Lesenswert: Jugendbuch Leseempfehlungen 2022

Nora wacht draußen auf; ein Klassenkamerad hatte sexuellen Mißbrauch durch drei Typen an ihr verhindert. Sie würde das gern ignorieren, aber ihre Freundin Cam lässt ihr keine Ruhe. Als klar wird, dass mindestens einer der Jungs – Studenten – zu Noras Vater eine enge Bindung hat, kann sie nicht mehr wegsehen. Dass eine Familie sich entscheiden muss, zu wem sie steht, kann überall und in jedem Kontext passieren. Autorin Natasha Friend unterstreicht durch ihren eindringlichen, entlarvenden Stil und ihre deutliche Sprache, dass man sich dem nur durch Mut, Offenheit und Zusammenhalt stellen kann.

Bevor ich dieses Buch gelesen habe, hätte ich mich gar nicht unbedingt als Fan von Regency Romance bezeichnet. Danach bin ich allerdings so richtig auf den Geschmack gekommen und mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Buch nicht noch länger ist. Gebt mir mehr von dieser Reihe, ich will alles von der Autorin lesen! Wer wissen möchte, wie sich Theodora als Debütantin schlägt, während Verwandte und Bekannte wohlwollend versuchen einzugreifen, kommt hier auf vollste Kosten. Beim Lesen habe ich viel geschmunzelt, wurde aber auch unerwartet nachdenklich gestimmt. Lest selbst und lasst euch überraschen!

Manchmal hat es mir das Herz zerrissen, dieses Buch zu lesen. Es wird mitunter beschrieben, wie schwer es für die junge Jemma ist, den Alltag und Vorurteile zu bewältigen. Sie ist vollständig gelähmt aber in der Lage deutliche Gedanken zu fassen und zwar Gedanken, die auch ihrem Alter entsprechen. Ich glaube dieses Jugendbuch ist sowohl für junge Leute, als auch für Erwachsene hilfreich, um sich, so gut es eben möglich ist, in die Lage einer eingeschränkten Person zu versetzen. Es ist aber auch spannend, mit einem schrecklichen Geheimnis und der hilflosen Jemma, die als einzige Bescheid weiß und nur noch auf ein Wunder hoffen kann...

Wegen häuslicher Probleme wird die 17-jährige Leah in ein Internat im Nirgendwo abgeschoben. Trotzig fügt sie sich in ihr Schicksal. Das Verschwinden eines Mädchens, das seltsame Verhalten ihrer Mitbewohnerin und eine alte Legende lassen Leah jedoch nicht los. Sie muss wissen, was damals passiert ist. In diesem Jugendthriller kann man wirklich niemandem trauen. Hanna Bergmann liefert unterschwellige, fesselnde Spannung und eine düstere, beinah klaustrophobische Stimmung. Immer wenn man meint, man hätte des Rätsels Lösung, ist alles doch ganz anders. Es lauern einige menschliche Abgründe. Nebenbei muss Leah noch ihre ganz eigenen Dämonen überwinden. Eine außergewöhnliche Protagonistin!

Nach einer normalen Viruserkrankung wurde Alice nicht mehr gesund. Sie kann nicht mehr in die Schule gehen, nicht mehr im Meer schwimmen, sich nicht mal ohne Hilfe waschen. Nur durch die Videostreams anderer Menschen kann sie am Leben außerhalb ihres Zimmers teilhaben. Sarah Ann Juckers beschreibt hier mit Fingerspitzengefühl ein Leben mit einer chronischen Krankheit, ohne zu beschönigen. Die Beschreibungen sind dabei auch für gesunde Menschen nachvollziehbar und machen Phänomene wie Brainfog greifbar. Dieses Buch ist berührend und lässt auch nach dem Lesen nicht mehr los.

Ich habe es gewagt, ein Buch nach dem Aussehen zu beurteilen, und wurde nicht enttäuscht. Eigentlich hatte ich bloß gehofft, dass der Inhalt hält, was das Cover verspricht, und es war sogar mehr als das. So geschickt, wie Maia mit Stoff und Schere umgeht, verwebt Elizabeth Lim Mythologie und einen Hauch von Magie. Entstanden ist ein modernes Märchen, weniger im romantischen Sinne, sondern grimmig wie die Märchen der Gebrüder Grimm. Eine faszinierende Welt, von der ich unbedingt noch mehr lesen möchte.

Die Schuld mit der Juniper leben muss, nachdem eine fehlende Impfung schwere Folgen hat, hat mich stark beschäftigt. Was geschieht, wenn man erkennt, dass man die Ansichten der Hippie-Eltern nicht länger hinnehmen kann? Das zeigt die mutige, und meiner Meinung nach heldenhafte Juniper in diesem angenehm lesbaren Jugendbuch und beschließt: Sie will sich gegen den Willen der Eltern impfen lassen! Ihr harter Kampf für die Selbstbestimmung über ihren Körper hat mich beeindruckt. Marisa Reichardt weist auf packende Weise auf die körperlichen und gesellschaftlichen Folgen beim Fehlen einer lebenswichtigen Impfung hin und hat mich von der ersten Seite an überzeugt.

"Faceless" hat mich zunächst wegen seines schlichten, aber zugleich sehr aussagekräftigen Covers neugierig gemacht. Als ich erfahren habe, dass es in dem Buch um ein junges Mädchen geht, dessen Gesicht bei einem Unfall zerstört wird und das daraufhin eine Transplantation erhält, dachte ich mir schon, dass das kein leichtes Thema wird. Der Autorin gelingt es unglaublich einfühlsam, die Gedanken und Gefühle der Hauptfigur Maisie in dieser unvorstellbaren Situation darzustellen. Schmerz, Wut, Angst ... aber auch Hoffnung? Für mich war es ein einmaliges Leseerlebnis, Maisie in ihr "neues" Leben zu begleiten und zudem mehr über die medizinischen Hintergründe einer solchen Verletzung und Operation zu erfahren. Bewegend!

Lustig und herzlich erzählt dieses Jugendbuch von Izumi, die als neue Prinzessin am japanischen Kaiserhof in ein Fettnäpfchen nach dem anderen tritt, worüber die japanische Klatschpresse gnadenlos aber unterhaltsam berichtet. Neben wissenswerten Fakten über Japan und die japanische Küche - die sich echt lecker anhört! - bekam ich auch ein Bild vom Leben einer Prinzessin, das nicht so traumhaft ist, wie man es sich als Kind immer vorgestellt hat. Natürlich durfte eine kleine Liebesgeschichte nicht fehlen. Wem das Herz bei romantischen Leibwächter-Prinzessin-Liebesgeschichten aufgeht, macht mit dieser Buchwahl alles richtig.

Lara Jeans kostbarster Besitz sind ihre Briefe, die sie in einer Hutschachtel aufbewahrt. Und beim Lesen habe ich mir gewünscht, dass andere genauso sorgsam mit ihr umgehen wie sie mit ihren Sachen. Abends bleibt sie lieber zu Hause und ordnet ihren Schrank. Sie schreibt Briefe, um sich von Schwärmereien zu befreien. Kennen wir nicht auch das Gefühl der verzehrenden Liebe, wenn man bei jedem Lied an jemanden denken muss? Eine alltägliche Welt, der dafür ein besonderer Zauber innewohnt und in die ich mich von der ersten Seite an verliebt habe.