Bewertung zu "Ein Dieb – Bekenntnisse" von DeLong Lucien
Um es vorweg zu nehmen, ich mag das Buch. Es ist geschrieben wie aus einem Guss.
Die Anfänge der Geschehnisse liegen in den 80er-Jahren und handeln, wie es der Titel schon sagt, von einem Dieb. In Retrospektive erfahren wir vom Ich–Erzähler - denn er wurde schon gefasst und schreibt seine Memoiren, eben den Text, den wir als Roman lesen - von seiner Motivation den ersten Diebstahl zu begehen, die Konsequenz dieses Diebstahls und den Verlauf seines restlichen Lebens. Und so begleiten wir den Erzähler von Diebstahl zu Diebstahl und dadurch von Land zu Land, lernen die Menschen und Unternehmen, die er bestiehlt nur am Rande kennen, bis er auf seine erste ernst zu nehmende Liebe trifft. Bei seinem und ihrem Hintergrund kann es nicht lange gut gehen. Glücklicherweise gewährt ihm das Schicksal noch eine zweite Chance, er trifft wiederum eine Frau, mit er eine längere glückliche Zeitspanne verbringen darf, und dann nehmen die Dinge ihren Lauf…
In Riesenschritten geht der Roman voran, so dass keine Langeweile aufkommen kann und die Geschichte, die es zu erzählen gilt, in 143 Seiten passt. Dies geht auf Kosten von Details und Tiefe. An so manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass der Autor länger im Geschehen verblieben wäre und mich tiefer in die Atmosphäre eindringen ließe. So wird die Stimmung Jamaikas gleich am Anfang des 3. Kapitels in einer Aufzählung umrissen mit „…vollgelbe Bananen, saftig-süße Ananas... Blue Mountain Kaffee.“ Und „ …bis zum Horizont wogte kristallklares, türkisenes Meer…“. Ja, genauso stelle ich mir Jamaika vor. Wie gerne hätte ich jedoch diese Stimmung in einer und mehreren Situationen, in der der Erzähler genau diese Dinge erlebt und wahrnimmt, als Leser miterlebt, anstatt sie in einer Aufzählung verarbeiten zu müssen. Ähnlich ergeht es mir mit so manchem Charakter in diesem Roman. Als Leser ist man dadurch dazu verdammt, nur an der Oberfläche zu kratzen. Identifikationsmöglichkeiten sind kaum vorhanden. Aber am Ende, als sich die sprichwörtliche Schlinge unaufhaltsam zuzog, fieberte ich dann unwillkürlich mit.
Trotz aller Kritik habe ich den Roman gerne gelesen, vergebe deswegen 4*, und hoffe auf einen weiteren Roman von Lucien DeLong.