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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Das andere Tal (ISBN: 9783257072822)

Bewertung zu "Das andere Tal" von Scott Alexander Howard

Das andere Tal
-nicole-vor 3 Tagen
Kurzmeinung: Ein bemerkenswertes Debüt mit einer außergewöhnlichen Geschichte und schöner Schreibweise. Lesenswert!
Ein bemerkenswertes Debüt mit einer außergewöhnlichen Geschichte - schön geschrieben

Das Tal zwischen Vergangenheit und Zukunft…

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt. Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht? Ein bewegendes und außergewöhnliches Debüt über Freiheit und die Macht des Schicksals.
(Quelle: Inhaltangabe – Diogenes Verlag)


„Das andere Tal“ ist der Debütroman von Scott Alexander Howard und überzeugt mit einer außergewöhnlichen Geschichte und schöner Schreibweise.

Hauptfigur hier ist die anfangs sechzehnjährige Odile Ozanne, die in einem besonderen Tal lebt. Denn dieses Tal ist eines von vielen Identischen, die aneinandergereiht sind – im Westen geht es in die Vergangenheit und im Osten in die Zukunft, mit Sprüngen von je zwanzig Jahren. Das Übertreten der ständig bewachten Grenzen oben in Gebirgszügen ist strengstens verboten. Nur bei Trauerfällen darf die Grenze nach einem sorgfältig geprüften Antrag überschritten werden – um die Verstorbenen noch ein letztes Mal zu sehen.
Odile, die ein eher schüchternes und einsames Mädchen ist, steht gerade vor der Berufswahl und bewirbt sich auf Wunsch ihrer Mutter um eine Ausbildungsstelle im Conseil, wo viele wichtige Entscheidungen getroffen werden, u.a. auch über die Besuchsanträge für die Nachbartäler. Doch eines Tages macht sie eine erschreckende Entdeckung: Unter den eigentlich immer verhüllten Besuchern aus der Zukunft erkennt sie die Eltern von Edme Pier. Gerade hat sie in dem sympathischen Jungen einen Freund gefunden, für den sie auch Gefühle entwickelt hat – die Gewissheit, dass er womöglich bald sterben wird lastet schwer auf sie. Denn Odile ist es verboten, darüber zu sprechen. Doch was würde passieren, wenn sie ihr Schweigen bricht oder ins Geschehen eingreift?


„Momentan versuche ich die ferne Zukunft in die Dunkelheit zu drängen, wo ich mich ihr noch nicht stellen musste. Was sollte man sonst tun mit einer Gewissheit, die zugleich unfassbar war, einer Trauer, über die ich nicht sprechen durfte?“ – Seite 97, eBook


…dieses ist tatsächlich nur ein kleiner Einblick in die Geschichte, die sich interessant und manchmal auch überraschend entwickelt. Schon auf den ersten Seiten wird der angenehme Schreibstil sichtbar: sehr ruhig, doch gleichzeitig detailreich und mit einer besonderen Tiefe erzählt der Autor eine Geschichte mit einem außergewöhnlichen Szenario. Die Handlung ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Odlie Ozanne geschrieben, wodurch man nicht nur die junge Frau und ihr Umfeld kennenlernt, sondern auch nach und nach mehr über das besondere Tal erfährt.
Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt, mit einem Zeitsprung von mehreren Jahren. Dadurch lernen wir Odile zunächst als Teenager und später als erwachsene Frau kennen – es wird sehr klar beschrieben, wie ihr weiterer Lebensweg verlaufen ist, mit welchen Wünschen, Sorgen und Problemen sie zu kämpfen hat. Es gibt einige überraschende Entscheidungen und natürlich ist Edme nie ganz verschwunden…


„Ich war atemlos und rannte trotzdem weiter. Ich hielt erst inne, als ich den Zaun vor mir aus dem Berg aufragen sah, im Sonnenlicht grell aufblitzender, silberner Stacheldraht, ein Himmel aus Messern.“ – Seite 155, eBook


Nebenher wird auch die Lebensweise der Menschen im Tal immer deutlicher – auch wie alles funktioniert, wie Reisen in die Nachbartäler ablaufen und natürlich die strengen Regeln, die alles umgeben. Es ist eine Mischung aus einer Art Zeitreise und einer leicht dystopischen Note ohne Science-Fiction, gleichzeitig aber auch ein sehr ruhiger Roman mit philosophischen und manchmal leicht poetischen Beschreibungen. Manches bleibt bewusst wage und lässt Platz für eigene Interpretationen, was hier sehr gut passt.

Nur ab und an gab es Momente, wo die Geschichte nicht richtig vom Fleck kam, doch dieses ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Am Ende des Romans gibt es noch ein sehr lesenswertes Interview mit dem Autor, der schon an seinem zweiten Roman arbeitet.


„Das Licht des Sonnenuntergangs füllte den Salon, tauchte die Wände in seine Farbe. In der Dämmerung wurden die verbleibenden Schülerinnen und Schüler zu Schattengestalten: gebeugt vor Fürsorge im Raum der goldenen Trauer.“
– Seite 148, eBook


Mein Fazit: Ein bemerkenswertes Debüt mit einer außergewöhnlichen Geschichte und schöner Schreibweise. Eher ruhig und doch mit einer besonderen Tiefe erzählt der Autor von einem Tal zwischen Vergangenheit und Gegenwart und entwickelt hier ein sehr interessantes Szenario. Mal philosophisch und leicht poetisch, dann bewegend und etwas dystopisch, aber ohne Science-Fiction. Ein besonderer Roman – ich hoffe, dass wir von dem Autor noch einiges lesen werden.

Cover des Buches Schnitzel Surprise (ISBN: 9783426448748)

Bewertung zu "Schnitzel Surprise" von Markus Heitz

Schnitzel Surprise
-nicole-vor 7 Tagen
Kurzmeinung: Eine herrlich schräge Parodie auf TV-Kochshows - mit verrückten Ideen, besonderem Humor und ganz viel Wortwitz. Sehr unterhaltsam!
Eine herrlich schräge Parodie auf TV-Kochshows - mit ganz viel Wortwitz

Von schrägen TV-Formaten und plüschigen Kuschelschnitzeln…

Thomas „Thom“ Mann ist Inhaber des "Manni’s Schnitzeleck“, in dem noch die 80er herrschen. Der Mittvierziger war einst der beste Koch-Azubi seines Jahrgangs, hatte ein eigenes Restaurant und den ersten Stern in Griffweite. Doch dann endete der steile Aufstieg im „Schnitzeleck“, wo die Gerichte „Schnitzeltod in Venedig“ und „Der Frittenberg“ heißen.
Thom droht das finanzielle Ende, als mit Max ein junger, findiger TV-Produzent auf ihn aufmerksam wird, der ihn in den Mittelpunkt von neuen Koch-Show-Formaten stellt. Was im Internet als Test am besten läuft, soll zur Primetime ins TV!
Schon ist der verschuldete Thom erzwungenermaßen mitten drin im Kochzirkus: Er soll bei „Restaurantretter am Limit“ eine möglichst schlechte Figur machen, eine Koch-Kuppel-Show moderieren, sich „um Topf und Kragen“ kochen, bei „Kitchen Machinista“ Küchengeräte testen. Und vieles Absurde mehr. Das volle Küchenchaos ist bereits vorprogrammiert, inklusive eines fiesen Lebensmittelkontrolleurs, der absichtlich Ärger im "Schnitzeleck" macht.
(Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – Knaur-Verlag)


In seinem neuen Roman „Schnitzel Surprise“ widmet sich der Autor Markus Heitz den unzähligen Koch- und Backshows aus dem TV und nimmt diese aufs Korn – mit richtig viel Humor.
Ein kleines Geständnis von mir vorab: Ich mag absolut keine TV-Kochshows. Egal ob es ums Backen, Kochen oder Grillen geht – es ist alles irgendwie so unspannend. :D
Trotzdem – oder gerade deshalb – war ich gespannt auf diese Persiflage und muss sagen, dass mir das Buch richtig gut gefallen hat.

Hauptfigur hier ist Thomas „Thom“ Mann, in dessen Kneipe „Mannis Schnitzeleck“ die Gäste ausbleiben. Der dort herrschende 1980er Jahre Flair ist echt und seine Schnitzelgerichte werden überwiegend von seinen beiden Stammgästen und besten Freunden gegessen: Halbglatzen-Martin und Schnurrbart-Stefan. Die zahlreichen Lebensmittelallergien seines sechzigjährigen Azubi Boris und die sehr gut laufende Filiale einer Asia-Burgerkette direkt gegenüber, die von seiner Ex-Frau Sabine betrieben wird, sind da nicht hilfreich.

Doch plötzlich ändert sich Thoms Leben, als der junge hippe TV-Produzent Max ihn für mehrere Testläufe verschiedener Kochformate castet. Die Beliebtesten sollen dann ins TV-Programm des Privatsenders Sat7 VoxTL aufgenommen werden. Ob als Moderator von schrägen Koch-Kuppelshows wie „Bäcker sucht Frau“ oder „Dates First – Ein Tisch und Zwei“ und Produkttester bei „Kitchen Machinista“ bis hin zum Gastjuror bei „The Löffelchen“ – Thom macht alles mit und gibt seine ganz eigenen Kommentare dazu.

Doch nach einiger Zeit merkt er, dass nicht alles so läuft wie es soll. Die Vorstellungen von Sender und Koch gehen immer weiter auseinander und schon ist das Chaos und der Ärger vorprogrammiert. Schließlich nimmt das Unheil seinen Lauf…

Die Geschichte ist ziemlich einfach geschrieben und super schräg. Der Humor hier ist speziell – trocken und auch mal herrlich schwarz mit jeder Menge Wortspielen. Der Autor widmet sich hier sämtlichen Kochshow-Formaten und wandelt diese auf sehr lustige Weise ab. Dazu gibt am Ende eines jeden Kapitels noch interessante Zitate zu Themen rund ums Kochen.

Im Laufe der Handlung wird es herrlich schräg – angefangen bei dem Namen der Hauptfigur – Thomas Paul Mann, der zwar seinen berühmten Namensvetter nicht besonders gut kennt, aber dessen Romantitel für seine Schnitzelgerichte herhalten müssen wie beispielsweise „Schnitzeltod in Venedig“. Es gibt ganz eigene Charaktere, skurrile Situationen und natürlich viele Wortspielereien und -witze.


„Ah, nicht wieder die alte Leier“, erwiderte Thom im Versuch, ihn aufzuhalten. „Du klingst wie der Märchenonkel aus der Hölle.“
 Passend dazu tönten wuchtige Schläge aus der Küche. Das Schnitzelfleisch wurde verprügelt
. – Seite 27, eBook


Meine Lieblingswörter sind eindeutig „Panadabär“ und das plüschige „Kuschelschnitzel“. Letzteres gibt es wirklich und wurde von Markus Heitz und dem Knaur-Verlag auf der Leipziger Buchmesse verteilt – unter dem Hashtag #Kuschelschnitzel gibt es auf Social-Media viele lustige Bilder dazu.


„Scheiße, Thom! Wehe, du machst das nicht!“ Martin deutete auf die goldenkrustige Kracherpanade. „Das Schnitzeleck ist zu gut. Und der Fame treibt dir die Leute in die Bude. Ich mach den Merch-Stand! Du brauchst Kuschelschnitzel!“ – Seite 32, eBook


Natürlich gibt es auch eine Leiche, ein Panadenmassaker und obendrauf noch ein satirisches Musical – das Musatirical „Das Schnitzel des Todes“, das hinten im Buch zu finden ist. Dieses hat mich jedoch nicht ganz so abgeholt – dafür aber die Hauptgeschichte. Das Cover ist leuchtend pink mit Totenkopf und Blutflecken in den Ecken – alles perfekt zum Inhalt abgestimmt.


„Kitchenfluencer. (…) Alleine für das Wortspiel um Kitchen und Influencer hätte er Max gerne mit dem Kopf in den Pizzateig gedrückt, bis Blasen aufstiegen, die nicht von der Hefe stammen.“ – Seite 16, eBook


Mein Fazit: Eine herrlich schräge Parodie auf TV-Kochshows! Mit interessanten Charakteren, verrückten Ideen, besonderem Humor und ganz viel Wortwitz ist Autor Markus Heitz hier ein sehr unterhaltsames Buch gelungen. Die Handlung ist übersichtlich und leicht zu lesen, mal mit absurden Situationen, aber auch interessanten Details. Ein lustiges Buch für zwischendurch – auch geeignet für diejenigen, die mit Kochshows nichts anfangen können (wie mich).
Alle, die die schwarzhumorigen Weihnachtsgeschichten aus „Der Tannenbaum des Todes“ mochten, werden auch hier viel Spaß haben. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Cover des Buches The Fort (ISBN: 9783407758996)

Bewertung zu "The Fort" von Gordon Korman

The Fort
-nicole-vor 9 Tagen
Kurzmeinung: Ein berührendes Buch, das mich mit der besonderen Atmosphäre und den so gut gezeichneten Charateren positiv überrascht hat. Lesehighlight!
Ein berührendes Buch mit einer besonderen Atmosphäre

Von Geheimnissen und einer unvergesslichen Zeit…

Nach einem Hurricane ist nicht nur die kleine Stadt Canaan verwüstet. Der Sturm legt auch etwas frei, das den Sommer der Freunde Evan, Jason, Mitchell, C.J. und Ricky für immer verändern wird: Inmitten des Waldes finden sie einen Bunker. Er wird ihr Fort, ihr Rückzugsort. Hier teilen sie ihre Geheimnisse. Besonders C.J. sucht hier Schutz vor seinem gewalttätigen Stiefvater. Als Evans großer Bruder und sein gewaltbereiter Kumpel das Fort erobern wollen, wird aus einem Zufluchtsort für Spaß und Zusammenhalt ein Zufluchtsort zum Überleben.
(Quelle: Inhaltsangabe – Beltz Verlag)


Von Gordon Kormans neuem Roman „The Fort“ habe ich schon einige positive Meinungen von anderen Bloggerinnen gelesen. Dementsprechend gespannt war ich auf die Geschichte, dessen Untertitel „Das Geheimnis eines Sommers“ mich sofort an Stephen Kings „Stand by me“ erinnert hat. Hier geht es ebenfalls um eine Gruppe von Jungen, die in einem Sommer Außergewöhnliches erleben. Auch wenn es hier um ähnliche Eckpunkte wie Zusammenhalt, Ängste und Freundschaft geht, sind die Geschichten aber völlig unterschiedlich.

Hauptfiguren hier sind die Freunde Evan, Mitchell, C.J., Jason und Ricky. Nach einem Hurricane, der in ihrer kleinen Heimatstadt Canaan eine große Zerstörung hinterlassen hat, machen die Jungs im Wald eine große Entdeckung: Der Sturm hat eine verborgene Falltür freigelegt, die der Eingang zu einem Bunker ist - dort ist alles vorhanden, um zu überleben. Der geheime Ort wird ihr Fort, ein Rückzugsort, an dem sie ihre Probleme für kurze Zeit vergessen können. Hier rückt die Gruppe, die aus so unterschiedlichen Jungs besteht, näher zusammen. Doch ihr Fort ist in Gefahr: Evans großer Bruder Luke und dessen gefährlicher Freund Jaeger merken, dass die Clique ein Geheimnis hat und versuchen mit allen Mitteln dahinter zu kommen. Als sich die Ereignisse überschlagen ist das Fort, das ihnen so viel Freude macht, plötzlich der einzig sichere Ort vor einer drohenden Gefahr…


„Ich muss den Jungs sagen, dass Luke und Jaeger uns beobachten. Ich bin vielleicht ein Außenseiter. Aber ich verteidige das Fort mit allem, was ich habe.“ (Ricky) – Seite 84, eBook


Die Handlung ist abwechselnd aus den Perspektiven der fünf Jungen geschrieben (ein Kapitel schildert auch kurz die Sicht von Evans Bruder Luke). Durch die Ich-Perspektive lernen wir die Charaktere sehr gut kennen – sie wachsen einem schnell ans Herz. Jeder hat mit eigenen Problemen und Ängsten zu kämpfen – manches wird mit den anderen besprochen, anderes halten sie auch voreinander geheim. Von Eltern, die einfach verschwunden sind, über Zwangsstörungen und finanziellen Sorgen bis hin zu einem Scheidungskrieg und häuslicher Gewalt - Evan, Mitchell, Jason und C.J. haben mit vielen Problemen zu kämpfen. Aber auch der jüngere Ricky, der durch seine hohe Intelligenz eine Klasse übersprungen hat, ist ein Außenseiter – zunächst auch in der Gruppe, zu der er zufällig dazugestoßen ist. Doch mit seinem klaren und klugen Blick erkennt er vieles, was sonst vielleicht übersehen worden wäre.


„Während Mitchell Schwierigkeiten hat, Evan bei seinen Großeltern lebt und Jasons Eltern jeden Cent zählen, um ihn bei der Scheidung aufzuteilen, hat C.J. so viele PlayStations, dass er eine übrig hat. (…)
Und dennoch bemerke ich an ihm hin und wieder einen Blick, aus dem pure Verzweiflung schreit.“ 
(Ricky) – Seite 80, eBook


Schnell wird hier deutlich, wie wichtig das neu entdecke Fort für jeden Einzelnen von ihnen ist. Und dass sie diesen besonderen Ort auf jeden Fall vor anderen bewahren müssen. Dieses ist besonders gut beschrieben. Wie der Bunker entstanden ist, wird natürlich auch enthüllt.

Das Buch hat eine besondere Atmosphäre, die mich sofort gefangen genommen hat – man spürt schnell, wie der Zusammenhalt und die Freundschaft zwischen den Einzelnen wächst, aber auch, dass manche Geheimnisse immer größer werden und Missverständnisse auftauchen. Die einzelnen Schicksale sind oft berührend und man hofft, dass doch noch alles gut werden wird. Besonders die Geschichte von C.J. ist bedrückend.


„Es ist wie ein Geheimnis, das wir beide teilen – ein so gut gehütetes, dass wir nicht einmal untereinander darüber sprechen. Es ist einfach klar, dass keiner von uns irgendjemandem davon erzählt. In letzter Zeit frage ich mich, ob es besser für meine Mom wäre, wenn alle Bescheid wüssten.“
(C.J.) – Seite 73, eBook


Dann wird es aber auch mal leicht unheimlich, da besonders Lukes Freund Jaeger eine gefährliche Präsenz ausstrahlt - dieser schreckt auch vor Gewalt nicht zurück. Nach und nach steuert alles auf ein überraschendes Finale zu. Am Ende hat mir besonders gut gefallen, das kleine Nebensächlichkeiten, die im Laufe der Geschichte auftauchen, nochmal aufgegriffen und zu Ende geführt werden.

Mein Fazit: Ein berührender Roman, der mich mit seiner besonderen Atmosphäre und den so gut gezeichneten Charakteren sehr positiv überrascht hat. Von einem geheimen Fort, das der Rückzugsort für fünf Freunde wird, wo sie kurz ihre ganz eigenen Probleme und Ängste vergessen können bis hin zu einer Gefahr, die von außen droht – die Handlung lässt sich spannend verfolgen und durch die verschiedenen Perspektiven lernen wir jeden der Charaktere sehr gut kennen. Es wird bewegend und auch etwas dramatisch – aber in einer angenehmen leichten Schreibweise. Ein Lesehighlight.

Cover des Buches Trial of the Sun Queen (ISBN: 9783426448274)

Bewertung zu "Trial of the Sun Queen" von Nisha J. Tuli

Trial of the Sun Queen
-nicole-vor 11 Tagen
Kurzmeinung: Ein vielversprechender Auftakt einer neuen Romance-Fantasy-reihe. Geheimnisvoll, interessant und auch mal spannend-düster.
Ein vielversprechender Auftakt einer neuen Romance-Fantasy-Reihe

Die Artefakte von Ouranos – Band 1

Nach zwölf langen Jahren im Kerker des Aurorakönigs hat Lor nur ein Ziel: dem grausamen High Fae jeden einzelnen Moment ihres Elends heimzuzahlen und mit ihren Geschwistern zu fliehen. Als sie gegen jede Wahrscheinlichkeit – und gegen alle Regeln – an den Hof des rivalisierenden Sonnenkönigs gelangt, scheint ihre Rache in greifbarer Nähe. Denn Lor wurde auserwählt mit neun anderen Tributen um die Hand des äußerst attraktiven Königs zu kämpfen und den Thron an seiner Seite zu erklimmen. Nur wenn ihr das gelingt, ist sie frei und kann ihre Familie retten. Doch um den Sonnenkönig für sich zu gewinnen, muss Lor erst einmal die tödlichen Wettkämpfe und intriganten Spiele am Hofe der Fae überleben. (Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – Knaur Verlag)


„Trial of the Sun Queen“ ist der Auftakt einer neuen Romance Fantasy-Reihe der Autorin Nisha J. Tuli und ist bisher auf vier Bände ausgelegt. Die gute Nachricht hier: Die Folgebände erscheinen alle noch in diesem Jahr - im Abstand von nur wenigen Monaten.

Hauptfigur hier ist die vierundzwanzigjährige Lor, die zusammen mit ihren Geschwistern Tristan und Willow ihr halbes Leben im Gefängnis verbracht hat. Mit zwölf Jahren kam sie in den Kerker des Aurorakönigs – ohne dass sie jemals den Grund erfahren hat. Lor gibt sich nach außen hin stark und lässt nichts an sich herankommen. Sie wird schnell wütend und hat Rache geschworen an den High-Fae, die die eingesperrt haben.


„Mein Blick trifft seinen, und die Wut befeuert den Ball des Zorns, der wie ein harter Stein in der Mitte meiner Brust steckt. Nur hat dieser keine glänzende Zukunft als Diamant vor sich.“ – Seite 17, eBook


Nach einem Vorfall wird sie zur Strafe in den Schlund gesperrt, den sie höchstwahrscheinlich nicht lebend verlassen wird. Doch plötzlich und unerklärlich findet sie sich am Hof des rivalisierenden Sonnenkönigs Atlas wieder – für einen Wettkampf. Lor ist eine von zehn Tributen, die gegeneinander antreten mit dem Ziel, die Sonnenkönigin zu werden – an der Seite des mächtigen und attraktiven König Atlas.
Für Lor ergibt sich daraus eine große Chance: Ihre Geschwister zu befreien und endlich Rache am grausamen Aurorakönig zu nehmen. Doch die Prüfungen sind hart und tödlich – dazu kommen Intrigen, Geheimisse, Neid und Verschwörungen am Hof der High-Fae. Und dann ist da noch König Atlas, der ihr gegenüber überraschend entgegenkommend ist. Um zu gewinnen und um zu überleben, muss Lor über sich hinauswachsen – zu einem hohen Preis…


„Ich schaue mich am Tisch um und fange Apricias Blick ein. Einer ihrer Mundwinkel hebt sich, und ihr abschätziger Blick scheint eine klare Botschaft zu sein. Eine, die mit Dreck überzogen und in Säure getränkt ist.“ – Seite 178, eBook


Wie ich schon in anderen Rezensionen geschrieben habe, stehe ich Romance-Fantasy immer skeptisch gegenüber – einfach, weil ein Großteil dieser Romane mir einfach zu viele detaillierte Spicy-Szenen enthalten. Das ist der einzige Punkt, der mich manchmal davon abhält, einige Romane zu lesen. Dennoch schaue ich ab und an mal in dem Genre vorbei, weil mich bei manchen Reihen die Inhaltsangabe sehr neugierig macht. So war es auch bei „Trial oft the Sun Queen“.

Die Handlung ist überwiegend in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lor geschrieben, dessen Figur viele Facetten hat – von rasender Wut und Hass bis hin zu einer verletzlichen Seite und auch einem großen Kämpferwillen. Ab und an mal etwas überzogen, dann wieder etwas sympathischer. Ihr Weg lässt sich spannend verfolgen, auch steht die große Frage im Raum: Wer ist sie wirklich und was ist in ihrer Kindheit geschehen? Eine zentrale Rolle spielt natürlich auch der Sonnenkönig Atlas, der von allen Tributen besonders Lor umgarnt – meiner Meinung nach in einer viel zu aufdringlichen und unangenehmen Weise. Meint er es wirklich ehrlich oder ist alles nur Fassade? Nach und nach kommt Licht ins Dunkel…

Zwischen den Kapiteln taucht noch die Perspektive einer weiteren Figur auf, die fest entschlossen ist, hinter ein Geheimnis zu kommen – dieses fand ich sehr spannend. Zunächst eher unauffällig, rückt dessen Rolle aber später mehr in den Vordergrund.

Im Laufe der Handlung erfahren wir auch mehr über die Fantasywelt – der Kontinent Ouranos mit seinen Königreichen, allesamt regiert von Fae. Das Zusammenleben von Fae und Menschen ist noch etwas undurchsichtig – hier hätte ich mir gerne noch mehr Details gewünscht, aber wir sind ja auch am Anfang der Reihe.

Die gefürchteten Spicy-Szenen hielten sich noch in Grenzen, dennoch tauchen sie natürlich auf – das ist natürlich Geschmackssache. Davon mal abgesehen hat mir der Verlauf der Geschichte aber gut gefallen - es wird geheimnisvoll-düster und spannend. Das überraschende Ende macht neugierig auf die Fortsetzung.


„Aber in diesem Moment zieht sich ein Faden durch den Raum, geflochten aus Schicksal, Zufall und dem Gefühl von Möglichkeiten.“ – Seite 322, eBook


Mein Fazit: Ein vielversprechender Auftakt einer neuen Romance Fantasy-Reihe. Im Mittelpunkt steht eine außergewöhnliche Hauptfigur, die viele Facetten hat und über sich hinauswächst. Von mächtigen Fae und rivalisierenden Königshöfen voller Intrigen und Verschwörungen über einen tödlichen Wettkampf bis hin zu großen Geheimnissen – die Handlung hat einiges zu bieten. Bis auf Kleinigkeiten und den gefürchteten Spicy-Szenen (die sich hier aber noch in Grenzen halten) ein lesenswerter Fantasyroman mit einem Cliffhanger, der neugierig auf die Folgebände macht.

Cover des Buches Der Wald (ISBN: 9783442757640)

Bewertung zu "Der Wald" von Eleanor Catton

Der Wald
-nicole-vor 14 Tagen
Kurzmeinung: Ein außergewöhnlicher Roman, der in der zweiten Hälfte überraschend an Fahrt aufnimmt. Detailreich und atmosphärisch dicht geschrieben.
Ein außergewöhnlicher Roman mit einer starken zweiten Hälfte


Von Geheimnissen und folgenschweren Plänen…

Idealistische Umweltaktivisten treffen auf charismatischen Milliardär ohne Moral - Der neue Roman von Booker-Preisträgerin Eleanor Catton.

Mira Bunting ist die Gründerin einer Guerilla-Gardening-Gruppe namens Birnam Wood. Das Kollektiv pflanzt und erntet, wo es niemand bemerkt: an Straßenrändern, in vergessenen Parks, vernachlässigten Hinterhöfen. Seit Jahren kämpft die Gruppe darum, Birnam Wood langfristig rentabel zu machen. Dann eröffnet sich eine Möglichkeit: Ein Erdrutsch hat den Pass zu einem Naturschutzgebiet abgeschnitten, die Umweltkatastrophe hat auch eine große, scheinbar verlassene Farm eingeschlossen. Als Mira sich das Grundstück auf eigene Faust ansehen will, wird sie dort von Robert Lemoine überrascht. Der mysteriöse amerikanische Milliardär ist fasziniert von Mira und schlägt ihr vor, das Land zu bewirtschaften. Ein Handel, der Folgen haben wird. Wer ist Lemoine wirklich? Kann die Gruppe ihm vertrauen, während die Ideale von Birnam Wood auf die Probe gestellt werden? Können sie sich selbst trauen?
(Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – btb Verlag)


Von der Booker Preisträgerin Eleanor Catton ist mir noch gut ihr großartiger Roman „Die Gestirne“ in Erinnerung geblieben. „Der Wald“ ist das neue Buch der Autorin, widmet sich aktuellen Themen und hält einige Überraschungen im Verlauf bereit.

Im Mittelpunkt steht eine Gruppe namens „Birnam Wood“ die sich zur Aufgabe gemacht hat, in vernachlässigten Gebieten nachhaltige biologische Gärten anzulegen – oft werden ihnen diese Flächen von den Besitzern zur Verfügung gestellt, wie es auch auf ihrer offiziellen Homepage angegeben ist. Doch in Wahrheit pflanzen und gärtnern sie auch illegal – an Stellen, wo es niemanden auffällt: an Straßenrändern und auf verwahrlosten und vergessenen Grundstücken.
Doch das Kollektiv ist nicht rentabel und steht nach mehreren Jahren auf der Kippe. Dann eröffnet sich für die Gründerin Mira Bunting plötzlich eine neue Möglichkeit: Eine abgelegene, scheinbar ungenutzte weitläufige Farm, die an einem Naturschutzgebiet grenzt und seit kurzem durch einen Erdrutsch von der Außenwelt größtenteils abgeschnitten ist – für Mira perfekt zum heimlichen Gärtnern. Doch als sie das Gebiet auskundschaften will, stößt sie auf den Milliardär Robert Lemoine, der das Grundstück von den Besitzern, dem Ehepaar Darvish kaufen möchte und ganz eigene Pläne damit hat.
Dennoch ist Lemoine neugierig und bietet Mira an, das Land zu nutzen. Was zunächst nach einem perfekten Handel aussieht, zieht ungeahnte Folgen nach sich.

Schon direkt zu Beginn wird der detaillierte Schreibstil und die gute Ausarbeitung der einzelnen Charaktere sichtbar. Neben den Hauptfiguren lernen wird auch die Gardening-Gruppe „Birnam Wood“ sehr gut kennen – von der Entstehung des Kollektivs und ihren Grundsätzen bis hin zu ihrer Arbeitsweise. Schnell wird jedoch auch deutlich, dass der Zusammenhalt der Gruppe selbst immer mehr bröckelt. Dieses spürt man anfangs vor allem zwischen Mira und ihrer besten Freundin Shelley, die neue Pläne für ihr Leben macht.


„Sie tat so, als bemerke sie nicht, dass Mira verwirrt zögerte und das Lächeln auf ihrem Gesicht etwas Falsches bekam, als sie sich ihr näherte.“ – Seite 211, eBook


Neben Mira und Shelley spielen noch weitere Personen eine zentrale Rolle – einer von ihnen ist der Milliardär Robert Lemoine, bei dem sich schon bald zeigt, dass er einige Geheimnisse hütet…


„Und so spürte sie zwar, dass er weiterhin etwas vor ihr verheimlichte, sie spürte aber auch, dass sie es sein würde – sie es sein musste -, die dieses Geheimnis lüftete.“ – Seite 168, eBook


In der ersten Hälfte des Romans lernen wir diese Charaktere ausführlich kennen – ihre bisherigen Lebenswege, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bis hin zu ihren Zielen, Träumen und (politischen) Einstellungen. Dabei zeigt sich, dass jede/r ganz eigene Pläne hat, die zum eigenen Vorteil genutzt werden wollen.
Ab und an zieht es sich in diesen langen Ausführungen etwas, wo ich manchmal unsicher war, ob mich der Roman noch packen wird.
Doch dann nimmt dieser überraschend an Fahrt auf: Viele lose Fäden verknüpfen sich, Geheimnisse kommen ans Licht bis hin zu einem Verlauf, der völlig unvorhersehbar ist – hier wird es richtig spannend und ziemlich überraschend – sogar mit einigen Thriller-Elementen. Die gesamten Entwicklungen rund um Birnam Wood und dem Milliardär sind ab einem bestimmten Zeitpunkt packend zu verfolgen – mit einem Ende, das man so nicht erwartet.


„Jedes unglückselige Detail ließ sich zu seinem Vorteil nutzen, dachte er, während er zusah, wie Mira in der Dunkelheit verschwand; aus einem anderen Blickwinkel betrachtet konnte jede Schwachstelle der Argumentation zu einem Pluspunkt werden.“ 
– Seite 242, eBook


Mein Fazit: Ein außergewöhnlicher Roman, der in der zweiten Hälfte überraschend an Fahrt aufnimmt. Von verschiedensten Charakteren mit vielen Geheimnissen und ganz eigenen Plänen, die nach und nach aufeinanderprallen und ungeahnte Folgen nach sich ziehen - detailreich und atmosphärisch mit einer guten Figurenzeichnung kommt nach und nach einiges ans Licht. Nach einem eher unscheinbaren und etwas zähem Beginn nimmt die Handlung aber später überraschend an Fahrt auf und wird spannend, überraschend und auch etwas unheimlich. Ein lesenswertes Buch, das aktuelle Themen aufgreift, bewusst an einigen Stellen etwas verschwommen bleibt und zum Nachdenken anregt.

Cover des Buches Wir werden jung sein (ISBN: 9783462003758)

Bewertung zu "Wir werden jung sein" von Maxim Leo

Wir werden jung sein
-nicole-vor 19 Tagen
Kurzmeinung: Ein lesenwerter Roman mit einem interessanten und gleichzeitig beängstigenden Szenario. Gut geschrieben.
Ein lesenswerter Roman mit einem interessanten und gleichzeitig beängstigenden Szenario

Die Möglichkeit des ewigen Lebens – plötzlich in greifbarer Nähe…

Sie sind Probanden einer medizinischen Studie der Berliner Charité, deren „Nebenwirkungen“ ungeahnte Folgen hat: eine biologische Verjüngung um gleich mehrere Jahre. Jakob ist gerade seiner ersten Liebe begegnet und verliert auf einmal jegliche Lust. Jenny wünscht sich seit vielen Jahren vergeblich ein Kind und wird plötzlich schwanger. Wenger, ein schwerkranker Immobilienpatriarch, verabschiedet sich mit einem rauschenden Fest von der Welt, um kurz darauf – zur Verzweiflung seiner Erben – wieder aufzublühen. Und Verena, die zweifache Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil, hat ihre Profizeit längst hinter sich, als sie bei einem Schaukampf der Ex-Stars überraschend neue Rekorde aufstellt. Als die Öffentlichkeit von ihrer Verjüngung erfährt, überschlagen sich die Ereignisse.

Ein ungeheuer hellsichtiger Roman, der seinen Protagonisten voller Witz und Wärme durch das verrückteste Jahr ihres Lebens folgt. Und der wie nebenbei die großen ethischen und gesellschaftlichen Fragen stellt, die sich ergeben, wenn die Menschheit das Altern besiegt.
(Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – KiWi-Verlag)


„Wir werden jung sein“ ist der neue Roman von Maxim Leo und erzählt, wie es wäre, wenn der Mensch plötzlich die Chance auf ewiges Leben erhält. Ein interessantes und auch beängstigendes Szenario.

Die Hauptfiguren hier sind mehrere Personen - darunter vier Menschen im Alter zwischen 16 und 80 Jahren, die aufgrund von verschiedenen Herzerkrankungen als Probanden an einer klinischen Studie teilnehmen. Sie testen das neu entwickelte Medikament von Professor Mosländer, mit dem Ziel der vollständigen Heilung des Herzmuskels. Während hier positive Ergebnisse erzielt werden, treten jedoch bei allen Patienten überraschende Nebenwirkungen auf: Eine biologische Verjüngung um mehrere Jahre.


„Das Schicksal war gnädig und erbarmungslos mit ihm gewesen, es hatte ihn reich beschenkt und zugleich auf das Seltsamste bestraft, als es ihm plötzlich diese Extrarunde offerierte, dieses Bonusleben, diese Zeit, die nach seiner Zeit gekommen war.“ – Seite 99, eBook


Während das bei dem 80-jährigen Immobilienunternehmer Karl Wenger, der schon mit seinem baldigen Tod gerechnet hat, zunächst für positive Überraschung sorgt, ist der 16-jährige Jakob hingegen verzweifelt, da er gerade seiner ersten großen Liebe begegnet ist. Jenny und Verena sind in den Dreißigern – während Jenny nach vielen erfolglosen Versuchen plötzlich schwanger wird, stellt Verena, die wegen einer Herzerkrankung ihre Schwimmkarriere aufgeben musste, plötzlich eine neue Rekordzeit im Freistilschwimmen auf.

Doch die Zeit vergeht und die Verjüngung schreitet voran, wovon auch bald die Öffentlichkeit erfährt. Die Forschung wird ausgebaut, Fragen nach dem Medikament werden laut, die Meinungen zum ewigen Leben gehen weit auseinander. Bald überschlagen sich die Ereignisse…

Der Roman ist abwechselnd aus den Perspektiven der einzelnen Hauptfiguren geschrieben. Neben den vier Probanden erfahren wir noch einiges über Professor Martin Mosländer, der die klinische Studie leitet. Auch Prof. Miriam Holstein, die als wissenschaftliche Beraterin der Bundesregierung tätig ist und als Vorsitzende des Deutschen Ethikrats die moralische und ethische Seite beleuchtet, spielt eine zentrale Rolle.


„Im Grunde, dachte Miriam, war der schlimmste anzunehmende Fall eingetreten, weil ohne ausreichende gesellschaftliche Reflexion und wissenschaftliche Reife ein Prozess losgetreten worden war, der die Welt für immer verändern würde.“ – Seite 149, eBook


Die Handlung hat einen angenehmen Schreibstil und gerade im ersten Abschnitt lernt man die einzelnen Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können, sehr gut kennen. Während die Lebenswege der Patienten sich komplett verändern, tauchen noch weitere Probleme auf.
Was passiert, wenn plötzlich die Möglichkeit des ewigen Lebens im Raum steht, ist interessant, überraschend und zugleich auch ziemlich beängstigend zu verfolgen. Denn hier kommen Fragen auf, an die man zunächst gar nicht gedacht hat…


„Hatten sie vor ein paar Wochen noch gedacht, sie könnten vorgeben, in welche Richtung sich die Dinge entwickelten, so rannten sie jetzt nur noch den Ereignissen hinterher.“ 
– Seite 148, eBook


Während der Roman sich in der ersten Hälfte noch ziemlich spannend entwickelt, nimmt diese leider in der zweiten Hälfte etwas ab. Auch wenn alles gut verständlich und ausführlich beschrieben wird, war das Ende ein klein wenig blass.

Mein Fazit: Ein lesenswerter Roman mit einem interessanten und gleichzeitig beängstigenden Szenario: Was wäre, wenn ewiges Leben möglich wäre? Von der als Nebenwirkung aufgetretene biologische Verjüngung von vier Patienten bis hin zu dessen Folgen – für sie persönlich und auch für die Zukunft. Dieses wird gut beschrieben – trotz des angenehm zu lesenden Schreibstils ein unheimliches Szenario, das nachdenklich stimmt. Besonders in der ersten Hälfte spannend mit gut gezeichneten Charakteren, nur zum Ende hin verliert die Story ein wenig an Stärke. Dennoch ein lesenswertes Buch.

Cover des Buches Emily Wildes Enzyklopädie der Feen (ISBN: 9783596708444)

Bewertung zu "Emily Wildes Enzyklopädie der Feen" von Heather Fawcett

Emily Wildes Enzyklopädie der Feen
-nicole-vor 23 Tagen
Kurzmeinung: Ein wunderbarer Fantasyroman mit viel Magie und der Faszination von Feen. Angenehm leicht und schön geschrieben, dazu aber auch spannend.
Ein wunderbarer Fantasyroman über Feen

Die Geheimnisse der Feen...

Die Cambridge-Professorin Emily Wilde ist in vielem gut: Sie ist die führende Expertin für Feen, eine geniale Gelehrte und akribische Forscherin, die die erste Enzyklopädie über Feenkunde verfasst. Allein mit Menschen kommt sie nicht zurecht und zieht die Gesellschaft ihrer Bücher, ihres Hundes Shadow und des Feenvolkes vor. Als sie für ihre Forschung in das verschneite Dorf Hrafnsvik reist, hat Emily nicht vor, sich mit den ruppigen Einwohnern anzufreunden. Ebenso wenig möchte sie Zeit mit ihrem akademischen Rivalen Wendell Bambleby verbringen, der mit seinem unerträglichen Charme die Dorfbewohner um den Finger wickelt, sich in Emilys Arbeit einmischt und sie völlig verwirrt. Doch während Emily den Geheimnissen des verborgenen Feenvolkes auf den Grund geht, kommt sie auch einem anderen Rätsel auf die Spur: Wer ist ihr Kollege Wendell Bambleby, und was will er wirklich? Um die Antwort zu ergründen, muss sie erst das größte Geheimnis von allen lüften - ihr eigenes Herz. (Quelle: Inhaltsangabe – Fischer TOR)


Mit „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ hat die Kinder- und Jungendbuchautorin Heather Fawcett im Mai 2023 ihren ersten Fantasyroman für Erwachsene veröffentlicht. Im Juni 2024 erscheint mit „Emily Wildes Atlas der Anderswelten“ der zweite Band dieser tollen Reihe.

Im Mittelpunkt steht die junge Professorin Emily Wilde, die in Cambridge arbeitet und Expertin für Feenkunde ist. Auf vielen Forschungsreisen hat sie umfassende Erkenntnisse über das Volk der Feen zusammengetragen und arbeitet schon lange an einer umfangreichen Enzyklopädie über die Feen. Eine weitere Forschungsreise führt sie in den hohen Norden, in das verschneite Dorf Hrafnsvik. Sie hofft dort, ein verborgen lebendes Feenvolk zu entdecken und weitere unbekannte Fakten für ihre Enzyklopädie zusammenzutragen.


„Manche Menschen glauben, das Kleine Volk würde sich mit Glöckchen und Gesang ankündigen, in Wirklichkeit jedoch wird man Feen nur hören, wenn sie es wollen.“ – Seite 38


Emily ist ganz auf ihre Arbeit konzentriert und hat nicht viele Freunde - nur Shadow, der irische Wolfshund ist ihr treuer Begleiter. Auch hat sie nicht vor, sich mit den Bewohnern des Dorfes anzufreunden. Eigentlich. Doch dann taucht dort plötzlich ihr Kollege und Rivale Wendell Bambleby auf, wickelt mit seiner einnehmenden Art alle um den Finger und bringt einiges durcheinander.
Während Emily sich auf die Spuren „der Verborgenen“ macht, um deren Geheimnisse zu ergründen, umgeben auch Bambleby einige Rätsel. Nach und nach kommt Emily dem und auch anderem auf die Spur und ihre Forschung nimmt einen anderen Weg als erwartet…


„Wenn man seine ganze Karriere lang auf ein Ziel hinarbeitet, wenn man ein Phantasiegebäude darum errichtet, wie dieses Ziel aussehen und sich anfühlen wird, kann es einem schon leicht die Sinne rauben, wenn das Gerüst um einen herum zu Boden kracht.“ – Seite 225


Dieses Buch hat mich von Anfang an begeistert – zunächst ist da der tolle Titel, der sehr neugierig macht und natürlich das wunderschön gestaltete Cover, das einfach perfekt zur Geschichte passt. Der Fantasyroman ist angenehm leicht und schön geschrieben, er beginnt eher ruhig und wird dann aber durch überraschende Entwicklungen auch spannend. Es ist unheimlich interessant Emily bei ihren Forschungen und Entdeckungen zu begleiten. Das Buch ist wie eine Art Tagebuch geschrieben, in dem Emily die Ereignisse auf ihrer Reise in den hohen Norden festhält – passend dazu gibt es auch immer wieder Fußnoten.

So erfahren wir einiges über das Feenvolk: Von gemeinen und höfischen Feen und ihren Merkmalen, von trügerischem Handel und finsterer Magie bis hin zu vergessenen Wegen, Zauberbäumen und Türen zu Feenwelten.
Dieses ist faszinierend geschildert mit viel Magie – die auch ab und an mal düster wird. Natürlich lernen wir auch Feen kennen – ob sie immer nett sind, zeigt sich nach und nach…


„Die Fee war so hauchzart wie Spinnweben und schien gleichzeitig da und nicht da zu sein; aus manchen Winkeln betrachtet wirkte sie wie der Schatten eines Steins und aus anderen wie ein lebender Rabe.“ – Seite 58


Auch sind hier Erzählungen eingeflochten, die Emily bei ihren Forschungen zusammengetragen hat – ob an den beschriebenen Knochen- und Elfenbeinbäumen etwas Wahres dran ist? Zum Ende hin wird es nochmal spannend und auch Wendell Bambleby ist eine zentrale Figur, die sich anders entwickelt als zunächst gedacht.


„Über uns blutete das Polarlicht.“ – Seite 221


Mein Fazit: Ein wunderbarer Fantasyroman mit viel Magie und der Faszination von Feen. Angenehm leicht und schön geschrieben erfahren wir einiges über das Feenvolk – es wird sehr interessant und mal etwas märchenhaft, dann auch mal ein klein wenig düster – dazu gibt es gut gezeichnete Charaktere, die im Verlaufe der Handlung noch überraschen. Eine schöne Geschichte – magisch und mit spannenden Entwicklungen. Sehr lesenswert!

Cover des Buches Kleine Probleme (ISBN: 9783869712406)

Bewertung zu "Kleine Probleme" von Nele Pollatschek

Kleine Probleme
-nicole-vor einem Monat
Kurzmeinung: Ein besonderer Roman, der mich positiv überrascht hat. Detailreich erzählt und außergewöhnlich. Lesenswert - 4,5 Sterne von mir.
Ein besonderer Roman - detailreich erzählt und mit einer starken zweiten Hälfte

Von kleinen Problemen und großen Hürden…

31. Dezember. Steuererklärung, Wohnung putzen, Bett für die Tochter zusammenschrauben, Lebenswerk schreiben, mit dem Rauchen aufhören – eigentlich wollte Lars, neunundvierzigjähriger Vieldenker und angehender Schriftsteller, die Lücke zwischen den Jahren dafür nutzen, endlich alles zu erledigen, was in den letzten Dekaden so auf der Strecke geblieben ist. Das neue Jahr, so sein Plan, sollte in einem aufgeräumten Leben beginnen. Der Zeitpunkt dafür schien perfekt: Die Kinder waren im Auslandsjahr, die Frau unterwegs. Keiner da, der stören könnte.

Doch die Woche, in der noch alles zu schaffen gewesen wäre – plötzlich ist sie aufgebraucht. Der letzte Tag des Jahres hat begonnen – mit Nieselregen, wie sonst? Das Haus ist immer noch chaotisch. Das Leben sowieso. Und als Lars den ersten Punkt seiner To-do-Liste ansteuert, fühlt es sich an, als müsse er nicht nur sich selbst, sondern eine ganze Welt neu erfinden.
(Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – Galiani Verlag)


„Kleine Probleme“ ist der aktuelle Roman von Nele Pollatschek und erzählt die Geschichte eines Mannes, der am letzten Tag des Jahres noch eine lange To-do-Liste abarbeiten will. Hier ist der Autorin ein sehr lesenswerter Roman gelungen.

Hauptfigur ist der neunundvierzigjährige Lars Messerschmitt, dessen Leben nicht ganz so verlaufen ist, wie er es geplant hatte. Als angehender Schriftsteller wollte er schon vor Jahren das beste Buch der Welt geschrieben haben, doch dieses lässt auf sich warten. Zudem ist vieles liegen geblieben, was er schon längst erledigen wollte – insgesamt stehen dreizehn Punkte auf seiner Liste, die er zwischen den Jahren erledigen wollte. Der Zeitpunkt ist perfekt, da seine Frau und seine Kinder unterwegs sind. Doch plötzlich ist der 31. Dezember angebrochen und die To-do-Liste noch unberührt. Mit einiger Verzögerung beginnt Lars am letzten Tag des Jahres mit dem ersten Punkt und beginnt seinen ganz eigenen Wettlauf gegen die Zeit…


„Es war Freitag, der 31. Dezember, und ich musste noch was erledigen. Also eigentlich alles.“ 
– Seite 13, eBook


Die Handlung ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Lars erzählt, der mit einigen Problemen zu kämpfen hat, vieles fällt ihm manchmal schwer. Gerade dieses wird feinfühlig beschrieben und zeigt, dass einiges nicht so einfach ist:


„Wie beschissen ist es bitte, wenn einem alle Türen offenstehen und man trotzdem stehen bleibt. Wenn man keinen Grund hat, so zu sein, aber man ist halt trotzdem so. Wenn alles einfach ist und einfach ist viel zu schwer.“ – Seite 16, eBook


Doch dann beginnt er mit dem Abarbeiten der To-do-Liste, was hier ganz detailliert beschrieben wird. Das Buch ist neben einem kurzen Einführungskapitel in dreizehn weitere Kapitel unterteilt, die sich den einzelnen Punkten auf der Liste widmen. Vom Antworten auf eine Nachricht und den Aufbau des Bettes für seine Tochter über die Steuererklärung und dem Regenrinnenreinigen bis zum Geschenke einpacken, putzen und das Lebenswerk schreiben - jedes der Kapitel widmet sich ausführlich der jeweiligen Aufgabe. Oft finden sich hier lange verschachtelte Sätze. Dieses passt hier aber ganz gut, da in diesem Stil oft die weit- und abschweifenden Gedanken von Lars zu den unterschiedlichsten Themen beschrieben werden. Auch wird es facettenreich: Manches stimmt nachdenklich und ist tragisch, dann wird es aber auch mal schräg und ziemlich komisch mit etwas Humor.


„Da wartet man acht Jahre lang auf Schnee und ausgerechnet an dem einen Tag, an dem man die Regenrinne reinigen will, fängt es an zu schneien, dachte ich. Und die Regenrinne dachte, da wartet man acht Jahre lang auf Reinigung und ausgerechnet an dem einen Tag, an dem es schneit, bequemt sich der Herr. Zumindest glaube ich, dass sie das dachte, das würde nämlich so zu ihr passen.“ 
– Seite 125, eBook


Einige Abschnitte sind sehr unterhaltsam und überraschend mit ihren Schilderungen – da Lars immer wieder mit seinen Gedanken vom aktuellen Tun abschweift, erfahren wir nach und nach einiges über sein bisheriges Leben sowie über seine Frau Johanna und den gemeinsamen Kindern Yannis und Lina.
Dieses ist ganz gut gelungen, nur ab und an driftet er mit verschiedensten Theorien doch etwas zu weit ab.
Das Buch ist schon außergewöhnlich und man muss sich auf den Schreibstil und die Geschichte einlassen. Mich hat überrascht, wie beeindruckend die Autorin das Abarbeiten einer To-do-Liste so unterhaltsam geschildert hat. Der Roman hat eine starke zweite Hälfte.


„Wenn man das Meer aufschreiben kann, ist es das beste Buch der Welt.“ – Seite 77, eBook


Mein Fazit: Ein besonderer Roman, der mich positiv überrascht hat. An einigen Stellen nachdenklich stimmend, etwas ernst und tragisch, an anderen Stellen sehr unterhaltsam, etwas schräg und humorvoll. Diese Mischung zusammen mit dem detailreichen Erzählstil ist gut gelungen. Die oft langen und verschachtelten Sätze sind natürlich etwas speziell, geben aber gleichzeitig die vielen, manchmal ziemlich labyrinthischen Gedankengänge der Hauptfigur sehr gut wieder. Interessant und gelungen. Ich vergebe 4,5 Sterne.

Cover des Buches Der Rabengott (ISBN: 9783608966022)

Bewertung zu "Der Rabengott" von Ann Leckie

Der Rabengott
-nicole-vor einem Monat
Kurzmeinung: Ein besonderer High-Fantasy Roman - anders, überraschend und faszinierend. Außergewöhnlich und sehr lesenswert.
Ein besonderer High-Fantasy Roman - anders, überraschend und faszinierend

Von mächtigen Gottheiten und Geheimnissen

Seit Jahrhunderten wird das Königreich Iraden von einem Gott beschützt: Er heißt der Rabe und residiert in einem Turm in der mächtigen Hafenstadt Vastai. Von dort wacht er über das Reich. Seinen göttlichen Willen lässt er über einen Rabenvogel an seinen menschlichen "Statthalter" kundtun.

Der Vogel des Rabengottes ist tot, und die göttliche Regel schreibt vor, auch der „Statthalter“ muss unverzüglich sterben, um Platz für seinen Nachfolger zu machen. Als Mawat, der rechtmäßige Erbe, mit seinem Freund, dem Kämpfer Eolo, in der Hauptstadt eintrifft, sitzt bereits ein Regent auf dem Herrscherstuhl – sein Onkel. Mawats Zorn kennt keine Grenzen und während er versucht, sein Reich zurückzuerobern, entdeckt Eolo, dass der Turm des Raben ein dunkles Geheimnis birgt: In seinem Fundament harrt eine Prophezeiung, die, wenn sie sich erfüllt, Iraden für immer zerstören könnte.
(Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – Hobbit Presse / Klett Cotta-Verlag)


„Der Rabengott“ ist der erste High Fantasy-Roman von der Science-Fiction-Autorin Ann Leckie und überrascht mit einer außergewöhnlichen Geschichte und interessantem Schreibstil.

Der Roman beginnt mit den Hauptfiguren Mawat und seinem Adjutanten und Freund Eolo, die gemeinsam in Mawats Heimatstadt Vastai reisen. Dort will Mawat sein Erbe antreten – nach seinem Vater als neuer Statthalter des Raben.
Seit vielen Jahrhunderten werden die Königreiche durch Gottheiten beschützt, so auch das Königreich Iraden. In einem hohen Steinturm in der Hafenstadt Vastai wacht ein Gott, der sich selbst „der Rabe“ nennt. Über einen gewöhnlichen Raben kommuniziert er mit dem Statthalter, der dadurch eine hohe Stellung und einige Privilegien innehat. Doch dieses hat seinen Preis: Sobald der Rabenvogel stirbt, muss auch der aktuelle Statthalter sterben und der Nachfolger den Platz einnehmen.

Doch vieles kommt anders: Als Mawat und Eolo in Vastai ankommen, fehlt von seinem Vater, der nach dem Tod des Vogels auch sterben sollte, jede Spur – gleichzeitig hat Mawats Onkel Hibal den Platz des Statthalters eingenommen. Mawat glaubt nicht, dass sein Vater geflohen ist und misstraut den Aussagen seines Onkels – dementsprechend wütend ist er und rebelliert. Eolo dagegen versucht Antworten zu finden und stößt im Turm den Raben auf ein großes Geheimnis, das alles ändern könnte…

Das Buch hält einige Überraschungen bereit, denn die Geschichte wird aus der Sicht einer alten Gottheit/einem Gott erzählt. Der Erzählstil ist etwas speziell und zunächst gewöhnungsbedürftig: Es gibt zwei Erzählebenen: Die Gottheit schildert die aktuellen Geschehnisse rund um Mawat, seinem Begleiter Eolo, der Stadt Vastai und dem Rabengott – in der Du-Perspektive aus Eolos Blickwinkel. Er spricht Eolo quasi direkt an und erzählt ihm seine Geschichte:


„Du legtest die Stirn in Falten, doch dann, wohl wissend, dass du hier in Vastai auf jedes Wort und jede Geste achten musstest, setztest du ein ganz und gar höflich-harmloses Grinsen auf.
„Komm mit“, sagte Mawat knapp. Es war weder eine Frage noch ein Angebot. Er wartete auch nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich um und schritt über die blassgelben Steine des Turmhofs. Und natürlich folgtest du ihm.“ 
– Seite 18, eBook


Die zweite Besonderheit ist, dass die Gottheit auch ihren eigenen Lebensweg erzählt – in der Ich-Perspektive. Diese lebt schon seit Jahrtausenden und hat viel gesehen und dazugelernt. Hier erfahren wird einiges über die Gottheiten und ihre Verbindungen, ihre Macht und deren Pläne – dieses ist sehr interessant zu verfolgen.


„Dieser Tage bin ich ständig von Menschen umgeben, und obwohl ich meistens nicht mit ihnen sprechen kann und sie nicht mit mir, finde ich sie interessant. Der Turm von Vastai, die Festung und die Stadt, die sie umgibt, sorgen für ein Übermaß an Aktivität und Gesprächen, an Triumphen und Niederlagen. Ich beobachte, höre zu und lerne.“ – Seite 89, eBook


Während wir den geheimnisvollen Gott immer besser kennenlernen und dessen Rolle nach und nach immer klarer wird, geht auch die Geschichte um Mawat, seinen verschwundenen Vater und die mysteriösen Geschehnisse in der kleinen Hafenstadt spannend weiter. Von rätselhaften Besuchern und politischen Intrigen bis hin zu dunklen Geheimnissen ist alles dabei. Gerade Eolos Weg ist spannend zu verfolgen – die Figur spielt noch eine zentrale Rolle.

Nach und nach verbinden sich die Fäden aus Vergangenheit und Gegenwart und ergeben ein überraschendes Bild – im letzten Drittel wird es besonders interessant und viele Geheimnisse kommen ans Licht.

Durch den speziellen Schreibstil und die besondere Erzählung hat Ann Leckie hier einen Fantasy-Roman erschaffen, der anders ist – und gleichzeitig faszinierend. Eine phantastische Welt mit einer interessanten und langen Vergangenheit, Gottheiten mit großer Macht und deren Zusammenarbeit mit den Menschen, von politischen Verstrickungen über Kriege und geheime Bündnisse – es gibt einiges zu entdecken. Auf den Erzählstil muss man sich einlassen – ich finde, das dieser hier aber sehr gut passt.

Mein Fazit: Ein besonderer High Fantasy-Roman – anders, überraschend und faszinierend. Neben einem speziellen Erzählstil sticht auch die Handlung selbst hervor: Von Gottheiten und Kriegen über politische Intrigen, dunklen Geheimnissen, interessanten Charakteren und einem überraschenden Verlauf. Auch wenn ich mich zunächst an die Du-Perspektive gewöhnen musste, hat mir die besondere Art des Buches sehr gefallen. Auch, wie sich hinterher alles zusammensetzt, ist wirklich gut gelungen. Ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die außergewöhnliche High-Fantasy mögen.

Cover des Buches Das Geflüster (ISBN: 9783328601821)

Bewertung zu "Das Geflüster" von Ashley Audrain

Das Geflüster
-nicole-vor einem Monat
Kurzmeinung: Ein Drama voller dunkler Geheimnisse und Abgründe. Es gibt Stärken und Schwächen im Verlauf. Ich vergebe 3,5 Sterne.
Ein Drama voller dunkler Geheimnisse und Abgründe - mit Stärken und Schwächen im Verlauf

Die dunklen Geheimnisse der Harlow Street…

Bevor der Sommer zu Ende geht, versammelt sich die Nachbarschaft der Harlow Street zu einem Gartenfest. Getränke fließen bis spät in die Nacht und alles scheint perfekt – vor allem die Gastgeberin. Bis zu dem Moment, als Whitney vor aller Augen die Fassung verliert, weil ihr neunjähriger Sohn Xavier nicht gehorchen möchte. Die emotionale Entgleisung sorgt für Getuschel hinter vorgehaltener Hand. Als Xavier nur wenige Monate später aus seinem Kinderzimmerfenster stürzt, ist der Skandal unvermeidbar und das Urteil schnell gefällt. Doch in dieser Nachbarschaft ist niemand so vollkommen, wie er vorgibt zu sein. Im Laufe einer Woche spitzen die Dinge sich zu: Während Xavier zwischen Leben und Tod schwebt, müssen sich die Frauen in der Harlow Street ihren eigenen Abgründen stellen.
(Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – Penguin Verlag)


„Das Geflüster“ ist der zweite Roman von Ashley Audrain und am 01. März 2024 vorab als eBook erschienen. Das Printexemplar ist ab dem 24. April 2024 erhältlich. Die Autorin widmet sich in diesem Drama den dunklen Geheimnissen und den Abgründen der Bewohner der Harlow Street.

Die Geschichte beginnt mit einer Gartenparty, zu der Whitney Loverly die Nachbarschaft eingeladen hat. Alles scheint perfekt: Das große und lichtdurchflutete Haus, der durchgestylte Garten und dazu die Bilderbuchfamilie: Die erfolgreiche Geschäftsfrau Whitney, ihr Mann Jacob, Sohn Xavier und die Zwillinge Thea und Sebastian. Doch der harmonische Schein trügt. Denn als der neunjährige Xavier ihr nicht gehorchen will, verliert Whitney die Beherrschung – und alle bekommen es mit. Danach kommt Getuschel auf, Vermutungen werden hinter vorgehaltener Hand gestellt.


„Whitney und Blair wechseln einen Blick. Nach der Party werden sie sich an diese angespannten Sekunden erinnern, ohne zu wissen, warum. Erst viele Monate später, in einer Nacht im Juni, an einem Mittwoch, wenn alles implodiert.“ – Seite 113, eBook


Neun Monate später passiert schließlich das Schreckliche: Xavier stürzt aus dem Fenster seines Kinderzimmers. Schnell werden auch hier Vermutungen angestellt und dabei wird deutlich, dass auch die anderen Bewohner nicht so perfekt sind, wie sie vorgeben zu sein. Während Xavier um sein Leben kämpft, tun sich Abgründe in der Harlow Street auf – tief verborgene Geheimnisse kommen ans Licht und verändern alles…


„Das Geflüster, das sie sonst so erfolgreich ignoriert, dröhnt ihr in den Ohren.“ – Seite 249, eBook


Im Mittelpunkt stehen vier Frauen mit ihren Familien, in deren Leben wir nach und nach einen sehr detailreichen Einblick bekommen: Whitney, Blair, Rebecca und Mara – sie alle leben in der Harlow Street und könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede von ihnen hat mit eigenen Problemen, Schicksalen und Sorgen zu kämpfen. Die nach außen hin perfekt und glücklich wirkenden Familienbilder beginnen schnell zu bröckeln.


"Blair will, dass er weiterredet, dass ihm eine Geschichte einfällt, an der sie weiterstricken können, bis sie wahr wirkt.“ – Seite 244, eBook


Ein zentraler Punkt, um den alles kreist, ist der schreckliche Sturz des zehnjährigen Xavier aus dem Fenster – hier setzt sich nach und nach ein Gesamtbild zusammen, das überrascht. Unerwartet ist, dass auch eine andere sensible Thematik hier einen ganz zentralen Punkt einnimmt und ausführlich behandelt wird: Das Thema Fehlgeburt. Hier wäre vielleicht eine kurze Triggerwarnung am Anfang wichtig gewesen.
Die regelmäßig wechselnden Blickwinkel aus Sicht der vier Frauen ist gut gewählt. Einerseits auf gewisse Weise interessant zu verfolgen, auf der anderen Seite aber auch manchmal sehr unangenehm – wie etwa die Gedanken einiger Figuren, angeführt von Whitney. Vieles dreht sich um Neid, Eifersucht, Perfektionismus und Wut. Was mir nicht gefallen hat, waren die detaillierten erotischen Szenen – hier hätten Andeutungen gereicht.

Die Handlung erinnert im ersten Moment an „Desperate Housewives“ und man ist neugierig, wie sich alles zusammensetzen wird. Nach und nach kommt einiges ans Licht mit dem man so nicht gerechnet hat. Es wird traurig und auch beklemmend, sehr bewegend und auch etwas unheimlich. Mit einem Ende, das vielleicht etwas zu abrupt war.


„Sie weiß nicht genau, was sie da gerade gesehen hat, aber plötzlich sind sie alle Teil einer Situation, die sich immer weiter zuspitzt. (…) Die möglichen Konsequenzen eröffnen sich ihr mit einer solchen Wucht, dass sie sie kaum verarbeiten kann.“ – Seite 256, eBook


Mein Fazit: Ein Drama voller dunkler Geheimnisse und Abgründe, das mich zweigeteilt zurücklässt. Einerseits detailliert und gut geschrieben mit durchaus interessanten und gut gezeichneten Figuren – auch die Idee der Story macht neugierig auf die Umsetzung. Von dunklen Geheimnissen, Abgründen und traurigen Schicksalen bis hin zu einem dramatischen Gesamtbild ist alles vorhanden.
Was ich etwas störend fand, waren die zu detaillierten erotischen Szenen, die oft grob und irgendwie fehl am Platz wirkten. Auch zogen sich manche Abschnitte etwas. Den Ausgang der Geschichte hätte ich mir wiederum etwas ausführlicher gewünscht.
Es gibt Stärken und Schwächen. Insgesamt ist das Buch aber durchaus lesenswert. Ich vergebe 3,5 Sterne.

Über mich

Bloggerin, Buchliebhaberin und ein klein wenig lesesüchtig. :)

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Krimis und Thriller, Fantasy, Historische Romane, Science-Fiction, Jugendbücher, Comics, Biografien, Kinderbücher, Sachbücher, Literatur, Unterhaltung

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