Drei Ehepaare auf einer Superjacht in den Gewässern der Philippinen – was zunächst nach einem Traumurlaub klingt, entpuppt sich rasch als subtiler Schlagabtausch zwischen drei Ehepaaren. Walter Bronstein, vermögender Unternehmer, lädt seinen Rivalen Ferdinand Mattern mit Ehefrau Nora sowie seinen Mitarbeiter Kilian mitsamt Franziska und (erwachsenem) Sohn David zu einer exklusiven Reise ein. Doch der schöne Schein trügt.
Von Anfang an liegt eine unterschwellige Spannung über dem luxuriösen Setting. Die traumhafte Kulisse steht im krassen Gegensatz zu den frostigen Gesprächen und der aufgesetzten Vertrautheit der Gäste. Anne Freytag inszeniert ein Kammerspiel, das unterhält, fasziniert und erschrickt.
Im Fokus stehen die komplexen Beziehungen der sieben Erwachsenen – und hier trügt wirklich bei jedem der Schein. Jeder trägt seine eigenen Narben, Wünsche und Täuschungen. Und da alles aus wechselnden Perspektiven erzählt wird, entsteht ein fein gesponnenes Netz aus Halbwahrheiten, emotionalen Brüchen und versteckten Interessen. Dabei bewertet die Autorin aber nicht, so dass man sich als Leser bzw. Hörer ein eigenes Urteil bilden kann.
Die Figuren sind nicht unbedingt Sympathieträger – zwar erklärt sich manches Verhalten aus Ereignissen der Vergangenheit, einzelne Motive bleiben jedoch unklar oder auch ambivalent. Trotzdem war ich gefesselt von dem ganzen Szenario und wollte immer unbedingt weiter hören. Das liegt vor allem an dem Schreibstil, der diese subtile Spannung sehr gut einfängt – die ganze Zeit spürt man, dass etwas in der Luft liegt, dass etwas passieren wird; was es dann ist, ergibt sich erst im letzten Viertel des Romans. Ich habe das Finale sehr genossen, auch wenn ich nicht alles gutheiße – aber die verschiedenen Auflösungen haben mir sehr gut gefallen.
Die Sprecherin Sandra Voss hat eine ruhige, eindringliche Stimme und hat damit nicht nur die latente Spannung sehr gut eingefangen, sondern auch den Figuren Leben eingehaucht - man fühlt sich wie ein stiller Beobachter an Bord.
Mein Fazit
Ein intensives, literarisch dichtes Werk voller Zwischentöne. Ein Kammerspiel mit drei Ehepaaren, bei denen der Schein trügt. Es herrscht die ganze Zeit eine untergründige Spannung, die mich sehr eingenommen hat. Ein zwar leises, aber dennoch kraftvolles Buch, das einen in die Abgründe menschlicher Beziehungen schauen lässt – sehr zu empfehlen.
-sabine-
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Ein Buch Verlust und Neuanfang, von der Suche nach Wahrheit, und von der Kraft, die in echter Freundschaft steckt. Es ist ein stilles, gleichzeitig kraftvolles Buch, das mich emotional sehr berührt hat - für mich kam es genau zum richtigen Zeitpunkt.
Im Zentrum stehen zwei Frauen, die von Kolleginnen zu echten Freundinnen werden. Zoe hat auf den ersten Blick ein perfektes Leben – einen tollen Job und eine glückliche Beziehung. Doch als ihr Freund Tobi ihr eröffnet, dass er keine Kinder möchte, bricht für sie eine Welt zusammen. Auch Lily steckt in einer Umbruchszeit – sie ist Studentin und arbeitet im gleichen Labor wie Zoe. Sie hat an dem Verlust ihrer Mutter zu knabbern und will endlich Antworten auf viele unbeantwortete Fragen. Gemeinsam machen sie sich auf einen Roadtrip voller Begegnungen und Abenteuer.
Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher kaum sein. Zoe wirkt lebenserfahrener, ernst und verletzlich, während Lily lebendig, impulsiv und voller jugendlicher Energie ist. Doch gerade in ihrer Unterschiedlichkeit liegt eine besondere Verbindung. Auf ihrer gemeinsamen Reise nach Wales, wo sie den Spuren von Lilys Mutter folgen, kann man sehr gut spüren, wie sich zwischen ihnen ein starkes freundschaftliches Band entwickelt – zunächst leise und zart, dann immer kräftiger und fester werdend.
Der Roadtrip hat mich auf ganz vielen Ebenen angesprochen: Die beschriebene Landschaft ist wild und geheimnisvoll, fast magisch. Gerüche, Farben, Lichtstimmungen – alles wirkt greifbar. Der Roman berührt nicht nur das Herz, sondern auch den Geist und die Seele. Es geht um das Festhalten und Loslassen, um das Erinnern und Vergessen, aber auch um das Wiederentdecken des eigenen Mutes. Und obwohl der Grundton oft melancholisch ist, gibt es immer wieder Szenen voller Wärme – wie Sonnenstrahlen, die durch einen bewölkten Himmel scheinen.
Der Schreibstil ist dabei besonders hervorzuheben: Poetisch, mit starken Bildern und feiner Sprache, manchmal romantisch, für manch einen Leser vielleicht auch schon zu kitschig – für mich aber hat es gepasst, und gerade er hat diese besondere Atmosphäre sehr gut eingefangen. Vor allem die emotionale Tiefe der Figuren hat mich überzeugt - in beide Frauen konnte ich mich gut einfühlen, habe mit ihnen getrauert, gelacht und gehofft.
Das Ende bringt ein spannendes, fast dramatisches Finale und einen gleichzeitig runden, hoffnungsvollen Abschluss.
Mir ist das Cover aufgefallen, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat, der Klappentext hat mich dann neugierig gemacht – und auch wenn das Buch dann anders war als erwartet, habe ich es sehr gerne gehört.
Im Mittelpunkt stehen drei Freundinnen – Gabriella schreibt Kolumnen und beginnt nach 15 Jahren Ehe eine Affäre, obwohl ist sie ihren Mann liebt. Ihre Freundin Cosima hat gerade geheiratet, und schon merkt sie, dass ihr Mann sie nicht mehr begehrt. Die dritte im Bunde ist Silvia, die schwanger ist, aber unglücklich in ihrer Ehe. Alle drei kämpfen in ihren Lebenswelten, und alle drei unterstützen sich bei ihren mal großen, mal kleinen Problemen.
Der Einstieg in die Geschichte hat mich sofort gefangen – man begleitet Gabriella bei einem Treffen mit ihrem Geliebten. Es ist eine intensive und warme Begegnung, bei der man die Liebe der beiden zueinander spürt – und trotzdem ist Gabriella klar, dass sie diese Affäre aufgeben muss, dass sie so nicht mehr weitermachen kann. Von dieser Situation ausgehend blickt man zurück in ihr Leben – wie sie ihren Ehemann kennenlernt, ihre Freundinnen Silvia und Cosima, welche Probleme alle drei haben und wie sie damit umgehen. Dabei geht es immer um Emotionen, mal zueinander, mal zu den Ehemännern, aber natürlich auch um alltägliche Sorgen und Probleme, die mal größer und mal kleiner sind. Und so begleitet man die drei in die Gegenwart, bis an die Einstiegsszene angeknüpft und die Geschichte um Gabriella von dort aus weitererzählt wird.
Ich kann nicht sagen, dass ich Gabriella oder ihre Freundinnen mit dem, was sie denken, fühlen oder machen, immer verstanden habe, dennoch war ich gerade Gabriella sehr nahe und habe sie gerne begleitet. Ihre emotionalen Berg- und Talfahrten konnte ich gut nachfühlen, und es geht hierbei nicht nur um Betrug, sondern auch um andere, sehr realistische Sorgen und Nöten.
Gabriella ist auf der einen Seite eine selbstbewusste Frau, die sich in ihrem Job als Kolumnistin beweist und klare Vorstellungen hat, auf der anderen Seite aber auch bedürftig und klein erscheint und sich von ihren Emotionen oft überfordert fühlt. Zum Glück ist die Freundschaft zu Cosima und Silvia eine sehr gute, in der sie sich austauschen können, Rat einholen und Unterstützung erfahren. Auch Silvia und Cosima haben ihre Probleme, und auch sie begleitet man als Leser (oder Hörer) – und in dem man auch in ihre Vergangenheit schaut, werden sie zu greifbaren und authentischen Figuren.
Manches Thema im Mittelteil des Romans war mir zu ausführlich und detailliert behandelt, insgesamt aber hat mich die Autorin fesseln können. Dazu hat sicher auch die zwar ruhige, aber emotionale Sprache beigetragen, die die unterschiedlichen Stimmungen sehr gut eingefangen, die aber auch die Szenerien sehr gut dargestellt hat, so dass ich immer Bilder im Kopf und vor den Augen hatte.
Es hat Spaß gemacht, Gabriella und ihre beiden Freundinnen zu begleiten, ihre Entwicklung mitzuerleben und sie als Menschen mit Ecken und Kanten, aber auch mit vielen positiven Eigenschaften kennenzulernen und zu erleben.
Heike Warmuth hat eine etwas rauchige Stimme, die ich sehr mochte und die die vielen verschiedenen Emotionen sehr gut transportiert hat. Ich habe ihr sehr gerne gelauscht und durch ihre Stimme ein Gesicht für Gabriella bekommen.
Marlene hat die letzten 30 Jahre an der Seite ihres Mannes Rolf gelebt – jetzt ist sie alleine, nachdem ihr Gatte sich entschlossen hat, sein Leben zu beenden, bevor der Krebs es tut. Eine innere Leere und eine Wut auf Rolf bleiben Marlene, und nur mit Schlafmitteln und Alkohol kann sie sich betäuben. Nur Jack gegenüber, einem Klempner und ehemaligen Schüler von ihr, öffnet sie sich ein wenig – und er schafft es dann auch, sie zu einem Roadtrip der besonderen Art zu überreden.
Es sind schwere Themen, die Susann Pásztor in diesem Roman anspricht – und trotzdem ist es keine schwermütige Geschichte, sondern eine, die Mut macht und Hoffnung schenkt. Denn die Autorin schafft eine gute Balance zwischen Ernst und Leichtigkeit, ohne dabei ins Triviale abzurutschen. Und so sind Themen wie Suizid, Tod und Trauer in eine unterhaltsame Geschichte gepackt.
Marlene ist kein leichter Charakter, und es hat gedauert, bis sie einen Weg in mein Herz gefunden hat. Sie ist ein eher kühler Typ, hat einen eigenen Kopf und tritt so anderen Menschen, die es gut mit ihr meinen, auch schon mal auf den Schlips. Da verwundert es nicht, dass sie nach Rolfs Tod nahezu alleine dasteht. Sie hat aber auch einen ganz feinen subtilen Humor und nimmt sich damit auch schon mal selber auf die Schippe – das mochte ich total gerne. Der Klempner Jack ist da ganz anders – er ist zugewandt, freundlich und geduldig und schafft es so, Marlene aus ihrem Schneckenhaus zu locken. Die beiden sind ein ungewöhnliches Gespann, ergänzen sich aber ganz hervorragend – und nein, es ist keine Liebesgeschichte, die sich da anbahnt, da muss man keine Sorge haben.
Der Schreibstil ist klar und direkt, mit viel Situationskomik und einer Prise Ironie, was natürlich vor allem der Figur Marlenes geschuldet ist. Die Sprecherin Ruth Reinecke hat die kühle und trockene Art Marlenes wunderbar transportiert, an manchen Stellen aber wirkt es doch ein wenig zu kalt und leider auch ein wenig „wie aufgesagt“. Dabei passt ihre leicht rauchige Stimme aber sehr gut zur Protagonistin.
Die erste Hälfte des Buches hat mich absolut begeistert, da stehen Marlenes Gedanken im Vordergrund – und vieles konnte ich sehr gut nachvollziehen. In der zweiten Hälfte geht es dann auf einen Roadtrip nach Wien – warum, verrate ich natürlich nicht, das aber hat mich ein bisschen aus der Geschichte gerissen und den Schwerpunkt des Romans in eine andere Richtung gepackt.
Trotzdem insgesamt ein herzerwärmendes Buch, das ich gerne gehört habe und das am Ende – trotz der schweren Themen – ein gutes Gefühl zurücklässt.
Dies ist der dritte und abschließende Band rund um die Ermittlerin Fina Plank aus der „Wiener Mordgruppe“. Da durch alle Bände hinweg ein Mörder unterwegs ist und in allen drei Büchern auch eine eigene Stimme erhält, sollte man diese Trilogie unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen (oder hören).
Die Mordgruppe hat einen neuen Mord aufzuklären – ein 80-jähriger Mann wird tot in der Nähe eines Wiener Straßenstrichs aufgefunden, offensichtlich ermordet. Die Ermittlungen lassen schnell auf den Täter schließen – und als man schon dachte, dass der Fall geklärt ist, wird ein weiterer älterer Herr ermordet aufgefunden. Was zunächst wie ein Zufall erscheint, entpuppt sich bald als Trugschluss – die Morde hängen irgendwie zusammen. Und nicht nur das – scheinbar auch mit schon länger zurückliegenden Fällen, die vermeintlich geklärt schienen.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn ich anfangs etwas brauchte, um wieder in die Geschichte hineinzukommen. Das liegt aber daran, dass ich die einzelnen Bände immer jeweils zum Erscheinungstermin gelesen habe und dieser Abschlußband etwas auf sich hat warten lassen. Wer die Reihe aber nicht kennt, wird dieses Problem nun nicht mehr haben. Aber nach und nach konnte ich mich dann doch einfinden, insbesondere an die sympathische Ermittlerin Fina Plank habe ich mich dann doch wieder schnell erinnert.
Die Ermittlungen laufen in verschiedene Richtungen und es gibt ganz unterschiedliche Menschen zu befragen. Alte und Junge, Freier, Zuhälter und Sexarbeiterinnen, Hausherren und Angestellte. Und immer wenn eine Spur vielversprechend erscheint, mündet sie doch in einer Sackgasse. Fina hat zwar ein gutes Bauchgefühl, letztlich aber braucht es dann doch ein bisschen, bis sie den wahren Täter erkennt.
Als Leser kann man gut miträtseln, weil die Autorin immer wieder kleine Hinweise einstreut. Ich bin leider nicht drauf gekommen, wer der Täter ist, und war daher am Ende doch überrascht und auch schockiert.
Durch die Hinweise wollte ich natürlich auch immer unbedingt wissen, was sich hinter den Morden verbirgt – und so baut sich immer mehr die Spannung auf, bis dann im letzten Viertel alles auf ein großes Finale zuläuft. Und da konnte ich das Buch wirklich nicht mehr aus der Hand legen.
Fina mag ich total gerne – sie hat sich mittlerweile einen festen Platz im Team erarbeitet und hat viele gute Ideen, die die Ermittlungen auch vorantreiben. Privat kämpft sie sehr mit ihrer Schwester, die sich in ihrer Wohnung eingenistet und Finas Rückzugsort in großes Chaos verwandelt hat. Daher trifft sie sich auch gerne mit Georg, der ihr ganz offensichtlich Avancen macht und der sie im Moment ablenkt von dem Tohuwabohu in ihrer Wohnung. Georg war mir auch gleich sympathisch – er ist zuvorkommend und zugewandt, interessiert und einfach nett. Für Fina freut mich das total, denn sie hat ein paar schlechte Beziehungserfahrungen im Gepäck – da gönne ich ihr sehr eine harmonische Partnerschaft, auf die das Ganze hinauszulaufen scheint.
Der Schreibstil ist eher einfach und eingängig, sehr lebendig und mit vielen Dialogen gespickt. Immer wieder eingestreut sind Kapitel aus Sicht des Täters – dadurch erfährt man immer schon, wer als nächstes auf seiner Liste steht, aber nicht mit Klarnamen, sondern mit einem von ihm gewählten Decknamen. So erfährt man auch, dass es sich wohl um eine Racheaktion handelt, was genau aber dahintersteckt, wird erst im letzten Viertel des Buches klar.
Die Auflösung hat mich dann schon schockiert – sie ist in sich schlüssig und spannt einen großen Bogen über alle drei Bände, daher sollte man die Bücher auch nacheinander lesen. Ich finde den Plot wirklich sehr gut erdacht und fand ihn durchaus auch realistisch.
Ich habe diesen Krimi sehr gerne gelesen und finde diesen Abschlussband sehr gelungen.
Der Bau des Panama-Kanals steht nicht im Mittelpunkt dieses Buches, bildet aber den Rahmen, dass verschiedene Charaktere zusammen kommen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen in Panama sind.
Das Buch spielt Anfang des 20. Jahrhunderts – das große Ziel, Atlantik und Pazifik durch einen Kanal zu verbinden, steht kurz vor Vollendung. Und viele Menschen zieht es in die Region: die einen, um wirklich am Bau mitzuhelfen, andere einfach nur, um Geld zu verdienen, wieder andere wollen über das Voranschreiten berichten oder die gefährliche Malaria ausrotten. In den vielen kurzen Kapiteln stehen jeweils andere Protagonisten im Vordergrund – und so lernt man sie nach und nach kennen, ihre Geschichte, die Hintergründe, warum sie in die Region kommen und schließlich auch, wie ihre Schicksale miteinander verwoben sind.
Die junge Ada zum Beispiel hat sich als blinde Passagierin auf ein Schiff nach Panama geschlichen, weil sie Geld verdienen möchte, um ihrer schwerkranken Schwester eine lebensrettende Operation zu ermöglichen. Sie lernt den Fischerssohn Omar kennen, der wiederum beim Bau des Kanals helfen und Geld verdienen will – sehr zum Leidwesen seines Vaters, der in Omar eigentlich einen Fischer sieht.
John Oswald kommt in die Region, weil er sich verspricht, die gefürchtete Malaria auszurotten. Und andere versuchen, die Umsiedlung einer kleinen Stadt zu verhindern, weil eben dort der Kanal verlaufen soll.
Nach und nach erkennt man die Verbindungen dieser ganz unterschiedlichen Menschen. Die Zeichnung der Figuren ist sehr gut gelungen – obwohl es viele Charaktere sind, hat doch jeder eine eigene Geschichte bekommen, die erzählt wird und in die ich jeweils auch gut eintauchen konnte. Dabei zeigt die Autorin ganz nebenbei den großen Riss in der Gesellschaft, mal durch Geschlecht, Alter oder auch Hautfarbe bedingt. Dass der Kanal selber natürlich auch einen Riss darstellt, finde ich eine schöne Verbindung.
Der Bau des Kanals spielt nur insofern eine Rolle, dass er die Schicksale zusammenführt, über das Ereignis als solches erfährt man wenig. Das hat mich anfangs ein bisschen erstaunt, ich konnte mich dann aber gut auf die Figuren einlassen und habe das Buch sehr gerne gelesen. Dabei ist der Schreibstil sehr angenehm – ich habe ihn als dicht und gefühlvoll empfunden ohne schnörkelig oder blumig zu sein. Die Atmosphäre ist sehr gut eingefangen, und obwohl es gar nicht so viele Beschreibungen gibt, hatte ich ein sehr genaues Bild der ganzen Szenerie vor Augen. Gelungen fand ich auch, dass neben den gesellschaftlichen Unterschieden auch Themen wie Emanzipation der Frau, Rassismus und Ausbeutung angesprochen werden ohne überstrapaziert zu sein.
Ein Buch, bei dem ganz verschiedene Menschen im Mittelpunkt stehen, deren Schicksale sind in Panama kreuzen – ich habe die Geschichte gerne gelesen und empfehle sie daher auch gerne weiter.
Mein Fazit
Es sind verschiedene Charaktere, die in dieser Geschichte im Mittelpunkt stehen, nicht so sehr der Bau des Panama-Kanals. Der dient mehr als Rahmen, dass die Menschen zusammentreffen. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, der Schreibstil angenehm, dicht und voller Atmosphäre, die Verknüpfung der anfangs parallel laufenden Erzählstränge geschickt. Alles in allem ein Buch, das ich gerne empfehle.
Diese spannende Trilogie beginnt im Jahr 1940 in einem kleinen österreichischen Bergdorf und endet in der Gegenwart im Jahr 2004 in Heidelberg. Im Mittelpunkt stehen drei Frauen: Marie und ihre Tochter Anna, sowie Maries Cousine Barbara. Marie und Barbara stehen sich sehr nahe, da sie wie Schwestern miteinander aufgewachsen sind. Als Anna geboren wird, ist ihrer Mutter sofort klar, dass sie die gleiche Gabe wie Barbara besitzt – beide können sich durch „Schmecken“ in andere Menschen hineinversetzen. Was erstmal verlockend klingt, entpuppt sich schnell als Fluch – denn die „Reisen“ sind gefährlich, nicht nur, weil sie ungeliebte Wahrheiten zutage bringen, sondern weil sie auch den Körper schwächen und die Reisende altern lassen. Schmerzlich muss Anna lernen, mit der Gabe umzugehen – und sie gleichzeitig auch für ihre Nachkommen zu bewahren.
Es ist eine fesselnde Trilogie, die sich gut lesen lässt, weil sie spannend ist und die Autorin versteht, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Das liegt sicher an dem tollen Schreibstil, der atmosphärisch sehr dicht ist und von beeindruckenden Beschreibungen von Szenen, Landschaft und Alltagsdingen lebt, aber auch an den Charakteren, die sehr gut gezeichnet sind und nichts stereotypes haben. Meine Lieblingsfigur war Barbara – sie ist Hebamme und geht – trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer Gabe – selbstbewusst durchs Leben. Sie weiß, was sie will und kann das auch durchsetzen. Dabei trägt sie ihr Herz auf der Zunge und sprüht geradezu vor Optimismus – und das in einer wahrlich schwierigen Zeit. Ganz anders ist ihre Ziehschwester Marie – sie war immer schon die „Missmutige“ und nimmt das Leben nicht leicht. Die harten Lebensbedingungen auf dem Hof fernab des Dorfes haben dann das Weitere dazu eigetragen – und trotzdem hat sie ein gutes Herz und würde alles für die Ihren tun. Anna kommt eher nach Barbara – und nicht nur wegen der Gabe. Sie ist lebensfroh und neugierig und strotzt geradezu vor Energie. Aber auch sie muss ein paar Rückschläge erfahren und kann nicht immer das erreichen, was sie eigentlich will.
Im ersten Teil „Die Gabe“ geht es vor allem um das harte Leben in Forstau. Ich fühlte mich wie ein Teil der Geschichte, so nahbar und realistisch hat die Autorin das Leben beschrieben. Die Atmosphäre ist düster und melancholisch, das Leben auf dem Hof karg und hart, der Alltag ein ständiger Kampf ums Überleben. Marie bekommt unter schwierigen Umständen ihre Tochter Anna, ihr Mann stirbt (das passiert schon auf den ersten Seiten, ist also kein Spoiler) und sie muss den Hof alleine führen. Mehr will ich gar nicht verraten, aber es gibt einige Wendungen und Ereignisse rund um Marie, Anna und Barbara.
Der zweite Teil „Die Kinder“ spielt in den 1950er Jahren. Anna muss mit ihren 12 Jahren ihre kränkelnde Mutter unterstützen – und dabei einiges ertragen. Im Mittelpunkt steht in diesem Teil auch Roman – seine Familie wurde durch die Nazis getötet, so dass er bei einer Gruppe von Sinti aufgewachsen ist. Aber auch sie wurde verfolgt und getötet, und Roman war so früh auf sich alleine gestellt. Im Dorf wurde er immer skeptisch beschaut und nie richtig in die Dorfgemeinschaft aufgenommen – wie er mit den drei Frauen in Verbindung steht, verrate ich natürlich nicht.
Den zweiten Teil fand ich nicht mehr so atmosphärisch und packend, und er ist geprägt von Leid, Gewalt und Unglück. Es gibt nur wenige schöne und positive Momente, die all das Schreckliche nicht wettmachen. Auch die Gabe spielt eine weitaus größere Rolle als im ersten Band und rutschte mir zu sehr ins Phantastische ab.
Im dritten Band befinden wir uns in der Gegenwart – hier sind es Annas Töchter, die man begleitet – sie hatten jahrelang keinen Kontakt zu ihrer Mutter, haben sie aber jetzt in den 2000er Jahren aufgesucht und Erinnerungen ausgetauscht. Auch der dritte Teil ist spannend geschrieben, man sollte aber wissen, dass hier die Gabe den größten Teil ausmacht und mir einiges abverlangt hat – ich fand vieles zu konstruiert, konnte mit den Töchtern gar nichts anfangen, weil sie in meinen Augen überzeichnet und einfach „drüber“ waren, die Reisen in die Vergangenheit fand ich unrealistisch und das Ende zu klischeehaft.
Wie bewerte ich nun diese Reihe, bei der mich der erste Band begeistert hat, die folgenden dann aber immer mehr verloren haben? Vieles lag an der Gabe, die anfangs noch gut in die Geschichte eingebaut war, die dann aber schon im zweiten Band sehr viel Raum eingenommen hat und mir zu phantastisch wurde. Leider mochte ich das gar nicht, wer sich damit aber arrangieren kann, dem wird auch der zweite und dritte Band gefallen. Den ersten Teil empfehle ich daher uneingeschränkt, bei den folgenden muss ich leider Abstriche machen. Aber das ist alles nur Geschmackssache und sollte Interessierte nicht abhalten, zu dieser Reihe zu greifen.
Nach dem Tod ihres zwölfjährigen Sohnes gehen Elisabet und Sakarias getrennte Wege. Beim ersten Weihnachtsfest ohne ihren Sohn entscheiden sie spontan, Heiligabend zusammen zu verbringen - und es wird ein ganz besonderer Abend, an dem sie sich an vergangene Ereignisse erinnern, ihren Gedanken und Gefühlen nachhängen und so einen Abend in gemeinsamer Melancholie verbringen.
Ich habe etwas gebraucht, um in die Geschichte hineinzukommen, was vor allem dem sehr besonderen Schreibstil gewidmet ist. Denn der Autor schlüpft immer wieder in die Köpfe verschiedener Erzähler, ohne das aber anzukündigen oder zu erklären. Und da es aber bei einer Erzählstimme bleibt und man die verschiedenen Ich-Erzähler nicht durch ihren Ausdruck unterscheiden kann, brauchte ich immer ein bisschen, bis ich wusste, wer gerade seine Sicht erzählt. Dabei kommen nicht nur Elisabet und Sakarias zu Wort, sondern auch der verstorbene Sohn Johannes. Sicher wollte der Autor so eine Nähe schaffen und zeigen, dass Johannes immer noch bei ihnen ist, zunächst aber hat es mich verwirrt, die Stimme des toten Jungen zu lesen. Außerdem verschmelzen die Gedanken der verschiedenen Personen miteinander und bieten so neue Perspektiven und Aspekte. Die Sprache ist sehr gefühlvoll und dicht, mit schönen und oft auch ungewöhnlichen Bildern – so erzeugt der Autor eine berührende Melancholie, der ich mich beim Lesen kaum entziehen konnte.
Diese Erzählweise erforderte meine volle Aufmerksamkeit und ich bin immer noch nicht sicher, ob ich das mochte – auf der einen Seite war es eine literarische Erfahrung für mich, auf der anderen Seite war ich auch oft verwirrt und verlassen.
Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet – nach und nach bekommt man ein immer besseres Gefühl für sie, alleine aus ihren Gedanken und Handlungen heraus. Und da auch der verstorbene Sohn eine eigene Stimme hat, wird auch er nah- und fassbar. Der Schmerz der Eltern ist fast greifbar, und obwohl das Buch ein trauriges ist und voller Schmerz und Trauer steckt, habe ich am Ende ein Fünkchen Mut und Hoffnung gespürt; mit dem Gefühl, dass der Verlust natürlich immer schmerzhaft sein wird, er aber doch auch in den Hintergrund tritt und so wieder Platz für neues entsteht, habe ich das Buch zugeschlagen.
Ellen Roth hat sich von ihrem Freund getrennt und kehrt zurück in ihr Heimatdorf in Süddeutschland. Eigentlich wollte sie nie zurück, denn mit dem Ort verbindet sie schreckliche Erinnerungen. Das Angebot, eine Hausarztpraxis zu übernehmen, kam ihr dann aber gelegen. Am Tag ihrer Rückkehr wird eine schrecklich inszenierte Leiche gefunden – und nicht nur, dass Ellen den Toten kennt, hat sie auch ein gutes Motiv, der Mörder zu sein…
Das Buch beginnt sehr spannend – denn im Prolog wird aus Sicht des Täters der Mord beschrieben. Die Vorstellung, aufgeknüpft an einer Sprungschanze zu sterben, ist schon ziemlich grausig – dann aber springt man ein paar Stunden zurück und lernt Ellen kennen. Die Gründe, warum sie heimkehrt, erscheinen erstmal plausibel – aber schon früh kommt einem einiges ein wenig seltsam vor. Im Dorf herrscht eine düstere Grundstimmung und richtig sympathisch ist keiner der Bewohner. Je mehr man in die Geschichte abtaucht, desto mehr bekommt man das Gefühl, dass jeder etwas zu verbergen hat. Auch Ellen hat ein düsteres Geheimnis, was es ist, kann man gut erahnen, ausgesprochen wird es aber erst spät. Und als dann auch noch ein zweiter Toter auftaucht, kommen sehr viele Verdächtige ins Spiel.
Es ist spannend. Viele kurze Kapitel lassen mich durch die Seiten fliegen, der eher einfache Erzählstil hilft dabei natürlich. Die Atmosphäre ist durchweg kalt und grausig – und das ist nicht nur der Witterung geschuldet.
Ellen wirkt anfangs selbstbewusst, doch schnell lernt man auch eine verletzliche Seite an ihr kennen. Immer weniger konnte ich verstehen, warum sie zurückgekommen ist, merkt man doch an ihrem oft seltsamen Verhalten, dass sie sich mehr als unwohl fühlt. Und je mehr man auch über die Dorfbewohner und Ellens Familie erfährt, wachsen das Unbehagen und das ungute Gefühl.
Ich hatte viele Ideen, wer hinter den Toten stecken könnte, und das Miträtseln hat Spaß gemacht. Die Auflösung war dann anders als von mir erdacht, aber plausibel und glaubhaft – insgesamt hat mich dieser düstere Thriller gut unterhalten, so dass ich dieses Debüt gerne empfehle.
Der erfolgreiche, aber leider ideenlose Autor von Liebesromanen, Eduard Brünhofer, fährt mit dem Zug von Wien nach München, ihm gegenüber sitzt die neugierige Catrin Meyr. Zwischen beiden entwickelt sich ein Gespräch, doch was zunächst ganz unverbindlich beginnt, wird zu einem immer tiefergehenden Austausch über sehr persönliche Themen.
Ich mochte dieses Hörbuch sehr gerne, auch wenn nicht alles perfekt war und mich das Ende nicht gänzlich überzeugte. Aber ich liebe den Wortwitz des Autors, die spritzigen Dialogen zwischen den beiden Protagonisten, die Fragen und Antworten, die sie sich zuwerfen und die Gedanken, in denen sich Eduard immer wieder verliert. Aus seiner Sicht ist das Buch geschrieben, und so schaut man auch in seinen Kopf hinein – er ist Catrin gegenüber eher voreingenommen, und neben den gesprochenen Worten denkt er sich so seinen Teil. Oft musste ich schmunzeln, manchmal lachen, mitunter auch innehalten und nachdenken über das, was Eduard denkt und sagt. Die vierstündige Zugfahrt wird zu einem kurzweiligen Austausch – und gerade, als man denkt, es könnte jetzt doch mal konkreter werden, gibt es eine Wendung, die ich in dieser Art nicht erwartet habe. Sie gibt der Geschichte noch mal neuen Schwung und hat mir auch gefallen – was dann am Ende daraus wird, dagegen nicht. Trotzdem hatte ich meinen Spaß beim Zuhören und fand diesen Roman sehr unterhaltsam und kurzweilig.
Die Charaktere sind gut gezeichnet – Eduard ist wortgewandt und witzig, sehr reflektiert und gleichzeitig auch introvertiert – er mag es nicht, im Mittelpunkt zu stehen, daher ist ihm das Gespräch zu Beginn auch unangenehm, und mit den direkten und unverblümten Fragen von Catrin kann er nicht so recht umgehen. Catrin ist da ganz anders – sie hat keine Hemmungen, ihre durchaus auch privaten und intimen Fragen zu stellen, und auch sie weiß mit Worten umzugehen. Ich kann nicht sagen, dass mir die beiden sympathisch waren oder ich sie gar ins Herz geschlossen hätte, auch nicht, dass ich mich gut in Eduard hineinversetzen konnte, weil man ja eben seine Gedanken erfährt, ich habe aber den Schlagabtausch zwischen beiden sehr genossen.
Christian Berkel als Sprecher gibt Eduard wahrlich ein Gesicht – er hat die witzigen und oft ironischen Dialoge wunderbar vorgetragen, so realistisch, dass ich mich mit den beiden habe am Tisch im Zug sitzen sehen.
Auch wenn mich der Schluss nicht überzeugt hat, empfehle ich das Buch gerne weiter, wenn man spritzige Dialoge mag, die durch Wortwitz und Ironie geprägt sind.
Über mich
- weiblich
- 16.05.1969
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