Bewertung zu "Emily Wildes Enzyklopädie der Feen" von Heather Fawcett
Die Geheimnisse der Feen...
Die Cambridge-Professorin Emily Wilde ist in vielem gut: Sie ist die führende Expertin für Feen, eine geniale Gelehrte und akribische Forscherin, die die erste Enzyklopädie über Feenkunde verfasst. Allein mit Menschen kommt sie nicht zurecht und zieht die Gesellschaft ihrer Bücher, ihres Hundes Shadow und des Feenvolkes vor. Als sie für ihre Forschung in das verschneite Dorf Hrafnsvik reist, hat Emily nicht vor, sich mit den ruppigen Einwohnern anzufreunden. Ebenso wenig möchte sie Zeit mit ihrem akademischen Rivalen Wendell Bambleby verbringen, der mit seinem unerträglichen Charme die Dorfbewohner um den Finger wickelt, sich in Emilys Arbeit einmischt und sie völlig verwirrt. Doch während Emily den Geheimnissen des verborgenen Feenvolkes auf den Grund geht, kommt sie auch einem anderen Rätsel auf die Spur: Wer ist ihr Kollege Wendell Bambleby, und was will er wirklich? Um die Antwort zu ergründen, muss sie erst das größte Geheimnis von allen lüften - ihr eigenes Herz. (Quelle: Inhaltsangabe – Fischer TOR)
Mit „Emily Wildes Enzyklopädie der Feen“ hat die Kinder- und Jungendbuchautorin Heather Fawcett im Mai 2023 ihren ersten Fantasyroman für Erwachsene veröffentlicht. Im Juni 2024 erscheint mit „Emily Wildes Atlas der Anderswelten“ der zweite Band dieser tollen Reihe.
Im Mittelpunkt steht die junge Professorin Emily Wilde, die in Cambridge arbeitet und Expertin für Feenkunde ist. Auf vielen Forschungsreisen hat sie umfassende Erkenntnisse über das Volk der Feen zusammengetragen und arbeitet schon lange an einer umfangreichen Enzyklopädie über die Feen. Eine weitere Forschungsreise führt sie in den hohen Norden, in das verschneite Dorf Hrafnsvik. Sie hofft dort, ein verborgen lebendes Feenvolk zu entdecken und weitere unbekannte Fakten für ihre Enzyklopädie zusammenzutragen.
„Manche Menschen glauben, das Kleine Volk würde sich mit Glöckchen und Gesang ankündigen, in Wirklichkeit jedoch wird man Feen nur hören, wenn sie es wollen.“ – Seite 38
Emily ist ganz auf ihre Arbeit konzentriert und hat nicht viele Freunde - nur Shadow, der irische Wolfshund ist ihr treuer Begleiter. Auch hat sie nicht vor, sich mit den Bewohnern des Dorfes anzufreunden. Eigentlich. Doch dann taucht dort plötzlich ihr Kollege und Rivale Wendell Bambleby auf, wickelt mit seiner einnehmenden Art alle um den Finger und bringt einiges durcheinander.
Während Emily sich auf die Spuren „der Verborgenen“ macht, um deren Geheimnisse zu ergründen, umgeben auch Bambleby einige Rätsel. Nach und nach kommt Emily dem und auch anderem auf die Spur und ihre Forschung nimmt einen anderen Weg als erwartet…
„Wenn man seine ganze Karriere lang auf ein Ziel hinarbeitet, wenn man ein Phantasiegebäude darum errichtet, wie dieses Ziel aussehen und sich anfühlen wird, kann es einem schon leicht die Sinne rauben, wenn das Gerüst um einen herum zu Boden kracht.“ – Seite 225
Dieses Buch hat mich von Anfang an begeistert – zunächst ist da der tolle Titel, der sehr neugierig macht und natürlich das wunderschön gestaltete Cover, das einfach perfekt zur Geschichte passt. Der Fantasyroman ist angenehm leicht und schön geschrieben, er beginnt eher ruhig und wird dann aber durch überraschende Entwicklungen auch spannend. Es ist unheimlich interessant Emily bei ihren Forschungen und Entdeckungen zu begleiten. Das Buch ist wie eine Art Tagebuch geschrieben, in dem Emily die Ereignisse auf ihrer Reise in den hohen Norden festhält – passend dazu gibt es auch immer wieder Fußnoten.
So erfahren wir einiges über das Feenvolk: Von gemeinen und höfischen Feen und ihren Merkmalen, von trügerischem Handel und finsterer Magie bis hin zu vergessenen Wegen, Zauberbäumen und Türen zu Feenwelten.
Dieses ist faszinierend geschildert mit viel Magie – die auch ab und an mal düster wird. Natürlich lernen wir auch Feen kennen – ob sie immer nett sind, zeigt sich nach und nach…
„Die Fee war so hauchzart wie Spinnweben und schien gleichzeitig da und nicht da zu sein; aus manchen Winkeln betrachtet wirkte sie wie der Schatten eines Steins und aus anderen wie ein lebender Rabe.“ – Seite 58
Auch sind hier Erzählungen eingeflochten, die Emily bei ihren Forschungen zusammengetragen hat – ob an den beschriebenen Knochen- und Elfenbeinbäumen etwas Wahres dran ist? Zum Ende hin wird es nochmal spannend und auch Wendell Bambleby ist eine zentrale Figur, die sich anders entwickelt als zunächst gedacht.
„Über uns blutete das Polarlicht.“ – Seite 221
Mein Fazit: Ein wunderbarer Fantasyroman mit viel Magie und der Faszination von Feen. Angenehm leicht und schön geschrieben erfahren wir einiges über das Feenvolk – es wird sehr interessant und mal etwas märchenhaft, dann auch mal ein klein wenig düster – dazu gibt es gut gezeichnete Charaktere, die im Verlaufe der Handlung noch überraschen. Eine schöne Geschichte – magisch und mit spannenden Entwicklungen. Sehr lesenswert!