die Kleinsten vor allem an den Disneyfiguren Freude haben, ist es für die Erwachsenen die Botschaft dahinter. Denn Mickey & Goofy stellen unterschwellig die Frage, wie oft du wirklich im Moment lebst und dein Leben genießt. Vom kleinen Mäuseprinz können wir auf eine kindliche, unschuldige Art lernen, was wirklich zählt: Lebe den Moment, genieße und öffne dein Herz für das, was dir begegnet. Fazit: Eine süße Disney-Adaption vom kleinen Prinz, die auf allen Ebenen unterhält und berührt.

Du liebst Bücher? Dann solltest du dir diesen Comic von Debbie Tung unbedingt genauer ansehen. Die Autorin von "Quiet Girl" zeigt uns in "Book Love", was es heißt, eine wahre Buchliebhaberin zu sein. Wenn man selbst Bücher liebt und sich einer guter Teil des eigenen Lebens darum dreht, wird man sich in vielen der geschilderten Situationen wirklich wiedererkennen. Die Zeichnungen sind wirklich süß und immer wieder muss man schmunzeln oder lachen, wenn man sich selbst wiedererkennt. Kein Geld für Essen mehr, aber trotzdem wieder einen neuen Bücherstapel kaufen? Na klar! Ein Buch aus der Bibliothek ausgeliehen und im Anschluss neu gekauft, weil es so toll war? Was sonst? Solche und sehr viele andere Momente aus dem Leben eines Bücherwurms werdet ihr in diesen Comics finden.

Dieser neue Superman ist perfekt, als ein erster Einstieg in die Superhelden- und Comicwelt. Es braucht kein Vorwissen, obwohl hier auch mit dem Auftauchen von Damian Wayne - Jons bestem Freund - eine Brücke zur Vorgängerreihe Super Sons geschlagen wird. Im Zentrum steht hier aber klar Jon, der nun in die Fußstapfen seines Vaters, dem ursprünglichen Superman, tritt. So gilt es Zweifel zu überwinden, Mut zu zeigen und sich den Problematiken der Identität als Superheld zu stellen. Aber auch die erste Liebe kann ganz schön für Verwirrung sorgen. Ein Comic mit grandiosen Zeichnungen, einer zart aufkeimenden Liebe, und einem Kampf gegen die Diktatur und deren Folgen. Jon ist mehr als nur Superman.

Yatora, ein Oberschüler mit 1er-Zeugnis, strebt zur Freude seiner Eltern und Hochachtung seiner Freunde eine vernünftige Zukunft mit zweckmäßigem Job an. Was Yatora selbst will, weiß er aber nicht. Das ändert sich, als er das Ölgemälde einer Mitschülerin sieht. Von Faszination erfüllt, stürzt er sich euphorisch in die Welt der Kunst. Durch die sympathischen Figuren legt der Manga auf empathische Weise die Höhen und Tiefen des Kunsthandwerks offen und ersetzt gezielt kunstkritische Gedanken wie „Das kann ich doch auch malen!“ mit warmer Wertschätzung. Schon nach wenigen Kapiteln war ich von Yatoras Geschichte so berührt, dass ich gleich selbst den Pinsel in die Hand genommen habe!

Stimmungsvoll, durchdacht und dynamisch sind die Zeichnungen selbst in den Farben unheimlich gut aufeinander abgestimmt und geben in einer spannenden Story tolle Einblicke in 'Den Dunklen'. Hier lernen Leser*innen ihn wirklich kennen und können nachvollziehen, wie er zu dem wurde, der er später ist. Als Junge noch still und nett, wenn auch von Angst geplagt, ist es tragisch, wie er aufwuchs und wie sehr er seine Identität verschleiern musste. Der Blick auf das, was hätte sein können, wenn dieser entscheidende Moment anders gelaufen wäre, gibt dem Ganzen auch nachfolgend viel Tiefe und kann vor allem nachvollziehbar aufzeigen, wieso er so handelt.

Was zunächst wie ein klassischer Shonen wirkt, entwickelt sich zu einer einmaligen Geschichte, in der sich nicht Gut und Böse gegenüberstehen, sondern graue Fronten aufeinandertreffen. Sowohl Haupt- als auch Nebencharaktere sind vielschichtig und menschlich, was zu engen, manchmal sogar unerwarteten emotionalen Bindungen zwischen mir und dem Cast geführt hat. Der sich immer weiterentwickelnde Zeichenstil der Mangaka ähnelt dem von Death Note-Zeichner Takeshi Obata und sticht durch seine Dynamik und Liebe fürs Detail hervor.

Geschichten, die Selbstvertrauen schenken, gibt es viele. Dass trotzdem jede weitere ein wahres Geschenk sein kann, zeigt Cece Bell mit ihrem autobiographischen Comic. Die Zeichnungen treffen den perfekten Ton zwischen nüchtern und dennoch so etwas wie augenzwinkernd. Cece verwandelt sich nicht plötzlich zur Superheldin – auch wenn es schön wäre, einfach mal in eine andere Haut schlüpfen zu können, oder? Sie möchte doch nur wahre Freundschaft finden, und dieser Comic hat mir das Gefühl gegeben, die beste Freundin gefunden zu haben, die Cece sucht. Kann ich sie bitte einmal drücken?

Alice Oseman ist als Jugendbuchautorin bereits längere Zeit sehr beliebt und begeistert mit ihren authentischen Geschichten. Als ich von Heartstopper hörte, wollte ich deshalb sehr gerne auch eine Graphic Novel von ihr lesen. Das Buch erzählt die Geschichte von Charlie, von dem alle wissen, dass er schwul ist, und von Nick, dem erst durch die Freundschaft zu Charlie klar wird, dass ihm Jungen und Mädchen gefallen. Alice Oseman ist hier eine wirklich süße Liebesgeschichte gelungen, die beim Lesen richtig mitfiebern lässt und daran erinnert, wie besonders es ist, in dem Alter so richtig verliebt zu sein. Auch die Netflix-Serie lohnt sich zusätzlich zum Buch sehr.

Seit ich der Graphic Novel als Erzählform begegnet bin, war ich fasziniert davon, wie sie als etwas, das eigentlich als lustig und leicht gilt, tiefe Themen auf eine neue Weise verarbeitet. Auch wenn meine Eltern nicht zu den “Boat people” gehören, bin ich doch grundsätzlich auf alles neugierig, das aus der Feder vietnamesischer Autor*innen stammt. Die Perspektive saugt uns förmlich hinein und die Geschichte ist nicht nur aus literaturwissenschaftlicher Sicht spannend zu analysieren – vor allem aber möchte ich danach erst einmal meine Familie ganz fest umarmen.

Vor "BL Metamorphosen - Geheimnis einer Freundschaft 1" hatte ich noch nie einen Manga gelesen und wusste nicht, was mich wohl erwarten würde. Die Geschichte der sich langsam anbahnenden Freundschaft zwischen der 75-jährigen Yuki und der jungen Manga-Verkäuferin Urara ist liebenswert erzählt und gibt Einblick in beider Leben. Schnell merkte ich, dass Alter kein Hindernis sein muss, wenn zwei Menschen sich für ähnliche Dinge begeistern können. Dass hier ausgerechnet Mangas des Genres "Boy Love" als Brücke zwischen zwei Frauengenerationen dienen, macht die Story besonders liebenswert und sorgt für den ein oder anderen Schmunzler.