Juden in der Literatur
Man kann nicht ans Judentum denken, ohne dabei an den Holocaust erinnert zu werden. Was Juden zur Zeit des Nationalsozialismus angetan wurde, ist und bleibt der schlimmste Völkermord in der jüngeren Geschichte. Damit dieses schreckliche Kapitel nicht in Vergessenheit gerät, ist es wichtig sich vor allem mittels Literatur immer wieder daran zu erinnern. Dass modernes Judentum allerdings nicht nur von Erinnerungen an die Shoa geprägt ist, beweisen immer wieder Neuerscheinungen jüdischer Erzähler. Sie zeichnen ein positives und herzliches Bild von jüdischen Gemeinschaften und bereiten uns große Freude beim Lesen. Wir stellen euch in dieser Liste sowohl Bücher vor, die den Holocaust aufarbeiten als auch Bücher, die jüdische Herzlichkeit lesbar machen.
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Jüdische Bücher, die uns gefallen
Er ist Amir, Sozialarbeiter in Westjerusalem, und pflegt den gelähmten 19-jährigen Jonathan. Er will "so sein wie sie", das ist sein sehnlichster Wunsch. Sie, das sind die jüdischen Israelis, die sich mit einer Selbstverständlichkeit in einem Land bewegen, das ihm, dem arabischen Israeli, die Zugehörigkeit so schwer macht. Er will Künstler sein, frei sein, ohne argwöhnischen Blicken ausgesetzt zu sein. So beschließt er, ein anderer zu werden. Du bist Rechtsanwalt und lebst mit Frau und Kindern in Jerusalem. Du bist erfolgreich, angesehen und willst auch "so sein wie sie". Du bist getrieben von dem Verlangen, der eigenen arabischen Vergangenheit mit schnellen Autos, teurer Kleidung, Wein , Sushi zu entkommen. Doch dein Leben bricht auseinander, als du auf das Zeugnis einer vermeintlichen Affäre deiner Frau triffst. Du bist rasend eifersüchtig, und deine Fassade, die Maske deiner Identität, löst sich auf. Du verlierst die Kontrolle und hast nur noch ein Ziel: den anderen zu finden. In seinem neuen Roman Zweite Person Singular erzählt Sayed Kashua die Geschichte zweier arabischer Israelis, die mit aller Macht versuchen, ihre Fremdheit in der Mehrheitskultur, aber auch die gegenüber der in ihren Augen rückständigen arabischen Kultur, durch eine neue Identität zu überwinden. Sie suchen ihr Heil in den Versprechungen der Popkultur und des westlichen Individualismus, nach denen alles möglich scheint, doch sind damit in dem tief zerrissenen Land zum Scheitern verurteilt.
Mehr zum BuchSayed Kashua
Zweite Person Singular
(7)
Erschienen am 05.04.2011
Sayed Kashua hat sich längst mit seinen tiefgründigen Geschichten, die sich oftmals um den arabisch-jüdischen Konflikt in Israel drehen, einen Namen gemacht. Auch mit "Zweite Person Singular" erschafft er wieder einmal eine berührende Geschichte. Es geht um 2 arabische Israelis, die sich nichts sehnlicher wünschen, als ihre arabische Identität abzulegen um so zu werden wie ihre jüdischen Freunde. Äußerst kunstvoll und gekonnt verwebt der Autor beide Perspektiven der jungen Männer und erzählt sensibel von der Identitätskrise der beiden. Von großen Hoffnungen und geplatzten Träumen, von der Suche nach einem richtigen Platz im Leben. "Zweite Person Singular" verdient es, größere Aufmerksamkeit zu bekommen.
Stuart Nadler
Das Buch des Lebens
(2)
Erschienen am 17.08.2015
Stuart Nadler erzählt uns in seinem Kurzgeschichten-Band "Das Buch des Lebens" von seinem Leben mit seiner jüdischen Familie. Das Buch enthält 7 Anekdoten, die allesamt von den grundlegenden Themen des menschlichen Daseins handeln: Liebe, Verrat, Vertrauen und Verlust, Ängste und Traditionen, Identität im Zeichen des Wandels. Äußerst feinfühlig und mit einer ausgereiften Sprache beschreibt Nadler die Personen, Räume und Momentaufnahmen seiner Figuren. "Das Buch des Lebens" ist mal urkomisch, mal herrlich melancholisch - wie das wahre Leben eben!
Amos Oz
Judas
(60)
Erschienen am 11.04.2016
Amos Oz zählt zu einem der herausragendsten Schriftsteller unserer Zeit. Seine Bücher wurden allesamt zu Welterfolgen, so auch "Judas", das 2015 erstmalig in deutscher Übersetzung erschienen ist. Amos Oz versetzt uns nach Jerusalem ins Jahr 1959 kurz vor dem Sechs-Tage-Krieg. Dort schlägt sich der Student Schmuel Asch mehr schlecht als recht durchs Leben. Als er beim geheimnisvollen Mann namens Wald anfängt zu arbeiten, verändert sich sein Leben von Grund auf. Die Beiden unterhalten sich in nächtlichen Gesprächen über den Zionismus, über jüdisch-arabische Konflikte und über die Liebe. Amos Oz beweist auch mit "Judas" was für ein hervorragender Geschichtenerzähler er ist.
Thomas Meyer
Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse
(101)
Erschienen am 26.02.2014
Ganz anders vom Ton her ist Thomas Meyers Roman "Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse". Mit viel jiddischem (Wort-)Witz schildert der Autor die Liebesgeschichte zwischen Motti Wolkenbruch und seiner Schickse. So werden nicht-jüdische Frauen genannt. Die Beziehung der Beiden ist nicht ganz unproblematisch, schließlich ist Motti orthodoxer Jude und seine Familie, allen voran seine Mutter, erwartet von ihm, dass er ebenso eine jüdische Freundin hat. Doch ausgerechnet in die nicht-jüdische Laura verliebt er sich. Thomas Meyer bedient sich zum Teil ziemlich gängiger Klischees und schafft es doch, die jüdische Kultur erfrischend leicht und anders darzustellen. Für alle, die Jiddisch nicht verstehen, befindet sich im hinteren Teil des Buchs im Übrigen ein Glossar, das die Wörter übersetzt!
Marceline Loridan-Ivens
Und du bist nicht zurückgekommen
(73)
Erschienen am 06.09.2015
5 Ziffern trägt Marceline Loridan-Ivens auf ihrem Unterarm. 5 Ziffern, die an ihr Schicksal erinnern. Marceline Loridan-Ivens wurde mit ihrem Vater ins Konzentrationslager nach Auschwitz gebracht. Sie überlebte, ihr Vater nicht. Ihr (Leidens-)Bericht "Und du bist nicht zurückgekommen" ist eine Liebeserklärung an ihren Vater - vor allem aber die Geschichte einer Kämpferin. Sie erzählt in ihrem Buch von ihrem Leben im Nachkriegs-Frankreich, von der 68-er Revolution und von Paris im Zeichen der Attentate. Marceline Loridan-Ivens' Buch hat uns 2015 nachhaltig beeindruckt.