Lesenswert: Die schönsten Leseempfehlungen für Literatur 2023
Du tauchst gerne in ein richtig gutes Buch ein? Dich interessieren ganz unterschiedliche Themen und du bist auf der Suche nach anspruchsvollen Romanen, Lyrik oder Klassikern? Hier findest du Leseempfehlungen zu den Literatur-Highlights vom LovelyBooks-Team.
Diese Buchliste wurde erstellt von Daniliesing
Unsere Leseempfehlungen
Empfohlen für:
Für alle, die bereit sind, sich mit den Problemen und Hintergründen einer komplizierten Person auseinander zu setzen. Einer, die (vielleicht) so ist wie du und ich.
— TochterAlice
9
Doris Knecht
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
(185)
Erschienen am 24.07.2023
Die namenlose Protagonistin dieses Romans steht am Scheideweg; sie ist ein Mensch, der Veränderungen hasst, doch genau diese stehen nun in Form der Aufgabe der Familienwohnung bevor. Wir Leser erleben vor allem die Abnabelung von den Kindern mit inklusive Aus- und Umzug. Wir folgen der Erzählerin zu ihren Freunden und Verwandten, vor allem aber ihren Gedanken, Erinnerungen und Befürchtungen. Eine Frau breitet sich aus - vor ihren Lesern. In vielerlei Hinsicht. Sie legt ihnen quasi ihr Leben vor die Füße, inklusive Informationen, die man üblicherweise nicht preisgibt. Oder nur ganz wenigen.
Empfohlen für:
Eigentlich sollten so viele Menschen wie möglich dieses Buch lesen, aber vor allem Leser*innen, die sich mit der Sahelzone und den Menschen dort beschäftigen wollen.
— Marenpontmercy
6
Djaïli Amadou Amal
Im Herzen des Sahel
(13)
Erschienen am 15.09.2023
Ich bin sehr froh, noch in diesem Jahr dieses wunderbare Buch entdeckt zu haben. Von der ersten Zeile an wusste ich, dass es ein Highlight sein würde. Und dabei geht es weit über den schönen Schreibstil und die starken Protagonistinnen hinaus. Ich wusste nichts über die Sahelzone und hatte keine Ahnung welche Geschichte sich in ihr verbirgt. Leider haben die Menschen dort mit den wohl größten Problemen dieser Erde zu kämpfen: Klimawandel, Terrororganisationen, Armut. Zumindest ist es in den Dörfern so. In der Stadt sieht das Ganze nochmal anders aus, denn dort herrscht Reichtum...
Claire Keegan
Das dritte Licht
(119)
Erschienen am 16.05.2024
Ein Mädchen wird an ein kinderloses Ehepaar abgegeben, wo sich ihr eine völlig neue, ungeahnte Welt eröffnet.
Die irische Autorin Claire Keegan vermag es, auf wenigen Seiten ungeheuer viel auszudrückt: sowohl in dem, was sie schreibt, als auch in dem, was sie nicht schreibt. Was für eine ungeheure Kraft steckt in ihren Worten, den eher knappen Sätzen. Und mindestens genauso sehr dazwischen.
Keegan bringt es im wahrsten Sinne des Wortes auf den Punkt. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese so besondere Autorin kennenlernen durfte, die zeigt, dass Warmherzigkeit nicht unbedingt vieler Worte bedarf. Ein außerordentliches Werk, dem jeder Preis der Welt gebührt und das jeder, der nicht (mehr) so Recht an das Gute glaubt, lesen sollte.
Empfohlen für:
Für alle, die besonderen, literarischen Texten viel abgewinnen können, auch wenn die Thematik eher schwierig und bedrückend ist. Schulmann regt zum Nachdenken an, und schafft es, einen auf besondere Art und Weise beim Lesen abzuholen.
— Leiraya
10
Alex Schulman
Die Überlebenden
(227)
Erschienen am 17.08.2022
Mit nur wenigen Worten gelingt es Alex Schulmann ein Bild vor dem inneren Auge entstehen zu lassen, das einen regelrecht in das Geschehen der Geschichte hineinzieht. Man ist sofort “drin“ im Leben einer schwedischen Familie, das abwechselnd im Jetzt und der Vergangenheit erzählt wird, was u.a. sprachlich geschickt durch verschiedene Tempi verdeutlicht wird. Schulmann weiß gut, mit Worten umzugehen und schafft damit eine ganz eigene Welt, durch besondere Metaphern und Bilder untermalt. Zwar sind die Umstände, unter der die drei Söhne groß werden, sehr schwierig und bedrückend, trotzdem wollte ich unbedingt mehr wissen und konnte das Buch bis zum Schluss kaum aus der Hand legen.
Emily Brontë
Sturmhöhe
(2.018)
Erschienen am 15.05.2020
"Sturmhöhe" ist ja einer dieser Klassiker, der einem immer wieder begegnet. Der intertextuelle Bezug ist in vielen anderen Werken vorhanden, denn irgendwie ist es immer das Lieblingsbuch der mysteriös-introvertierten Protagonistin. Endlich weiß auch ich, was es mit dem grausamen Heathcliff und Catherine Earnshaw auf sich hat und kann mir ihre Begegnungen vor Augen führen, während ich Celine Dions "It's All Coming Back to Me Now" folge. Solch leidenschaftliche Liebesgeständnisse aber auch hasserfüllte Gefühle und bösartige Charaktere habe ich selten gelesen. Hat es mich abgeschreckt? Ja. Hat es mich genau so in seinen Bann gezogen? Auf jeden Fall.
Wolf Haas
Eigentum
(128)
Erschienen am 04.09.2023
Wolf Haas' Mutter stirbt. Obwohl sie zu ihm sagte, es ginge ihr gut. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Aber sie stirbt. Er versucht, dieses Phänomen zu verstehen. Das kann er nur, indem er schreibt. Und so schreibt er die Geschichte seiner Mutter. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Manchmal trocken, manchmal ironisch, hat es es trotzdem geschafft, mich tief zu berühren. Über den unerfüllten Traum der Mutter, eines Tages Eigentümerin zu sein, zu lesen, hat mich mitten ins Herz getroffen. Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass sich die Lektüre gelohnt hat.
Dantiel W. Moniz
Milch Blut Hitze
(66)
Erschienen am 26.01.2022
Dieses Buch von Dantiel W. Moniz hat mich noch lange verfolgt. Ich denke, es ist ein gutes Zeichen, wenn man viel über ein Buch nachdenken muss. Gleich die erste Story über die fatale Freundschaft zwischen zwei jungen Mädchen und die unabsehbare Tragödie hat mich sprachlos gemacht. Ich will nicht behaupten, dass ich mich durchkämpfen musste - die Themen, wie Fehlgeburten, der Körper und Glaube sind nicht gerade leichte Kost - denn dazu war ich viel zu gefesselt von der nackten Wahrheit über die Schattenseite des Sunshine States. Wer auf der Suche nach Literatur ist, die hart und dennoch schön ist, ein Leservergnügen bereitet und dennoch irgendwie wehtut, macht mit Moniz alles richtig.
Cho Nam-Joo
Kim Jiyoung, geboren 1982
(471)
Erschienen am 06.10.2022
"Kim Jiyoung" ist eine fesselnde Geschichte, die Alltagsmisogynie über Generationen hinweg beleuchtet. Für mich hebt sich das Buch besonders durch seine schmerzhaft-gewöhnliche Darstellung von Sexismus hervor: Jiyoung ist eine durchschnittliche Frau, die durchschnittliche und dennoch quälende Erfahrungen macht. Ich habe mich in vielen der erzählten Situationen wiedererkannt, in denen ich mich genauso ohnmächtig gefühlt habe wie die Protagonistin - ein universell gültiger Einblick in die weibliche Lebensrealität in von Misogynie geprägten Welten.
Ayanna Lloyd Banwo
Als wir Vögel waren
(127)
Erschienen am 26.04.2023
Trinidad ist eine magische Insel. Überall mysteriöse Kräfte, überall besondere Menschen. Menschen wie Yejide und Darwin. Yejide, die Hüterin eines Familienerbes, das über Generationen von Frau zu Frau übergeht, und das mit viel Verantwortung verbunden ist. Und Darwin, der junge Rastafari, der seine Prinzipien verrät, indem er mit einer für seinen Stand unwürdigen Tätigkeit Geld verdient. Über der Geschichte schwebt eine Frage: Was passiert, wenn sich beide Romanfiguren treffen? Dieses Buch habe ich mit angehaltenem Atem gelesen. Denn man ahnt, dass es zu einer stürmischen Begegnung kommen wird...
Lizzie Damilola Blackburn
Yinka, wo bleibt dein Date?
(11)
Erschienen am 04.06.2022
Nie hat mich ein Familienmitglied dazu gedrängt einen Mann kennenzulernen oder mich mit Fragen darüber, wann ich eine Familie gründen werde, verrückt gemacht. Yinka hat nicht so viel Glück, denn seit sie in keiner Beziehung mehr ist, muss sie sich mit ihren unzähligen Aunties herumschlagen, die sie ständig verkuppeln wollen. Yinkas Tanten und Cousinen sind schrill und lustig, doch als ihr Liebesleben keine Fortschritte macht, beginnt sie an sich selbst zu zweifeln und das hat mich sehr getroffen. Abends beim Lesen im Bett kamen mir dann die Tränen. Ich bin überzeugter denn je, dass Liebe nicht erzwungen werden sollte.