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A-bookish-kid

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Mit dem Gesicht zur Sonne (ISBN: 9783849501648)

Bewertung zu "Mit dem Gesicht zur Sonne" von Yvonne Holthaus

Mit dem Gesicht zur Sonne
A-bookish-kidvor 10 Jahren
Eine Portion Mut gefällig?

Auf Lovelybooks durfte ich bei einer ganz besonderen Lesereunde dabei sein. Es ging um die Biographie "Mit dem Gesicht zur Sonne" von Yvonne Holthausen. Zwar ist sie erst 38 Jahre alt, dennoch hat sie in ihrem Leben mehr erlebt als manch anderer mit 90 Jahren - daher lohnt sich diese Biographie wirklich, auch wenn es natürlich erstmal komisch anmutet in diesem Alter schon eine Biographie zu verfassen. Nun geht's los.


 Bei autobiographischen Büchern tue ich persönlich mich mit einer Wertung immer etwas schwerer - man will ja schließlich niemandem zu nahe treten. Ich finde es auch blöd bei autobiographischen Büchern über die Spannung der Geschichte zu urteilen, da es ja nun mal Geschichten sind, die "das Leben geschrieben hat". Bei "Mit dem Gesicht zur Sonne" tue ich es dennoch einfach mal ganz dreist :D. Es war nämlich hochgradig spannend und ich habe es keine Sekunde bereut, dieses Buch gelesen zu haben. Ich habe das Buch auch innerhalb von einem Wochenende verschlungen - das spricht ja schon für sich.


Erst einmal möchte ich zum Schreibstil sagen, dass ich ihn mehr als gelungen finde. Während man liest, hat man den Eindruck Yvonne Holthausen sitzt mit einem Kaffee gegenüber und erzählt ihre Lebensgeschichte. Manchmal vergisst man glatt, dass man immer noch ein Buch liest. Gleichzeitig ist die Sprache aber nicht zu umgangssprachlich sondern durchaus gewählt - ein gutes Gefühl für Sprache ist bei der Autorin also durchaus vorhanden. Diesen Stil fand ich für ein Buch, mit dem sie ihre private Geschichte erzählt, einfach perfekt gelungen.


Die Handlung des Buches hat mich oft traurig gemacht beziehungsweise bedrückt es mich einfach, was einem einzigen Menschen im Leben an unschönen Dingen widerfahren kann. Es ist ja schon krass, dass es manche Menschen so über Gebühr erwischt im Leben. Und doch hat mich das Buch insgesamt mit einem guten Gefühl zurückgelassen - neben menschlichen Abgründen kommen in diesem Buch nämlich auch großer Kampfgeist und Mut zutage. Und das Zitat "Kein Schicksal im Leben kann so schlimm sein, als dass man sich selbst und seine Träume aufgibt." ist durchaus treffend. Ich denke das ist die Quintessenz, die sich aus diesem Buch ziehen lässt. Es lohnt sich zu kämpfen - denn am Ende wartet meistens auch etwas Gutes. Trotzdem habe ich großen Respekt vor der Autorin und bin mir nicht so sicher, ob ich selber so hätte handeln können wie sie es konnte.


Ich bin froh, dass ich bei dieser Leserunde dabei sein durfte und kann das Buch nur jedem ans Herz legen - es lohnt sich wirklich :).

Cover des Buches Tiere (ISBN: 9783499250194)

Bewertung zu "Tiere" von Simon Beckett

Tiere
A-bookish-kidvor 10 Jahren
Kein Thriller - trotzdem soannend

www.a-bookish-kid.blogspot.com


Heute möchte ich ein Buch rezensieren, bei dem ich absolut hin und her gerissen zwar. Es fällt mir auch immer noch schwer ein endgültiges Urteil abzugeben - und als ich mir die Rezensionen auf Amazon ansah, stellte ich fest: puh, du bist wohl nicht die einzige, der es so geht. Die Bewertungen reichen von "absoluter Käse" bis zu "Werk des Jahrhunderts" (gefühlt). Also...Zeit für eine Rezension.


Tiere ist einer der Thriller, den Simon Beckett bereits in den 90er Jahren geschrieben hat, der aber erst in den 2000er-Jahren veröffentlicht wurde. Mit der Reihe um Hunter hat "Tiere" daher nichts gemeinsam - weder von der Handlung noch dem Schreibstil her. Bevor ihr dieses Buch kauft, müsst ihr euch darüber im Klaren sein, dass man hier einen ganz anderen Beckett kennenlernt.
Simon Beckett schreibt schon im Vorwort, dass "Tiere" sein bisher bösester Roman ist - und damit hat er ja soohhoo Recht. In jeder Hinsicht. Aber dazu kommen wir später noch. Wer sich die Freude nicht verderben lassen will, sollte vor dem Lesen vielleicht jetzt mit der Rezension aufhören - ich denke sonst wird schon zuviel vorweg genommen.

Erstmal lernen wir Nigel kennen. Nigel wohnt in einem Pub, den früher seine Eltern betrieben haben und der nun stillgelegt ist. Er arbeitet außerdem in einer Arbeitsagentur als eine Art "Mädchen für alles" (seine Hauptaufgabe ist Kopieren und Kaffee kochen) und hat dort zwei Kolleginnen - Karen und Cheryl, zumindest Karen nimmt ihn gerne auf den Arm. Nigel erscheint mir persönlich als geistig nicht so ganz auf der Höhe, also "ein wenig zurückgeblieben", wenn man es böse ausdrücken möchte. Das, was Nigel aber wirklich besonders macht, sind vermutlich seine "Mitbewohner", die er im Keller gefangen hält - wie Tiere. Soweit zum Status Quo der Geschichte.

Beckett erwähnt im Vorwort auch, dass er einen Charakter entwickeln wollte, der beim Leser sowohl Sympathie als auch Antipathie auslöst - das ist ihm auch absolut gelungen. Ich hätte Nigel gemocht, wären da nicht seine "Mitbewohner" gewesen. Nigel ist zwar natürlich etwas retardiert, allerdings auch recht goldig, wenn er beispielsweise Angst davor hat Nachts von einem Verrückten gefangen zu werden (was in Anbetracht seiner "Mitbewohner" auch nochmal einen ironischen Touch hat). Insgesamt wäre Nigel für sich genommen sicherlich nicht die unsympathische Figur für einen Thriller. Auf der anderen Seite quält Nigel, den man ansonsten nett finden könnte, Menschen und hält sie gegen ihren Willen gefangen. Trotzdem ging es mir so, dass ich Nigel nicht verabscheuen konnte da es so wirkte, als ob ihm überhaupt nicht klar ist, dass das was er macht falsch, völlig falsch sogar, ist. Es wirkte in Nigels Leben so normal - für ihn ist es eben richtig. Er tut nichts, was er selbst als böse empfindet. Beckett hat somit eine sehr spannende Figur entwickelt.

Was mir persönlich nun etwas fehlte war der "Drive" der Geschichte. Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl ich lese mehr oder weniger eine Art Momentaufnahme oder Milieusstudie, nicht aber einen "richtigen" Thriller. An Handlung passiert für mich nämlich nicht so wahnsinnig viel, die Handlung wir eben kaum voran getrieben. Wir beobachten vielmehr einen kurzen Augenblick in Nigels Leben. Ich muss nun aber - um dem Buch gerecht zu werden - sagen, dass ich das Buch trotzdem wahnsinnig gerne und auch schnell gelesen habe. Es war keine Schundliteratur, bei der man sich zum Weiterlesen regelrecht zwingen muss. Ganz und gar nicht. Es war ziemlich spannend Nigel und seine Lebenswelt kennenzulernen.
Allerdings ging es mir so, dass ich mich am Ende des Buches gefragt habe: "Ja und jetzt?". Ich habe mich minimal verarscht gefühlt, muss ich sagen :D. Ich hasse Enden dieser Art einfach, auch wenn das mit Sicherheit Geschmacksfrage ist. Ich hätte mir mehr Handlung, mehr Fortschritt und ein anderes Ende gewünscht - ich denke das ist auch der Punkt, der die Leser des Buches polarisiert. Für einen Thriller im eigentlichen Sinne halte ich dieses Buch NICHT. Momentaufnahme trifft es für mich eher.

Ich habe mich übrigens ein wenig vor mir selbst erschrocken, weil ich an manchen Stellen laut lachen musste obwohl es eigentlich keine besonders witzigen Szenen waren. Einige Dinge waren einfach so derartig makaber - da musste ich lachen. Glücklicherweise habe ich schon von anderen gehört, dass es ihnen auch so ergangen ist. Daher hoffe ich einfach mal, dass ich nicht psychopathisch oder sonst wie gestört bin. Ich glaube dieser Effekt war von Beckett aber auch gewollt.

Der Schreibstil entspricht der eines Grundschülers. Das mag jetzt erstmal negativ klingen - ist es in meinen Augen aber nicht. Es passt einfach zu Nigel, der ja auch hintendran mit der Entwicklung ist. Eine hoch gegriffene Sprache hätte absolut nicht zu diesem Buch gepasst und dem Buch viel Charme und Glaubhaftigkeit genommen.

Insgesamt ist Tiere kein uninteressantes Buch - aber eben auch kein Thriller. Daher vergebe ich moderate 3 Herzchen.

www.a-bookish-kid.blogspot.com

Cover des Buches Scherbenmond (ISBN: 9783839001516)

Bewertung zu "Scherbenmond" von Bettina Belitz

Scherbenmond
A-bookish-kidvor 11 Jahren
Edwardesk.

Schon vor einigen Wochen habe ich den zweiten Teil der Trilogie um Ellie und Colin ausgelesen - heute komme ich nun endlich zur Rezension, die ich natürlich unbedingt noch abfassen wollte. Mittlerweile bin ich schon fast fertig mit Dornenkuss - dem dritten Teil - und werde diesen Teil dann hoffentlich zeitnah auch noch rezensieren. Dann habe ich die Trilogie tatsächlich endlich beendet - juhu!


 Die Reise mit Ellie geht weiter -. diesmal in Hamburg. Der Anschluss an den ersten Band gelingt sehr gut und nahtlos. Bei mir lagen doch einige Wochen zwischen Band 1 und Band 2 aber ich kam trotzdem sofort und gut in die Geschichte hinein. Sofort fühlt man sich wieder "mittendrin" im Geschehen. Wir lernen in diesem Teil drei neue Personen kennen: Ellies Bruder Paul, die Journalistin Gianna und Francois - einen Freund von Paul. Ellies Vater hingegen bleibt verschwunden. Das ist auch der Grund, der sie zu Paul führt.

Ich war ganz glücklich darüber, dass auch Tillmann wieder mit von der Partie ist - er ist und bleibt doch einer meiner Lieblinge in der Splitterherz-Trilogie.


In diesem Buch "passiert" an Handlung (für mein Empfinden) deutlich weniger als im ersten Teil. Die Handlung treibt eher langsam voran und wirkt für mich manchmal schon fast zäh. Allerdings hat die Autorin einen Fokus auf die Entwicklung der Charaktere und ihrer Beziehungen untereinander gelegt - das ist schlicht und ergreifend eins: verdammt interessant. Daher ist es für mich in Ordnung, dass die tatsächliche Handlung dafür etwas langsamer vonstatten geht. Ich liebe Bücher, die sehr tief in die Charakterentwicklungen einsteigen. Man lernt von jedem der Protagonisten gefühlte 47329292 unterschiedliche Facetten kennen und das finde ich absolut genial. Man hat das Gefühl Ellie und die anderen so zu kennen, als würde es sie wirklich geben - irgendwann fühlt man sich extrem vertraut mit den Charakteren. Das gelingt doch eher wenigen Autoren - Bettina Belitz hat dafür aber definitiv ein großes Talent.


Wie ihr bestimmt schon herauslesen könnt, fand ich das Buch grundsätzlich sehr gut und spannend zu lesen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich die "äußeren Ereignisse" nur mäßig spannend und nicht unbedingt atemberaubend fand. Es war zwar keine Qual die Ereignisse zu verfolgen - das wäre übertrieben ausgedrückt - aber so spannend, dass die Luft wegbleibt, war es halt auch nicht. Vor allem unter dem großen Finale hätte ich mir dann doch irgendwie mehr vorgestellt. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich das Ende sehr sehr gut durchdacht und sehr clever fand. Ich denke die meisten Leser hätten einen anderen Ausgang erwartet - auch hier muss ich Bettina Belitz wieder großen Respekt zollen. Cleverness ist aber manchmal leider ungleich Spannung.


Was mich auch in diesem Buch irgendwie wieder störte war, dass sich die Mahre als Gefahr kaum ernst nehmen konnte - vermutlich resultiert mein Problem mit der Spannung auch daraus. Ich kann hier leider nicht allzu detailliert etwas sagen um nicht zu spoilern - aber wer das Buch gelesen hat, weiß ja wer der Böse in der Geschichte ist. Und ich konnte ihn wirklich, wirklich und beim allerbesten Willen nicht ernst nehmen. Ich fand ihn eher lustig. Ich finde, hier ist die Autorin mit ihrem Humor manchmal über das Ziel hinausgeschossen und hat der Geschichte einiges an Spannung genommen. Das finde ich sehr schade - ich hätte es besser gefunden, wenn die Mahre wirklich als Gefahr und nicht als Witz dargestellt werden.


Insgesamt legt Bettina Belitz auch in diesem Teil wieder sehr viel Humor an den Tag, was mir (abgesehen von den genannten Problemen mit den Mahren) auch wirklich gut gefällt. Ellies bissiger Humor ist einfach grandios und bringt mich, wie schon im ersten Teil, immer wieder zum Lachen. In dieser Hinsicht kann man das Buch nur lieben.


Ellie ist nach wie vor ein anstrengender, nicht aber ein unsympathischer, Charakter. Mit ihr erlebt auch der Leser emotionale Höhen und Tiefen. Manchmal will man sie knutschen - manchmal aber auch einfach nur schütteln. Mehr als einmal war ich geneigt meine Augen zu verdrehen. Alles in allem komme ich aber gut mit Ellie zurecht - ich habe aber schon von diversen Leuten gehört, die eine regelrechte Antipathie für Ellie entwickelt haben :D. Colin hingegen geht mir ziemlich auf die Nüsse mit seiner Geheimniskrämerei - auch wenn er es natürlich gut mit Ellie meint. Mich nervt an Colin aber einfach der Edward-Faktor. Die Liebesgeschichte ist halt wirklich ein Edward/Bella-Ding nur ohne Vampire. Daher ist mir auch Colin zu klischeehaft und ich bin deutlich genervt von ihm. Tillmann hingegen finde ich grandios - ohne Ellie in diesem Sinne zu lieben, setzt er sich nach Kräften für sie ein. Tillmann hat für mich den liebenswertesten Charakter in der Geschichte - ich mag seine solidarische, direkte und offene Art total gerne. Auch Gianna hat sich in mein Herz gekämpft. Ich halte sie zwar für einen Menschen, der zur absoluten Hysterie neigt - dennoch fand ich sie größtenteils super sympathisch und unterhaltsam. Übrigens: auch Lars fand ich irgendwie ganz witzig - ich sag bloß: Stürmchen. Vermutlich teilt diese Sicht nicht jeder, ich fand ihn aber irgendwie bombe :D.


Insgesamt schwächelt dieser Teil für mich manchmal im Bezug auf den Spannungsbogen - daher ziehe ich auch ein Herzchen ab. Wer aber Lust hat, Charaktere intensiv kennenzulernen ist mit dieser Trilogie definitiv sehr gut bedient.

Cover des Buches Republik der Sündenböcke (ISBN: 9783932130304)

Bewertung zu "Republik der Sündenböcke" von Torsten Schubert

Republik der Sündenböcke
A-bookish-kidvor 11 Jahren
Republik der Sündenböcke

Am Sonntag ist es soweit - Deutschland wählt. Ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis und hatte kurz vor den Wahlen noch die Möglichkeit an einer Leserunde bei Lovelybooks mit politischem Bezug teilzunehmen. Auch wenn ihr es vor den Wahlen wohl nicht mehr schaffen werden, ist das Buch ja vielleicht trotzdem etwas für euch. Los geht's.


Wir begeben uns mit dem Autor, Torsten Schubert, auf eine kleine Reise durch Deutschland. Für sein Buch hat er sich mit den verschiedensten Menschen unterhalten, die in irgendeiner Form mit Politik zu tun haben - vom Abiturienten bis zum Abgeordneten. Schon die Auswahl seiner Gesprächspartner erweist sich als äußerst interessant. Ich fand es sehr positiv, dass Herr Schubert mit einer buntgemischten Kundschaft über Politik und Politikverdrossenheit gesprochen hat - und sich keinesfalls auf Berufspolitiker beschränkt hat.

Zu Wort kamen beispielsweise auch, die bereits benannten, Abiturienten, die gerade die Politik für sich entdeckt haben und einer Partei beigetreten sind. Heutzutage ja nicht unbedingt selbstverständlich für junge Leute - umso interessanter das Gespräch. Außerdem zum Zug kam ein Mitarbeiter der Bahnhofsmission einer großen Stadt - für mich, als alter Pädagoge, natürlich einer der spannendsten Gesprächspartner - sicherlich aber auch für andere sehr interessant. Es gab noch viele weitere, spannende Menschen, die in diesem Buch ihren Auftritt hatten - aber das findet ihr am besten selbst heraus indem ihr euch das Buch zu Gemüte führt. Nach der Wahl ist schließlich vor der Wahl.


Die Auswahl der Gesprächspartner hat mir auch deswegen gut gefallen, weil viele "kleine" Leute zu Wort kamen, keinesfalls nur die "großen" Politiker. Es sind Menschen wie du und ich mit denen der Autor über das Thema Politikverdrossenheit gesprochen hat. Es ist sehr erfrischend wenn aus "Politikern" im Rahmen eines solchen Buches "ganz normale Menschen" werden.


Ich persönlich habe um ehrlich zu sein nicht direkt neues Wissen gezogen - allerdings war es doch sehr interessant sich die verschiedenen Meinungen durchzulesen. Ich denke das Buch dient weniger der direkten Wissensvermittlung sondern vielmehr einer Art "politischen Bestandsaufnahme" - das ist für mich aber auch völlig in Ordnung, schließlich handelt es sich nicht um ein Schulbuch. Man sollte es nur wissen bevor man es kauft, damit man nicht mit der falschen Erwartung an das Buch herangeht. Um alles nachvollziehen zu können, was die Leute in diesem Buch so erzählen, sollte man schon grobes Grundwissen über Politik mitbringen. Man sollte beispielsweise zumindest grob über die unterschiedlichen großen Parteien bescheid wissen. Ein absoluter Politik-Crack muss man in meinen Augen aber nicht sein um das Buch zu verstehen (bin ich selbst ja auch nicht :D).


Wichtig zu sagen ist noch, dass die Sprache sehr locker und leicht zu lesen ist. Man muss also keine Angst vor komplizierten Abhandlungen in Beamten-Deutsch haben. So ist "Republik der Sündenböcke" nicht gestaltet. Sowohl der Fließtext als auch die Aussagen der verschiedenen Menschen sind so herunter gebrochen und aufgedröselt, dass es wirklich jeder verstehen kann. Wie schon gesagt: man muss nicht Politik studieren um das Buch nachvollziehen zu können. Es ist ja auch kein Fachbuch in dem Sinne sondern ein Buch für das breitere Publikum. Das gefällt mir gut - ich zumindest empfinde es ja auch als Intention des Buches auch diejenigen zu erreichen, die sich wenig bis gar nicht für Politik interessieren.


Insgesamt ist es ein gut gelungenes Buch um ein Bild über die breit gestreuten Meinungen zum Thema "Ist Deutschland unpolitisch?". Mein abschließendes Fazit: Jedes Land hat die Politiker, die es verdient.


Cover des Buches Die Eistoten (ISBN: 9783746629957)

Bewertung zu "Die Eistoten" von Christian Buder

Die Eistoten
A-bookish-kidvor 11 Jahren
Es weihnachtet sehr.

"Die Eistoten" habe ich im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks gelesen und hier kommt nun meine Meinung zu diesem Thriller, der übrigens perfekt in die Jahreszeit passt (na ja, fast, der Schnee fehlt halt noch). Ich glaube es gibt kaum etwas besseres als um diese Jahreszeit mit so einem (guten) Buch im gemütlichen Bett zu liegen. Aber jetzt geht's los...

Unsere Protagonistin Alice - ein 11jähriges Mädchen - lebt irgendwo im nirgendwo (okay, der Ort heißt Hintereck) im Allgäu. Hintereck ist ein fiktiver Ort - allerdings werden Sonthofen und Hindelang als größere Orte in der Umgebung genannt. In Hintereck leben nur wenige Menschen und jeder kennt jeden (so, wie es am Kaff eben ist). Alice ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Mädchen. Nicht nur, dass ihre Mutter vor vier Jahren unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist, nein - Alice hält öfters mal einen Plausch mit dem verstorbenen Philosophen Wittgenstein. Auch Aristoteles ist ihr schon über den Weg gelaufen. Alice glaubt nicht daran, dass der Tod ihrer Mutter ein Unfall war. Als sie und ihr Freund Tom dann eine Mädchenleiche finden, nimmt sie die Ermittlungen auf.

Grundsätzlich hat mich das Buch echt gepackt. Ich habe es an einem Wochenende gelesen - das spricht ja quasi für sich. Das Buch ist ein klassischer Page-Turner. Man will immer wissen wie es weitergeht (und wer nun eigentlich der Irre ist). Solche Bücher lassen mein Herz ja grundsätzlich höher schlagen.

Was mir, unter anderem, extrem gut gefallen hat, war die Atmosphäre, die das Buch erzeugt hat. Ich kann gar nicht genau benennen was am Schreibstil so besonders war - aber er war besonders ;). Ich kann mir dieses kleine Dorf voller Ignoranten, die ihre Augen nicht aufmachen wollen, richtig gut vorstellen. Und Alice als intelligentes und sensibles Mädchen mittendrin. Ich fürchte, dass es sowas auch wirklich in der Realität geben könnte. Der Winter und Weihnachten waren in dem Buch so gut beschrieben, dass ich mich glatt zwei Monate in der Zukunft gefühlt habe und es mir sogar genehmigt habe, jetzt schon ein paar Lebkuchen zu naschen. Ich muss euch aber warnen: die Weihnachtsstimmung ist in dem Buch eher düster, man merkt von Anfang an: "etwas stimmt nicht". Éin fröhliches Weihnachtsmärchen ist es also nicht.

Ich konnte Alice als Hauptperson unglaublich gut leiden. Wenn ich irgendwann mal ein Kind haben sollte, soll es bitte ganz genau so sein. Alice hat etwas im Kopf, Alice nimmt Dinge wahr, die andere nicht wahrnehmen können oder wollen. Und vor allem gibt Alice nie auf. Selbst als ihr Vater sie für verrückt erklärt und einweisen lassen will, hält Alice an ihrer Meinung bezüglich dem Tod der Mutter fest. Noch dazu finde ich sie für ihre 11 Jahre wahnsinnig mutig - ich glaube an der Stelle mit der Leiter vor dem Fenster wäre ich als kleines Mädchen heulend zu meinem Vater gelaufen. Ich denke, dass Alice durch den Tod ihrer Mutter auch etwas "frühreifer" und erwachsener ist als andere Kinder. Zumal sie ja nie an einen Unfall geglaubt hat. Daher finde ich ihr eher ernstes und wenig kindliches Verhalten auch logisch und glaubwürdig.

In der Hinsicht auf die kindlichen Charakterzüge unterscheidet Alice sich ja auch grundlegend von Tom. Ich bin der Meinung, dass er sich zu Anfang auf Alices "Ermittlungen" eingelassen hat, weil es für ihn ein Spiel und Abenteuer war - er hätte in seinem kindlichen Denken einfach nicht damit gerechnet, dass es wirklich ernst werden kann. Ansonsten fand ich Tom sehr "süß" in seinen Versuchen Alice zu unterstützen.

Was für mich ein kleiner Minuspunkt bei "Die Eistoten" war: ich fand den Teil mit Wittgenstein, dem toten Philosophen, und auch dem Clown irgendwie völlig überflüssig. Er hat für mich nur wenig in die Geschichte gepasst. Ich weiß nicht ob ich es vielleicht auch einfach nur nicht überrissen oder in den falschen Hals gekriegt habe...aber für mich wirkte dieser Part sehr hingeklatscht und "hauptsache in der Geschichte". Ich hätte mir doch noch eine tiefergehende Aufklärung, vor allem bezüglich des Clowns, gewünscht. Dieser war für mich noch um einiges sinnloser als Wittgenstein. Bei den Auftritten von Wittgenstein waren die Gespräche dann doch durchaus interessant und haben dem Buch noch mal eine ganz andere Note verliehen. Ich mag es nur nicht so gerne, wenn Bücher so zusammengestöpselt wirken. Das Buch hätte, in meinen Augen, als Thriller auch hervorragend ohne diesen Firlefanz funktioniert. Vielleicht ist das aber auch Geschmackssache...wenigstens ist das Buch dann doch weniger in den Fantasy-Bereich abgedriftet, als man es vom Klappentext her vielleicht vermuten könnte. Ihr müsst also gar keine Befürchtungen haben...das Genre "Thriller" trägt das Buch am Ende dann schon berechtigterweise.

Richtig toll fand ich hingegen wieder das Ende. Damit hätte ich so nicht gerechnet, auch wenn meine Spekulationen schon in die richtige Richtung gingen. Dennoch hatte ich nie daran gedacht, dass es so gewesen sein könnte. Dafür gibt es einen großen Daumen hoch - ich hasse es nämlich wenn wirklich der der Mörder ist, den ich im Verdacht hatte und auch sonst alles so war, wie ich es vermutet habe. Das war hier nicht so - das Ende gibt darüber hinaus doch Stoff noch zum Nachdenken.

Eine klitzekleine Sache habe ich am Ende nicht so ganz geschnallt - die kann ich hier aber nicht erwähnen, sonst würde ich zuviel verraten :D.

Insgesamt ein toller Thriller, der sich zu lesen lohnt. Laut dem Interview mit dem Autor am Ende des Buches, dürfen wir uns ja auch noch auf mehr Abenteuer mit Alice freuen. Ich bin gespannt und werde Alices Entwicklung in jedem Fall verfolgen.

 

www.a-bookish-kid.blogspot.com

Cover des Buches Mut für zwei (ISBN: 9783890294261)

Bewertung zu "Mut für zwei" von Julia Malchow

Mut für zwei
A-bookish-kidvor 11 Jahren
Fernweh

Wir bleiben mal wieder interkulturell...heute geht es weiter mit einer Rezension zu "Mut für zwei" von Julia Malchow. Mich packt mal wieder das absolute Fernweh, wenn ich dieses Buch in den Händen halte - da würde man am liebsten wieder ins Flugzeug und weg. Wie schön, dass meine nächste Reise nach Shanghai schon bevorsteht :).


Dieses Buch wollte ich wahnsinnig gerne lesen, da ich ja selber total gerne reise. Spätestens seit Indien bin ich dem Backpacken total verfallen und kann es kaum erwarten bis es endlich zum Backpacken nach China geht. "Mut für zwei" fand ich besonders interessant, da die Autorin Julia Malchow nicht "einfach nur" aus Reisen gegangen sondern auch ihren kleinen Sohn mitgenommen hat. Backpacken - das machen viele, ist ja heutzutage kaum noch etwas besonderes. Backpacken mit Kind hingegen ist ungewöhnlich - ich jedenfalls habe in Indien allerhöchstens mal Pauschalurlauber in Goa mit ein, zwei Kinderlein getroffen. Das war's dann aber auch. Daher war ich ziemlich neugierig auf diesen Reisebericht.


Normalerweise lese ich keine derartigen Bücher - daher ist diese Rezension auch etwas jungfräulich und ich hoffe mal, der Aufbau der Rezension wird für euch trotzdem einigermaßen übersichtlich.


Ich fand es total spannend den Reisebericht zu lesen - schon alleine weil ich (leider) noch nie über Moskau und St. Petersburg hinaus geschafft habe. Natürlich kann ein Buch keine eigene Reiseerfahrung ersetzen - aber dennoch schnuppert man ja ein wenig "russische" Luft. Besonders toll fand ich auch die Fotos im Buch - ich finde es ja schon spannend, wenn die Dinge die man gelesen hat auch ein "echtes" Gesicht bekommen. Ist manchmal ganz witzig wie weit die Realität dann doch von der eigenen Fantasie entfernt ist. Ich habe die Bilder auch erst am Ende angesehen - würde ich euch auch empfehlen :).


Von der Motivation der Reise her war ich auch angetan und ich fand es toll, dass die Autorin uns an ihrer Gedankenwelt teilhaben lässt, die ja doch teilweise auch recht privat ist. Ich finde es erfrischend zu sehen, dass es Menschen gibt, die sich weigern in der "ollen Tretmühle" zu laufen, ihr Leben reflektieren und versuchen ihr persönliches Glück zu finden, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt gesellschaftskonform ist. Ich teile nicht unbedingt alle Gedanken der Autorin zu 100% - aber das muss man ja auch nicht, darum einem Menschen ein Lebensmodell aufzudrücken geht es der Autorin ja gerade nicht. Auch wenn ich selber teilweise andere Ansichten zum Leben habe, war es super spannend zu lesen wie eine andere Person dazu denkt. Alleine dafür hat es sich, für mich, gelohnt dieses Buch zu lesen.


Ein klitzekleines bisschen schade fand ich, dass die Zeit in China vergleichsweise wenig Platz im Buch eingenommen hat - ich hätte irgendwie gerne noch mehr von Peking gelesen, auch wenn das Buch dann vielleicht ein paar Seiten mehr gehabt hätte. Das ist aber sicherlich auch persönliche Geschmackssache und wenn es nichts spannendes mehr zu erzählen gab, ist es ja auch okay. Es fiel mir eben nur auf, dass dieser Teil doch recht kurz geraten ist. Ein wirklicher Punkteabzug ist es für mich dann aber doch nicht. Es kann ja nicht jeder Autor meinem persönlichen Wunschdenken genügen :D.


Zu den Charakteren lässt sich bei diesem Buch natürlich nicht soviel sagen, da es sich ja um reale Menschen handelt und ich es doch etwas anmaßend fände, deren Charakter hier anhand eines Buches zu beurteilen. Ich kann aber sagen, dass die Autorin in ihrer Reiselust und ihren Gedanken absolut sympathisch war (und das sage ich nicht nur weil mir das Buch zum rezensieren zur Verfügung gestellt wurde :D). Mir hat es Spaß gemacht die Autorin durch das Buch auf ihrer Reise zu begleiten und ich fand den Humor, den sie im Buch immer wieder eingebracht hat, sehr angenehm. Manchmal musste ich wirklich laut über einige Formulierungen lachen.


Vom Schreibstil her handelt es sich nicht um einen besonders anspruchsvollen Schreibstil, als niveaulos kann man ihn aber bei Leibe auch nicht bezeichnen. Es ist eben eine ganz normale Art von einer Reise zu erzählen - sehr angenehm und einfach zu lesen, man kommt recht schnell in den Lesefluss und so im Endeffekt auch zügig durch das Buch.


Insgesamt glaube ich, dass dieses Buch vielen Lesern als Inspiration und/oder Gedankenanstoß für das eigene Leben dienen kann. Vor allem die letzten Seiten und die Begegnung am Münchener Flughafen fand ich persönlich nochmal sehr, sehr schön zum Lesen und um eigene Ansichten/Handlungen neu zu überdenken. Nicht zuletzt macht es einfach wahnsinnige Lust auf's Reisen. Wie schon gesagt: am liebsten würde ich mich gerade ins Flugzeug setzen und irgendwo hinfliegen. Vielleicht traut sich durch "Mut für zwei" ja nun auch der ein oder andere mal die Sachen zu packen und in die Ferne zu ziehen, der sich bisher noch nicht getraut hat.


Übrigens hat die Autorin auch einen Blog (www.juliamalchow.de). Dort könnt ihr ihre neuesten Reiseabenteuer ein wenig verfolgen. Viel Spaß dabei :).


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Cover des Buches Ein Teelöffel Land und Meer (ISBN: 9783866480131)

Bewertung zu "Ein Teelöffel Land und Meer" von Dina Nayeri

Ein Teelöffel Land und Meer
A-bookish-kidvor 11 Jahren
Eine Reise in eine andere Welt

Ich als quasi "Halbinder" liebe ja fremde Kulturen, die sich ganz grundlegend von der deutschen Kultur unterscheiden. Deswegen habe ich mich auch sehr gefreut, dass ich bei der Leserunde zu "Ein Teelöffel Land und Meer" von Lovelybooks mitlesen durfte. Heute kommt nun (endlich *hust*) meine werte Meinung zu dem Buch...auf los geht's los.

Frau Nayerei entführt uns in diesem wunderbaren Roman in eine andere Welt - nämlich in den Iran. Die Geschichte beginnt kurz nach der Revolution und wir begleiten die Protagonistin Saba dann bis in das Erwachsenenalter hinein - alleine das verleiht dem Buch einen besonderen Touch. Ich liebe Bücher, die nicht nur eine Art Momentaufnahme sondern quasi ein Lebenslauf sind. Dazu gehört "Ein Teelöffel Land und Meer" ganz eindeutig.

Mir gefällt das Buch nicht nur auf Grund seiner Charaktere sondern auch auf Grund des durchdachten Aufbaus. Ein charakteristisches Merkmal von "Ein Teelöffel Land und Meer" sind die "Geschichten in der Geschichte". Den ganzen Roman über erzählt Saba immer wieder Geschichten, in denen sie sich das Leben ihrer verschwundenen Schwester Mahtab vorstellt. Auf mich wirkte es so, als ob Saba in diesen "Geschichten in der Geschichte" all ihre eigenen Wünsche und Träume umsetzt - ich denke diese Geschichten zeigen uns, wie Saba selbst unheimlich gerne leben würde. Gleichzeitig nimmt man durch Sabas Geschichten aber (meiner bescheidenen Meinung nach) auch wahr, wie verzerrt das Bild vom westlichen Leben in Ländern wie dem Iran ist. Saba glaubt, dass das Leben in Amerika perfekt und frei von ernstzunehmenden Problemen ist. Das ist ja schon irgendwie auch eine Wunschvorstellung.

Das Buch wirft den Leser hin und her. Mal glaubt man, Mahtab und die Mutter der Zwillinge lebt wirklich noch irgendwo. An anderen Stellen denkt man die beiden sind tot, so wie es im Dorf erzählt wird. Ich weiß nicht wie es anderen Lesern ging, aber ich war bis zum Ende niemals ganz schlüssig oder gar sicher was wirklich mit Mahtab und der Mutter geschehen ist. Was geschehen ist, verrate ich hier natürlich nicht - ich will ja keinem die Spannung vorwegnehmen.

Mir hat es gut gefallen durch dieses Buch in eine ganz andere Kultur schnuppern zu können. Natürlich ersetzt es keinesfalls eine eigene Reise in den Iran aber ich zumindest konnte doch einige Dinge über die iranische Kultur dazulernen und habe mich sogar über das Buch hinausgehend genauer über einige angesprochene Themen informiert (z.B. die Revolution an sich). Ich find es sehr beeindruckend, spannend und manchmal auch deprimierend in diesem Buch das Heranwachsen in einem Land wie dem Iran "mitzuerleben". Es hat mich traurig gemacht wie sehr Saba durch die Gesellschaft eingeengt wird bzw. sich einengen lässt und gegen ihre eigentliche Überzeugung handeln muss - da kann man schon sehr glücklich sein, in einem freien Land aufgewachsen zu sein. Die Lektüre von dem Buch lohnte sich für mich schon alleine dafür - die Geschichte um Mahtab fand ich insgesamt "nicht mal so wichtig" (auch wenn das irgendwie blöd ausgedrückt ist). In dem Buch geht es im Endeffekt auch um Themen, die jeden Teenager auf der Welt betreffen. Freundschaft, Liebe, Vernunft, Erwachsenwerden.

Saba als Protagonistin war sehr angenehm in ihrem Wesen - ich mochte sie gerne. Saba hat, in meinen Augen, ein ruhiges, kluges und nachdenkliches Wesen, kann in entsprechenden Momenten aber auch mal "aufdrehen". Solche Charaktere gefallen mir ja total gut (möglicherweise weil ich selbst so bin :D). Weder ist sie todeslangweilig-fad, noch nervig-überdreht. Eine gelungene Mischung.

Ich gestehe, dass ich mit Reza nicht warm geworden bin. Ich konnte ihn einfach nicht leiden. Tut mir leid, Herr Reza. Lediglich bei der Hinrichtugsszene wurde er mir etwas sympathischer, da er versucht hat Ponneh und Saba zu schützen. Da war er dann doch mal zu etwas zu gebrauchen.

Sabas beste Freundin Ponneh gefiel mir eigentlich ganz gut, auch wenn ich sie weniger toll fand als Saba. Ich mochte ihre Entwicklung von einem relativ staatstreuen Mädchen hin zum Revoluzzer. Allerdings fand ich sie manchmal ziemlich unvernünftig, was mich dann wieder rum ein wenig genervt hat.

Toll fand ich auch den Part der Khanom Basir. Nicht unbedingt im Sinne von "charakterlich toll" aber ich fand es gut, auch mal Einblick in die Denkweise einer sehr, sehr traditionellen Iranerin zu bekommen. Ich denke es hilft zu verstehen, warum einige Dinge laufen wie sie laufen. Außerdem steht Khanom Basir natürlich in einem krassen Gegensatz zu Saba und Ponneh, was dem Buch zusätzliche Würze verleiht.

Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass man sich an den Schreibstil erstmal gewöhnen muss. Ich habe einige Zeit gebraucht um in einen guten Lesefluss zu kommen. Das ist aber nicht einmal negativ auszulegen - die Sprache ist nämlich wunderschön und facettenreich gewählt. Sie ist vom Niveau her einfach nur höher als die Sprache, die man aus der Unterhaltungsliteratur so kennt. Das kann, meiner Meinung nach, aber niemals ein Kritikpunkt an einem Buch sein. Ist man einmal im Schreibstil "angekommen", liest sich die Geschichte auch recht flüssig.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen - vor allem für diejenien, die sich für das Leben in einer Kultur mit anderen Werten und Normen interessieren.

 

www.a-bookish-kid.blogspot.de

Cover des Buches Opferlämmer (ISBN: 9783442374687)

Bewertung zu "Opferlämmer" von Jeffery Deaver

Opferlämmer
A-bookish-kidvor 11 Jahren
WAAARUUUMMMM????

Nach einer (zugegebenermaßen seeeehr langen) berufsbedingten Pause (ich habe eine Zulassung für Psychologie als Doppelbachelor yipieyeah und ein paar Wochen in einer Inobhutnahmestelle hospitiert) habe ich jetzt endlich wieder Zeit zum LESEN und REZENSIEREN gefunden. Heute geht es daher mal wieder weiter und zwar mit "Opferlämmer" von Jeffery Deaver.


New York wird von einem Attentat erschüttert. Ein Unbekannter manipuliert das Stromnetzwerk der Mega-City und sorgt für eine Stromentladung in einem Kraftwerk im Zentrum von NYC. Ein Mensch kommt bei der Entladung zu Tode - viele weitere werden verletzt. Doch das war noch lange nicht alles. Immer schneller schlägt der Täter zu und immer mehr Opfer sind zu beklagen. Stets nutzt der Killer eine allgegenwärtige Waffe: Strom. Schnell haben die Ermittler Rhyme und Sachs einen Verdacht - Ökoterrorismus erscheint ihnen plausibel. Kurz darauf ermitteln sie auch einen Verdächtigen - es handelt es sich um einen Angestellten des Stromversorgers, der infolge seiner Tätigkeit an Leukämie erkrankt ist und nun offenbar Rache geschworen hat...


Jefferey Deaver gehört nach seinem (meiner bescheidenen Meinung nach) Meisterwerk "Die Tränen des Teufels" zu meinen absoluten Lieblings-Thrillerautoren. Ich lese nicht gerade viele Thriller aber seine lese ich normalerweise immer gerne - ehrlich gesagt verschlinge ich sie regelrecht. Umso trauriger, dass ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich von diesem Buch unglaublich enttäuscht war. Die Gründe dafür sind vielfältig und vielleicht hat es auch "einfach nicht so zu mir gepasst".


Das Buch hat zwar über 500 Seiten aber es passiert irgendwie kaum etwas. Was ich normalerweise an Deaver-Büchern sehr mag ist, dass man kaum dazu kommt einmal Luft zu holen während dem Umblättern. Die Geschichten rasen voran, packen den Leser und man kann keine Sekunde mehr aufhören zu lesen. Hier war das leider gar nicht der Fall. Gut, ab und zu passiert mal ein mehr oder weniger großer Anschlag durch den irren Killer aber das war's dann auch. Ich fand weder die Anschläge an sich spannend dargestellt noch die Ermittlungssequenzen dazwischen. Ich habe mir wirklich über 500 Seiten hinweg einen abgegähnt. Es war todeslangweilig. Es würde mich wirklich interessieren ob es anderen auch so ging - aber ich konnte mit der Story an sich überhaupt nichts anfangen und finde, man hätte aus der Grundidee (Elektrizität als Waffe) soviel mehr herausholen können. Man hätte viel mehr spannungsgeladene Effekte erzeugen können und auch noch viel tiefer und intensiver auf die politische Ebene der Thematik eingehen können. Für mich kam die Geschichte unheimlich platt daher.


Dazu kommt, dass ich die Charaktere sowas von öde und flach fand. Ich mag es allgemein ja eher nicht so wenn Drölfmilliarden Charaktere in eine Geschichte eingeführt werden aber keiner davon so richtig. Deaver hat es in diesem Thriller aber auf die Spitze getrieben. Alle naselang schneien neue Ermittler, Opfer, Täter, wasauchimmer in die Geschichte hinein und man denkt sich dauernd: "Häää? Wer war das jetzt schon wieder? Und was hat er nochmal mit der Geschichte zu tun?". Intensivere Bekanntschaft macht man leider mit keinem der Charaktere und das obwohl doch gerade auch die Beziehung von Rhyme und Sachs oder Rhyme und dem Uhrmacher soviel mehr Potential bietet. Ich kann daher auch gar nicht viel zu den einzelnen Charakteren schreiben, da keiner von ihnen für mich die Bezeichnung "Charakter" verdient hat. Die Protagonisten waren eher schierer Mittel zum Zweck um die Handlung voranzutreiben.

Ich persönlich habe "Der Uhrmacher" auch gelesen und kannte die Charaktere daher schon etwas besser und hatte so noch etwas mehr Freude an der Geschichte. Für denjenigen, der dieses Buch nicht gelesen hat, bleibt hingegen in meinen Augen alles sowas von flach und eindimensional - richtig scheußlich und das kannte ich so bisher von Deaver auch noch nicht.


Gegen Ende des Buches schwankte ich zwischen "Ich lach mich weg" und "Sag mal...willst du mich eigentlich verarschen?". Deaver steht zwar seit jeher für relativ komplizierte Handlungen mit vielen Twists - aber auch was das anbelangt ist der Gute bei "Opferlämmer" eindeutig über das Ziel hinausgeschossen. Wenn sich eine Geschichte zighundertmal dreht, fühle ich mich am Ende einfach nur verarscht. Außerdem war mir diese Geschichte viel zu gewollt konstruiert und die Naivität, die Rhyme bezüglich des Uhrmachers an den Tag gelegt hat, passt eigentlich so gar nicht zu ihm (wenn man bedenkt welche tricky moments er sonst so erkennt).


Ihr merkt meiner Rezension wahrscheinlich an, dass ich absolut - und zwar wirklich absolut - unzufrieden mit diesem Werk bin. Ich muss natürlich auch zugeben, dass ich schon viel von Deaver gelesen habe und meine Messlatte entsprechend hoch ist. Deaver hat schon mehr als einmal bewiesen, dass er definitiv schreiben kann - wer nur "Opferlämmer" gelesen hat, sollte dringend zu einem der zahlreichen anderen Werke greifen. Hier stellt Deaver sein Talent um einiges offensichtlicher unter Beweis.


"Opferlämmer" würde ich leider noch nicht einmal meinen Feinden zu Weihnachten schenken wollen.


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Cover des Buches I am Not a Serial Killer (ISBN: 9780755348817)

Bewertung zu "I am Not a Serial Killer" von Dan Wells

I am Not a Serial Killer
A-bookish-kidvor 11 Jahren
Gut und Böse...

Am Wochenende war bombastisches Wetter - was liegt da näher als sich mit einem guten Buch an den See zu legen und die Seele baumeln zu lassen? Also hab auch ich mich aufgemacht. Meine Wahl fiel auf "Ich bin kein Serienkiller" - der Auftakt einer Trilogie von Dan Wells.


In diesem Buch treffen wir John. John ist ein 15jähriger Highschool-Schüler, der in diverser Hinsicht etwas anders ist als andere Jungs. Zunächst einmal ist er der Sohn einer Bestattungsunternehmerin - in dieser Funktion hilft er von klein auf bei der Präparierung von Leichen mit. Und noch etwas kennzeichnet John: sein Faible für Serienmörder. Nicht nur, dass sein Name John Wayne Cleaver ist (man ist dazu geneigt an John Wayne Gacy zu denken und übersetzt doch mal den Nachnamen...)...nein, er ist auch noch der Sohn von Sam. So ist John ein sehr eigenartiger Junge. Aber er ist nicht der einzige eigenartige Menschen in Clayton County. Ein brutaler Serienmörder zieht das Interesse der Bevölkerung und somit natürlich auch von John auf sich...

Mich hat das Buch von der ersten Seite an gepackt. Ich empfinde es zwar eher als "seichten Auftakt" zur restlichen Trilogie, das heißt aber nicht dass ich es nicht fesselnd fand. Ich habe es ja auch an einem einzigen Tag gelesen. Ich konnte einfach gar nicht mehr aufhören. Da ist natürlich einerseits John dessen Entwicklung ich unglaublich spannend finde. Im Endeffekt sagt uns Dan Wells damit (glaube ich jedenfalls): Mörder waren auch irgendwann mal normale Menschen wie du und ich. Ich habe noch nie ein vergleichbares Buch gelesen. Die meisten Bücher zeigen höchstens Sequenzen aus der Sicht des Mörders und erklären bei der Auflösung warum es so kam. Man ist aber selten "direkt" dabei und kann beobachten wie aus dem Menschen ein Mörder wird. Auf der anderen Seite steht natürlich auch die klassische Jagd nach dem Bösewicht, die den Leser in Atem hält. Nur das in diesem Buch die Grenze zwischen Gut und Böse schnell verschwimmt...

Das Buch enthält leichte Fantasy-Elemente, wobei ich das Wort Fantasy irgendwie als unangemessen empfinde. Es hüpfen keine Zwerge und Elfen durch die Geschichte ;). Es ist eher ein bisschen die Art von Fantasy, die auch bei Stephen King öfters anzutreffen ist. Ich denke wer Stephen King - Grusel mag ist mit diesem Buch ganz gut bedient. Auch allgemein musste ich immer ein wenig an den Stil von Stephen King denken - King schreibt ja auch oft darüber, was in kleinen beschaulichen Städtchen und hinter geschlossenen Türen so abgeht. Keinesfalls würde ich "Ich bin kein Serienkiller" als King-Abklatscht bezeichnen. Es hat schon seinen eigenen Stil, erinnert eben nur ein wenig an King.

Ich finde John als Charakter sowas von fesselnd - im Grunde ist er ja auch der einzige Charakter der Geschichte mit echtem Tiefgang. Daher muss er als Charakter natürlich auch vielfältig sein um den Leser bei der Stange zu halten. Und das ist er. Ich mag ihn als Menschen wahnsinnig gerne und finde ihn als eine Art "Forschungsgegenstand" interessant. Man merkt, dass Dan Wells sich intensiv mit Kriminalistik und Psychologie beschäftigt und die Geschichte nicht einfach stumpf runtergeschrieben hat. Die sanfte Entwicklung von John hin zu dem was er ist, ist unglaublich gut nachgezeichnet. Faszierend ist ja auch, dass John trotz allem ein Smypathieträger ist. Ich vermute zumindest, dass der Großteil der Leser John gerne mögen wird. Und das unterstreicht ja wieder die Aussage: Mörder sind Menschen, keine Aussätzigen.

Der Nachbar Mr. Crowley hat mir auch gefallen. Wir erfahren zwar kaum etwas über seinen Charakter aber gerade das macht es ja aus. Er ist so unscheinbar wie ein Nachbar nur sein kann. Wer von euch hat sich nach der Lektüre nicht die Frage gestellt, was die eigenen Nachbarn vielleicht verbergen?

Was mir insgesamt auch gut gefiel ist die Konstellation von Johns Familie - auch wenn man über die einzelnen Mitglieder (abgesehen von John) nur recht wenig erfährt. Es ist für mich eine Familie, die sich eigentlich lieben will aber es steht eben doch etwas dazwischen. Vielleicht hat die Mutter auch ein schlechtes Gewissen wegen Sam. Jedenfalls ist es eine spannende Familie...denn auch hier kann man keine klare zwischen "Mag ich/Mag ich nicht" ziehen. Wie bei John auch.

Zum Schreibstil kann ich eigentlich nichts besonderes anmerken. Der Stil war gekonnt und angenehm zu lesen - aber kein besonders eigener Stil oder so. Ich würde es eher als "Standard-Programm" bezeichnen. Das finde ich aber nicht so schlimm - gerade in diesem Buch hätte ein extravaganter Schreibstil für mich nicht so gut gepasst. Es geht ja gerade darum, dass ja eigentlich alles normal ist.Auf den ersten Blick.



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Cover des Buches Nashville oder Das Wolfsspiel (ISBN: 9783789142758)

Bewertung zu "Nashville oder Das Wolfsspiel" von Antonia Michaelis

Nashville oder Das Wolfsspiel
A-bookish-kidvor 11 Jahren
Wenn du ein Kind in deiner Butze findest...

Ich durfte bei der neuen Veröffentlich von Antonia Michaelis ja vorab mitlesen und wollte euch heute, pünktlich zur offiziellen Veröffentlichung, meine Gedanken zu dem Buch mitteilen. Ich habe mich sehr gefreut bei dieser Leserunde dabei sein zu dürfen und hoffe, ihr habt genau soviel Spaß mit der frischgedruckten Lektüre wie ich.


Svenja ist frischgebackene Studentin. Als solche will sie das, was die meisten Erstis wollen: raus von zu Hause! Svenja zieht daher in eine kleine, schäbige Studentenbude in Tübingen um ihr Traumstudium Medizin beginnen zu können. Schnell entdeckt sie ihren "Mitbewohner" - einen kleinen, vielleicht neunjährigen, stummen Jungen. Nach dem Aufdruck seines T-Shirts nennt sie den Jungen Nashville. Obwohl sie gerade einmal 18 Jahre alt ist, beschließt sie Nashville bei sich wohnen zu lassen und sich um ihn zu kümmern. Keiner scheint ihn zu vermissen.

Dann geschehen plötzlich grausame Morde an Obdachlosen in Tübingen und Svenja fragt sich, was Nashville - der regelmäßig nachts verschwindet und mit seltsamen Dingen zurückkommt - mit den Geschehnissen zu tun hat...


Ich bin bei diesem Buch total hin- und hergerissen. Ich muss sagen, dass mir das Lesen zu jeder Zeit Spaß gemacht hat und ich mich immer gefreut habe, wenn ich Zeit gefunden habe um weiterzulesen. Es war nie so, dass ich mich förmlich zwingen musste das Buch weiterzulesen. Auf der anderen Seite gab es aber viele Dinge, die mir aufgestoßen haben. Es ist ein bisschen seltsam weil es viele Dinge gab, die mich gestört haben und ich das Buch trotzdem sehr gerne gelesen habe (und auch definitiv empfehlen kann).


Was hat mich gestört?

Da ist erstmal diese Geschichte um Nashville. Svenja, ein 18jähriges Mädchen, findet einen wildfremden und offenbar zutiefst verstörten Jungen. Was tut sie? Nein, sie sucht keine Hilfe sondern behält den Jungen einfach so und das über lange Zeit. Das alleine finde ich schon etwas unglaubwürdig, könnte es aber noch hinnehmen. Dazu kommt im Laufe der Geschichte aber, dass sie allen möglichen Leuten (inklusive ihren Eltern) von dem Jungen erzählt - keiner dieser Leute meldet die Geschichte der Polizei oder macht die Geschichte auch nur zum Dorfklatsch. Das ist für mich ziemlich hanebüchen. Tübingen ist eine Kleinstadt. Stelle ich mir das Szenario um dieses Kind in der Realität vor, bin ich mir sicher dass innerhalb kürzester Zeit jeder von der Existenz des Jungen wüsste und genauso schnell stünden irgendwelche Behörden vor der Türe um den Jungen einzukassieren. Das fand ich grenzenlos unglaubwürdig. Noch absurder wird es natürlich in Anbetracht dessen, dass seltsame Dinge um Nashville herum geschehen und dennoch behält Svenja ihn. Fehler in der Logik gab es für mich auch noch andere...zum Beispiel wie zur Hölle Nashville stehenderweise in einem Küchenschrank auf dem Kopf stehen kann...das passt ja einfach von der Länge her nicht.


Was mich auch irgendwie gestört hat war das Ende. Ich möchte nicht allzu viel dazu sagen um euch die Freude am Lesen nicht zu nehmen. Mein Fall war es jedenfalls nicht - ich mag diese Art von Enden nicht und insgesamt war es mir auch zu unspektakulär. Ich hatte das Gefühl das Buch arbeitet die ganze Zeit auf den Höhepunkt hin und dann zischt der Höhepunkt mit einem kleinen Puff an mir vorbei. So wie das Finale von Harry Potter im Film. Ich war nicht sehr glücklich damit und hätte mir irgendwie mehr erhofft.


Was hat mir gefallen?

Grandios war auf jeden Fall der Schreibstil. Ich glaube, dass die Bücher von Antonia Michaelis Jugendbücher sein sollen - dafür finde ich die Sprache relativ gehoben aber noch absolut im grünen Bereich. Die Autorin kann, meiner Meinung nach, wirklich wahnsinnig gut mit Sprache umgehen und es ist eine Freude das Buch zu lesen. Sie trifft in den richtigen Momenten die richtige Worte, erzeugt die richtigen Bilder. Das gefiel mir wirklich gut. Teilweise wird ihr Schreibstil sogar ziemlich philosophisch - vor allem die Stellen mit dem Jungen zwischen den Zeilen gefielen mir in dieser Hinsicht immer wieder ausgesprochen gut. Dafür kann man nur 1000mal einen Daumen hoch geben :).


Antonia Michaelis überzeugt mich außerdem immer wieder in der Art und Weise Charaktere zu erschaffen. Das Buch hat recht viele, verschiedene Figuren und doch wirkt keine davon blass - das gelingt nicht unbedingt vielen Autoren so wie ihr. Ich fand die Figuren in diesem Buch wahnsinnig gut ausgearbeitet, spannend und vielschichtig. So wie ich es bei Lovelybooks wahrgenommen habe, war die Verwirrung wer wie wo drinsteckt recht hoch, auch wenn es eine Person gab, die recht weit oben auf der Liste der Verdächtigen landete. Insgesamt sind die Figuren mehr grau als schwarz-und-weiß und das gefällt mir gut - weil echte Menschen auch so sind.


Ich hatte auch meine wahre Freude an der Beschreibung des Studentenalltags - diese kleine Milieustudie gefiel mir gut und nun weiß ich auch, dass sich in Tübingen tatsächlich die Statue einer Vagina befindet. Man lernt nie aus.


Svenja war eine klasse Protagonistin. Ich mochte sie vom ersten Kapitel an gerne. Sie hat ihre Fehler aber das ist gut so. Von Zeit zu Zeit ging sie mir durch ihre naive und irgendwie kindliche Art auf die Nerven (wie sie z.B. von Familie, Amt, Soziales geredet hat...da dachte ich mir nur: "Um Gottes Willen). Das konnte ich ihr aber verzeihen und insgesamt kam ich gut mit ihr als Hauptperson aus. Sie ist nicht die klassische Medizin-Streberin aber auch nicht total neben der Spur, versucht eben alles irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Ihre Art alles hinkriegen zu wollen mochte ich.


Friedel und der komplette Rest der Studenten war mir oft suspekt im Sinne von: Haben sie etwas mit den Morden zu tun? Als Charaktere mochte ich sie aber grundsätzlich alle gerne. Jeder ein Spinner für sich, jeder hat seine eigenen Macken aber alle sind gleichzeitig auch so lustig, solidarisch und sympathisch. Komisch fand ich, dass sie zwischenzeitlich komplett verschwunden waren und sich auch nicht bei Svenja gemeldet haben als wäre es in der heutigen Zeit mit Facebook und Co. ein riesen Problem...aber na ja, gut.


Auch Nashville ist ein rundum gelungener Charakter. Man ist bei ihm hin- und hergerissen zwischen "mag ich" und "iiiirgendwie creepy". Es ist erstaunlich wie unterschiedlich die Gefühle sind, die die Autorin mit diesem Charakter erzeugt. Stellenweise habe ich mir gewünscht, Svenja möge ihn doch ENDLICH abgeben und an anderen Stellen wiederrum habe ich gehofft, dass sie es nicht tut.


Insgesamt haben sich alle Charaktere wirklich lebensecht angefühlt. So als würde die Autorin einfach über ein paar Kommilitonen schreiben, die am Nachbartisch in der Mensa sitzen könnten. Ich glaube die Entwicklung von Charakteren ist wirklich die Stärke der Autorin. Klischeehafte Figuren kamen hier überhaupt nicht vor und dafür bin ich doch sehr dankbar.


Auch was den Schreibstil anbelangt konnte mich Antonia Michaelis überzeugen. Man kann das Buch zwar total leicht lesen, trotzdem ist es an vielen Stellen fast schon poetisch. An anderen Stellen ist es wahnsinnig witzig. Dann wieder todestraurig. Die Autorin weiß wie man mit Sprache umgeht - das ist ein großer Pluspunkt von "Nashville".

Lediglich am Ende war ich sehr enttäuscht. Ich verstehe zwar, warum der Sprachstil sich verändert (wenn ihr es aufmerksam lest, werdet ihr es auch verstehen) allerdings verändert sich der Schreibstil in meinen Augen zu früh und das Ende wirkte für mich insgesamt total hingerotzt, runtergeschrieben und lieblos. Nicht nur inhaltlich, auch sprachlich.


Die Sache mit dem Ende ist wirklich schade. Mir hat es etwas die Lesefreude genommen - es ist ja schon ärgerlich wenn man sich durch zig-Seiten arbeitet und das Finale dann so mau ausfällt. Insgesamt gibt es daher von mir auch nur eine mittelmäßige Bewertung.


Vielen Dank nochmal an den Oetinger-Verlag für das Leseexemplar! Die Lektüre hat trotz allem großen Spaß gemacht.


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