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-Tine-

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Cover des Buches Das Opernhaus: Rot das Feuer (ISBN: 9783499010903)

Bewertung zu "Das Opernhaus: Rot das Feuer" von Anne Stern

Das Opernhaus: Rot das Feuer
-Tine-vor 8 Tagen
Gelungene historische Fortsetzung

Das Buch setzt einige Jahre später an den ersten Teil an: Elise ist nun mit Adam Jacobi verheiratet, die die kleine Netty adoptiert haben. Elise erfreut sich an ihrem kleinen Wildfang und den Konzerten auf ihrer Violine. Sie hat sich ein gutes Leben mit Adam aufgebaut, dessen Risse jedoch immer größer werden, als sie ihre alte Liebe Christian wiedertrifft und bemerkt, dass ihr Herz immer noch für den Kulissenmaler der Oper schlägt. Dieser geht immer öfter mit seinen Freunden auf politische Treffen, denn die Bevölkerung will ihre versprochenen liberalen Rechte.

Da Elise die Protagonistin ist, soll die Sympathie vermutlich auf ihrer Seite stehen, aber ich mochte die Eheleute Jacobi gleichermaßen. Es wird richtig anschaulich dargestellt, wie die beiden zwar eine gute, aber doch sehr distanzierte Ehe führen. Adam ist konservativ, streng und schaut auf ihren guten Ruf, während er trotzdem seine junge Ehefrau glücklich machen will. Elise ist distanziert und erfreut sich vielmehr an der Musik und ihrer wilden kleinen Tochter. Die späteren Entwicklungen ihrer Familie haben mich überrascht und teilweise auch schockiert.

Anne Stern schreibt unglaublich gute Bücher! „Rot das Feuer“ habe ich innerhalb weniger Tage weggelesen. Ich kann gar nicht genau sagen, was ihre Geschichten so besonders macht. Ist ihr Schreibstil ausgesprochen spannend, bildhaft oder nah am Buchcharakter? Auf jeden Fall ist Anne Sterns Erzählstil sehr flüssig und leicht zu lesen, wodurch man das Buch einfach nur genießen kann. Außerdem verwebt die Autorin die fiktiven Charaktere gekonnt mit historischen Begebenheiten und Persönlichkeiten, wodurch ich sehr gespannt über die Dresdner Mairevolution gelesen habe. Eigentlich kein Thema, das mich ansprechen würde, aber Anne Stern verpackt Historisches so gut, dass ich diese Aspekte deutscher Geschichte gerne folge.


Fazit:
„Rot das Feuer“ ist ein weiterer spannender und mitreißender Band über Elise, ihre Familie und die Begebenheiten rund um die Dresdner Semper-Oper. Anne Stern schreibt so großartige Bücher, dass ich dieses innerhalb kürzester Zeit beendet und sehr viel Spaß dabei hatte. Fiktion und deutsche Geschichte habe ich hier gleichermaßen gern verfolgt.

Cover des Buches i fell in love with hope (ISBN: 9783958187863)

Bewertung zu "i fell in love with hope" von Lancali

i fell in love with hope
-Tine-vor 8 Tagen
Poetisch, wortreich, metaphorisch

Sam, Neo, Sony und C haben sich im Krankenhaus gefunden und versuchen gemeinsam ihren Krankheiten zu trotzen. Diese haben der Freundesgruppe viel genommen, weshalb sie nun einen Plan geschmiedet haben, gemeinsam Dinge und Momente „zurückzustehlen“. Als Hikari zu ihnen stößt, sieht Sam die Sonne in ihren Augen, genauso wie damals bei ihrer ersten Liebe. Sam ist die Erzählfigur der Geschichte und beschreibt nicht nur die Abenteuer der fünf in der Gegenwart, sondern schildert auch in der Vergangenheit ihre erste große Liebe und wie sich die Jugendlichen kennengelernt haben.

Gefallen hat mir sehr, dass das Augenmerk eher auf Freundschaft und die Charaktere als die verschiedenen Krankheiten liegt. Natürlich bekommt man hier auch oft Leid mit, das einen berührt, aber vielmehr konnte ich die Abenteuer und Zuneigung der fünf Freunde genießen. Zeitweise habe ich sogar vergessen, welche Krankheit welcher Charakter hat, weil es einfach egal war und nur um die einzelnen Jugendlichen geht. Mich hat der Klappentext zunächst an „Club der roten Bänder“ erinnert, aber eben weil die Behandlungen und Krankheiten in den Hintergrund rücken, ist es kaum vergleichbar, weil diese Geschichte viel wortreicher, intensiver und irgendwie magischer ist.

"Sony findet wieder Freude. Sie sucht sie nicht. Sie wartet in unvollendeten Puzzles und Abenteuern, die sie noch haben wird.", S. 102

Der Schreibstil der Autorin ist sehr besonders, vor allem poetisch, bildhaft und verspielt. Man muss manchmal konzentrierter lesen, damit man versteht, was mit den Metaphern gemeint ist. Das macht das Lesen nicht weniger schön, aber man benötig mehr Zeit und Ruhe. Ich wünschte, ich hätte das Buch zeitnaher lesen können, sodass die Geschichte und Worte intensiver geblieben wären.

Das Buch wird beim Lesen immer tiefgründiger und die Charaktere tiefer und greifbarer, da man durch Rückblicke immer mehr über sie erfährt. Es ist, als würde man ins Meer tauchen, wo noch so vieles unbekannt ist, und Stück für Stück entdecken, während jeder Wassertropfen voller Freundschaft und Liebe der fünf Jugendlichen ist, bis man am Ende Hoffnung am Grund findet. Denn ich hab auf den letzten Seiten einige Tränen in den Augen gehabt, weil es wieder mehr um die Krankheiten geht und emotional wird. Vor allem Sams Geschichte ist berührend, da sie als Erzählerin oft nur von ihren Freund/innen schildert, bis man auch endlich mehr über sie selbst erfährt.

"Der Ort hier – genau die Stelle, an der sich Land und Meer treffen – ist, wo die Welt geboren wurde. Es ist der Ort, an dem Zeit endet, Krankheit schwärt und Tod stirbt. [...] An diesem Ort hier nimmt uns die Freiheit an der Hand, und wir tanzen zu ihrem Rhythmus im körnigen, kühlen Sand und den wilden, uns begrüßenden Wellen.", S. 270f


Fazit:
„I fell in love with Hope“ ist eine berührende Geschichte mit einem wortreichen und verspielten Schreibstil und tief ausgearbeiteten Charakteren. Es geht um vielmehr als Krankheiten, nämlich um die Freundschaft und Liebe der Jugendlichen. Das Cover spiegelt dies sehr gut wieder, die Skeletthand mag abstoßend anmuten, aber die Blumen geben ihr Eleganz und Schönheit: Ein harter, schmerzhafter Roman mit vielen schönen Worten und Momenten.

Cover des Buches Das verborgene Genie (ISBN: 9783462003208)

Bewertung zu "Das verborgene Genie" von Marie Benedict

Das verborgene Genie
-Tine-vor 15 Tagen
Interessant, aber wie real?

Das Buch beginnt 1951 mit Rosalind  Franklins Ankunft in Paris, wo sie unweit ihres Vorbilds Marie Curie als Kristallographin arbeitet und mithilfe von Röntgenstrahlen die Beschaffenheit von kleinster Materie analysiert. Während des zweiten Weltkrieges hat sie bereits für das englische Kriegsministerium an Kohle geforscht und intensiviert in Frankreich ihre Arbeit mit der Röntgenstrahlung. Die Kapitel sind sehr anschaulich und lebendig beschrieben, sogar viele französische Begriffe wurden eingebaut und eine tolle Atmosphäre geschaffen. Denn in Paris hat Rosalind Franklin ihre glücklichsten Jahre verbracht. 1951 kehrt die beeindruckende Biochemikerin nach England zurück und erhält die Möglichkeit an organischer Materie zu erforschen. Sie soll die menschliche DNS (englisch DNA) entschlüsseln. Mit ihrem Doktoranten Raymond Gosling macht sie mithilfe von Röntgenstrahlen unzählige Bilder bis sie eine scharfe Aufnahme erhält, die deutlich das X der Doppelhelixstruktur zeigt. Doch neben ihrer Leidenschaft für die Wissenschaft gerät sie immer wieder in Konflikte mit dem Kollegen Wilkins, weil er ihr Können nicht ernst nimmt. Im Pariser Labor haben die Kollegen und Kolleginnen freundschaftlich und auf Augenhöhe zusammengearbeitet, doch in England herrscht noch viel Sexismus. Wilkins behandelt Dr. Rosalind Franklin herablassend und diskriminierend. Der Leiter des Labors setzt keine klaren Worte und Willkins macht alsbald auch außerhalb des Labors Rosalinds Arbeit nieder, was zu einem großen und schockierenden Verrat führen wird.

Dabei finde ich es sehr beeindruckend, wie Rosalind Franklin mit den Anfeindungen und Untergrabung ihrer wissenschaftlichen Arbeit umgegangen ist. Sie hat sich nicht provozieren lassen, nein, sie nimmt sich sogar zurück. Sehr traurig, dass der Sexismus ihr gegenüber sogar ihre wissenschaftliche Arbeit gestört hat. Sie ist die Mutter der DNA und hat mehr Auszeichnungen verdient als die eigentlichen Nobelpreisgewinner Watson und Crick. Doch auch vor und nach der Entdeckung der Doppelhelixstruktur hat Rosalind Franklin wichtige Entdeckungen bei Kohle und in der Virenforschung gemacht. Beruflich wie persönlich eine Frau, die mich sehr beeindruckt.

Der Schreibstil von Mare Benedict ist anschaulich und lebendig. Besonders die Jahre in Paris vermitteln das leichte Glücksgefühl, dass Rosalind empfunden haben muss. Auch die wissenschaftlichen Beschreibungen von Rosalind Franklins Arbeit sind verständlich dargestellt. Wobei es an manchen Stellen für das schnellere Verständnis vielleicht noch anschaulicher beschrieben hätte werden können, aber mit langsamen Lesen konnte ich alle Fakten gut aufnehmen. Zum Ende des Buches hin wird der Schreibstil etwas konfus, weil es einige Sätze mit holprigem Aufbau gibt. Es ist sehr schade, dass im Nachwort nicht mehr darauf eingegangen wurde, was real ist oder  ausgeschmückt wurde. Das ist ein MUSS bei Romanbiographien und ein grober Fehler der Autorin Marie Benedict. Ich habe das Buch gelesen, weil ich gerne mehr über Rosalind erfahren wollte und jetzt weiß ich gar nicht, was stimmt. (Ich zieh jetzt mal keinen Extra-Stern dafür ab.)


Fazit:

„Das verborgene Genie“ erzählt die Geschichte von Rosalind Franklin, die mit ihrer bahnbrechenden Arbeit hinter den sexistischen Männern kaum wahrgenommen wird. Nicht nur in der Forschung von Kohle und Viren hat sie viele Fortschritte ermöglicht, sondern die Struktur der DNS ergründet. Doch die größte Entdeckung ihrer Karriere kam mit enormer Diskriminierung daher, die in einen schlimmen Verrat endete. Beruflich wie persönlich ist Rosalind Franklin eine großartige Frau, die mich sehr beeindruckt. Ich bin froh das Buch gelesen zu haben, doch weiterempfehlen kann ich es nicht, da die Autorin trotz viel Recherche nicht abgegrenzt hat, was der Realität entspricht oder ausgeschmückt wurde. Da greift man besser zu einem anderen Buch über die beeindruckende Wissenschaftlerin, aus dem man auch Infos mitnehmen kann.


Cover des Buches Yellowface (ISBN: 9783847901624)

Bewertung zu "Yellowface" von Rebecca F. Kuang

Yellowface
-Tine-vor 24 Tagen
Faszinierend

June und Athena studierten zusammen und wollten beide bekannte Autorinnen werden. Bei Athena hat es geklappt, sie hat einen beliebten Beststeller geschrieben, Junes erstes Buch hingegen ging in der Masse der Literatur unter. Ob es wirklich daran lag, dass nun vermehrt People of Color veröffentlicht werden, wie June meint? Nun feiert Athena den Vertragsabschluss mit Netflix und die beiden lassen den Abend in Athenas Wohnung ausklingen, wo diese unerwartet stirbt. Daraufhin nimmt June Athenas gerade fertig gewordenes Rohmanuskript mit und vollendet es als Trauerbewältigung. Da es nun auch „ihr“ Roman ist, veröffentlicht June ihn unter ihrem Namen.

Ich empfinde June als eine sehr interessante Protagonistin, weil ihre Gefühle und Beweggründe so nachvollziehbar dargestellt werden. Natürlich ist das Mitnehmen und Veröffentlichen von Athenas Manuskript Diebstahl geistigen Eigentums, aber an manchen Stellen konnte ich ihre Ansichten gut nachempfinden, z. B. dass sie enttäuscht ist, dass ihr Debütroman kein Durchbruch war, und sie als einzige Athenas Arbeitsweise kennt um das unvollständige Manuskript beenden zu können. Dadurch kann die Nachwelt doch noch diese großartige Geschichte lesen. June hat ihre verletzliche Seite, die mit Misserfolg umgehen muss, aber eben auch neidische und rassistische Gefühle. Die Autorin hat Junes beide Seiten und ihre Rechtfertigungen für ihr Tun sehr anschaulich und überaus verständlich dargestellt, was für mich die Geschichte unglaublich faszinierend macht.

"Ich glaube allerdings, dass Schreiben im Grunde eine Empathieübung ist. Wenn wir lesen, sehen wir die Welt durch die Augen anderer. Literatur baut Brücken; sie macht unsere Welt größer, nicht kleiner." S. 129

Die Geschichte behandelt alles, was Junes Diebstahl nach sich zieht. Von der Veröffentlichung „ihres“ Buches, über Lesereisen bis kritische Kommentare auf Social Media. Die Geschichte thematisiert die Verlagswelt, Rassismus, Social Media und zwischenmenschliche Beziehungen. Insbesondere Athenas und Junes Autorinnenfreundschaft hat mich sehr interessiert, weil der Diebstahl eben genau darauf aufbaut. Wir erhalten zwar einen kurzen Einblick in Athenas Sichtweise auf die Freundschaft, aber ich hätte gerne ihre unmittelbaren Gedanken zu June gelesen, so wie eben auch umgekehrt. June ist sehr tief in ihrer Täuschung verstrickt und ich war beim Lesen gefesselt und geschockt. Der Mittelteil hat sich zeitweise etwas gezogen, aber am Ende schlägt die Spannung wieder zu und ich saß nach Beenden des Buches fassungslos da.

Zwar kein Teil meiner Bewertung, aber bei diesem Buch unbedingt erwähnenswert ist die Gestaltung. Der Farbschnitt der ersten Auflage mit dem tropfenden Füllfederhalter passt gut zum Inhalt. Aber das Highlight für mich ist, dass unter dem Schutzumschlag Athenas geklautes Buch mit Junes Namen steht. Ich bin verliebt in die Gestaltung des Buches!


Fazit:
„Yellowface“ ist eine tolle Geschichte über eine Autorin, die das Manuskript einer anderen stiehlt und was es alles nach sich zieht. Ich war gefesselt, fasziniert und schockiert, auch wenn sich das Buch irgendwann zieht und ich mich kurz gefragt habe, wohin die Geschichte will. Eine wunderbar gezeichnete Charakterstudie, die die Verlagswelt, Rassismus, Freundschaft und die Macht von Social Media thematisiert.

Cover des Buches Wo mein Herz liegt (ISBN: 9782496713701)

Bewertung zu "Wo mein Herz liegt" von Jessica Winter

Wo mein Herz liegt
-Tine-vor 24 Tagen
Emotionaler Abschluss

Dies ist der Folgeband von „Wind in deinen Segeln“ und fängt dort wieder nahtlos an, wo der Cliffhanger geendet hat. Em liegt verletzt im Krankenhaus und Gabe sitzt im Gefängnis bis das Missverständnis aufgeklärt wird. Em kann nun endlich ihre Geschwister aus dem verwahrlosten Trailer holen, doch zunächst sind sie bei Pflegeeltern untergebracht und Em muss viele Hürden meistern, bis sie das Sorgerecht übernehmen kann. Auch Gabe muss sich seiner Vergangenheit stellen, denn Hannah ist bereit zuzugeben, dass Gabe unschuldig ist und der Fall kommt erneut vor Gericht. Dabei könnten sich die beiden gegenseitig Halt geben, doch Gabe gilt offiziell noch als Straftäter und könnte Ems Zukunft mit ihren Geschwistern gefährden.

>>Und wenn eine ebenso leere Nachricht von ihm das Einzige ist, was ich zurückbekomme, dann werde ich ihn weiterhin Leerzeichen schicken, ihm zeigen, dass ich an ihn denke, dass ich ihn nicht vergessen habe und nie vergessen werde. Ich werde ihm so lange leere Nachrichten schicken, bis es wieder etwas zu sagen gibt.<<, S. 172

Neben der liebevollen und verständnisvollen Beziehung der beiden Protagonisten spielen hier auch ihre Einzelschicksale eine große Rolle. Durch die abwechselnden Kapitel aus Ems und Gabes Sicht kann man diese und vor allem ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen. Gabes Schmerz hat mich so traurig gemacht und was er bis zur endgültigen Gerichtsverhandlung durchmachen musste so wütend, während ich bei Em Angst hatte, dass ihre Vergangenheit sie einholt und die Zukunft mit ihren Geschwistern gefährdet. Am liebsten waren mir immer die Szenen, als die beiden zusammen waren, weil die Liebe und Geborgenheit nur so aus den Seiten flossen.

Der große Pluspunkt des Buches ist wieder der unglaubliche Schreibstil von Jessica Winter. Die Gefühle der Protagonisten werden so intensiv, anschaulich und gefühlvoll beschrieben, dass man einfach mitfiebern muss. Ich war berührt und das ein oder andere Mal hat es mir das Herz zerrissen.



Fazit:
Der Abschluss der „Ready to be found“-Reihe verlangt nochmal vieles von Em und Gabe; und stürzt dabei die Leser/innen ins Gefühlschaos. Gefühlvoll, intensiv und herzzerreißend erzählt Jessica Winter von der Vergangenheit und Gegenwart der beiden, sodass man für ihre gemeinsame Zukunft und Liebe hofft.
4,5 Sterne

Cover des Buches Die Buchbinderin von Oxford (ISBN: 9783453274617)

Bewertung zu "Die Buchbinderin von Oxford" von Pip Williams

Die Buchbinderin von Oxford
-Tine-vor 24 Tagen
Kurzmeinung: Wunderschöne charakterorientierte Geschichte mit viel Buchliebe und etwas Kriegsschmerz
Kriegsschäden und Bücherliebe

Peggy und ihre Zwillingsschwester Maude arbeiten in der Buchbinderei der Oxford University Press. Täglich läuft Peggy an den Universitätsgebäuden vorbei und würde dort zu gerne selbst Worte studieren. Während des Falzens liest sie immer die vor ihr liegenden Seiten und wird dafür oft gerügt. Falsch gefalzte Bögen bringt Peggy auf das Hausboot, wo schon deren Mutter ausgemusterte Bögen und Bücher gesammelt hat. Als der Krieg ausbricht und immer mehr Männer an der Front gebraucht werden, ergeben sich auch Veränderungen in der Buchbinderei. Dort arbeiten nun auch belgische Flüchtlinge, deren Stadt zerbombt wurde, wie Lotte, die sofort eine Verbindung zu Maude spürt. Und Peggy beginnt mehrmals in der Woche in einem Lazarett zu helfen, wo sie auch der wohlhabenden Studentin Gwen begegnet.

In dem Roman wird eine wunderschöne Atmosphäre geschaffen. Die Geschichte ist ruhig und der Erzählstil unaufgeregt, aber die Ereignisse und sind nicht minder intensiv und lebendig. Zunächst folgen wir den Zwillingen bei ihrer Arbeit. Die Autorin beschreibt schrittweise und leicht verständlich die Herstellung eines Buches, indem wir Peggy beim Falten, Falzen und dem tänzelnden Zusammenstellen der Lagen beobachten können. Doch Peggy gibt sich damit nicht zufrieden und liest die vor ihr liegenden Seiten und die gesammelten Bücher und Lagen auf deren Hausboot. Die Herstellung von Büchern und Peggys Wissensdurst bilden ein inniges Flair rund um die Liebe zu Büchern.

Im Gegensatz dazu steht die schmerzhafte Seite des Krieges. Durch Männer, die sich an die Front begeben, verletzte Soldaten und Kriegsflüchtlinge wird der 1. Weltkrieg auch für die Zwillinge greifbar. Pip Williams hat durch ihren eindringlichen und gefühlvollen Schreibstil eine angenehme, etwas düstere Geschichte geschaffen, in dem vor allem die Beziehungen und Gefühle der Figuren eine große Rolle einnehmen.


>> Wenn wir die Bücher banden, waren sie alle gleich. [...] Sobald jemand den Buchrücken knickt, bekommt ein Band seinen ganz eigenen Charakter. Was den einen Leser beeindruckt oder interessiert, muss nicht auch alle anderen beschäftigen. Von daher wird jedes einmal gelesene Buch an einer ganz anderen Stelle auffallen [...] würde insofern eine leicht andere Geschichte erzählen. <<, S. 370




Fazit:
"Die Buchbinderin von Oxford" ist ein wunderschöner und intensiver Roman über Buchliebe und Kriegsschäden. Vor allem die Herstellung von Büchern zur damaligen Zeit finde ich sehr interessant und auch Peggys Drang nach mehr. Die charakterorientierte Erzählung formt sich vor allem durch den gefühlvollen und eindringlichen Schreibstil der Autorin. Somit herrscht trotz negativer Folgen des 1. Weltkrieges (Flüchtlinge, verwundete Soldaten) auch eine angenehme Atmosphäre.

Cover des Buches Winterträume im kleinen Grandhotel (ISBN: 9783442315994)

Bewertung zu "Winterträume im kleinen Grandhotel" von Felicity Pickford

Winterträume im kleinen Grandhotel
-Tine-vor 24 Tagen
Schöne Weihnachtsgeschichte

Auf einer schottischen Insel im kleinsten Grandhotel der Welt wird jedes Jahr ein Überraschungsgast eingeladen, der sich über die Weihnachtstage verwöhnen lassen kann. Dieses Jahr ist es der Busfahrer der Insel, der solchen Luxus gar nicht gewöhnt ist aber sich bald gerne eine Auszeit nimmt und das Zusammensein mit den anderen Gästen genießt. Neben ihm stehen auch ein anspruchsvolles Ehepaar und eine Mutter mit Teenager-Sohn im Mittelpunkt. Außerdem spielen auch der Chefportier, die Barkeeperin und all die anderen Mitarbeiter/innen eine große Rolle im Geschehen, da sie den Gästen einen unvergesslichen Aufenthalt bescheren wollen.

Das war mein erster Roman der „Charming Street“-Reihe, auf den ich mich sehr gefreut habe und auch gut von den anderen gelöst gelesen werden kann. Das kleine Hotel ist wirklich bildhaft und lebendig beschrieben. Es hat nicht nur eine tolle Architektur und eine liebevolle Dekoration, sondern auch Hotelangestellte, die für ihre Arbeit brennen und den Gästen ein angenehmes und unvergessliches Weihnachtsfest zaubern wollen. Ein sehr weihnachtliches und zauberhaftes Ambiente! Wäre da doch nicht der neue Manager, der ein Filmteam engagiert hat, welches den ganzen Hotelalltag umschmeißt, und das während der arbeitsintensiven und zauberhaftesten Zeit im Jahr! Sogar Räume werden von dem Filmteam und ihrer Ausrüstung in Beschlag genommen, doch die engagierten Mitarbeiter bieten trotzdem eine Lösung für die Gäste. Immer wieder grätscht das Filmteam dazwischen, was ich anfangs noch amüsant fand, aber nach dem x-ten Mal einfach nur nervig wurde. Ich wollte den Charme des Hotels und die weihnachtliche Stimmung genießen, aber diese wurden für mich leider immer mehr gedämpft. Zum Schluss kommt aber wieder vermehrt Weihnachtsstimmung auf, was sehr schön und herzerwärmend ist.


Fazit:
„Winterträume im kleinen Grandhotel“ hat eine sehr zauberhafte und weihnachtliche Stimmung, die durch das Filmteam leider immer mehr getrübt wird. Aber die Kulisse, die engagierten Mitarbeiter/innen und die sehr individuellen Hotelgäste bieten trotzdem ein wunderschönes Weihnachtsfest und eine angenehme Lektüre.

Cover des Buches Die Halbwertszeit von Glück (ISBN: 9783757700225)

Bewertung zu "Die Halbwertszeit von Glück" von Louise Pelt

Die Halbwertszeit von Glück
-Tine-vor einem Monat
Kurzmeinung: Statt tiefer Gefühle nur übertriebene und konstruierte Storylines. Johannas Geschichte hingegen hat mich berührt.
Überraschender- und enttäuschenderweise oberflächlich

Die Geschichte handelt von drei Frauen, doch im Prolog beginnt die Autorin damit eine berührende Szene aus dem Leben einer vierten zu beschreiben. Das verkompliziert nichts, weckt aber gleich zu Beginn intensive und emotionale Gefühle bei den Leser/innen, sodass man direkt in das Buch gezogen wird. Danach wird abwechselnd aus der Perspektive von Johanna, Myléne und Holly erzählt. Johanna lebt während der DDR sehr zurückgezogen am Rande des Grenzgebiets und trifft dort auf eine Flüchtige. Die Begegnung wirft ihr sorgsames und monotones Leben durcheinander. 2003 hat die Amerikanerin Holly große Träume und es scheint, als rücken sie in greifbare Nähe, doch dann passiert ein Unfall und sie zieht sich zurück. Myléne im Jahr 2019 ist eine junge Unternehmerin und verlobt, doch dann werfen sie eine unerwartete Erbschaft und all die Geheimnisse dahinter aus der Bahn.

Und an diesem Punkt ging die Geschichte für mich bergab. Anhand der Leseprobe und vor allem des sehr berührenden Prologs habe ich eine Geschichte über drei starke Frauen erwartet, die einen Schicksalsschlag erleben mussten, während ich sie auf diesen berührenden und persönlichkeitstärkenden Weg begleiten kann. Stattdessen sind viele Aspekte einfach total überzogen. Jede/r geht anders mit schlimmen Ereignissen um, das ist völlig okay, aber wie extrem und Myléne und Holly reagieren, hat mich einfach nur gestört. Mit nur einer Frau in diesem Extrem hätte mich die Geschichte vielleicht noch mehr mitnehmen können, aber so wurden mir zwei der drei Protagonistinnen unsympathisch. Ich hatte gar keine Lust mehr weiterzulesen und das Buch oft nach nur wenigen Seiten weggelegt, weil ich nur genervt meine Augen verdreht habe. Außerdem gibt es noch einige unrealistische und konstruierte (z. B. Polizeieinsatz) und widersprüchliche (Bezahlung für Gebackenes) Szenen, das das Leseerlebnis für mich noch mehr geschmälert hat. Vieles wurde von der Autorin so gewollt erzwungen, dass es mit Glück nicht mehr viel gemein hat.

>>Das Leben hatte Feuer gefangen wie die Papierseiten eines Buches, und nun schrieb die Welt eine neue Geschichte.<<, S. 10

Das Beste am Buch ist der Schreibstil. Die Autorin hat so eine wundervolle Wortwahl und nutzt besonders schöne und individuelle Vergleiche. Durch ihre tollen Beschreibungen wird die Geschichte richtig lebendig. Ich hab mir einige Zitate markiert und besonders diese eine Stelle, als Johanna sich öffnet und von ihrer Vergangenheit erzählt, ist mir sehr zu Herzen gegangen.

Am Ende hat mich ein Detail vollkommen überrascht und vieles hat auch zu meiner Zufriedenheit geendet. Aber der Schluss wirkt zu schnell zusammengerafft. Außerdem habe ich mir noch einige Fragen bezüglich der Zukunft mancher Charaktere gestellt – zwischen dem Jetzt und der Zukunft ist ein zu großes ungeklärtes Loch. Statt der zwei übertriebenen Charaktere hätte ich am liebsten ein Buch nur über Johanna, der jungen Flüchtigen und deren Zeit in der DDR gelesen. Den Zukunftsaspekt von ihrer Storyline hätte man kurz als Pro- oder Epilog verarbeiten und somit insgesamt eine sehr berührende Geschichte schaffen können.


Fazit:
Von „Die Halbwertszeit von Glück“ habe ich eine berührende Geschichte erwartet, stattdessen ist vieles überzogen und konstruiert. Der Schreibstil der Autorin konnte mich noch für sich einnehmen, auch wenn ich oft keine Lust mehr auf die Geschichte hatte. Ein Buch über das Glück im Leben, das mich unglücklicherweise wegen all seiner erzwungenen Begebenheiten enttäuscht hat.

Cover des Buches Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse (ISBN: 9783423220453)

Bewertung zu "Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse" von Anna Helford

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
-Tine-vor einem Monat
Schöne Geschichte mit übertrieben unrealistischem Ende

Spring und ihre Schwestern sind auf der Farm ihrer Hippie-Eltern aufgewachsen, die sie aber vernachlässigt und nur ausschweifende Partys gefeiert haben, weshalb Spring mit 16 nach London abgehauen ist. Nun, Jahre später, hat sie immer noch keine Perspektive und wird wegen Drogen zu Sozialstunden bei Sophia Fowler verdonnert. Diese hat einst der angesehenen Gesellschaft angehört, sucht jetzt jedoch beim Einkauf nach den günstigsten Angeboten. Mit der Zeit freunden sich die beiden ungleichen Frauen an, weshalb Spring es nicht ertragen kann, dass Sophia seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn hat und noch nicht einmal die bereits erwachsenen Enkelkinder kennenlernen konnte. Wie es der Zufall so will, ist Spring nicht unweit von Sophias einstigem Zuhause in Wales aufgewachsen, wo sie während der gemeinsamen Reise ihren früheren Freund Ethan wiedertrifft.

Die Geschichte beinhaltet auch ein Familiengeheimnis der Fowlers, wodurch Kapitel aus einer weiteren Zeitebene beschrieben werden. Im Jahr 1876 ist Daphne eine hingebungsvolle Krankenschwester, die sich bald in einen wohlhabenden Patienten verliebt. Daphne ist liebevoll, bodenständig und leidenschaftlich, weshalb ich sie sehr mag und ihrer Geschichte gerne gefolgt bin. Die Gegenwart bei Sophia und Spring ist während der Suche nach der Wahrheit auch packend geschrieben. Wobei es mich etwas irritiert hat, dass eigentlich weder Sophia noch ihr Sohn wollten, dass die Wahrheit ans Licht kommt, Spring und der Enkel Ethan aber einfach machen durften.

Das Ende ist sehr bildgewaltig und in mancherlei Hinsicht überzogen. Sehr gestört hat mich, dass Spring nicht endlich ihren Platz im Leben findet, sondern ein Retter auf weißem Schimmel, hmm okay, schnittigen Wagen daherkommt und ihr eine finanziell unabhängige und sinnvolle Zukunft schenkt. Nachdem wohlgemerkt Sophia von Anfang an wollte, dass Spring selbst etwas findet, dass ihr Spaß macht. Total unrealistisch und durch das einfache Auflösen nicht passend für die Rebellin Spring, die somit nie lernt ihre Wünsche zu erkennen und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.


Fazit:
„Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse“ ist eine schöne Geschichte auf zwei Zeitebenen, die so manche Konflikte und Geheimnisse zutage fördert. Vor allem die Protagonistin aus der Vergangenheit hat es mir angetan, weshalb ihre Geschichte stets sehr fesselnd ist. Das Buch endet sehr oberflächlich und vollkommen unrealistisch, was mich sehr enttäuscht hat.

Cover des Buches Mayfair House (ISBN: 9783458644408)

Bewertung zu "Mayfair House" von Alex Hay

Mayfair House
-Tine-vor einem Monat
Tolle Idee

Mrs King ist Wirtschafterin in dem noblen Anwesen de Vries. Das Gebäude sowie die Einrichtung sind prunkvoll und protzen vor Geld. Nachdem der Hausherr gestorben ist entlässt die junge Erbin Mrs King, woraufhin diese mit den Vorbereitungen eines riesigen Raubüberfalls beginnt. Nicht nur bestimmte Einrichtungsgenstände will sie während Miss de Vries‘ rauschendem Ball klauen, sondern einfach alles. Mit einigen anderen (ehemaligen) Bediensteten und Frauen der zwielichtigen Unterschicht plant und führt sie den waghalsigen Raub durch.

Die Geschichte beginnt ca. drei Wochen vor dem Raub, als Mrs King entlassen wird. Sie wendet sich an eine alte Freundin, Mrs Bone, die sich unter Dieben und Schurken einen Namen gemacht hat und ein ganzes Stadtviertel kontrolliert. Daneben gibt es noch Winnie, auch eine ehemalige Dienstbotin der de Vries-Villa, die aufsteigende Schauspielerin Hephzibah, die Schneiderin Alice und die Zwillinge Jane. Der Autor beschreibt die Vorbereitungen des Raubs und zählt den Countdown bis zur Tatnacht runter. Währenddessen lernt man die verschiedenen Frauen und ihre Beweggründe immer besser kennen. Allerdings empfand ich die Planung irgendwann als sehr langgezogen. Es ist zwar interessant, wie Mrs King die vielen Schätze aus der Villa entwenden will und faszinierend wie groß sie diesen Coup gestaltet, aber irgendwann hat es sich für mich gezogen, vor allem die Verhandlungen zwischen Mrs King und Mrs Bone waren unnötig und fast schon verwirrend. Die Ballnacht mit dem geplanten Raub findet dann nach der Hälfte des Buches statt.

Gestört an der Geschichte hat mich, dass es mir irgendwann zu viel wurde. Mr de Vries hat als Emporkömmling in seiner Villa nur so vor Reichtum geprotzt, Miss de Vries fährt bei ihrem ersten Ball voll auf, weil sie beeindrucken will, aber Mrs King toppt dies noch, um die Augen aller Gäste von dem Raub abzulenken. Ich lese gerne Geschichten aus der Zeit des viktorianischen Zeitalters und danach, vielleicht waren die Bälle damals auch sehr ausschweifend, aber die Ball- und Raubnacht hat bei mir irgendwann den Eindruck einer Zirkusvorstellung hinterlassen.


Fazit:
„Mayfair House“ ist mal eine etwas andere Geschichte mit einem herrschaftlichen Ball, während dem die Dienstboten die Villa ausrauben. Ein spannendes Buch, das mir aber mit der Zeit zu viel wurde – bei den langen Vorbereitungen des Raubs und der ausschweifenden Ausführung.

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