Wer bin ich und wie leb und liebe ich? Meine Buchtipps über Homo-, Bi-, Trans- und Intersexualität
Als ich gefragt wurde, ob ich für den internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interphobie, eine Liste meiner persönlichen Lieblingsbücher zu diesem Thema erstellen möchte, war ich sofort begeistert.
Für mich hat das Lesen von Büchern etwas mit Orientierung zu tun, mit Authentizität und damit, einen Platz in dieser Welt und in meinem eigenen Leben zu finden. Zu wissen, wie ich sein möchte und wie ich leben will, war gar nicht immer leicht für mich. Doch schon immer waren Bücher für mich eine Möglichkeit, einen Blick in das Leben anderer Menschen zu werfen: wie lebt und liebt man?, wie findet man heraus, wer man ist?, wie geht man mit Traurigkeit und Unglück um?, was fehlt zum Glück? und wie stellt man sich dem Leben und dem Tod?.
Das sind Fragen, die mich seit jeher beschäftigen und auf die ich Antworten in Büchern gefunden habe. In Büchern begegnen mir Menschen, die vielleicht ähnliche Dinge erlebt haben wie ich, die vielleicht dieselben Ängste empfinden, die ich empfinde. Bücher zu lesen, bereitet mir nicht nur Freude, sondern ist für mich auch eine Lebenshilfe. Bei der Frage, wie wir sein sollten, bieten sie Anregung, Anleitung und Orientierung. Was könnte einem besser helfen, als die Erfahrungen von Romanfiguren, in deren Lebensentwürfe ich als Leser wie durch ein Fenster hineinschauen kann?
Der Tag heute liegt mir besonders am Herzen, da ich ein bisexueller trans Mann bin. Ich habe fast mein ganzes Leben lang gebraucht, bis ich zu mir stehen konnte und auch wenn ich viele positive Erlebnisse seit meinem Outing hatte, habe ich auch erleben müssen, wie viele Berührungsängste es gibt, wie viel Ablehnung und wie viel Hass.
Für viele Menschen bin ich vielleicht der einzige trans Mann, dem sie in ihrem Leben begegnen. Oder der einzige queere Mann. Und deshalb ist es mir ganz wichtig so laut wie möglich zu sagen: lest diese Bücher, und hört mir, zu wenn ihr mögt!
Diese Buchliste wurde erstellt von sarah_elise
Meine Lieblingsbücher mit LGBTQI Protagonisten
Jeanette Winterson
Warum glücklich statt einfach nur normal?
(20)
Erschienen am 22.06.2017
“Warum glücklich statt einfach nur normal?” ist die Autobiographie von Jeanette Winterson, in der sie nicht nur über ihre schwierige schreibt, sondern auch darüber, wie sie zu sich selbst und ihrer eigenen Sexualität fand. Es ist ein Plädoyer für das Leben. Ein Plädoyer für die Liebe. Ein Plädoyer dafür, zu sich zu stehen. Ein Plädoyer dafür, sich mit den Gegebenheiten anzufreunden und das Beste daraus zu machen. Und ein Plädoyer für die Literatur, die Menschen manchmal retten und neu zusammenfügen kann. Ich glaube, dass das Buch für jeden, der es liest, etwas anderes sein und bedeuten kann, aber es wird für alle wohl ein großartiges und sehr persönliches Stück Literatur sein.
Stephen Chbosky
Vielleicht lieber morgen
(1.318)
Erschienen am 01.03.2000
„Vielleicht lieber morgen“ ist ein Herzensbuch, das ich in den letzten 15 Jahren bestimmt zwanzigmal gelesen habe. Eigentlich geht es darin vor allem um Charlie, aber für mich war auch immer ein anderer Charakter wichtig: Patrick ist schwul und führt eine heimliche Beziehung mit dem Quarterback des Highschoolteams. Seine Liebe und Zuneigung für Brad nie offen ausleben und zeigen zu dürfen, ist eine große Belastung für ihn.
Jessica Walton
Teddy Tilly
(4)
Erschienen am 25.08.2016
“Teddy Tilly” ist für alle Kleineren, um an das Thema Geschlechtsidentität herangeführt zu werden. Teddy Thomas möchte schon lange kein Teddybär mehr sein. Thomas möchte lieber Tilly heißen, weil er schon lange spürt, dass er eigentlich eine Teddybärin ist. In liebevollen Bildern und mit wenig Worten, erzählt Jessica Walton davon, wie es ist, jemand anders sein zu wollen.
iO Tillett Wright
Darling Days
(7)
Erschienen am 11.09.2017
iO Tillett Wright, geboren 1985 in der Lower East Side von New York, ist Künstler, Schauspieler, TV-Moderator und Autor. In seinem Memoir Darling Days erzählt er poetisch und schonungslos von seiner Kindheit, die geprägt ist von einer überforderten Mutter, einem drogensüchtigen Vater – und der Suche nach der eigenen Identität. Mir hat das Buch in einer ganz schwierigen Zeit die Kraft gegeben, zu mir selbst zu stehen.
Becky Albertalli
Love, Simon (Nur drei Worte – Love, Simon)
(679)
Erschienen am 26.02.2016
Lasst euch bitte weder vom Titel noch vom Cover abschrecken – „Nur drei Worte“ ist ein wichtiges und lesenswertes Buch. Becky Albertalli erzählt die Geschichte von Simon, der sich heimlich E-Mails mit Blue schreibt, in den er verliebt ist. Als ein Klassenkamerad sich Zugriff zu seinem Postfach verschafft, hat Simon Angst davor, dass die ganze Schule davon erfährt und outet sich irgendwann selbst. Klingt wie eine relativ simple Geschichte, ist es auch – aber ich glaube, dass es so wichtig ist, dass es solche Bücher gibt, die Jugendlichen zeigen: ihr könnt euch outen und euer Leben ist trotzdem noch lange nicht vorbei.
Sarah Barczyk
Nenn mich Kai
(8)
Erschienen am 07.04.2016
„Nenn mich Kai“ habe ich kurz vor meinem eigenen Outing gelesen und viel daraus mitnehmen können. In minimalistischen schwarzweiß Zeichnungen erzählt Sarah Barczyk die Geschichte von Kai, der sich als trans outet und die ersten Schritte als Mann geht: er geht zum Psychologen, zum Frisur, nimmt Hormone und wir begleiten ihn Stück für Stück durch diese Entwicklungen und Veränderungen.
Auch ein ideales Geschenk für alle Angehörigen und Interessierten, die sich einen besseren Überblick über das Thema verschaffen wollen!