Lesenswert: Comic, Graphic Novel und Manga Leseempfehlungen 2024 / 2025

Wir alle kennen Faust. Die meisten von uns haben sich zu irgendeinem Punkt ihrer Schulkarriere durch diese Lektüre gequält. Für viele von uns nicht besonders spannend. Doch ich kann euch versprechen: Hier habt ihr eine Adaption, die tatsächlich spannend ist! Einerseits ist da die wunderschöne Illustration, die mich einfach baff zurückgelassen hat. Auch hat sich Nele Heaslip einen spannenden Twist überlegt: Hier spielt Faust gleichzeitig in Gegenwart, Mittelalter und im Nationalsozialismus – und beweist damit, wie zeitlos dieser Stoff doch ist! Das ermöglicht es, Goethes Text nochmal ganz anders wahrzunehmen. Eine spannende Graphic Novel, geeignet für ein breites Publikum. Ich kann es kaum erwarten, dass der nächste Teil erscheint!

Ein zugleich schöner, wie auch in Teilen trauriger Manga. In der Geschichte steckt so viel an Gefühlen und Gedanken. Naho hält viel zurück, versucht niemandem zur Last zu fallen und dabei auch noch einem Brief von sich selbst aus der Zukunft zu folgen. Es ist nicht leicht, ein Leben ohne Reue zu führen, gerade das muss sie feststellen, als sie versucht Dinge zu ändern, die ihr zukünftiges Ich bedauert. Es bleibt die Frage: Wie viel Einfluss haben diese kleinen Änderungen auf die Zukunft? Kann Naho verhindern, was passieren wird? Fesselnd und ruhig, schön aus dem Alltag heraus, dabei nie langweilig und sehr faszinierend. Welche Last kann man tragen, wie viel Einfluss haben unsere Entscheidungen auf andere? Es geht um großen Fragen, ist aber nicht überladen oder anstrengend.

Eine erstklassige, witzige Story, in der Damian mit dem Tod von Pennyworth klar kommen muss, versucht seinen Weg zu finden und natürlich an einem tödlichen Turnier teilnimmt. Hier lernt man ganz neue Seiten von Damian und seinem eher versteckten Gefühlsleben kennen, aber auch die Beziehungen zum Rest der Bat-Family werden beleuchtet. Auf dem Turnier selbst geht es heiß her, mit vielen eher kurzen und teils blutigen Kämpfen und sehr spannenden anderen Charakteren, von denen man unbedingt mehr wissen will. Das eher fiese Ende, macht natürlich noch neugieriger. Die Spannung bleibt konstant auf einem hohen Level, bei genialen Zeichnungen und perfekt dazu abgestimmter Koloration.

Wer die scharfsinnigen Krimis rund um den Meisterdenker Hercule Poirot mag, findet mit der Comic-Adaption des Krimiklassikers „Tod auf dem Nil“ die perfekte Lektüre. Isabell Bottier und Callixte verstehen es gekonnt, die Romanvorlage von Agatha Christie ansprechend, eindrucksvoll und spannend als Comic zu inszenieren. Nicht zu verspielt und doch detailreich werden die Betrachter*innen angenehm zügig in die Geschichte samt ihres exotischen Spielorts hineingezogen. Dabei entwickeln die Dynamik der Protagonist*innen und der unerwartete Verlauf durch die Bildsprache eine ganz eigene erzählerische Fliehkraft, wenn man den Meisterdetektiv dabei beobachtet, wie er den Fall knackt.

Ein wirklich wundervoller Manga, in dem nicht nur der Sport, sondern auch Gefühle ihren Platz haben. Das Schöne ist, dass er dennoch nicht zu sehr in die Romance-Ecke abdriftet, sondern ganz natürlich aus dem Leben heraus erzählt wird. Taiki ist zwar sehr in Chinatsu verliebt – wird aber schon bald von den Müttern der beiden ziemlich überrumpelt. Eine süße und witzige Story, die einfach Spaß macht. Es gibt etwas zu lachen, was fürs Herz und kleine, nicht dramatische Missverständnisse. Außerdem kommt die Botschaft ganz klar rüber: Man kann alles erreichen, wenn man übt und an sich glaubt. Und genau das tun beide – sie geben alles für ihre Träume.

Es ist ein Glücksfall, dass der Splitter-Verlag die französische Grapic Novel Reihe „Sie machten Geschichte“ seit kurzem sukzessiv in deutscher Übersetzung herausgibt. Aus dem bisher erschienen Reigen fiel meine Wahl zunächst auf das Leben von Julius Cäsar. Andrea Meloni gibt den Zeichnungen detailreich die nötige Rauheit und Authentizität jener Zeit und Vorgänge. Hierbei ziehen die Texte von Mathieu Gabella und Giusto Traina die geneigten Leser*innen und Betrachter*innen fast schon staccatoartig in ihren Bann. So berauschend das Tempo der Erzählung so gemäldeartig sind die Illustrationen. Die Erzähldichte ist jedoch nichts für Einsteiger. Eine hilfreiche Zusammenfassung der Ereignisse schließt sich jedoch ergänzend der Graphic Novel an.

Ein Manga mit viel Humor, niedlich naiv-verpeiltem Protagonisten und einigen Chat-Floskeln. Hier vermischt sich das Real Life beider Charaktere mit ihrem Online-Leben. Man kann wunderbar sehen, wie verschieden ein Mensch rüberkommt, je nach dem ob man ihm online oder im echten Leben begegnet, selbst wenn dieser sich online nicht verstellt. So kommt es natürlich zu einigen Überraschungen, Missverständnissen und viel Spaß und Humor zwischen den Seiten. Der Manga kann gut für sich alleine stehen und wirkt schön abgeschlossen, auch wenn es mittlerweile zwei Folgebände gibt. Man kann die Story also sehr gut lesen, wenn man keine Serien mag. Außerdem hat er die Länge von zwei normalen Mangas.

Die Geschichte entführt uns in das Prag der Jahre 1911 und 1912, wo sich Albert Einstein und Franz Kafka zeitgleich aufhalten und zumindest bei einer Veranstaltung aufeinander treffen. Das spinnt Ken Krimstein (seit 2011 Cartoonist bei „The New Yorker“) in der großartigen Graphic Novel fantasievoll weiter. Das Ergebnis: eine bildstarke Mischung aus Wissenschaft, Wunderland und Weltliteratur, in der auch Personen wie Egon Erwin Kisch oder Mileva Maric auftauchen und Kafka mal als Mond, mal als Grinsekatze zu entdecken ist. Witzig, raffiniert und toll recherchiert – diese Graphic Novel ist ein Genuss für alle, die Freude an Sprache, Wissen und originellen Zeichnungen haben. Ich bin begeistert.

Ein Manga mit Sachbuchcharakter, bei dem trotzdem das Gefühl, eine Geschichte zu lesen, vorhanden ist – eine tolle Mischung aus beidem. Im Manga erlebt man Beethoven von seiner Geburt bis zu seinem Tod, mit allem Leid und aller Freude. Die Anfänge seiner Musik, wie gerade diese nach dem Tod des Großvaters überschattet werden, sterbende Angehörige und seine schleichende Ertaubung. Beethoven hatte viel zu erdulden, und auch in der Liebe war er nicht vom Glück verfolgt. Trotzdem gab ihm die Musik so viel Freude und Freiheit. Hat man diesen Manga gelesen, will man am liebsten noch tiefer in Beethovens Geschichte einsteigen. Eine tolle Umsetzung mit viel Wissen – und auch für Kinder wunderbar geeignet!

Ein Manga voller Humor und Liebenswürdigkeit, der auch in den Folgebänden noch einiges für uns bereithält. Hier kommt nichts zu kurz, von sehr unterschiedlichen bis recht verrückten Charakteren, sehr viel Humor, aber auch Ernsthaftigkeit und Spannung. In Band 1 hat man einen tollen Einstieg um alle Prinzen und Professor Heine selbst besser kennenzulernen. Viel erfährt man vor allem über den Professor noch nicht, doch gerade das macht auch ein wenig den Reiz aus. In der Story bleibt mit Blick auf die ganze Reihe genug Platz für Charakterentwicklung und Offenbarungen. Aber auch die Beziehungen untereinander werden beleuchtet und der Comedy Teil nicht vernachlässigt. Dennoch trägt dieser Anteil nie zu sehr auf, da viel auch über die spezielleren Eigenheiten der Prinzen und des Lehrers Größe transportiert wird. Hier kann man lange dran bleiben und hat durchgehend Spaß.