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Cover des Buches White Bird - Wie ein Vogel (ISBN: 9783745604139)

Bewertung zu "White Bird - Wie ein Vogel" von R. J. Palacio

White Bird - Wie ein Vogel
-sabine-vor 5 Tagen
White Bird

Ich habe das Hörbuch ganz zufällig gesehen und hätte bei dem Cover auch nicht gedacht, dass es sich um eine Geschichte des Holocausts handelt. Das Hörbuch ist für Kinder ab 11 Jahren -  und obwohl ich sonst selten Kinder- und Jugendbücher lese, finde ich die Umsetzung dieses ernsten und schwierigen Themas sehr gelungen.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen – in der Gegenwart soll Julian einen Aufsatz über einen Menschen aus seinem Umfeld schreiben; er entschließt sich für die Geschichte seine Großmutter Sarah. In dem zweiten Erzählstrang erzählt sie nun von ihrer jüdischen Kindheit und Jugend.

Die Autorin hat diese fiktive Geschichte Sarahs mit viel Fingerspitzengefühl erzählt – bei einem Kinderbuch erwarte ich natürlich nicht grausige Details, dennoch aber habe ich beim Hören die Verzweiflung und die Not der kleinen Sarah gespürt. Sie wurde als Jüdin in der Schule gedemütigt, musste mit ansehen, wie ihre Lehrer und ihre Familie deportiert wurden, ihr selbst ist es gelungen, sich dem zu entziehen, doch das zu einem hohen Preis.

Es ist eine Achterbahn der Gefühle, die man beim Hören erlebt – es geht um Erniedrigung und Hass, um Ungerechtigkeit und Unterdrückung, aber auch um Liebe und Freundschaft, um Vertrauen und Geduld. Sarah ist ein liebenswertes Kind, und die Geschichte aus ihrer Sicht zu erleben, war auch für mich, die schon viele Schicksale des Holocausts gelesen und gehört hat, berührend. Ich habe sie sofort ins Herz geschlossen, nicht nur aus Mitleid, weil sie so gedemütigt wird und sich schließlich lange verstecken muss, sondern weil sie einfach das Herz am rechten Fleck hat und ihre Taten und auch gesagten Dinge hinterfragt und auch daraus lernt.

Ich finde immer wieder toll, wenn man erfährt, dass es nicht nur böse Menschen gegeben hat, sondern viele, die geholfen haben – in dem sie Menschen gerettet und versteckt haben, ohne Gedanken an die Gefahr, die sich für sie selber daraus ergibt.

Die Geschichte ist fiktiv, aber stellvertretend für viele Schicksale – genau so hätte es sich abspielen können, und ich bin sicher, dass es in ähnlicher Weise so auch irgendwo geschehen ist.

Die Sprecher Sascha Icks und Elisabeth Schwarz sind sehr gut gewählt. Sascha Icks hat eine junge Stimme und trägt den Teil der Vergangenheit vor, Elisabeth Schwarz dagegen kann mit ihrer reifen Stimme die Atmosphäre der Gegenwart wunderbar einfangen.

Ein wichtiges Buch, das ich gerne empfehle – gerade auch für die Zielgruppe; denn es führt behutsam an das wichtige Thema des Holocausts heran.

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Cover des Buches Akte Nordsee - Der Teufelshof (ISBN: 9783404189977)

Bewertung zu "Akte Nordsee - Der Teufelshof" von Eva Almstädt

Akte Nordsee - Der Teufelshof
-sabine-vor 5 Tagen
Der Teufelshof

Es ist mein erstes Buch der Autorin, aber sicher nicht das letzte – denn bei diesem Krimi hatte ich wirklich unterhaltsame Lesestunden.

In Wulkenbüll, auf der Halbinsel Eiderstedt, werden in der Hochzeitsnacht die Eltern des Bräutigams erschossen, der Bräutigam schwer verletzt, und nur die Braut konnte fliehen und sich verstecken. Rechtsanwältin Fentje Jacobsen ist eine langjährige Freundin des Bräutigams und war auch zu der Hochzeit von Anna und Henning eingeladen. Als Henning bei der Polizei in Verdacht gerät, übernimmt sie sein Mandat – doch sie ist nicht die einzige, die nachforscht, auch der Reporter Niklas John hat Interesse an dem Mordfall.

Ich mochte den Krimi sehr gerne – und auch wenn ich den ersten Teil der Reihe „Akte Nordsee“ nicht kannte, war es kein Problem, in diesen hier einzusteigen. Immer mal wieder streut die Autorin ein, wie sich Niklas und Fentje in ihrem ersten Fall kennengelernt haben, ohne dass sich dabei aber eine Liebesbeziehung entwickelt hat – also keine Angst, auch in diesem Band gibt es nur wenige Verbindungen zwischen ihnen, und diese sind auch rein beruflicher Natur.

Fentje geht sehr analytisch an die Sache heran – jeden möglichen Täter nimmt sie unter die Lupe, schaut nach Alibi und Motiv und grenzt so die Verdächtigen ein. Niklas ist da weniger strukturiert – er nutzt eher Kollegen, die „ihm noch etwas schulden“ für Informationen. Beide ermitteln aber völlig unabhängig voneinander, und erst im letzten Drittel kreuzen sich ihre Wege. Auch die Polizei ist natürlich aktiv, sie wirkt aber wenig engagiert und macht sich nur wenig Mühen - und ihre Arbeit steht wirklich nicht im Mittelpunkt.

So unterschiedlich Fentje und Niklas sind, mochte ich doch beide. Während die Juristin eher analytisch an die Sache herangeht, sie aber ihre anpackende Art auch bei Unterstützung ihrer Familie auf dem Hof nicht verstecken kann, ist Niklas irgendwie unbedarfter und ein wenig naiv, was ihn aber mit seiner manchmal unbekümmerten Art sehr sympathisch macht. Treffen die beiden aufeinander, gibt es meist einen herrlichen, etwas sarkastisch-ironischen verbalen Schlagabtausch – auch das mochte ich sehr gerne.

Die anderen Figuren sind auch gut gestaltet, so gut, dass sie mir ein Gefühl für die Menschen dieses nördlichen Landstrichs Deutschlands geben. Das Lokalkolorit hat die Autorin aber nicht nur die Menschen und ihre Dialekte eingefangen, auch durch Beschreibungen der Landschaft – und da Fentje und Niklas zwischen St. Peter-Ordnung, Hamburg und eben Eiderstedt pendeln, hatte ich viele Bilder vor Augen.

Der Fall selber lädt zum Mitraten ein, ich bin leider nicht dem wahren Täter auf die Spur gekommen und war daher am schlüssigen Ende auch sehr überrascht. Die ersten beiden Drittel sind von Ermittlungen geprägt, die ich aber nicht langweilig fand, weil immer abwechselnd aus Sicht Fentjes und Niklas erzählt wurde, das letzte Drittel wird dann richtig spannend, da die beiden in Gefahr geraten und ich natürlich mit gefiebert habe, wie sie da wieder raus kommen. Der Schluss kam dann doch sehr plötzlich – und mir auch ein wenig zu schnell.

Der Schreibstil ist leicht und locker, lebendig durch viele Dialoge und gut lesbar – für einen Krimi also genau passend. Was es mit dem Titel des Buches auf sich hat, wird auch erklärt – hinterlässt vielleicht den Eindruck, dass es gruselig ist, der Fall selber aber ist sehr authentisch und frei von jeglichem Mystik.

Mein Fazit
Ich habe diesen zweiten Teil der „Akte Nordsee“-Reihe sehr gerne gelesen und habe das Lokalkolorit gut spüren können. Die beiden sympathischen Hauptfiguren habe ich gerne begleitet, so unterschiedlich sie sind, ergänzen sie sich hervorragend. Der Fall selber ist schlüssig und authentisch – wer klassische Krimis mag und sich gerne auch in den Norden Deutschlands entführen lässt, dem kann ich dieses Buch gerne empfehlen.

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Cover des Buches Der Liebende (ISBN: 9783471360606)

Bewertung zu "Der Liebende" von Martin Ehrenhauser

Der Liebende
-sabine-vor 11 Tagen
Der Liebende

Eine sehr leise und ruhige, vor allem aber berührende Geschichte über die Liebe zweier älterer Menschen.

Monsieur Haslinger ist ein zölibatär lebender pensionierter Seelsorger, der zurückgezogen in Brüssel lebt. Zufällig kommt er mit einer neuen Nachbarin ins Gespräch, Madame Janssen, und zwischen ihnen entwickelt sich eine zarte Freundschaft – und bald auch mehr.

Ich habe diesen Roman geliebt, vor allem für die ruhige und meist melancholische Atmosphäre. Obwohl es ein kurzes Hörbuch ist, schafft es der Autor, die Charaktere wunderbar zu zeichnen: Monsieur Haslinger ist ein sehr bescheidener Mensch und bei allem, was er sagt oder tut, merkt man seine Zurückhaltung. Es war sehr schön, ihn dann bei seiner Verliebtheit zu begleiten, die sich ganz ruhig und leise abspielt. Ich habe ihn so sehr gemocht mit seiner Art und konnte mich gut in ihn hineinversetzen. Madame Janssen ist fast das Gegenteil von Monsieur Haslinger – sie ist quirlig und den Menschen gegenüber offen, früh schon merkt man aber, dass sie ein Geheimnis hat. Zurückhaltend wie Monsieur Haslinger nun mal ist, fragt er da auch gar nicht nach – während man als Leser bzw. Hörer ahnt, um was es geht, ist er völlig ahnungslos.

Während es in der ersten Hälfte um die zarte Annäherung der beiden geht und der Autor sich hier auch Zeit lässt, weiß man in der zweiten dann, wohin die Geschichte läuft und ahnt auch schon böses. Es kommt, wie es kommen muss, zu einem tragischen Ende – und doch blitzt in den letzten Sätzen eine Hoffnung durch, die mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat.

Man kann sicherlich darüber streiten, ob Madame Janssens Verhalten egoistisch ist, und kann es sicherlich auch moralisch verwerflich finden – zunächst habe ich das auch gedacht, letztlich für mich aber entschieden, dass Monsieur Haslinger durch diese Erfahrung gewachsen ist.

Der Schreibstil ist einfach nur wundervoll, voller Gefühl und Poesie, obwohl er leicht und leise ist, damit aber eine wunderschöne Atmosphäre schafft. Der Sprecher Hans Jürgen Stockerl hat die bezaubernde und charmante Stimmung mit seiner Stimme wunderbar einfangen können, und ich habe ihm sehr gerne gelauscht!

Ein wundervolles Buch, und ich hoffe, dass der Autor weitere Bücher schreiben wird!

Mein Fazit
Eine leise, dafür aber gehaltvolle Geschichte über eine Liebe zweier älterer Menschen. Ich bin richtig eingetaucht in die Geschichte, die gefühlvoll erzählt wird und trotz trauriger Momente am Ende doch Hoffnung spendet.

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Cover des Buches Ladies View (ISBN: 9783958767256)

Bewertung zu "Ladies View" von Kerstin Pukowski

Ladies View
-sabine-vor 11 Tagen
Die Melodie jener Nacht

Ella ist schwanger und sitzt im Wartezimmer ihres Gynäkologen. Doch sie wird nicht aufgerufen, so dass sie in sein Zimmer geht und ihn tot auffindet. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Als dann aber auch noch die Sprechstundenhilfe bei einem Raubmord umkommt, glaubt Ella nicht mehr an Zufall – und beginnt mit eigenen Ermittlungen

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt – in der Gegenwart wollen die Todesfälle aufgeklärt werden, die Handlungsebene 21 Jahre zuvor erzählt von einer jungen Frau, die ihr Kind verliert und danach aber als Gynäkologin andere Frauen behandelt. Wie die beiden Handlungsstränge zusammenhängen, ist zunächst unklar, nach und nach aber laufen die Stränge zusammen, bis sich am Ende ein zusammenhängendes Bild ergibt.

Der Plot ist gut durchdacht und schlüssig – dabei hat fast jeder ein Geheimnis, das sich erst im Laufe des Buches erschließt. Und so wird der Leser zum Mitraten aufgefordert und auf verschiedene Fährten gelockt.

Ella ist zwar eine sympathische junge Frau, sie handelt aber unglaublich naiv, so das ich oft die Augen verdrehen musste. Sie verplappert sich hier und da und gibt so Dinge zu den Morden preis, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind, sie versucht sich vermeintlich unbemerkt an „Verhören“ und kann es nicht lassen, rumzuschnüffeln - nur ihrem Ehemann Ryan sagt sie nicht, was sie weiß und herausgefunden hat. Ryan, der als Inspektor die Mordermittlungen leitet, findet das natürlich nicht toll, da sich seine Ehefrau immer wieder einmischt, und so sich, aber auch das ungeborene Kind in Gefahr bringt.

Nicht so gelungen fand ich den Schreibstil – in der Erzählebene der Vergangenheit gibt es viele Innenansichten und Gedankengänge, die ich beim Lesen als mühsam empfunden habe. Über Seiten hinweg mäandert die Protagonistin mit ihren Gedanken, suhlt sich geradezu darin – und das ganz ohne Absätze, was ich beim Lesen sehr ermüdend fand. In dem Erzählstrang der Gegenwart gibt es unglaublich viele Dialoge, die mir etwas hölzern und konstruiert vorkamen und die ich mit ihrer Überschwänglichkeit unglaubwürdig empfunden habe. Leider habe ich auch kein irisches Flair gespürt – zwar tauchen einige Städtenamen auf, die ich durch eigene Irlandreisen auch kannte, Atmosphäre habe ich jedoch nicht gespürt und auch Beschreibungen der Szenerien habe ich vermisst.

Insgesamt bietet dieser vierte Teil rund um Ella, die anscheinend immer wieder in Mordfälle tappt, nette und kurzweilige Unterhaltung.

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Cover des Buches Liebe oder Eierlikör (ISBN: 9783833745645)

Bewertung zu "Liebe oder Eierlikör" von Dora Heldt

Liebe oder Eierlikör
-sabine-vor 17 Tagen
Liebe oder Eierlikör

Wer einen kurzweiligen und unterhaltsamen Wohlfühlroman sucht, der sollte sich diesen mal anschauen; ich bin auf jeden Fall auf meine  Kosten gekommen!

Der Rentner Ernst Mannsen ist erstaunt, dass sich seine sonst eher unscheinbare Freundin Hilke herausgeputzt hat – dahinter steckt eine neue Dating App, die im Dorf die Runde macht. Doch Ernst ist kein Freund von diesem „neumodischen Kram“ und seine Recherche ergibt nichts Gutes: Betrüger und Gauner sind auf solchen Plattformen unterwegs – ist Hilke etwa schon Opfer geworden?

Was für eine unterhaltsame und amüsante Geschichte! Ich habe eigentlich von Anfang bis Ende nur geschmunzelt, weil so vieles so passend beschrieben war, auch wenn hier natürlich viele Klischees bedient wurden. Ich hatte aber so viele Bilder vor Augen, die mich immer wieder zum Lachen gebracht haben: Wie die Rentner im Café zum ersten Date sitzen, sich dort langsam aneinander herantasten, um dann recht schnell ein Urteil zu fällen – lohnt ein zweites Treffen oder bestellt man einen Eierlikör, das „Codewort“ für eine Absage, einen Korb. Aber auch der Betrüger war in seiner Offensichtlichkeit einfach nur komisch – und erst recht der skeptische Ernst, der sich zum Ziel gemacht hat, den Betrüger zu stellen.

Natürlich ist das alles sehr klischeehaft und überzogen dargestellt, aber nichts anderes habe ich auch erwartet. Auch die Figuren bedienen viele Stereotypen: Ernst, der Rentner, der kein Verständnis für die Online-Partnersuche hat, die etwas naive Hilke, die natürlich prompt in die Falle tappt, die nüchterne Bankangestellte Martina, die sich fernab ihrer Zahlen unwohl fühlt und dann noch die ehemalige Schauspielerin Hella, die völlig aufgeht in der Welt der Dating-App. Eine illustre Truppe, die ich gerne begleitet habe. Einen Kritikpunkt habe ich aber doch – an mancher Stelle war es mir dann doch zu übertrieben dargestellt, insbesondere der Punkt, dass ältere Menschen Smartphones oder das Internet nicht nutzen oder sich nicht heranwagen – ein böses Vorurteil; ich zumindest kenne viele, für die das genauso zum Alltag gehört wie jüngeren Generationen.

Katja Danowski als Sprecherin hat mir sehr gut gefallen – sie liest sehr lebendig und verleiht dem Hörbuch so noch mal einen besonderen Pepp. Ich habe die Geschichte sehr gerne gehört und empfehle sie, wenn man lustige und kurzweilige Lese- oder Hörstunden sucht.

Mein Fazit
Eine lustige und kurzweilige Geschichte über die Partnersuche über eine Dating-App, die nun auch vier ältere Menschen in einem kleinen Dorf erreicht. Natürlich sind die Figuren stereotyp und die Geschichte voller Klischees – ich aber musste oft schmunzeln und lachen und habe das Hörbuch sehr gerne gehört.

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Cover des Buches Wenn Worte töten (ISBN: 9783833746260)

Bewertung zu "Wenn Worte töten" von Anthony Horowitz

Wenn Worte töten
-sabine-vor 18 Tagen
Wenn Worte töten

Dieses Buch hat einen besonderen Kniff: Der Autor Anthony Horowitz hat sich selbst als Protagonisten eingesetzt. Er soll über den Detektiv Daniel Hawthorne schreiben und um das Buch zu bewerben, machen sie sich gemeinsam auf zu einem Literaturfestival auf die Insel Alderney. Doch dort ist es längst nicht so harmonisch, wie alle meinen, denn der erste Mord lässt nicht lange auf sich warten.

Das Muster eines ermittelnden Duos mit einem sehr gewitzten Ermittler und einem weniger gewitzten Assistenten - hier Anthony Horowitz – ist nicht unbekannt. Ich finde aber, dass der Autor das prima gemacht hat und sich mit der „geklauten“ Idee nicht verstecken muss. Dass dabei Horowitz mit seinen Mutmaßungen immer ein wenig hinter dem Ex-Polizisten Daniel Hawthorne herhinkt, war durchaus amüsant, dass er so aber auch immer ein wenig vorgeführt wurde, leider nicht.

Die gefundene Leiche wirft einige Fragen auf – und da der Mord auf einer abgeschiedenen Insel geschieht und die Polizei nicht direkt vor Ort ist, beginnen Daniel Hawthorne und Anthony Horowitz, auf eigene Faust zu ermitteln. Es folgen Befragungen und Überlegungen, nach und nach offenbaren sich Hinweise und versteckte Motive, so dass verschiedene Personen aus dem Leben des Opfers verdächtig werden. Im Mittelteil stockt die Handlung dann etwas und die beiden Ermittler treten ein wenig auf der Stelle – bis sich dann aber eine ganz neue Richtung ergibt. Das letzte Drittel wurde dann sehr interessant, nicht nur, weil es weitere Opfer gibt, sondern auch, weil dann in einem großen Showdown alle Puzzleteile ineinandergreifen und letztlich auch alles einen Sinn ergibt.

Insgesamt ist dies ein unterhaltsamer Krimi, der wenig blutig daherkommt und auch nicht vor Spannung strotzt, dafür aber an einen klassischen „whodunit“ erinnert und zum Miträtseln einlädt. Uve Techner als Sprecher ist einfach nur großartig – er hat die Atmosphäre fantastisch transportieren können und dem Hörbuch ein gewisses Etwas gegeben. Ich hatte unterhaltsame Stunden und empfehle das Hörbuch gerne weiter!

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Cover des Buches Club Paradies - Im Glanz der Macht (ISBN: 9783764507725)

Bewertung zu "Club Paradies - Im Glanz der Macht" von Caren Benedikt

Club Paradies - Im Glanz der Macht
-sabine-vor 21 Tagen
Club Paradies

Die Geschichte spielt in Berlin, Mitte der 1970er Jahre. Hanns Borchardt ist ein skrupelloser Geschäftsmann, und sein nächstes Bau-Projekt stellt alles Gewesene in den Schatten. Ein Grundstück fehlt ihm jedoch noch – und das gehört Lea Stern, die ihren erfolgreichen Club Paradies jedoch nicht aufgeben will.  Hanns versucht alles, um zu seinem Ziel zu kommen – und das ohne ohne Rücksicht auf Verluste.

Obwohl die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird und jedem Kapitel auch immer voransteht, wer jetzt gerade berichtet, ist es doch Hanns, der den Mittelpunkt bildet. Er ist ein Egoist und Patriarch, der nur sein Geld und den damit verbundenen Luxus im Sinn hat – seine Ehefrau Maria behandelt er schlecht, seine Kinder Hanna und Holger leiden ebenfalls unter seiner Dominanz. Kurzum – er ist unsympathisch durch und durch. Maria ist zwar sympathisch, aber sie hätte ich gerne gerüttelt und geschüttelt – denn sie lässt sich völlig unterkriegen von ihrem Ehemann und von ihm vorschreiben, was sie tun oder sagen darf – ganz die unterwürfige Ehefrau. Sohn Holger kann das Ganze nicht ertragen und zieht kurzerhand aus – das mach ihn sympathisch. Er gerät dann aber in Kreise, die ihn moralisch in die Bredouille bringen. Hanna bleibt zwar zuhause, ermutigt aber ihre Mutter immer wieder, sich dem Willen ihres Ehemanns zu widersetzen – und auch sie geht ihre eigene Wege, die nicht immer den damals geltenden Konventionen entsprechen. Mein geheimer Liebling dieses Buches ist aber Lea Stern – sie strahlt eine kühle Gelassenheit und Stärke aus, und ich habe genossen, wie Hanns daran verzweifelt.

Während die erste Hälfte eher ruhig ist und man so die Charaktere in ihren Rollen kennenlernt, wird es in der zweiten dann von Seite zu Seite spannender – bis zu einem überraschenden Ende, das neugierig auf die Fortsetzung macht. Gelungen ist die Atmosphäre der 1970er Jahre – die hat die Autorin sehr gut eingefangen, insbesondere auch die vielen Probleme, die damals aufkamen: Es geht neben dem materiellem Konsum auch um die Studentenstreiks, um freie Liebe, um die RAF und die Pornofilmszene; mir war es ein wenig zu viel an Themen und einige hätte die Autorin auch weglassen können, ohne dass die Geschichte an Spannung verloren hätte.

Der Schreibstil ist eingängig und lebendig, so dass die Seiten rasch dahinfliegen. Die Autorin weiß, Atmosphäre zu schaffen und vor allem auch, Spannung aufzubauen – gerade die zweite Hälfte hat mich wirklich richtig gefesselt. Ich bin nun gespannt, wie es weitergeht und empfehle das Buch gerne weiter.

Mein Fazit
In spannender Auftakt über einen skrupellosen Geschäftsmann, der im Berlin der 1970er wegen eines Großprojektes einige Intrigen spinnt und alles auf eine Karte setzt. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn es mir ein wenig zu viel an Themen waren, die angerissen wurden – dennoch freue ich mich nun auf die Fortsetzung und bin gespannt, wie es weitergeht.

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Cover des Buches Die unglaubliche Grace Adams (ISBN: 9783864932083)

Bewertung zu "Die unglaubliche Grace Adams" von Fran Littlewood

Die unglaubliche Grace Adams
-sabine-vor 21 Tagen
Grace Adams

Ich bin durch das bunte Cover auf das Buch aufmerksam geworden – aber wer einen leichten Roman erwartet, der wird enttäuscht sein. Denn die Geschichte um Grace Adams, die für ihre Familie kämpft, ist eine ernste.

Grace Adams ist auf dem Weg, eine sündhaft teure Geburtstagstorte für ihre nun 16-jährige Tochter Lotte abzuholen – doch sie gerät in einen Stau, verlässt kurzerhand das Auto und macht sich zu Fuß auf den Weg. Doch die Zeit drängt und der Stau bleibt nicht das einzige Hindernis auf ihrem Weg zu ihrer Tochter.

Es gibt verschiedene Zeitebenen, die aber immer in der Überschrift eines Kapitels angegeben sind, so dass man nicht durcheinander kommt. So lernt man Grace in der Gegenwart kennen, auf dem Weg zum Geburtstag ihrer Tochter – der aber von einigen Hindernissen gepflastert ist. Eine andere Zeitebene ist die etwa vier Monate vor dem Jetzt, in der ihre Ehemann Ben Grace und die gemeinsame Tochter Lotte verlässt, und eine dritte Ebene, die im Jahr 2002 beginnt und in der man Grace in ihrer Jugend kennenlernt und sie bei wichtigen Stationen ihres Lebens begleitet.

Grace ist ein ungewöhnlicher Charakter – sie ist mit ihren ganzen Ecken und Kanten authentisch, aber auch kein einfacher Mensch. Sie kämpft für ihre Ziele, und ganz aktuell um ihre Familie – und da greift sie auch zu ungewöhnlichen Mitteln. Sie spricht sieben Sprachen, aber leider nicht die ihrer Tochter – und so bekommt man im Laufe des Buches Einblicke in die immer schwieriger werdende Beziehung zwischen ihr und der pubertierenden Lotte. Grace ist durchaus ein warmherziger Mensch, mit ihrer direkten und manchmal auch plumpen Art aber stößt sie Menschen auch schon mal vor den Kopf. Ich kann daher gar nicht sagen, ob sie mir wirklich sympathisch ist, auf jeden Fall aber ist sie zielstrebig und gibt nicht so schnell auf. Lotte und Ben wirken neben Grace eher blass, und so richtig habe ich sie nicht zu fassen bekommen. Dabei sind sie trotzdem sympathisch und gerade über Ben hätte ich gerne mehr erfahren.

Durch die verschiedenen Zeitebenen und die Sprünge zwischen ihnen entsteht ein gewisser Sog, denn man will wissen, wie alles zusammenläuft. Und so erfährt man nach und nach von einigen Problemen, die Grace mal besser, mal schlechter bewältigt hat und wie es zu der Zerrüttung mit ihrer Tochter gekommen ist.

Der Schreibstil ist modern, sehr direkt und oft auch plump in der Ausdrucksweise – das passt sehr gut zu Grace, die ich so richtig gut zu fassen bekommen habe. In allen Zeitebenen wird das Geschehen im Präsens geschrieben, so dass man nochmal näher an der Geschichte dran ist. Es gibt durchaus Szenen, die mich haben schmunzeln lassen, bei anderen habe ich die Augen gerollt oder den Kopf geschüttelt. Oft aber war ich auch schockiert – so kann man durchaus von einer Achterbahn der Gefühle sprechen; insgesamt ist es aber dennoch kein Wohlfühlroman, sondern ein Buch mit ernsten Themen und einer besonderen Art, ihnen zu begegnen.

Ich habe das Buch gerne gelesen und fühlte mich wie in einem Sog – wer also vor ernsten Themen nicht zurückschreckt und auch mit dem direkten Schreibstil umzugehen weiß, dem empfehle ich diese Geschichte gerne.

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Cover des Buches 22 Bahnen (ISBN: 9783832160456)

Bewertung zu "22 Bahnen" von Caroline Wahl

22 Bahnen
-sabine-vor einem Monat
22 Bahnen

Ich bin durch das Cover auf das Hörbuch aufmerksam geworden – und auch wenn ich eine ganz andere Vorstellung von der Geschichte hatte, fand ich sie beeindruckend und berührend.

Die Studentin Tilda wohnt mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Ida zusammen. Sie ist diejenige, die die Familie zusammenhält und alles organisiert, denn ihre Mutter ist alkoholkrank. Als sie das Angebot einer Doktorandenstelle in Berlin erhält, sieht sie darin ihre Chance – doch was wird mit Ida, wenn sie weg ist und was mit ihrer Mutter, die ihr Leben trotz verschiedener Versuche, sich dem Alkohol zu entziehen, einfach nicht in den Griff bekommt?

Die Geschichte ist eine ruhige, dafür aber eine sehr einnehmende und eindringliche. Die Autorin hat weniger auf Spannung gesetzt, dafür aber einen unglaublichen Sog geschaffen, der mich tief in die Geschichte hineingezogen hat und mich hat mitfühlen lassen vor allem mit Tilda. Tilda wirkt zunächst wie eine folgsame Tochter, die sich in ihr Schicksal eingefunden und wenig Hoffnung auf Änderung hat. Erst nach und nach erkennt man ihre Stärke, denn sie hat alle Fäden in der Hand, immer mit dem Ziel, ihrer Schwester Ida ein gutes Leben zu ermöglichen, trotz der widrigen Umstände. Sie selber geht dabei unter, und sie hat nur wenig Freiräume, die sie ganz für sich nutzt – dazu gehört das Schwimmen, immer 22 Bahnen, während dessen sie nachdenken und ganz für sich sein kann. Tilda hat mich tief berührt, weil ihre Situation so ausweglos erscheint und sie trotzdem einen Weg findet, ihrer Schwester, aber vor allem auch sich selbst, ein Stück Hoffnung zu geben und zu erhalten.

Auch Ida ist eine beeindruckende Figur, sie ist noch sehr jung und muss schon so viel Leid sehen und erleben – das lässt sie in einigen Situationen stark werden, eigentlich aber ist das zu viel für ein kleines Mädchen. Sie hat keine Freunde, dafür aber Tilda, die – und das sieht sie auch – alles für sie tut und die sie manchmal mit zum Schwimmen nimmt. Ich mochte Ida sehr, nicht nur, wie sie mir leid getan hat, sondern weil sie im Laufe des Buches eine Entwicklung zeigt, die sie auch mal das Kind sein darf, was sie eigentlich ist.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, ruhig, mit vielen Innenansichten. Die Stimmung ist melancholisch, gerade anfangs auch hoffnungslos – und obwohl es eher düster bleibt, gibt es im letzten Drittel immer wieder Situationen, in denen man mit den beiden Schwestern so etwas wie Hoffnung und Glück verspürt. In einer Szene hatte ich dann auch Tränen in den Augen, weil das Glück eben nicht immer etwas großes sein muss, sondern auch im kleinen liegen kann. Ich war gerade in der zweiten Hälfte oft berührt und habe mich tief mit Tilda und Ida verbunden gefühlt.

Im Mittelteil hat es leider auch die eine oder andere Länge gegeben – trotzdem habe ich das Hörbuch sehr gerne gehört und vor allem das Gefühl am Ende, die Hoffnung, die sich auftut, sehr gemocht. Die Sprecherin Carolin Haupt war mir bislang unbekannt – das wird aber sicher nicht so bleiben, denn ich habe ihre ruhige und klare Stimme genauso gemocht wie ihre Art der Interpretation.
Ich gebe 4,5 von 5 Sternen.

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Cover des Buches Agnes geht (ISBN: 9783453361485)

Bewertung zu "Agnes geht" von Katja Keweritsch

Agnes geht
-sabine-vor einem Monat
Agnes geht

Nach einem großen Streit mit ihrem Ehemann Tom verlässt Agnes kurzerhand die gemeinsame Wohnung – und geht. Zunächst ins nächste Hotel, dann in die nächste Stadt und dann immer weiter, bis sie sich ihrer Wünsche endlich im Klaren ist.
Ich hatte gedacht, dass es im Buch eher um eine Pilgerreise geht – doch das ist es nicht, vielmehr ein „in Bewegung kommen“ – im eigentlichen als auch im übertragenen Sinne. Es gibt auf Agnes Reise viele Begegnungen, viele Landschaftsbeschreibungen und vor allem auch viele Innenansichten. Daneben gibt es aber auch eine Erzählperspektive aus Sicht ihres Ehemanns, wie er zu Hause zurechtkommt und wie auch er sich seine Gedanken macht – und zusammen entsteht so ein schönes Wechselspiel mit tollen Einsichten auf beiden Seiten.
Agnes hat Biologie studiert, dann aber ihre Karriere zu Gunsten ihrer Familie zurückgestellt. Jahrelang hat sie sich um Haus und Familie gekümmert, die Kinder von A nach B gefahren, ihrem als Arzt erfolgreichen Ehemann Tom den Rücken freigehalten; und für alle ist das zur Selbstverständlichkeit geworden. Erst ein Streit zwischen Agnes und Tom lässt sie das aber erkennen – und während des Gehens wird Agnes sich ihrer selbst wieder bewusst. Und entdeckt die selbstbewusste Frau mit eigenen Wünschen wieder. Ich mochte Agnes, und vor allem mochte ich ihre Entwicklung – sie dabei zu begleiten, hat wirklich Spaß gemacht. Gefallen hat mir dabei vor allem, dass sie sehr authentisch ist – mit all ihren Gedanken, Wünschen und Zweifeln – und ihren schmerzenden Füßen und blutenden Blasen. Nicht so überzeugend fand ich ihre Begegnungen und insbesondere nicht die schnelle Nähe, die sich aus ihnen ergibt – das konnte ich so gar nicht verstehen oder nachvollziehen, auch wenn es für Agnes wichtige Ereignisse waren.

Auch Tom ist eine gut gestaltete Figur – kommt er zunächst als erfolgreicher und durchaus auch arroganter Ehemann rüber, hat er in der Zeit, in der Agnes nicht zuhause ist, einige Erkenntnisse – und auch entwickelt sich in eine Richtung, die mir gut gefallen hat. War er mir zunächst unsympathisch, hat er im Laufe der Geschichte doch einige Sympathiepunkte sammeln können.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und trotz der schweren Themen schwingt immer eine Menge Optimismus mit. Gefallen haben mir auch die Landschaftsbeschreibungen, die nie Überhand genommen haben, mir aber ein Gefühl für die Umgebung geben konnten.

Es passiert eine Menge während Agnes Reise – nicht nur bei ihr, auch bei ihrer Familie; und natürlich bin ich von einem guten Ende ausgegangen. Es ist dann aber doch ganz anders gekommen, und so hat mich die Autorin auch überrascht, glaubhaft fand ich das Ende aber leider nicht.

Auch wenn mich der Schluss nicht überzeugt hat, habe ich das Buch sehr gerne gelesen und viele Situationen gut spüren können. Ich mochte die Gedanken, die Agnes sich macht und habe einige Male auch inngehalten und selber reflektiert. Am Ende hatte ich ein wohliges Gefühl im Bauch und habe das Buch mit einem Lächeln auf den Lippen zugeschlagen.

Mein Fazit
Ein inspirierendes Buch, das auch selber zum Nachdenken anregt, das aber auch gut unterhält – insbesondere die Atmosphäre, die durch den freundlichen und angenehmen Schreibstil entsteht, hat mir gut gefallen. Agnes zu begleiten, kann ich daher nur empfehlen.

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