Lesenswert: Krimi und Thriller Leseempfehlungen 2022

Mit diesem Buch hat meine Sucht nach dieser kulinarischen Serie um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer angefangen. Seitdem bin ich der größte Fan Kieffers! Alles hier ist einfach perfekt beschrieben: die Umgebung (die Altstadt der Hauptstadt), der Alltag der Figuren (vor allem im Restaurant), der Mordfall (spannend!) und der Humor (vor allem die Auftritte des maradonamäßigen argentinischen Kochs Esteban). Ach so, und die Teufelsfrucht, darum geht es hier eigentlich... Ich sage nur: Es geht um einen kulinarischen Skandal. Um wenn es ums Essen geht, geht es uns alle an, oder? Also bitte lesen!

Neun Gäste verweilen derzeit in Mallowan Hall, dem Anwesen Agatha Christies. Einer von ihnen liegt nun ermordet vor Haushälterin Phyllida Bright in der Bibliothek, erstochen mit einem Füllfederhalter. Die Polizei wirkt nicht sehr engagiert. Da beschließt die Verehrerin von Hercule Poirot, den Ermittlern etwas unter die Arme zu greifen. Schließlich ist es ihr Haushalt und als Krimileserin kennt sie sich bestens mit Morduntersuchungen aus. Einfach köstlich, wie Phyllida entschlossen, scharfsinnig und durchsetzungsstark an den Fall herangeht. Miss Marple wäre stolz auf sie. In meinem Kopf lief die Handlung in schwarz-weiß ab und so sehr ich mich bemühte, alle Hinweise mitzubekommen, war die Auflösung - ganz klassisch im Kreis der Verdächtigen - eine Überraschung. Mit Colleen Cambridge hat Christie eine würdige Nachfolgerin.

Durch die persönliche Involvierung Tempes ist "Kalte, kalte Knochen" spannend, auch wenn der Täter für die/ den Leser*in geradezu offensichtlich ist. Tempes forensisches Können und Fachwissen stehen weniger im Mittelpunkt. Es gilt vielmehr den kriminalistischen Zusammenhang der Leichen und insbesondere das Motiv des mutmaßlichen Serienmörders zu erkennen. Durch Tempes Selbstgespräche, Gedanken und sarkastische Kommentare ist die Geschichte gewohnt unterhaltsam. Die Mini-Cliffhanger am Ende der Kapitel tragen zur Dynamik und Spannung bei.

„Der Mann in den Dünen“ ist der neunte Teil der Reihe, allerdings kann man ohne Vorkenntnisse zu jedem Band einsteigen. Ich selbst bin bei Band 6 eingestiegen und seither dran geblieben. Alle Bücher der Reihe lassen sich leicht und schnell lesen und drehen sich um die sympathische Inselkommissarin Lena Lorenzen, die bedacht und mit viel Polizeiarbeit ihre Fälle löst. Die Fälle sind alle spannend angelegt und es macht viel Spaß mitzurätseln. Und das Setting an der Nordsee macht alle Meer-Liebhaber*innen sowieso glücklich.

Der Thriller ist atmosphärisch und düster und erhält durch die Rauhnächte einen mythischen Gruselfaktor. Auch wenn frühzeitig zu erahnen ist, wie die jährlichen Unglücksfälle, bei denen Männer - Touristen und Dorfbewohner gleichermaßen - ums Leben kommen und die Fälle der verschwunden und vergewaltigten Frauen zusammenhängen, ist der Roman spannend, denn die einzelnen Details, bei denen sich Abgründe über die Geschichte und Einwohner des Dorfs auftun, werden erst schrittweise offenbart.

Jörg Maurer ist einer meiner Lieblingsautoren überhaupt, und sein Kommissar Hubertus Jennerwein eine meiner Lieblingsfiguren. Ich habe deswegen alle Bücher der Reihe gelesen! Immer wieder hat Maurer es geschafft, mich zu überraschen. Jeder neue Fall ist nicht nur für Jennerwein und sein Team (auch erstklassige Romanfiguren) ein echtes Abenteuer, sondern auch für Fans wie mich. Dieser letzte Fall aber hat alle meine Vorstellungen und Erwartungen weit übertroffen. Was da passiert, ist nicht nur einfach unglaublich, es ist fantastischsciencefictionmässig unglaublich! Glaubt mir. Es ist wirklich so.

Als sie Kinder waren, ist die beste Freundin von Lizzie bei einem tragischen Unfall gestorben - aber war es wirklich ein Unfall? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Geschichte. Die Leser*innen erwarten subtile Spannung, die sich immer mehr steigert, Zeitenwechsel zwischen damals und heute und unvorhergesehene Wendungen, die in einen Showdown gipfeln, der es in sich hat. Ich bin immer begeistert, wenn Autor*innen es schaffen, bei der großen Menge an Büchern, die es schon gibt, eine neue und besondere Geschichte zu entwickeln - und das ist Lesley Kara definitiv gelungen.

Willkommen an Bord einer aberwitzigen Zugfahrt, die garantiert keine gewöhnliche ist. Unglaublich, wie viel Spannung man in einem Zug erleben kann! Obwohl es kein klassischer Thriller sein mag, hatte ich bei aller Komik durchgehend Gänsehaut, und der subtile Grusel hat mich mehr beeindruckt als bei der grelleren Verfilmung. Mich hat es bis tief in die Nacht wachgehalten, weil ich wissen musste, wie es weitergeht, obwohl wir eigentlich jederzeit wissen, wo der Koffer ist, dem alle hinterherjagen. Gut möglich, dass die nächste Zugfahrt nun mit anderen Augen gesehen wird!

Gute Küstenkrimis gibt es fast so viel wie Sand am Meer. Meine eindeutige Lieblingsreihe ist aber unangefochten die „Nordlicht“-Reihe von Anette Hinrichs. Darin arbeiten der dänische Ermittler Rasmus und die deutsche Kommissarin Vibeke gemeinsam an Fällen, die die Grenzregion an der Küste betreffen. Die Bücher haben mich mit spannenden Charakteren, aktuellen Themen und viel Polizeiarbeit begeistert. Bisher haben mich alle vier Bände restlos überzeugt und ich hoffe ganz gespannt, dass auch nächstes Jahr wieder ein neues Buch erscheint.

Die Handlung in „Ihr Königreich“ entwickelt sich langsam, aber zieht einen dabei immer tiefer in das Leben des Protagonisten und das Dorf, in dem er lebt, hinein. Ich sah beim Lesen den Handlungsort bildlich vor mir und hatte eine beständige Gänsehaut gefüttert durch eine unheilvolle Vorahnung. Es ist eine Geschichte, die Narben einer düsteren Vergangenheit aufdeckt und dabei die spannende Dynamik innerhalb einer Kleinstadt erfasst. Sie erzählt von Manipulation, Loyalität, Schuld und Geheimnissen, die immer tiefere Gräben schlagen. Und ließ mich schlussendlich mit einem Schauer zurück …