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Admiral

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Cover des Buches Alexander der Große (ISBN: 9783406590856)

Bewertung zu "Alexander der Große" von Alexander Demandt

Alexander der Große
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Eine wirklich schöne Biographie gespickt mit angenehmer Sprache und lockerem Stil.
Alexander der Große zwischen Quellen und Rezeption.

Bevor ich mit Euch, werten Lesern, über dieses Buch plaudere, solltet Ihr evtl. wissen, dass ich das Buch nicht vollständig gelesen habe. Das hat 2 Gründe. Erstens hat dieses Buch von Alexander (!) Demandt "Alexander der Grosse. Leben und Legende" (2009) satte 483 Seiten Fließtext, mit Anmerkungen, Zeittafel, Karten, Stammbäumen, sonstigen Verzeichnissen, Bibliographie und Register sogar 655 Seiten. Zweitens wollte ich von vorneherein lediglich über Rezeption und Quellenlage Alexanders lesen, da ich für die Person Alexanders des Großen bereits andere Bücher gelesen habe. Doch eines will ich Euch, werten Lesern, von vorneherein sagen. Dieses Buch hier ist mit bisher das sympathischste.

Denn mal abgesehen davon, dass die Darstellung der Quellenlage ("Die Quellen", S. 1-32) gut strukturiert und die Erforschung der Alexanderrezeption ("Alexander im Spiegel der Nachwelt", S. 405-455) sehr nachvollziehbar dargelegt ist, schimmert der Autor Alexander Demandt mit einer sehr positiven und einnehmenden Art durch. Damit schafft der Autor die schwierige Brücke zwischen seriöser Wissenschaftlichkeit und gut lesbarerer Literatur.

Beide Kapitel, die ich gelesen habe, sind international angelegt, bearbeiten also intensiv Quellen und Perspektiven, die den lateinischen Westen hinaus gehen.
Da mir das Wenige so gut gefiel, habe ich noch das Fazit des Buches ("Alexander der Große?", S. 457-483) gelesen, in dem Demandt scheinbar alle bisherigen Themen und Einzelaspekte zusammenfasst und Alexander somit unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet und bewertet (?). Dazu gehören Alexanders Politik, Alexanders Entdeckungen, Alexanders Persönlichkeit als Mensch und mehr.

Besonders positiv an dieser Biographie ist mir die alte römische Verhaltensorientierung der "variatio" aufgefallen, nach der römische Literaten nicht einfach ihr Thema abarbeiten sollten. Stattdessen sollten sie mit Exkursen (zB Geographie, Ethnologie, Anekdoten, etc.) Freude auf seiten des Lesers hervorrufen. Ähnliches macht Demandt auch, wenn er zB am Ende des Buches die Aporie des Historikers thematisiert, einerseits einen Mörder und (nach heutigen Maßstäben) Verbrecher als "Groß" zu bezeichnen und andererseits doch etwas Achtung vor dieser Person zu haben, da Gewalttaten in allen Zeiten durchaus üblich gewesen waren (und zT noch sind !), was jedem Historiker mehr als bewusst ist.



Das Thema "Alexander der Große" hatte mich bisher noch nie wirklich interessiert, obwohl Euch das etwas paradox anmuten könnte, wenn Ihr mal in meine Bücherlisten reinschaut (viel mit Antike und so). Doch ganz besonders dieses Buch hat es mir angetan und sollte sich nochmal die Zeit und Gelegenheit bieten, werde ich es nachholen, es in seiner Gesamtheit zu lesen. Denn in einem Punkt zweifle ich nicht: dass es sich lohnen würde.



Bisher ist mir Alexander Demandt schonmal positiv aufgefallen. Evtl. habt Ihr das Buch in meiner Liste schon gesehen: "Das Attentat in der Geschichte" (hg. von A. Demandt). Auf diesen Namen werde ich in Zukunft auch vermehrt achten. :)

Cover des Buches Alexander the Great Failure: The Collapse of the Macedonian Empire (Hambledon Continuum) by John D Grainger (2009-08-11) (ISBN: B01A0C3R0W)

Bewertung zu "Alexander the Great Failure: The Collapse of the Macedonian Empire (Hambledon Continuum) by John D Grainger (2009-08-11)" von

Alexander the Great Failure: The Collapse of the Macedonian Empire (Hambledon Continuum) by John D Grainger (2009-08-11)
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Etwas zu ereignisorientiert, doch interessante These mit leider wenigen Argumenten. Leider nicht sehr zielorientiert.
Alexander der Große: der große Fehlschlag.

Der Titel in der Bibliothek hatte es mir sofort angetan: "Alexander the Great Failure. The Collapse of the Macedonian Empire" (2007) von John Grainger.

Ihr kennt diesen Mann bestimmt: nicht den Autor, nein, sondern Alexander den Großen. "der Große" ist ein Namenszusatz, der stets von großen Taten und großem Erfolg zeugt. Doch der Autor dieses Buches macht daraus einen unerwarteten Gegensatz. Denn indem er den Zusatz zu "der große Fehlschlag" erweitert, baut er sofort einen Kontrast auf und verrät uns direkt seine These, die sich durch das gesamte Buch zieht: Alexander war ein Fehlschlag für Makedonien und die ganze damals bekannte Welt.

Auf knapp 240 Seiten reinterpriert Grainger nun die makedonische und alexandrinische Geschichte, während er jedoch nicht mit Alexander beginnt und auch nicht mit ihm endet. Grainger erweitert die Perspektive sogar noch mehr als es Johannes Engels in seinem Buch "Philipp II. und Alexander der Große" tut. Denn Grainger beginnt mit der Darstellung des Landes Makedonien in seiner Konstitution zwischen 370 und 359. Makedonien war ein gescheiterter Staat: geschüttelt von inneren Krisen und bedroht von äußeren Gefahren.

Erst Philip II. (Alexanders Vater) konnte in vielen Kriegen und durch jahrelange Diplomatie mit vielen politischen Heiraten (ja, das ist kein Formulierungsfehler: Philipp II. hatte ca./min. 7 Frauen, von denen einige gleichzeitig seine Ehefrauen waren) das makedonische Reich festigen, stabilisieren und erweitern (S. 23-67).

Und erst jetzt auf Seite 67 des Buches erhält Alexander eine wirkliche Einführung und wird zum Handlungsträger, als er Philipps Nachfolger wird. Hier auf Seite 67 beginnt nicht mal ein neues Kapitel, was entweder ein Seitenhieb gegen Alexander sein soll oder auch zeigt, dass der Fokus von Grainger tatsächlich mehr auf strukturellen Prozessen, denn auf Alexander liegt. Erstere These wäre zwar amüsant, ich tendiere jedoch eher zur zweiten. Immerhin bekommt Alexander einen eigenen Absatz zugewiesen, wobei er jedoch noch nichtmal namentlich genannt, sondern umschrieben wird mit "a 20-year-old boy". Das alles heißt, dass Alexander hier in einen sehr großen Kontext gestellt wird. Die Seiten des Buches, die sich ausschließlich auf seine eigene Person und seine eigenen Regierungsjahre beziehen, sind sogar recht wenige: S. 67-92, bei 193 Seiten reinem Fließtext !

Auf Seite 67 wird Philipp II. ermordet, heißt im Jahr 336. In diesem Jahr war ein Feldzug gegen das Perserreich geplant, doch Alexander übernahm nicht nur die Position seines Vaters, sondern führte auch diesen Perserfeldzug durch, wenn auch mit 2jähriger Verspätung. Denn mit dem Tod Philipps gab es in den Machtbereichen Makedoniens mehrere Unruhen, Revolten und Separationsbewegungen, wie eigentlich immer, wenn ein Hegemon stirbt oder gestorben wird. Viele haben wohl auch Alexander wegen seiner Jugendlichkeit unterschätzt. Denn diese 2 Jahre bis zum Perserfeldzug verbringt er nicht in Muße, sondern benötigt sie, um die makedonischen Einflusssphären zu restabilisieren. Unerwarteterweise hielt Philipps Konstruktion also nach seinem Tod (vor Philipp war nach jedem Herrschertod Chaos ausgebrochen) stand. Mit Flexibilität, einer rasenden Geschwindigkeit und dem gut ausgebildeten Heer unterdrückt Alexander all die Unruheherde und erhält sich seine Machtstellung. Nur an der Stadt Theben, eine der größten und einflussreichsten in Griechenland, statuiert er ein Exempel: er macht es dem Erdboden gleich, was andere Separationsbewegungen gewissermaßen abschreckt. In diesen ersten beiden Jahren seiner Herschaft zeigte Alexander direkt seine militärische Kompetenz und seine charismatische Ausstrahlung.

334 bricht er dann nach Kleinasien (gegen die Perser) auf. Zwar lässt er seine Besitzungen militärisch gesichert, doch politisch labil zurück. Denn die höchst sensible Frage der Nachfolge im Falle seines Todes lässt er völlig unberücksichtigt (entgegen dem eventuellen Ratschlag seiner Generäle; die Überlieferung ist hier recht unklar). Doch Grainger kommentiert das damit, dass Alexander ohnehin nie besonders große Sorgen für Makedonien zeigte. Daher sei es nicht verwunderlich, wenn er sich nicht um eine Nachfolgeregelung bemüht (S. 70). Noch im selben Jahr (334) beginnt Alexander mit der "Befreiung" ganz Kleinasiens von "der persischen Unterjochung". So lautet zumindest die propagandistische Legitimation Alexanders für seinen Feldzug.
Grainger zeichnet in ausführlichen Darstellungen den gewaltigen und gewaltig erfolgreichen Feldzug Alexanders nun in einem eigenen Kapitel nach ("6. The great campaign, 334-325 BC", S. 75-85). Der Fokus liegt auch hier wieder weniger auf der Person Alexanders als vielmehr auf der Ereignisgeschichte der Unternehmung.

Dabei schreibt er über alles ziemlich ereignishistorisch (die Erfolge in Kleinasien zählen nicht dazu, da diese Territorien geographisch und kulturell zu Griechenland zählen und Grainger sie somit bereits im vorigen Kapitel behandelte ["5. The conquest of Greece, 340-334 BC", S. 59-73]): Garnisonslegung in "befreite" (ihr erinnert euch: evtl. Propaganda) Städte; Einsetzung von Verwaltern; die Seegefechte gegen Memnon (Admiral des pers. Großkönigs Dareios); Heereszüge; militärische Manöver; Eroberung und Belagerung der phönizischen Städte (Tyros; Gaza); Verhandlungen mit Dareois; Sicherung und Aufenthalt in Ägypten.

Diese etwas langatmige Aufzählung will ich kurz (gleich gehts weiter. Versprochen !) unterbrechen, da Grainger hier die Administrationseinrichtungen Alexanders kommentiert. Denn sie funktionierten einfach nicht. Dass ich Euch, werten Lesern, hier diesen Kommentar Graingers mitanführe, scheint mir deswegen wichtig zu sein, weil Grainger solche Einzelfälle in die Gesamtinterpretetation Alexanders einfließen lässt: Politisch sei Alexander nämlich recht inkompetent gewesen. Dazu will ich später noch ausführlicher schreiben.

Unruhen im Heimtland Makedonien, die vom Regent Antipater unterdrückt werden; (die ereignishist. Liste geht übrigens weiter ;D); Schlachtensiege (zB die berühmte Schlacht bei Gaugamela); Aufenthalt in der pers. Hauptstadt Persepolis; die versehentliche Teilniederbrennung des Palastes bei einer Party; der Feldzug ins pers. Hinterland (Sogdien; Baktrien); Hinrichtung des Philotas (er war evtl. in eine Oppositionsverschwörung gegen Alexander verwickelt; Alexander lies hier auch gleich Philotas' Vater umbringen, der Alexanders Verwaltungstätigkeiten stellvertretend in Medien nachging); Hinrichtung des Kallisthenes (der berühmte Streit um die Orientalisierung der Politik Alexanders und um die Proskynese); die gescheiterte Expedition nach Indien.



Bereits vor der Schilderung der Indienexpedition wagt Grainger eine weitere Bewertung Alexanders. Dieser komme nämlich aus dem kleinen Makedonien mit seiner super ausgebildeten Armee und seiner überlegenen Kriegstaktik und gewinnt einfach alles. Er wagt die These, dass Alexander schlichtweg siegestrunken wird. Er verliert allmählich den Realitätsbezug ("escapism". S. 83), verwaltet seine bisherigen Eroberungen nicht, sondern zieht stattdessen immer mehr Garnisonen aus Makedonien ab, wodurch Makedonien immer wehrloser wird. Alexander hört also zum Schaden aller einfach nicht mit seinen Eroberungen auf und wird sogar für antike Verhältnisse grenzüberschreitend. Er vermag es zwar noch, seine Truppen mit Charisma an sich zu fesseln und zu motivieren, doch machen sich starke Brüche bemerkbar. zB entstehen Gegenpositionen oder Oppositionen innerhalb seines Generalstabs (zB die beiden bereits erwähnten Philotas und Kallisthenes), sogar die Truppen meutern schließlich in Indien und zwingen Alexander zur Aufgabe seines rücksichts- und vernunftslosen Eroberungswahns. Folgerichtig nennt Grainger das makedonische Heer unter Alexander dann auch "[t]he exuberant Macedonian invaders" (S. 81; auf Dt. etwa "die unbändigen makedonischen Invasoren"). Die menschlichen Verluste waren gewaltig und Alexander ließ seine Eroberungen destabilisiert zurück, ohne eine gescheite Verwaltung einzurichten. Ganz in diesem Sinne sieht Grainger Alexanders Indienfeldzug auch als völlig realitätsfern an. Der ganze Indienzug war eine reine Katastrophe mit Zerstörung und zahllosen Toten, ausgelöst durch Alexanders Eigensinn. Doch es wird noch schlimmer. Den Rückzug aus Indien habe Alexander so gestaltet, als wolle er sich an seinen Truppen rächen. Denn er wählt nicht denselben Weg zurück, sondern durchquert mit ihnen die gedrosische Wüste, wo seine Soldaten, die ohnehin bereits nur noch wenige waren, nochmal in Scharen sterben: Hunger, Durst, Hitze und Sturzfluten.
Seinem bisherigen Verhalten und seiner bisherigen Politik entsprechend, waren seine bisherigen Eroberungen dann auch politisch und administrativ noch unsicherer geworden, als er zurück ins persische Herzland kam. Viele werden auch gedacht haben, dass Alexander umgekommen sei (immerhin hatte er nach der Eroberung des Kernlandes weitere 5 Jahre für fortgesetzte Feldzüge genutzt). Als Alexander zurückkehrte, gab es eine Welle der Bestrafungen, ob sie nun gerechtfertigt waren oder nicht: Anklagen, Enthebungen, Hinrichtungen, Exekutionen, Dezimierungen (S. 87-89). Für Grainer handelte Alexander also nicht nur grob fahrlässig und unverantwortlich, sondern hat auch noch jegliche persische Staatsstruktur nicht verstanden und vertraute auch noch niemandem, obwohl es in Persien nötig war, Macht zu delegieren. So zogen in das persische Reich mit der Unkenntnis der Makedonen unter Alexander viele negative Veränderungen mit ein: Separationsbestrebungen, Unverständnis, Rechtsunsicherheit, Korruption, Machtmissbrauch und Missverständnisse (das steht hier nicht bei Grainger, aber ich meine mich an eine Stelle bei Plutarch zu erinnern, in der Alexander das pers. Zeremoniell des "Ersatzkönigs" missversteht und denjenigen zu Tode foltern lässt !).
Sogar in Alexanders Kernland Griechenland und Makedonien scheint er sich nun mehr Feinde zu machen, indem er dort Vefügungen erlässt, die auf Widerstand stoßen. Er will sich nämlich dort als Gott verehren lassen (für die Perser ist das mehr oder weniger Tradition, doch für Griechen und Makedonen ist das ein Unding !) und befiehlt, dass jede Stadt ihre Exilianten wiederaufnehmen soll (das würde innenpolitische Kriesenherde und evtl. sogar bürgerkriegsähnliche Zustände herauf beschwören).
Und inmitten all dieser Probleme, die einer Lösung bedürft hätten, plante Alexander schon wieder einen Feldzug. Diesmal sollte es nach Arabien gehen. Doch während der Vorbereitungen zu diesem Feldzug stirbt Alexander schließlich (im Jahr 323). Die Ursache ist wohl ein Fieber, das wahrscheinlich wegen seiner zu exzessiven Trinksucht spontan und unverhältnismäßig stark ausbrach. Natürlich gab es auch Theorien über Verschwörungen und Mord, doch stehen diese Theorien auf wackeligen Beinen.
Besonders diesen letzten Plan zu einem erneuten Feldzug sieht Grainger als Flucht vor der realen Problemen und charaktersiert Alexander als älter gewordenen Jugendlichen ohne Sinn für das Notwendige ("In many ways he was a perpetual adolescent", S. 92; auf Dt. etwa "in vielfältiger Weise war er ein ewiger Jugendlicher").


Den kompletten Rest des Buches weist Grainger der Nachgeschichte Alexanders zu: den Diadochen (S. 92-184). Die Diadochen kämpften nach dem Tod Alexanders gegen- und miteinander um die Vorherrschaft im gewaltigen "Reich" und wollten jeweils die Oberherrschaft an sich reißen. Doch da dies nicht mehr zur Person Alexanders gehört, werde ich darüber nicht mehr schreiben. Denn dieses Buch las ich eben mit dem fokussierten Blick auf Alexander.


Die Perspektive auf Alexander, die Grainger hier dem Leser eröffnet, ist sehr interessant und lohnt einer Überlegung. Engels hatte Alexander auch in einen größeren Kontext gestellt, nämlich in eine Reihe mit seinem Vater und den Einzelentwicklungen der griechischen Poleis. Diesen Weg wählt in ähnlicher Hinsicht auch Grainger, wählt jedoch einen ganz anderen Kontext. Er nimmt Makedonien als Reich und macht es zum Rahmen seiner gesamten Untersuchung. Denn erst durch die mühevolle Arbeit Philipp des II. wurde Makedonien nach jahrelanger Stagnation und Bedeutungslosigkeit wieder stabilisert. Alexander scherte sich dann jedoch nur noch um sich und seinen Ruhm und blieb Makedonien fern. Dementsprechend hat sich Alexander auch nicht um die höchst sensible und wichtige Frage der Thronfolge gekümmert. Die Folge waren erbitterte Kriege nach seinem Tod. Alexander habe also das, was sein Vater aufgebaut hat, unbeachtet gelassen (später wurde das geschwächte Makedonien von Galatern überrannt) und zusätzlich auch noch für das, was er selbst aufgebaut hat, keine Verantwortung übernommen. Denn Macht wollte er nicht wirklich delegieren, bestrafte Abfallerscheinungen aber drastisch und zuweilen unverhältnismäßig hart (dazu "Conclusion", S. 189-193).



Grainger schreibt mit einem sehr lockeren Stil und belegt (dem Wissenschaftlichkeitsanspruch folgend) seine Aussagen mit Quellen und anderer Literatur. Und auch wenn die Reinterpretation der gesamten Zeitgeschichte, die sich weit über das bloße Leben Alexanders hinaus ausdehnt (seht Euch dazu nur nochmal die Seitenverhältnisse an, die ich oben angeschnitten habe !), wertvoll und sehr ergiebig ist, ist das Buch doch evtl. zu eriegnishistorisch geworden. Zur Ereignishistorie würde ich sonst eher zu anderen Büchern greifen, doch trotzdem arbeitet sich der Autor intensiv an seiner These ab und legt ein fundiertes und gutes Buch ab. Denn in der Regel wird Alexander auf seine militärischen Leistungen reduziert. und diese sind (wer würde es leugnen ?) wirklich beeindruckend ! Alexander wurde und wird oft als Held und Weltenentdecker gesehen, gelobt und gefeiert. Doch Grainger erweitert unseren Blick und bezieht Punkte mit ein, die unumgänglich sind, wenn Alexander wirklich angemessen bewertet werden soll: Politik, Verwaltung, Menschlichkeit, Opferposition, Vorgeschichte und die nachträglichen Ereignisse. Und in diesen Bereichen hat Alexander insgesamt versagt.



Diese ganze These hat was. Doch sie hat auch schwerwiegende Schwachpunkte. Denn während die alexanderfreundliche Interpretation viele negative Aspekte ausklammert, bewertet Grainger Alexander mit Maßstäben, die unserer Zeit, aber nicht Alexanders Zeit entsprechen. Das wiederum heißt, dass Grainger die positivistische Sicht einfach umdreht und keine wissenschaftlich objektive (!) Haltung einnimmt, die versucht Alexander ohne übertreibende Moralisierung deskriptiv darzustellen (wie es zB Alexander Demandt in seiner monumentalen Alexanderbiographie zu tun versucht). Denn das Fazit zu Alexander fällt hier bei Grainger fast schon vernichtend aus. Er bewegt sich also in der üblichen Forschungstradition, dass jede Generation, jeder Kulturkreis, jede Nation und vielleicht auch jeder Forscher "seinen" Alexander sieht und für sich bewertet (und instrumentalisiert ?). Denn während Grainger Alexander tadelt, anklagt, angreift und auseinandernimmt, lobt er eine (zB ?) andere Person: Antipater, Alexanders Stellvertreter in Makedonien.

Wir als Leser müssen unbedingt darauf achten, nicht einfach Graingers negative Bewertung zu übernehmen, die vielleicht aus heutiger Sicht berechtigt sein mag, sondern im Hinterkopf zu behalten, dass wir es hier mit einer anderen Zeit, einer anderen Kultur und einer anderen Gedankenwelt zu tun haben.


Aber das, was Graingers Buch wirklich etwas seiner Lesewürdigkeit beraubt  (auch wenn er hier ein detailreiches, gut lesbares und bereicherndes Buch abliefert), ist die Schwerpunktsetzung, die einfach am Titel und am Vorhaben ("Introduction", S. xvii-xix) vorbeigeht. Das Scheitern der Person Alexanders in Bezug auf fast alles führt er zwar an, aber oftmals (bes. bei der Nachgeschichte Makedonien und bei den Opferrollen) zu oberflächlich oder einfach unplausibel. zB ist die Invasion der Galater nach Makedonien wohl eher weniger Alexanders direkte Schuld. Denn zu dem Zeitpunkt hat Makedonien etwa 40 Jahre innere Zerrütung hinter sich. Vieles was Grainger in dem Abschnitt zu Alexander als Ursachen für Alexanders Scheitern anführt, ist etwas zu kurz geraten. Und dass der Abschnitt zu Alexander (vergleicht nochmal den Titel des Buches: "Alexander the great failure" !) so kurz geraten ist, spricht gegen das Buch, denn damit sind auch die Argumentationsgänge zu kurz geraten.


Wie üblich, will ich mit Euch, werte Leser, noch meine Sekundärliteratur teilen, die mir geholfen hat, das Buch besser zu verstehen. Diesmal ist es lediglich eine:
Rezension von Heckel, W., in: Bryn Mawr Classical Review 2008.09.30 (http://bmcr.brynmawr.edu/2008/2008-09-30.html).
Heckel zerreißt das Buch sogar noch mehr als ich. Seine Rezension beendet er witzigerweise mit "It can be summed up in one word: failure." Seine Rezension hat leider etwas zu viele Zitate, ist aber lesenwert.

Cover des Buches Philipp II und Alexander der Grosse (ISBN: 9783534245901)

Bewertung zu "Philipp II und Alexander der Grosse" von Johannes Engels

Philipp II und Alexander der Grosse
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein guter, aber abschweifender Überblick über Alexander und seine Zeit.
Die 2, die die (grch.) Welt veränderten.

Wir befinden uns im Jahr 336 vor unserer Zeitrechnung. Philipp ist ermordert worden. Er ist jedoch nicht irgendwer, nein, sondern der 2. seines Namens und der König von Makedonien. Aus labilen Anfängen hat er seinem Land eine aussichtsreiche Grundlage aus Sicherheit und Macht verschafft, das Alexander III. nun übernimmt.

Doch halt. Bevor wir medias in res gehen, noch kurz die ganzen Formalia. Ja, ich weiß, etwas nervig. Aber das sollte schon sein, denke ich. Kennt ihr die Bücherreihe bereits ? Orange-gelber Softcover-Einband mit dunkelblauem Titel. Dazu den Reihentitel "GESCHICHTE KOMPAKT". Ich lese sie auch ganz gerne: die Einführungsreihe des WBG. Sie gibt Bücher zu allen möglichen Themen der Geschichte heraus. Diesen Band "Philipp II. und Alexander der Große" (2012²) hat Johannes Engels verfasst, der sich hier an ein altes, heiß umstrittenes, sehr zeitgebundenes, ideologisch aufgeladenes und äußerst umfangreiches Thema herangewagt hat. Das Thema ist Alexander der Große. Nun entspricht diese Angabe von mir nicht so ganz dem Buchtitel, doch das hat schon seinen Sinn. Denn in seiner Einleitung erklärt Engels recht plausibel, dass Alexanders Erfolge sehr stark auf den Erfolgen und Vorbereitungen seines Vaters (und das ist eben Philipp II.) beruhen (S. 5). Zusätzlich führte Alexander "lediglich" den bereits beschlossenen Kriegszug seines Vaters aus. Denn dieser hatte bereits alles in die Wege geleitet (S. 39).

Somit macht Engels gleichzeitige Behandlung der beiden Personen, Vater und Sohn, durchaus Sinn, auch wenn es dann doch auch andere Beifügungen in diesem Buch gibt, die sich mir nur sehr rudimentär erklären. Doch dazu will ich euch erst später mehr sagen. Zunächst will ich ein wenig mit dem Buch mitgehen. Von den 126 Seiten des Buches sind die ersten 69 Seiten den Quellen (S. 8-19), der Person Philipps mitsamt dem Königreich Makedonien (S. 20-41) und Alexander (S. 42-69) gewidmet. Die Darstellungen sind chronologisch und sind auf die Ereignisgeschichte ausgerichtet.


Ähnlich wie bei den Monographien von Alexander Demandt und John Grainger habe ich auch dieses Buch recht selektiv gelesen, denn meine Lektürefokus lag hauptsächlich auf Alexander dem Großen. Dementsprechend werde ich auch hauptsächlich über die Teile des Buches sprechen, die sich direkt auf Alexander den Großen beziehen. Das Kapitel, dass sich speziell auf Alexander bezieht, ist "IV. Alexander III. der Große, Makedonien, Griechenland und der Verlauf des Alexanderzuges (336-323 v- Chr.)", S. 42-69.

Die Darstellung von Alexander beginnt der Kapitelüberschrift entsprechend (Alexander ist nicht alleiniges Hauptthema) mit einem lediglich kurzen Abriss der persönlichen Vorgeschichte zun de Feldzügen nach Kleinasien und in den weiteren Osten. Engels beschränkt sich hier auf lediglich 3 Aspekte: körperliche und geistige Erziehung, erste Stadtgründungen unter seinem Vater Philipp und die Thronfolgewirren mit der rigorosen Positionsfestigung Alexanders (S. 44-45). Der 3. Punkt leitet zum nächsten Kapitel, in dem Engels die systematische Bekämpfung der Unruhen ud drohenden Revolten durch Alexander nachzeichnet, über. Alexander habe direkt die Balkanregionen und die Gebiete im südlich gelegenen Griechenland für sich und seine Herrscherposition, die auf andere einen labilen Eindruck machte, erneut gefestigt. Als Alexander in die Balkanregionen einmarschierte, habe er bereits die dortige Grenze der bekannten und zivilisierten Welt überschritten: die Donau. Denn Alexander habe hier, von seinem pothos (eine Art innerer und grenzenloser Antrieb) getrieben, nicht nur eine Machtdemonstration präsentieren wollen, sondern sei auch seinem internen Verlangen nach Entdeckungen nachgegangen. Dieses Verhalten beeinflusste Alexander auch in späteren Feldzügen (S. 45-47). Den "Befreiungskrieg" (oder eher "Beutezug"), den er 330 in Kleinasien (damals griechisch bewohnt und von den Perser an das eigene Reich angeschlossen) begann, führte er mit besonderer Schnelligkeit aus und ließ ihn von zahlreichen Propagandamitteln begleiten. So beschrieb einerseits Kallisthenes, der offizielle Hofhistoriker Alexanders, von Anfang an mit umfangreichsten Lobesworten den ganzen Feldzug, und andererseits vollführte Alexander mehrere symbolische Handlungen durch, wie bspw. den Speerwurf auf die Küste Asien als "speergewonnenes Land" (ein wichtiges Propagandamittel wurde später natürlich dann auch die Münze).
4 Jahre später (330) beendete Alexander den panhellenischen Rachfeldzug gegen das Perserreich: er hatte mehrere Schlachten überraschend gewonnen (Granikos, Issos, Gaugamela), hatte Städte belagert und erobert (Tyros, Gaza), hatte Ägypten besucht, wo er zum Pharao ausgerufen worden war, hatte Städte gegründet (Alexandreia !), hatte die persischen Reichsmetropolen besetzt (Babylon, Susa, Persepolis, Ekbatana) und hatte in einer symbolischen Geste die Palastanlagen in Persepolis niedergebrannt. Ab hier griff Alexanders Propaganda der griechischen Rache und Befreiung von der Perserherrschaft nicht mehr und es beginnen seine eigenen persönlichen Feldzüge.
Alexander leitet nun seine Feldzüge ins persische Hinterland weiter, wo er die nächsten 5 Jahre zubringt ("3. Der Alexanderzug von 330 bis zu Alexanders Rückkehr aus Indien", S. 56-63). In sehr verlustreichen Eroberungszügen unterwirft er Gebiete wie Baktrien und Sogdien. Dabei gerät er jedoch immer wieder in Konflikt mit seinen Generälen: der General Philotas soll wohl in Opposition zu Alexander gstanden haben, da Alexander immer mehr persische Praktiken und Verhaltensweisen an den Tag legte. Alexander ließ ihn hinrichten. Ein weiterer Punkt war die heftige Auseinandersetzung um die persische Proskynese, bei der der Untergebene vor dem Herrscher eine besonders unterwürfige Begrüßung vollführen musste. Das war für die Makedonen, die stets eng verbunden mit ihrem Herrscher waren, undenkbar. Alexander ließ hier seinen widerspenstigen Hofhistoriker (ihn habe ich bereits erwähnt) Kallisthenes töten. Doch der wohl berühmteste Fall war wohl die Sache mit Kleitos. Der Offizier Kleitos und Alexander gerieten 328 in völlig betrunkenem Zustand bei einem Trinkgelage aneinander, da Kleitos dem Alexander wohl Übermut und Realitätsferne vorwarf. In blinder Wut und alkoholisiertem Zorn tötete Alexander seinen Offizier "versehentlich". Alexander habe sich danach sogar selbst umbringen wollen (stimmt hier die Zeit-/Modusbildung ? :D). Der Höhepunkt dieser Widersprüchlichkeiten war im Indienfeldzug erreicht. Für Alexander war der Zug erfolgreich, da er die alten Helden der mythischen griechischen Vergangenheit (zB Herakles) übertrumpfen konnte. Doch allgemein betrachtet war der Indienfeldzug alles andere als ein Erfolg. Die Eroberungen konnten nicht gehalten werden und die Verluste an Menschen und Material war unverhältnismäßig hoch (vergleicht hierzu mal das Fazit des Indienfeldzug bei Grainger. Er sieht das noch viel drastischer).
Alexander wollte weiter nach Indien vordringen, doch dann meuterten seine Soldaten. Alexander musste nachgeben und zog sich mit seinen Truppen in einem (vielleicht als Strafe für seine meuternden Soldaten) Todesmarsch durch die gedrosische Wüste nach Karmanien zurück.
Auch in seinen letzten Regierungs- und Lebensjahren hielt sich Alexander nur noch in Persien auf. Nach seiner Rückkehr musste er die persischen Satrapien teilweise wieder neu unterwerfen und begann anschließend mit nicht gerade umfassenden Verwaltungsarbeit (er plante bereits den nächsten Feldzug nach Arabien, um evtl. der Administration zu entkommen). In dem Verbanntedekret destabilisiert er vielleicht bewusst, um sich eine weitere Klientel (der ehemaligen Verbannten) zu verschaffen. Denn mit diesem Dekret muss jede Stadt ihre Verbannten wieder aufnehmen. Bzgl. seines Verwaltungsstabs und seines Heeres in Persien betreibt er eine langsame, aber sichere "Entmakedonisierung": Soldaten schickt er nach Griechenland zurück und nimmt immer mehr Perser in seine Regierung mit auf. Zusätzlich lässt er auch noch die Masenhochzeit von Susa arrangieren, um evtl. eine erweiterte Reichsaristokratie zu schaffen, doch die meisten Ehen hatten keinen Bestand.

323 stirbt Alexander (wahrscheinlich nicht durch einen Giftmord, sondern) an einer kurzen und heftigen Krankheit. Nach seinem Tod begannen die sprichwörtlichen Leichenspiele um seine Person in Form von jahrelangen blutigen Diadochenkriegen.



Was jetzt auf den nächsten Seiten folgt (S. 70-118) hat sich mir nicht ganz erschlossen. Was nun nämlich folgt sind geographisch und thematische Abhandlungen zu Einzelbereichen der Zeitgeschichte zu Philipp und Alexander: Athen (S. 70-82), Sparta (S. 83-94), Theben (S. 95-104), Kleinasien (S. 105-110) und Wirtschafts- und Sozialgeschichte (S. 111-118). Das widerspricht mMn dem Buchtitel, wird jedoch aus der Einleitung eher ersichtlich, wo er eben nicht beginnt, von den beiden titelgebenden Personen zu sprechen, sondern von der politischen Lage in Griechenland. Die Einzeldarstellungen sind ziemlich zielorientiert und beziehen sich zum Ende hin jeweils mehr oder weniger stark auf Alexander und Philipp, doch gibt es zu diesem Thema eine eigene WBG-Darstellung: "Athen und Sparta" von Raimund Schulz. Wie gesagt, machen diese Einzelansichten schon irgendwie Sinn, doch fehlt mir stattdessen evtl. anderes: eine "Bewertung"/"Interpretation"/ein "Kommentar" (was auch immer) zu den beiden Personen oder eine Rezeptionsgeschichte. Und die ist auf jeden Fall äußerst umfassend (bereits in der Antike selbst !). Da eine grobe Richtung zu zeigen, wäre bestimmt sehr hilfreich und interessant gewesen.

Das Buch thematisiert also weniger Philipp II. und Alexander den Großen als Personen (vgl. Titel), sondern vielmehr diese gesamte griechische Epoche Griechenlands bis zum Tod Alexanders 323 (vgl. S. 1). Deher auch die intensiven Thematisierungen der einzelnen Städte und Faktoren, die sich in der 2. Hälfte des Buches befinden. Wer hier eine Abhandlung über Alexander den Großen erwartet, bekommt somit zu dieser Person eher ereignishistorische Aspekte zu lesen, die sich nämlich in das Gesamtthema einbetten sollen.
Alles in allem muss ich natürlich trotzdem sagen, dass die ereignishistorische Darstellung fundiert, gut lesbar und hilfreich ist.



Natürlich fehlen nicht die recht umfangreiche Bibliographie und das Register, die für diese Reihe typisch sind.

Wäre zu diesem Thema allerdings wohl eher nicht meine 1. Wahl.


Seht euch auch uU noch die Rezensionen an, die ich mir ebenfalls zu diesem Buch angesehen habe.
1. Rezension von Sabine Müller, in: H-Soz-Kult, vom 04.07.2006 (http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-7881).
2. Rezension von Gerhard Wirth, in: HZ 283 (2006), S. 715-6.

Cover des Buches P. Ovidius Naso: Tristia (ISBN: 9783825311780)

Bewertung zu "P. Ovidius Naso: Tristia" von Georg Luck

P. Ovidius Naso: Tristia
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ovid verarbeitet hier auf für uns angenehmen Weg sein tiefstes Trauma.
Ein zerbrochener Ovid in der Verbannung.

Liebende ertragen Strapazen wie Soldaten oder hämmern in Verzweiflung auf die Türen ihrer Angebetenen ein. Männer sollen sich ihre Herzdame erobern und Frauen sollen sich sich (vom Richtigen) aufreißen lassen. So kennen wir Publius Ovidius Naso. Humorvoll, locker, bildhaft, redegewandt und manchmal etwas obszön. Doch hier in dem Werk "Tristia" (etwa 8-12 n.Z.) tritt uns ein anderer Ovid entgegen. Denn im Jahre 8 wurde Ovid nach Tomis, einer Stadt (?) am Schwarzen Meer, relegiert, heißt verbannt. Und das hat ihn innerlich und äußerlich scheinbar zerbrochen.

Denn 8 n. Z. wurde Ovid aus unbekannten Gründen aus Rom verbannt. Evtl. weil Ovid ein Werk geschrieben hat, dass junge Männer und Frauen zu sexueller Freizügigkeit aufrief (Ars Amatoria), evtl. weil Ovid von einer Affäre Iulias (Enkelin des Kaisers Augustus) mitbekommen hat, evtl. wissen wir es einfach nicht mehr. Denn sogar Ovid selbst spricht hier in seinen Tristia sehr wirr und widersprüchlich über die Verbannungsursache. Eins seiner Themen ist nämlich die immer wiederkehrende Klage über seinen Fehler und Irrtum ("error et carmen", ein beliebtes Zitat. Oft benutzt). Doch variiert die Konstellation. Mal macht er ganz klar seine Kunst (= Liebeskunst = Ars Amatoria) dafür verantwortlich, an anderen Stellen sagt er, dass definitiv noch was dahinter lag. Doch scheint er auch zu wissen, dass es für ihn kein Zurück mehr gibt. Trotzdem versucht er in anderen Briefen den Kaiser zu erweichen. Heute wissen wir, dass es nicht geklappt hat. Briefe übrigens ? Ja, Briefe. Die Tristia sind in 5 Büchern sortierte poetische Kunstbriefe mit verschiedenen Themen mit jeweils etwa 10 Briefen pro Buch. Nur das 2. Buch ist ein einzelner Brief, der eine Art Rechtfertigung oder Verteidigung ist. Andere immer wieder auftauchende Themen sind Ovids in Rom zurück gebliebene Frau. Diese solle sich nämlich nicht schämen, einen Verbannten zum Mann zu haben, und die er liebt und auf deren Treue er baut. Doch weiß er (um zu sich selbst ehrlich zu sein) gar nicht, was in Rom geschieht. Trotzdem versucht er es sich vorzustellen und lässt vor seinem geistigen Auge (heißt in einem der Briefe) auch mal einen Triumph zu Ehren Augustus' ablaufen. Andererseits personifiziert er auch mal einige seiner Briefe und schickt sie nach Rom, um wenigstens durch sie in Rom präsent sein zu können.

Doch ein anderes Thema scheint sich durch alle 5 Bücher durchzuziehen: das Jammern und Klagen über das eigene schlimme Schicksal. Fast alle Freunde haben ihn verlassen, der Treue seiner Frau kann er sich nicht ganz sicher sein, die Reise war furchtbar, der Verbannungsort ist schlimmer als der Tod und er verliert allmählich den Bezug zur römischen Sprache und Kultur.

Natürlich ist nicht GANZ klar, ob das alles biographisch zu verstehen ist (ihr kennt ja bestimmt noch aus dem Deutsch-Unterricht, dass das lyrische Ich nicht immer mit dem Autor gleichsetzbar ist: eine leidige Frage <.<) oder ob vieles stilisiert ist. Vieles wird gewiss übertrieben sein.


Trotzdem finde ich (nun mein Fazit) die 5 Bücher irgendwie... faszinierend. Sie haben was. Methodisch erinnert es mich etwas an Ciceros Gespräche in Tusculum. Beide versuchen in diesem jeweiligen Werk eine schlimme Situation zu verarbeiten. Nur geht Ovid nicht philosophisch vor, sondern wühlt sich in Selbstmitleid. Oft baut er mythische Elemente ein, wie dass es ihm noch schlimmer als Odysseus ergeht, weil Odysseus nicht den höchsten Gott gegen sich hatte (im Gegensatz zu Ovid), wenigstens ein paar Götter auf seiner Seite wusste (im Gegensatz zu Ovid) und irgendwann glücklich nach hause zurück kehrt (im Gegensatz zu Ovid). Altbekannte Vergleiche baut er sprachlich interessant ein (die Verbannung schlug wie ein Blitz auf ihn ein) und zeichnet ein bemerkenswertes Bild seines eigenen Verfalls (zB emotional und sprachlich).


Wirklich interessant.

Cover des Buches Lost paradise, Tome 1 : (ISBN: 9782355923654)

Bewertung zu "Lost paradise, Tome 1 :" von Toru Naomura

Lost paradise, Tome 1 :
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Der Kampf Gut gegen Böse in seiner scheinbar chauvinistischen Variante. Echt gute Idee.
Jungen vs. Mädchen ?

Es ist eine Geschichte, die jeder kennt. Eine einfache Geschichte, in der der Ritter der Gerechtigkeit seine Prinzessin vor dem bösen Lord retten will.
Mit etwa einer solchen Einleitung beginnt jeder Band dieses Comics. Doch ich muss leicht relativieren: es ist keine Geschichte, die jeder kennt. Es geht um Ritter, um Prinzessinnen und um böse Lords, doch ist diese Einteilung in Gut und Böse gar nicht so einfach.

Wir befinden uns in einer Eliteschule, die durch ihre Insellage weitestgehend isoliert ist. Unsere Protagonistin Sora Himoto kommt gerade neu als Transferschülerin auf die Schule. Sie hat einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und will jeden vor dem Übel beschützen. Und dann kommt sie ausgerechnet zur Schule Iwahijiri, wo als Pilotprojekt das Spiel "Exaclan" gespielt wird.Naja, eigentlich ist das viel ernster als ein Spiel sein kann. Denn das Spiel setzt Mädchen zu den Objekten der Jungs herab und zwingt die Jungs sich in ständiger Konkurrenz zueinander einen Harem aus erbeuteten Mädchen aufzubauen. Die Mädchen anderer können sie jedoch nicht einfach durch Höflichkeiten den Mädchen gegenüber erlangen (was Mädchen woll ist völlig egal), sondern indem sie sich gegenseitig bekämpfen. Die Waffen erhalten sie durch die Objekt-Mädchen. Je mehr Mädchen, desto mehr Waffen also.

Mit dieser Grundidee hat Toru Naomura in diesem Comic "Shitsurakuen" (2009-2011; übers. evtl. "Paradise Lost") mMn ein sehr gutes und interessantes Fundament zu einer potentialreichen Geschichte gelegt. Denn in diese patriarchalische, Mädchen als Objekte behandelnde und gewaltreiche Welt tritt Sora als gerechtigkeitsempfindliches Mädchen - und will natürlich alle Prinzessinnen (= Mädchen) beschützen. Damit schafft sie sich viele Feinde (männl. und weibl.), da Frauen eigentlich keine Besitzer sein können. Also kämpft sie fortan gegen die bösen Männer. Nur sind auch die Männer die Opfer des systems, da es ihnen sozial gesehen nicht erlaubt ist, dem Leistungsdruck nachzugeben, Schwäche zu zeigen und mit den Mädchen zu sympathisieren. Beiden ist als ihre Rolle aufgezwängt. Und manche beiderlei Geschlechts tragen besonders schwer daran, das wird nach und nach klar. Doch als positiver Effekt ist die Enthüllung der Opferrolle (auch !) der Männer recht weit  zum Ende hin verlagert. Sora schreitet nämlich mit gutem Beispiel voran und versucht alle (!) zu schützen. Und sie hat damit Erfolg: alle werden entlastet und befreit.



Das Happy End kommt leider etwas zu abrupt und zu sorgenfrei. Vieles bleibt mir zu unerklärt, zB: Rolle der Erwachsenen, Folgen für die Schulgemeinschaft, Erklärung der intesiven Hinwendungen von Yuki und Koharu an (ihre) die früheren maskulinen Machos und Gewalttätigen; Schein nach außerhalb der Schule; Homosexualität von Mitarai.


Die Schuldfrage bleibt in angenehmer Überraschung ebenfalls offen. Zwar entpuppt sich der eigentlich Böse als Guter und Soras erste und liebste Prinzessin als Strippenzieherin, doch ist auch diese im Comic getrieben von ihrem Umfeld und unglücklichen Ereignissen.


Die Personen sind angenehm gezeichnet und in ihren Charakteren oft plausibel. Oft haben sie auch Zeit angemessen vorgestellt zu werden und sich ggf. zu entwickeln. Der Handlungsrahmen der Rittergeschichte ist sehr angenehm.



Die Zeichnungen sind sorgfältig, differenziert und haben meistens mehr als nur Köpfe dargestellt (was zB bei Arina Tanemura oft die Auseinanderhaltungen erschwert), auch wenn das überfreundliche und liebevolle Lächeln von Sora echt creepy wirkt. Stark geprägt ist der Comic ganz offensichtlich von Ecchi und subtiler Erotik. Dazu müsst ihr euch eigentlich bloß die Covers ansehen. ;D
Jungs tragen ein schickes Outfit im Look des einsetzenden 20. Jahrhunderts (denke ich), Frauen jedoch hohe Strümpfe, kurze Röcke und kurvenbetonende Blusen und Jacken. Yuki rennt zB mehrere Kapitel lang (nur) mit einem Nachthemd bekleidet in der Weltgeschichte herum und scheut sich auch nicht davor ihren ohnehin schon tiefen Ausschnitt noch weiter auseinanderzuziehen. Explizit wird es (abgesehen von den wenigen sehr leidenschaftlichen Küssen zwischen Sora und Tsuki) nicht.




Echt lesenswert, auch wenn es nicht wenige Makel aufweist.



Schade, dass es den Comic noch nicht in unseren üblichen Sprachen zu geben scheint und dass vom Autor mutmaßlich sonst nichts weiter bekannt ist.

Cover des Buches Darker than Black (ISBN: 9783866076761)

Bewertung zu "Darker than Black" von Nokiya

Darker than Black
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein interessanter dystopischer Rahmen mit flacher Story und flachen Charakteren.
Die Regierung vertuscht das Auftauchen einer mysteriösen Macht.

Beim Lesen merkte ich, dass etwas nicht stimmt. Doch erst nachdem ich die 2 Bände "Darker than Black" (2007) von Noki Ya und Tensai Okamura gelesen hatte und Wikipedia zu Rate zog, merkte ich, dass dies nicht die Originalhandlung war. Eigentlich ist "Darker than Black" ein Anime. Vor vielen Jahren habe ich ihn mal gesehen und er hatte bei mir einen recht guten Eindruck hinterlassen (auch wenn Detailerinnerungen sonst leider fort sind). Dieser Comic ist jedoch leider nur eine Adaption.
Und leider keine besonders gute. Ich kann es zwar nicht mehr mit der Zeichentrickserie vergleichen, weil es zu kange her ist, doch ist dieser Comic auch an sich nicht so pralle. Unsere Protagonistin ist das Mädchen Kana, dessen Vater (vermeintlich) bei einem Mordanschlag zu Tode kam udn deren Mutter dadurch verrückt wurde. Sie entdeckt, dass ihr Vater gar nicht starb, sondern selbst das Massaker angerichtet und es selbst vertuscht hatte. Als Kana dies herausfindet, gerät sie immer mehr in einen untergründigen blutigen Kampf zwischen mehreren Parteien in der Stadt (Tokyo ?): Wiegenlied, MI6 und das Syndikat.
Es gibt keine wirkliche Storyline, die Personen sind schwer zu verstehen, die Zeichnungen sind etwas verworren und wir erfahren auch generell etwas wenig: über die Menschen, die Zeit, den Ereigniskontext, die Organisationen/Gruppierungen und generell die "Contractors". Das sind Menschen, die im Tausch gegen ihre Emotionen besonders Kräfte erhalten.



Muss wohl nochmal den Anime schauen.

Cover des Buches Laelius (ISBN: 9783150008683)

Bewertung zu "Laelius" von Marcus Tullius Cicero

Laelius
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Entspanntes und nettes Philosophieren über die Freundschaft mit Cicero. :>
Was ist "Freundschaft" ? Ein antiker und zugleich moderner Guide.

Heuchelei zerstört Freundschaften. Freunde sollten gegenseitige Ehrlichkeit ertragen können, auch wenn es wehtut. Das sind Kernaussagen, die aus einem modernen Ratgeber stammen könnten, nur stimmt das nicht ganz. Das meint nämlich schon Cicero in seinem Mini-Buch "Laelius: Über die Freundschaft" (etwa 44 v. Chr.).
Nur dass Cicero damit keinen Ratgeber schrieb, sondern einen philosophischen Traktat. Nicht zufällig adressiert Cicero dieses Buch an Pomponius Atticus, seinen besten und treusten Freund. Das Buch ist jedoch nicht eine wissenschaftliche Arbeit, sondern hat das Format eines Dialoges. Unser Cicero hat nämlich nach der kurzen Einleitung (ua Widmung und Themenvorstellung) ein fiktives Szenario aufgebaut, in dem ein Gespräch im Jahr 129 stattfindet. In diesem Jahr war Scipio der Jüngere verstorben und dessen bester Freund Laelius versucht nun die Trauer zu überwinden, indem er gedanklich die Freundschaft der beiden am Leben hält. Das Freundespaar Scipio - Laelius war wohl schon in der Antike ein typisches Beispiel für eine tiefe und treue Freundschaft, sodass Cicero hier eine Parallele aufbaut zur Freundschaft zwischen ihm selbst und Atticus. Dieses Gespräch hat die Form eines heraklidischen Dialoges, was nichts anderes bedeutet, als dass Laelius einen langen Monolog führt und die beiden Gesprächspartner nur mal 2-3 Sätze einwerfen, die Laelius zum Weiterreden auffordern. :D
Thematisch greift Laelius (= Cicero. Ich spreche ab jetzt von Laelius, weil er im Buch der Wortführer ist.) viele Aspekte zur Freundschaft auf, zB ob die Freundschaft in ihrem Wesen ganz natürlich aus dem Drang zur freundlichen Geselligkeit oder (unbewusst ?) aus dem Wunsch nach Vorteilen für sich selbst ensteht. Laelius sieht die Freundschaft als naturgegeben an und sieht die Vorteile, die aus einer Freundschaft erwachsen, als FOLGE, nicht als Ursache an. Dennoch müssten wir selektiv in unserer Freundeswahl sein, da nicht auszuschließen ist, dass uns jemand ausnutzen will oder uns generell nicht gut tut. Daher kann wirkliche (!) Freundschaft nur zwischen guten Menschen bestehen. Wer also richtigerweise die Freundschaft als Selbstzweck ansieht und feste Freundschaften aufbauen will, sollte erst an seinem Charakter arbeiten, um selbst ein potenzieller guter Freund zu sein. Daher haben auch Heuchelei oder Notlügen in einer Freundschaft nichts zu suchen. Denn sie täuschen dem Freund nur falsche Umstände vor, damit wir selbst eine evtl. unangenehme Wahrheit nicht aussprechen müssen. Hier bringt er den signifikanten Ausspruch "Das ist keine Freundschaft, wenn der eine die Wahrheit nicht hören will [und] der andere zur Lüge bereit ist."


Ihr seht es schon, werte Leser. Das klingt alles recht modern. oô Und es kommt noch besser: er beruft sich oftmals auf griechische Vorgänger, die sich auch schon mit der Freundschaft auseinandersetzten, heißt: das Thema ist in dieser Form noch viel älter. Irgendwie beruhigend zu wissen, dass die Menschen schon immer mit solchen Problemen zu kämpfen hatten: "Wie sage ich xy jetzt, dass seine neue Frisur sch**** aussieht ?" Ciceros Antwort: Einfach frei heraus ! :D Naja gut, sowas wird er jetzt wohl eher nicht im Kopf gehabt haben. Aber trotzdem !

Manchmal werden seine Ausführung jedoch auch befremdlich, zB wenn er das Staatswohl in JEDEM Fall über das freundschaftliche Wohl setzt, oder wenn er der Meinung ist, dass Freunde nur Seelenverwandte sein können. Auch sein letzter Abschnitt ist ein wenig seltsam. Hier setzt er die "virtus" als absolutes Fundament der Freundschaft vor. "virtus" bezeichnet evtl. einen Begriff, der die unterschiedlichsten Einstellungen und Haltungen eines Menschen meint, die ihn zu einem guten Menschen machen, wie zB Treue, Tapferkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, etc. Der Begriff ist für uns heute (immerhin 2000 Jahre später) nur noch schwer zu verstehen. Das hört sich für mich so an, als würde eine Freundschaft stets aus dem Individuum selbst entstehen. Vielleicht übergeht er mir hier etwas zu stark die Wechselseitigkeit von Freundschaften.



Meine Ausgabe ist mal wieder die vom Reclam Verlag. Der Anmerker und Übersetzer ist Robert Feger (1970). Mit den Anmerkungen hat er wirklich eine gute Arbeit geleistet. Das kleine Buch hat knapp 90 Seiten, von denen ziemlich genau die Hälfte Anmerkungen und ein Nachwort sind (abgesehen von 3 Seiten Literaturliste). Die Anmerkungen sind äußerst ausführlich und hilfreich, das Nachwort ist wirklich gelungen und hat gute Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten: Autor, Zeitgeschichte, Zeitgeschichte des Buchgeschehens, alle Werke des Autors, Inhalt des vorliegenden Buches, die Rezeption in den weiteren ~2000 Jahren und der "Lesenswürdigkeit" (das nenn ich mal so) des Buches.
Das einzige und leider schwerwiegende Problem ist die Schreibweise von Robert Feger. Die Übersetzung könnte definitiv lesbarer sein. Reclam hat den Anspruch für diejenigen zu schreiben, die die jeweiligen Bücher in der Originalsprache nicht lesen können (?) (hier Latein). Deswegen ist es nicht die oberste Priorität die Sprache und den Stil Ciceros nachzuahmen, aber genau das scheint hier passiert zu sein (?). Der Lesefluss wird oft von seltsamen Wortwahlen, Wendungen oder Formulierungen unterbrochen. Dieser doch ziemlich unflüssige Schreibstil setzt sich dann allerdings auch ins Nachwort über.



Prinzipiell bin ich allerdings doch beeindruckt von der Gesamtkonzeption des Buches. Damit meine ich also sowohl Ciceros philosophischen Traktat selbst, aber auch Robert Fegers anmerkenden Rahmen.

Cover des Buches Cicero (ISBN: 9783491691322)

Bewertung zu "Cicero" von Manfred Fuhrmann

Cicero
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Eine einfache Einsteigerbiographie mit viel Zeitgeschichte und Kontext.
Eine Person im Wandel der Zeiten.

Cicero gehört bestimmt mit Caesar, Pompeius und Alexander zu denjenigen Gestalten der Antike, die jede Generation für sich neuentdecken und neuinterpretieren muss. Ist er ein nerviger und vergangenheitsidealistischer gescheiterter Republikaner oder ein geistiges Fundament unseres heutigen Europa ? Oder gar beides ?

In dieser Biographie "Cicero und die römische Republik" (meine Ausgabe: 2. Auflage von 1994) versucht Manfred Fuhrmann (auch/besonders ?) dem fachfernen Interessenten, Cicero näherzubringen. Dieses Buch ist hier eventuell als Gipfel einer langjährigen Beschäftigung Fuhrmanns mit Cicero anzusehen. Immerhin ist Fuhrmann besonders durch seine umfassende Übersetzungstätigkeit zum (oratorischen) Werk Ciceros bekannt und geschätzt. Auch für mich waren die Übersetzungen und Kurzeinleitungen/-kommentare immer eine große Hilfe.

Cicero behandelt er hier in diesem Buch besonders kontextlastig. Das heißt, anhand von Cicero beschreibt er auch die römische Umstände sehr intensiv mit: zeitgenössische Ereignisgeschichte, Einführung in die Philosophie, Korrespondenzen, Ämterlaufbahn, Provinzialadministration, Rechtsprechung, Elitengeschichte, ideele Grundlagen, etc. Auch die Perspektive, aus der Fuhrmann heraus Cicero betrachtet, ist wohl die näherungsweise richtigste. Der Buchtitel weist daraufhin, dass Cicero eng verknüpft ist mit dem politischen Geschehen in der und um die Römische(n) Republik. Und tatsächlich zeigen Ciceros Reden und Briefe tatsächlich, dass er sich selbst auch diesem Lebensinhalt gewidmet hat. So zeigt denn auch Fuhrmann Bewertung von Ciceros Schriftstellerei, dass sie erst entstehen konnte, als Cicero sein Potenzial nicht mehr in politische Betätigung kanalisieren konnte (die in den Rezensionen viel zitierte Stelle S. 114f.).

Die Lebensbeschreibung ist streng chronologisch ausgerichtet (nicht thematisch wie Kienasts Cato-Biographie aufgrund der dürftigen Quellen) und wir begleiten Cicero von der Geburt in Arpinum 106 bis zu seinem Tod auf der Flucht in den Osten 43. Dabei erhalten wir auch einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt dieses Mannes, da von sonst keiner Person der Antike so viel (persönliches) überliefert ist. Folgerichtig arbeitet Fuhrmann auch viel mit diesen Quellen.



Evtl. orientiert sich Fuhrmann dabei ein wenig zu stark an Ciceros Eigenbild. Die Übertreibung Ciceros bzgl. der Catilina-Affäre ist evtl. etwas unterschätzt, Cicero als Staatsmann evtl. etwas überschätzt. Wir müssen wohl nicht direkt dem harten und polemischen Urteil Mommsens folgen (ein »Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht«, ein »Menschen mit schwach überfirnißter Oberflächlichkeit«, von »gräßlicher Gedankenöde«), doch ist Ciceros Scheitern zwischen Optimaten und Popularen doch etwas schwerwiegender als es bei Fuhrmann rüberkommt.


Alles in allem aber auf jeden Fall ein sehr lesenswertes Buch, das in 18 überwiegend kurzen Kapiteln, Ciceros Leben mit deutschen Übersetzungen der lat. Cicero-Quellen untermauert darstellt. Fuhrmann Sprache ist hierbei überraschend angenehm und unaufdringlich. Das Buch lässt sich (beinahe) wie ein netter Roman lesen. Dabei ist jedoch die Episode der Bürgerkriege zwischen Caesarianern und Republikanern und dann der angedeutete zwischen Antonius und Octavian verwirrend und seltsam aufgezogen. Antonius' Politik scheint seltsam ziellos und Octavian scheint seltsam passiv bis tatenlos.
In die philosophischen und staatstheoretischen Schriften führt Fuhrmann sehr knapp und pointiert ein, ohne den Lesefluss zu unterbrechen. Leider kommen Kontext und Erklärung bei einigen Reden (zB de imperio Pompei) mMn deutlich zu kurz.
Störend empfand ich die Art der deutschen Quellenzitate und Zitatsangaben.

Beigefügt ist noch ein Stammbaum der Tullii Cicerones (der leider recht unnötig ist, da -wie Fuhrmann selbst 308 erwähnt- Cicero der einzige wirklich bekannte Vertreter dieser gens ist. Anders zB im julisch-claudischen Kaiserhaus, wo der Überblick ohne -manchmal aber auch trotzdem- Stammbaum schnell verloren geht), ein knappes Literaturverzeichnis, ein Register und 2 Karten, von denen besonders die 2. für Ciceros Kilikienaufenthalt sehr hilfreich ist.


Fuhrmann bleibt auch das ganze Buch über seinem Ausgangsanspruch treu, das Buch für fachfremde Interessenten les- und verstehbar zu machen. Er scheint dabei auch Erfolg gehabt zu haben, da das Buch bereits in 5. Auflage zu sein scheint, wenn ich das auf Wikipedia richtig gesehen habe.




Für diese "Rezension" (das soll zumindest eine sein. Ob sie es ist, entscheidet ihr ;D) habe ich noch in einige mehr oder weniger wissenschaftliche Rezensionen reingesehen. Ich nehme sie hier in eine kurze Literaturliste mit auf:

Graffenried, in: SZG 43 (1993), S. 617.
Radke, in: Gymnasium 97 (1990), S. 568-570. (er behandelt hier noch zusätzlich die Arbeiten Habichts und Narduccis zu Cicero)
Girardet, in: HZ 252 (1991), S. 135-6.
Habicht, in: Gnomon 63 (1991), S. 269-70.
Kytzler, in: Rhetorik 10 (1991), S. 153-4.

Falls ihr die Möglichkeit habt, in diese Zeitschriften reinzuschauen, lest zusätzlich die dortigen Rezensionen. ;)

Cover des Buches Elfen Lied 01 (ISBN: 9783867196543)

Bewertung zu "Elfen Lied 01" von Lynn Okamoto

Elfen Lied 01
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ich habe noch keinen so emotionsvollen Comic gelesen. Erschreckend gut.
Unglaublich blutrünstig.

"Akira" hat uns hier im Westen in den 80ern und 90ern gezeigt, dass Comics nicht nur Kinderlektüre oder harmlose Unterhaltungsliteratur sind. Und Elfen Lied bestätigt das nochmal ganz nachdrücklich. Der Comic ist tiefsinnig, menschlich verworren, widersprüchlich, erotisch und äußerst brutal. Dass Hirnfetzen aus einem zerplatzten Kopf spritzen oder diverse Darmwindungen aus einem auseinandergerissenen Körper herausquirlen, ist alles andere als unüblich in diesem Comic. Es ist wirklich übertrieben, aber unterstreicht, wie ich finde, den Inhalt. Denn während äußerlich Menschen zerteilt, Arme abgeschnitten, Beine aus dem Rumpf gezogen, Köpfe ausgerissen werden, dreht sich Elfen Lied hintergründig um die Grausamkeit der Menschen auf dieser Welt.



Lasst mich das als Überleitung nehmen, euch den Inhalt ein wenig näher zu bringen. Vielleicht kennt ihr das ja auch schon. In der Schule wart ihr bes. klein ? Oder etwas schwerer von Begriff ? Wart ihr vielleicht nicht sonderlich hübsch, also eine Mauerblume ? Oder kennt ihr jemanden, der in irgendeiner Form anders war als die meisten ? Kinder können echt grausam zu solchen innerlich oder optisch Anderen sein. Und hier beginnt Elfen Lied. Denn es gibt hier eine Art neuen Menschentypus, eine neue Rasse evtl. Diese sind zwar anthropomorph, haben allerdings Hörner und noch weitere Hände außer die üblichen 2, die jedoch unsichtbar, länger und viel stärker sind. Außerdem haben diese "Menschen" (fast ausschließlich Mädchen/Frauen) eine gespaltene Persönlichkeit. Einerseits wollen sie ganz normal unter den Menschen leben, lieben und akzeptiert werden. Andererseits wollen sie die gesamte Menschheit ausrotten und sich eine eigene Welt nur für Diclonii (so heißen diese "neuen Menschen") schaffen - ohne Menschen. Die Diclonii schwanken stets zwischen diesen beiden Extrema. Manche finden unter den Menschen Freunde oder einen Halt und sind gut, andere, die wegen ihrer optischen Unterschiede gemobbt, gefürchtet, gehasst und gefoltert (!) werden, werden brutal und töten alle Menschen, die sie finden können.




Die Protagonistin dieser 12 Bände "Elfen Lied" von Lynn Okamoto (2002-5) ist eine dieser Diclonii, die mehrere Namen hat. Das ist immer abhängig davon, mit wem sie spricht und welche Persönlichkeit in dem Moment aktiv ist, denn sie hat wegen einer traumatischen Kopfverletzung bei einer Fluchtaktion aus einer Diclonii-Forschungsanstalt sogar noch eine dritte Persönlichkeit: Kaede, Nyuu und Lucy sind ihre 3 Namen.
In Rückblicken wird gezeigt, dass Lucy als netter Diclonius versuchte, sich unter den Menschen einzufinden. In langen, mehreren, spannenden und furchtbar traurigen Einzelereignissen, die wir als Leser immer nur nach und nach erfahren, wurde ihre anfangs hoffnungsvolle Einstellung immer wieder von Menschen enttäuscht. So hat ihre Persönlichkeit, die alle Menschen ausrotten will, immer mehr Überhand genommen. Der erste Band setzt aber erst viel später an. Nämlich als Lucy (in ihrer mitterweile ja grausamen Person) aus einer dicloniiverachtenden Forschungsanstalt flieht und dabei eben durch einen fast tödlichen Kopfschuss noch eine dritte Persönlichkeit erhält: Nyuu. Sie konnte vorher noch gerade so fliehen und wird bewusstlos an einem Strand von dem anderen Protagonisten des Comics gefunden: Kouta.
Was später erst klar wird, ist die unfassbare Schicksalshaftigkeit dieser Begegnung. Diese beiden kennen sich: sie waren in ihrer Kindheit sehr gut befreundet, doch in einem grausamen Moment hat Lucy Koutas Familie umgebracht. Doch hier am Strand nach all diesen Jahren lernen sich Kouta und Nyuu (neue Persönlichkeit !) völlig neu kennen. Denn Kouta hatte damals durch das Zusehen beim brutalen Mord (ihr erinnert euch an meine Bemerkung zu den fliegenden und zerfetzten Körperteilen ?) ebenfalls ein Trauma erlitten und die Erinnerung an Lucy verdrängt. Die beiden lernen sich also direkt nochmal kennen und freunden sich wieder an.



Mal abgesehen von dieser Ungewissheit, wann sich diese Unkenntnis auflöst, gibt es auch noch andere Parteien, die sich ständig einmischen: Forschungsinstitute, Mörder, Vergewaltiger und mehr. Die haben alle ein reges Interesse an Lucy, da sie der einzige gebärfähige Diclonius ist. So endet mit dem Moment der unerkannten Wiederbegegnung am Strand (Nyuu - Kouta) das Schwanken zwischen Menscheliebe und Menschenhass in Lucy nicht, sondern gerät zu neuen Höhen.


Und auch als sich beide endlich wiedererkennen, ist das wieder ein Anlass, dass sich die grausame Persönlichkeit ausbrechen kann. Denn Kouta bricht in Hassgefühlen ihr gegenüber aus und Lucy gerät in kummervolle Verzweiflung.




Genug, genug. Ich hab schon viel zu viel zum Inhalt des Comics geschrieben. Aber um ehrlich zu sein, bin ich eben etwas geflasht. Falls ihr mal in meine sonstigen Comic-Kommentare reingelesen habt, habt ihr evtl. bemerkt, dass ich oft die Zusammenhangslosigkeit von Folgeereignissen zu früheren Ereignissen kritisiere (Fairy Tail zB). Hier ist das glücklichweise nur in Grenzen gegeben. Oft treten völlig neue Personen auf, wenn die Handlung vorangetrieben werden soll, doch sie werden (leider dann doch nachträglich) relativ gut eingeführt (die Spionin, der Mariko-Klon-Trainer zB).


Relativ gut umgesetzt ist auch der Timeskip, der sonst bei den meisten Comics verhunzt wird.
 



Die letzten beiden Bände habe ich heute morgen erst gelesen. Die thematische Grundstruktur, die ich oben angesprochen habe, ist nicht únglaublich tiefgründig. Das Thema der Selbstkritik an der Menschheit, die Intergrationsproblematik von (scheinbaren) Sonderlingen und die potenzielle Grausamkeit der Menschen bleibt sehr rudimentär. Wie ihr an meinen 5 vergebenen Sternen aber seht, ist das nicht sehr tragisch. Denn diese Themen bleiben hintergründig doch irgendwie omnipräsent, auch wenn zB das Menschenbild hier doch etwas stark negativ ist. Dafür hat das Buch andere Stärken: recht gut gezeichnete, plausible Personen; sehr komplexe Beziehungsverhältnisse (denkt an die mehreren Persönlichkeiten !); und eine wahnsinnige Dramatik der Handlung.



Das Ende ist so unfassbar traurig und ich bin damit so unfassbar befriedigt. Ich hab echtes Stechen im Magen, wo ich jetzt wieder daran denke.




Zum Zeichenstil
Die Zeichungen sind angenehm flüssig und von Anfang an relativ feststehend. Nippel sind auch mal ausgezeichnet, sexangehauchte Szenen mit nett gezeichneten Atmosphären unterstützt. Was mich etwas stört sind einerseits die Ähnlichekeiten der Charaktere später. Kurama/der Professor, den Mariko an der Brücke killt; Nana/Nyuu/Yuka. Das ist hin und wieder unnötig verwirrend. Da fehlen zeichnerische Identifikationsaspekte. Andererseits die Versuche zum epischen Zeichnen. Manchmal gibt es Momente oder Aussagen, die Okamoto (der Zeichner ;D) besonders hervorheben will (zB die Abschiedserkenntnis Koutas am Ende), wo er die Charaktere dann besonders schauen lässt und das Bild mit durchsichter Schrift und eine Art schriftlichem Glitzer malt. Diese Szenen sind meist etwas peinlich.




Noch einige Worte zur Zeichentrickumsetzung:
Am Anfang beim Ausbruch aus dem Gefängnis wird Lucys Grausamkeit hier unnötigerweise noch stärker hervorgehoben, indem die Zeichner sie die Menschen noch schneller und grausamer umbringen lässt. Im Comic geht das alles nicht so extrem vor sich. Irgendwie zwigt sich schon hieran, wo der Schwerpunkt der Serie ist: optische Schocker. Jedenfalls hatte ich das Gefühl.
Immerhin endet die Serie auch etwa bei der Hälfte der 12 Bände mit dem Kampf an der Brücke zwischen Mariko und Lucy. Doch der Comic geht hier erst richtig los ! Der Serie fehlt dadurch einfach zu viel. Der Zeichentrick ist zwar noch immer nett, aber es fehlt schlichtweg viel zu viel. Rückblicke, Erklärungen, personelle Verknüpfungen, so viel fehlt.
Das ist sogar schlimmer als bei GTO.



Interessanterweise wurde in der Serie sogar eine ganze Person rausgelassen, nämlich die Nebenperson Nozomi, die dem Comic erst den Namen gibt, das sie als Sängerin das Lied "Elfen Lied" von Eduard Mörike (echtes Lied, schaut auf YT nach !) übt und es sogar Nyuu beibringt, die dieses Lied am Ende singt, kurz bevor sie stirbt.

Cover des Buches Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch (ISBN: 9783551358301)

Bewertung zu "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" von Michael Ende

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
Admiralvor 8 Jahren
Kurzmeinung: Eine schöne Geschichte über den Sieg des Guten über das Böse.
Die Uhr tickt.

Der Einband ist dreckig, die Seiten sind zerknittert, die Ecken zerknickt und die Farbe blättert ab. Ihr glaubt, es geht schon los ? Nein, das war nur meine Buchbeschreibung. >.< Ich hatte es mir mal auf dem Flohmarkt gekauft, glaube ich. Oder über Ebay. Da sah das Buch schon so aus. Das hat mich aber noch nie gestört, denn (das gilt mMn auch für Bücher !) auf die inneren Werte kommt es an. Und bisher habe ich mit Michael Ende nur gute Erfahrungen gemacht (Die unendliche Geschichte, Momo. Ich glaube zu diesen beiden Büchern habe ich hier auch mal was geschrieben. Schleichwerbung, YEAH ! :D). Zweifelsohne kann ich dieses Buch auch in die Reihe der positiven Erfahrungen einreihen.


Hier in diesem sehr kurzen Buch (das auch mal schnell an einem einzelnen Nachmittag runtergelesen ist) versuchen sich zwei tollpatschige, aber herzensgute Tiere gegen 2 urböse Menschen zur Wehr zu setzen und deren Realisierung von saumäßig bösen Absichten zu verhindern: Michael Endes "Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch" (1998).


Die Welt geht immer mehr vor die Hunde: Flüsse werden giftig, Bäume sterben ab, Tiere sterben, etc. Die Tiere berufen eine Versammlung ein und wollen herausfinden, wer dahinter steckt. Denn eines ist ihnen klar: das sind alles keine Zufälle ! Und die Menschen checken gar nichts. Also verteilen die Tiere überall als Haustiere getarnt ihre Spione und versuchen dem Übertäter auf die Schliche zu kommen. Doch solltet ihr jetzt besser nicht an Spione im Stile James Bonds denken: unsere protagonistischen "Superspione" sind erstens eine dicke, faule und etwas schwer von Begriff seiende Katze, die sich für von ritterlichem Geblüt hält und zweitens ein rustikaler, von Federausfall und Reissmatismus geplagter Rabe. Sie kommen einem Zauberer und einer Finanzverwalterin (?) auf die Schliche, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Nur leider konnten sie den Pakt für dieses Jahr (die Welt auf unterschiedlichste Arten zu peinigen) bis zum letzten Tag 7 Stunden vor Neujahr nicht einhalten und der offizielle Pfänder des Teufels droht, die beiden in persona zu pfänden. Also tun sich die beiden Rivalen (Zauberer und Finanzverwalterin) zusammen und brauen einen satanarch... etc. Wunschpunsch. Unsere beiden tierischen Spione wollen das allerdings verhindern.




Die Kapitel sind sortiert und tituliert nach den Uhrzeiten von 17 Uhr an bis 24 Uhr des letzten Tages des Jahres. Es ist quasi ein Countdown. Das ist sehr nett gemacht. Zum Ende will ich euch eines ganz offen sagen: wie es ausgeht, ist vom ersten Moment an klar. Wendungen und Einzelaspekte lassen sich auch ganz offenkundig vorhersehen. Der Spannungsbogen ist nur mäßig spannend. Doch ist das mMn nicht ganz so schlimm, da es das Buch darauf auch nicht so ganz abgesehen hat (vgl. dagegen bspw. Momo ! Dort ist es anders. ;D). Das Buch punktet stattdessen mit lockerer Kurzweil und mit angenehmen Charakterzeichnungen. Unserer beiden Tiere sind echt nett gezeichnet in ihren Charakterzügen.
Einige Handlungsstränge regen auch bewusst zum Nachdenken an: "Menscherei", der Hinweis, dass Menschen sowieso nichts mitbekommen und deswegen die Tiere selbst die Welt retten müssen, sind so 2 Beispiele.




Alles in allem ein durchaus angenehmes und schön lesbares (Kinder !?)Buch mit gut gelungenen Wortspielereien.

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