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Ajani

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Königsschwur (ISBN: 9783453315990)

Bewertung zu "Königsschwur" von Joe Abercrombie

Königsschwur
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Königsschwur ist solide und unterhaltsam geschriebene All-Age-Fantasy, für meinen Geschmack jedoch etwas zu seicht.
Königsschwur

Königsschwur ist in jedem Fall ein ungewöhnlicher Fantasy-Roman, denn es gibt keine Zauberer, Elfen oder Orks, und auch keine sonstigen übernatürlichen Mächte. Es spielt auf der Erde, im heutigen Schweden, doch in einer mittelalterlich anmutenden Gesellschaft. Alleine das macht das Buch schon lesenswert.
Mit dem Protagonisten Yarvi, einem Prinzen mit verkrüppelter Hand, der verraten und in die Sklaverei verkauft wird, blieb der Autor gefühlt seiner Linie treu, über gebrochene Helden zu schreiben. Eine Disziplin, die er hervorragend meistert.

Auch bei Brutalität und Gewalt wurden für mein Empfinden erstaunlich wenig Abstriche gemacht, wenn man bedenkt, dass sich das Buch auch an eine jüngere Zielgruppe richtet.
Dafür sind die Charaktere für meinen Geschmack recht einfach und durchschaubar gehalten. Es gibt die Guten, die Bösen und die, die einmal die Seite wechseln. Grautöne sucht man leider vergebens. Auch die Story verläuft eher schnörkellos und linear. Der Schluss ist gut und fügt alle Puzzleteile schön zusammen.
Und während ich mir absolut sicher bin, dass jüngere Leser dieses Buch lieben werden, so fehlte mir doch ein wenig das Besondere. 

Cover des Buches Reinkarnation ist nichts für Feiglinge (ISBN: 9783442748334)

Bewertung zu "Reinkarnation ist nichts für Feiglinge" von Fredrik Brounéus

Reinkarnation ist nichts für Feiglinge
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein kurzweiliges Lesevergnügen, das Lust auf mehr macht.
Nichts für Feiglinge aber lustig

„Als hätten der Dalai Lama und Douglas Adams gemeinsame Sache gemacht“, steht im Klappentext. Nachdem ich das Buch gelesen habe, muss ich zugeben, dass es wohl eines der wenigen Male ist, in denen nicht zu viel versprochen wurde. Denn was als seichter Roadtrip eines hormongesteuerten Teenagers beginnt, gewinnt mit der Zeit immer mehr an Tiefe. Den Leser erwarten fantastische Abenteuer und absolut absurde Szenen. Kein Wunder, schließlich treffen hier unter anderem amerikanische Regierungsagenten, schriftkundige Insekten, ein Geisterauto samt Fahrer, ein buddhistischer Mönch mit miserablen Englischkenntnissen und die Reinkarnation von Adolf Hitler aufeinander.
Es ist ganz klar, dass diese Art von Humor nicht für jedermann funktioniert. Wer die überaus mitteilsamen Naturerscheinungen noch mit einem Schulterzucken hinnimmt, wird spätestens beim inneren Monolog des Protagonisten, der in diesem Fall sehr schnell zum Dialog wurde, die Stirn runzeln. Ganz richtig, das Gehirn des Protagonisten unterhält sich mit Herz, Mund, Ohren, Nieren und so weiter. Wer jetzt an Otto Waalkes‘ „Milz an Großhirn, Milz an Großhirn: Soll ich mich auch ballen?“ denken muss, der hat eine recht gute Vorstellung davon, wie das abläuft. Mich hat das zu Beginn sehr gestört, aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und mochte es zum Schluss sogar.
Mit den Charakteren bin ich leider nicht so richtig warm geworden. Dazu waren sie auf der einen Seite viel zu oberflächlich, auf der anderen auch viel zu abgeklärt. Und wenn ein Charakter selbst sich nur als Teil einer Reihe von Inkarnationen sieht, weshalb sollte es mich dann mehr kümmern als ihn selbst, wenn ihm etwas geschieht? Zudem vertragen sich Humor und Charakter-Drama bekanntlich nicht so gut, und in diesem Buch überwiegt der Humor.
Das Buch ist äußerst unterhaltsam und deshalb schnell gelesen. Am Ende war ich weder traurig noch glücklich, sondern hatte das gute Gefühl zuversichtlicher Gelassenheit. Und alleine dafür schon möchte ich es mit ganz vielen Menschen teilen.


Aufmachung
Das Taschenbuch überzeugt mit angenehmer Haptik und gefälligem Layout und Satz. Das Cover hat bei mir leider sehr schnell Stöße an den Ecken und Knicke am Rücken bekommen. Der dezent eingesetzte Spotlack gefällt mir super.
Der wahre Hingucker sind jedoch die Illustrationen im Inneren, die aussehen, als hätte der Zeichner direkt mit dem Bleistift in mein Buch gemalt. Ein bisschen schade fand ich, dass diese Bilder in ein paar Fällen mehrfach verwendet wurden, in einem Fall drei Mal, im anderen mit nur einer Seite dazwischen.

Cover des Buches Die Kunst des achtsamen Putzens (ISBN: 9783641124960)

Bewertung zu "Die Kunst des achtsamen Putzens" von Keisuke Matsumoto

Die Kunst des achtsamen Putzens
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Mehr bericht als Anleitung, aber man bekommt trotzdem Lust, es nachzumachen.
So putzen Zen-Mönche!

Für die meisten von uns ist Putzen wohl vor allem eine lästige Tätigkeit, die man so schnell wie möglich hinter sich bringen will. Aggressive Putzmittel und spezielle technische Geräte sollen uns dabei helfen, so wenig Zeit und Mühe wie nur möglich in eine saubere Wohnung zu investieren.


Ganz anders ist das zum Beispiel in buddhistischen Zen-Klöstern, in denen Putzen als meditative Kunst praktiziert wird. Es geht nicht primär um Schnelligkeit, sondern um die Gründlichkeit und Aufmerksamkeit, mit der diese Arbeit ausgeführt wird. Die investierte Mühe – so die Theorie – ist wohltuend für den Charakter und das Ergebnis erlaubt Besuchern und Bewohnern, sich in ihrem Umfeld ruhig und konzentriert zu fühlen.


Man sollte sich bei diesem Buch bewusst sein, dass es von einem (ehemaligen) japanischen buddhistischen Mönch geschrieben wurde, weshalb sich auch kein ausgefertigter Haushaltsplan für die fünffache alleinerziehende Mutter aus Wanne-Eickel darin findet. Auch bietet der Autor keinerlei Abkürzungen an, mit denen man zum Beispiel in fünf Minuten pro Tag einen perfekten Haushalt bekommt.
Stattdessen erhält man einen seltenen Einblick in das Leben im Kloster, jenseits von Meditation und Ritus.


In den einzelnen Kapiteln, die sich etwa mit allgemeinem Arbeitsmaterial, verschiedenen Zimmern oder dem Gartenbereich befassen, erläutert der Autor die Vorgehensweise in seinem Tempel. Er geht darauf ein, welche Kleidung getragen wird und warum, wie und wann geputzt wird, welche natürlichen Putzmittel für die jeweiligen Bereiche verwendet werden und wie am Ende das Arbeitsmaterial selbst gepflegt wird. Wiederholt widmet er sich auch dem Thema der Wiederverwertung und Reparatur von Gegenständen und Kleidung. Leider fallen viele Abschnitte recht kurz aus, obwohl ich mir etwas mehr Details erhofft hatte. Auch wenn der Autor erwähnt, dass etwas ganz leicht selbst zu machen ist, hätte ich mich über die entsprechende Anleitung gefreut.

Cover des Buches Couchsurfing im Iran (ISBN: 9783890294544)

Bewertung zu "Couchsurfing im Iran" von Stephan Orth

Couchsurfing im Iran
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Mit diesem Buch lernt man den Iran von einer vollkommen neuen Seite kennen.
Iran mal anders

Im Iran ist eigentlich alles verboten: singen, tanzen, Facebook, kurze Röcke, Kritik an der Regierung, Alkohol, jede Religion außer dem Islam und natürlich auch Couchsurfing (das bedeutet, bei fremden Menschen, die man über eine Plattform im Netz kontaktiert, eine oder ein paar Nächte zu übernachten). Die Iraner sollen nicht zu viel Kontakt mit Ausländern haben.

Grund genug für Stephan Orth, um sich dieses Land selbst einmal anzusehen, als Couchsurfer für knapp zwei Monate dort umher zu reisen und Kontakt mit der so restriktiv gehaltenen Bevölkerung aufzunehmen. Was er hinter dicken Vorhängen und fest verschlossenen Türen findet, sind absolut liebenswerte, interessante Menschen, die in Gedanken mindestens ebenso frei, wie im eigenen Land gefangen sind. Natürlich – wie er auch selbst anmerkt – lernt er nur einen bestimmten Teil der Iraner kennen: nämlich die, die englisch sprechen, sich mit Ausländern einlassen und bereit sind, gegen Gesetze zu verstoßen - wie etwa das Verbot, Couchsurfer aufzunehmen. Und doch bekommt man denke ich einen guten Eindruck davon, wie das Leben im Iran aussieht. Seien es alte Kriegsschauplätze, Staatspropaganda oder die drakonischen Strafen, die für Dinge drohen, die in Deutschland nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit wären. Oft genug wird der fröhliche Roadtrip durch ernste Zwischentöne unterbrochen.

Etwa in der Mitte befindet sich ein Block Farbfotografien von der Reise. Viele davon wurden unter Risiko aufgenommen und außer Landes geschmuggelt. Das musste ich mir bei der Betrachtung vor Augen halten, denn ansonsten wäre an den (durchaus gelungenen) Fotos von Kriegsdenkmälern, Anlagen und unverschleierten Frauen für mich nichts Besonderes gewesen.
Auch im restlichen Buch findet man Fotografien. Diese sind jedoch schwarz-weiß und eher amüsant als brisant.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, habe bei Behördenbesuchen und Polizeikontrollen mitgezittert, meinen Kopf über etliche Regeln und Gesetze geschüttelt und mich diebisch über den allgegenwärtigen Ungehorsam gegen den Staat gefreut.
Der Autor hat einen angenehmen, humorvollen Schreibstil, der mich regelmäßig zum Lachen brachte. Zudem wirkt sein Reisebericht auf mich durchaus glaubwürdig und frei von Beschönigungen, Übertreibungen oder Vorurteilen.

Cover des Buches Die Widerspenstigkeit des Glücks (ISBN: 9783453358621)

Bewertung zu "Die Widerspenstigkeit des Glücks" von Gabrielle Zevin

Die Widerspenstigkeit des Glücks
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein zauberhaftes Buch für gemütliche Schmökerstunden.
Kleinstadtcharme und Literatur - eine liebenswerte Mischung


Die Widerspenstigkeit des Glücks habe ich in einer Nacht durchgelesen, denn es gab keinen Punkt, an dem ich das Buch weglegen konnte, geschweige denn wollte.

Hat man sich erst einmal damit angefreundet, dass das Buch in Präsens verfasst wurde, ist man auch schon mittendrin zwischen schwankenden Bücherstapeln und dem Charme einer Insel-Kleinstadt.
Die Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen und der Buchladen schuf dabei einen zauberhaften Hintergrund. Besonders der Hauptcharakter, A.J. Fikry, ein griesgrämiger Buchhändler Ende 30, hat es mir angetan. Seine kompromisslose, ruppige Art im Umgang mit Büchern und Menschen lässt ihn zunächst sehr hart wirken, doch die Fassade bröckelt schnell. Aber auch die Nebencharaktere bekommen ihren Platz, und der Leser ausreichend Zeit um sie kennen und wenn nicht lieben, so doch zumindest verstehen zu lernen.
Insgesamt ist Die Widerspenstigkeit des Glücks nämlich eine ungemein (bitter)süße Erzählung von Menschen und Büchern, und wie sie sich finden und verlieren.

Jedes Kapitel wird von einer kurzen Betrachtung und persönlichen Gedanken des Buchhändlers A.J. Fikry zu einer bestimmten Geschichte eröffnet. Da man dabei stets seinen kritischen Verstand und seine spitze Zunge herauslesen kann, sind diese Teile extrem unterhaltsam.

Auch abseits dieser einleitenden Texte, die die Stimmung für das folgende Kapitel setzen, steckt dieses Buch voller kleiner und großer Weisheiten.
Die Autorin schafft es, mit wenigen Worten ein rundes Bild und eine dichte Atmosphäre zu schaffen. Hier muss man wohl auch der Übersetzerin danken. Viele Stellen waren so wunderbar malerisch und humorvoll, dass ich sie unbedingt laut vorlesen wollte.

Das Buch ist schneller zu Ende, als mir lieb war, doch ich beende es mit einer Liste an Kurzgeschichten an der Hand, die ich trotz A.J.F.s kritischem Urteil gerne einmal lesen möchte.

Cover des Buches Das Geräusch einer Schnecke beim Essen (ISBN: 9783492302371)

Bewertung zu "Das Geräusch einer Schnecke beim Essen" von Elisabeth Tova Bailey

Das Geräusch einer Schnecke beim Essen
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein zauberhafter Bericht über ein unscheinbares Lebewesen.
Absolut faszinierend

Elisabeth Bailey hat sich intensiv mit einer kleinen Waldschnecke und deren großer Verwandtschaft befasst und dabei eine intensive Zuneigung für sie entwickelt - und die steckt an.

Mit viel Sprachgefühl schildert die Autorin, wie die Schnecke ihre Umgebung erkundet, auf Neues reagiert, trinkt, frisst und schläft. Dabei konnte ich die kleine Schnecke mit ihrem braunen Häuschen und ihren wedelnden Fühlern stets vor mir sehen.

Um ihrem neuen Haustier gerecht zu werden und die eigene Neugier zu befriedigen, liest sich Elisabeth Bailey in die Materie ein und teilt in unterhaltsamen Kapiteln allerhand Trivia. Was machen Schnecken im Winter? Welche Sinne haben sie? Und wie konnte sich so ein kleines, langsames Lebewesen eigentlich über die ganze Erde verbreiten, selbst auf Inseln?

Ein jeder Teil des Buches und jedes Kapitel wird mit einem Zitat eingeleitet. Sei es aus A History of the Earth and Animated Nature von Oliver Goldsmith, ein Haiku oder etwas aus der Feder von Rainer Maria Rilke: Ein jedes Zitat zeichnet ein anderes Bild und weckt neue Gedanken im Leser. Zugleich illustrieren sie hervorragend, wie viele Menschen sich bereits ebenfalls voller Faszination mit diesen schleimigen kleinen Wirbellosen befasst haben.

Cover des Buches Schöne Ruinen (ISBN: 9783896674999)

Bewertung zu "Schöne Ruinen" von Jess Walter

Schöne Ruinen
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Tolle Geschichte, etwas unterkühlt
Tolle Geschichte, etwas unterkühlt

Hier schreibt ein intelligenter Mann - das war mir schon klar, als ich die Zusammenfassung zu „Schöne Ruinen“ las. Und darum habe ich mich (was sonst nie passiert) ohne vorherige Leseprobe für diesen Roman entschieden.
Dass Jess Walter auch von seinen Lesern ein Mindestmaß an Mitarbeit fordert, wurde mir dann zu Beginn von Kapitel Zwei bewusst, dessen erster Satz ganze elf Zeilen einnimmt. Trotzdem bleibt die Erzählstimme angenehm schnörkellos und verständlich, mit geschickt eingesetzten Beschreibungen, die scheinbar mühelos eine Atmosphäre schaffen, die unter die Haut geht. Alleine der Sprache wegen ist dieses Buch schon ein Lesegenuss.

Hier schreibt auch ein großartiger Erzähler, der über fünf Jahrzehnte und mehrere Handlungsstränge mit einer großen Besetzung perfekt jongliert. Trotz der vielen Hauptpersonen und unterschiedlichen Zeiten, in denen die Geschichte spielt, war ich niemals verwirrt oder musste zurück blättern. Sehr gut gefallen haben mir die Einschübe in Form von Manuskripten oder Drehbüchern, die einige Hauptpersonen über ihr Leben verfasst haben. Für mich waren das die stärksten Momente im Buch, und sind mir am lebhaftesten in Erinnerung geblieben.
Leider war nämlich unter den vielen Hauptcharakteren keiner, der mir so recht sympathisch werden wollte. Jeder einzelne von ihnen war mir zu abgeklärt und egoistisch. Der Einzige, der jemals versuchte, zu verstehen, was die anderen eigentlich wollen, war ironischerweise der Gegenspieler.
So kommt es auch, dass die ganze Geschichte mich emotional kaum berührt hat, was ein Jammer ist, wenn man bedenkt, dass es um eine Liebesgeschichte geht. Oder genauer genommen um eine Vielzahl an Liebesgeschichten.
Am Ende hatte ich aber viel Spaß mit diesem Buch, habe mich gut unterhalten gefühlt und oft gelacht. Von diesem Autor würde ich gerne noch mehr lesen, vielleicht zu einem anderen Thema.

Aufmachung
Das Hardcover ist schön dick und hat eine interessante Strukturprägung. Der Schutzumschlag ist ebenfalls strukturiert und von weicher, offener Qualität, die leider schnell Lesespuren in Form von Knicken und Rissen bekommt. Das Layout ist schlicht, elegant, und angenehm für die Augen. Die Verwendung von Initialen, echten Kapitälchen und Mediävalziffern tröstet mich dann auch über den Blocksatz hinweg, der meiner Meinung nach makrotypographisches Augenpulver ist.

Cover des Buches Ich habe mich verträumt (ISBN: 9783862787241)

Bewertung zu "Ich habe mich verträumt" von Kristan Higgins

Ich habe mich verträumt
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Gelungener Liebesroman mit interessanter Protagonistin
Gelungener Liebesroman mit interessanter Protagonistin

Mit „Ich habe mich verträumt“ hatte ich zugegeben einen schweren Start. Fast dachte ich schon, ich hätte mich einfach geirrt, und Liebesromane sind mir nach wie vor zu flach (dabei klang der Klappentext doch so vielversprechend).

Schuld daran war zum Einen die flapsige Erzählstimme, die sich mehr wie ein Blog als wie ein Buch liest. Es ist flüssig und gut geschrieben, keine Frage, aber wenn ein Mann zum Beispiel immer als „der Typ“ bezeichnet wird, mag ich das einfach nicht. Außerdem spürt Grace (die Protagonistin) so oft ein Ziehen in ihrem Bauch, oder ein Kribbeln in ihren „Vernachlässigten Körperteilen“, dass ich zwischen Augenrollen und Belustigung schwankte, wann immer es wieder damit losging. Schlimmer war für mich jedoch die unglaublich duldsame Heldin, die sich scheinbar alles gefallen lässt, und sich auch noch darum sorgt, der kleinen Schwester, die ihr den Verlobten ausgespannt hat, die Schuldgefühle abzunehmen. Wer bitte macht so etwas? Ich sicherlich nicht, also konnte ich mich am Anfang mit Grace überhaupt nicht identifizieren, und sie nicht einmal verstehen.

Dass alles ein bisschen anders ist, als es zu Anfang scheint, und die Protagonistin durchaus Biss hat, zeigt sich erst gegen Mitte des Buches, und da fand ich sie dann richtig gut. Tatsächlich nimmt das Buch mit der Zeit ordentlich Fahrt auf, es kommt zu einer Menge Verwicklungen, und schon bald fieberte ich mit und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Das lag vor allem an der eigentlichen Hauptattraktion: Callahan O'Shea, der gut aussehende Nachbar, Schreiner und Ex-Knacki. Und alles könnte so schön sein, wenn sie ihm nicht gleich bei ihrem ersten Treffen ein Veilchen verpasst hätte.
Zum Schluss gibt es noch einmal ein paar tolle Überraschungen, viel Herzschmerz, ein tolles Finale, und für mich blieben keine Wünsche offen.

Ich habe bei diesem Buch gelacht, geweint, mich über Leute geärgert und gejubelt. Alles in allem ist es eine klare Leseempfehlung für alle, die gewillt sind, sich einzulesen und ein paar aufregende Stunden mit einem heißen Iren zu verbringen.


Aufmachung

Die Qualität des Softcovers ist außerordentlich gut. Nach einem Mal Durchlesen (Badewanne/unter dem Kopfkissen/in der Handtasche) sieht es immer noch aus wie neu.

Die typografische Gestaltung hingegen ist leider einfach nur lieblos. Der Titel sieht aus wie hingeniest. (Es hätte 5 Minuten gedauert, das von Hand zu spationieren.) Der Text im Inneren ist lesbar, aber: Der Satzspiegel ist zu nahe am Bund; Blocksatz, was zu sehr vielen getrennten Wörtern führt; die Kapitelüberschriften sind sehr unauffällig, die Initiale dagegen riesig und schnörkelig und fügen sich nicht so recht ins Gesamtbild; leider Proportional- statt Mediävalziffern für die Seitenzahlen; über etwas mehr Zeilenabstand hätte ich mich auch gefreut.

Cover des Buches Aufgebügelt (ISBN: 9783596174959)

Bewertung zu "Aufgebügelt" von Susanne Fröhlich

Aufgebügelt
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Nicht so gut, wie die Vorgänger, aber unterhaltsam.
Lustig und unterhaltsam

Mit Aufgebügelt habe ich mich prächtig amüsiert, viel gelacht, und oft einfach nur ungläubig den Kopf geschüttelt.
Anmerken muss ich hier, dass ich entgegen der Beschreibung im ganzen Buch weder Kontaktanzeigen, noch Ü-40 Partys, noch kuppelnde Freundinnen finden konnte. Das ganze Kennenlernen beschränkt sich rein auf den Bekanntenkreis und einen am Rande erwähnten Club für junge Leute.

Der lockere Schreibstil wirkt nicht aufgesetzt, sondern ganz natürlich. Er hat mich an eines dieser stundenlangen Telefonate mit einer lieben Freundin erinnert. Zahlreich eingestreute Lebenswahrheiten und Binsenweisheiten bremsen zwar die Handlung, aber da sie mit das Beste an diesem Buch sind, empfand ich das nicht als störend.
Schon auf der ersten Seite musste ich herzlich lachen, als der 70-jährige Schwiegervater der Protagonistin sich - angeregt durch ein gewisses Buch und sehr peinlich berührt - nach ihren Erfahrungen mit Handschellen erkundigen will, während sie im Stillen über die ärgerlich zartschmelzende Konsistenz von Toastbrot mit Nutella sinniert.
Die Protagonistin in Aufgebügelt (Mutter von zwei Teenagern, jenseits der vierzig, neuerdings Single) ist, wie schon im Vorgänger-RomanLackschaden, recht naiv und etwas hysterisch. Leider hat sie den Biss verloren, mit dem sie ihren nutzlosen Mann vor die Tür gesetzt hat. Nun braucht sie für jede Kleinigkeit Rat und Hilfe von Freunden, Nachbarn, dem Schwiegervater und sogar dem Ex. Das ist zwar nicht unrealistisch, aber doch etwas traurig zu lesen.
Die leicht karrikierten Nebencharaktere wirken sehr lebensnah, so dass ich mir bei fast jedem dachte: So jemanden kenne ich auch.

Am Anfang ist der zeitliche Ablauf etwas verwirrend, so dass ich mir oft nicht sicher war, wo im Zeitstrahl ich mich eigentlich gerade befinde. Man hüpft ein bisschen wahllos hin und her, wobei man bröckchenweise Informationen gefüttert bekommt. Zum Glück dauert das nicht sehr lange und die restliche Geschichte verläuft dann geordnet und übersichtlich.
Es gibt keine großen Überraschungen, und nichts, das einem schlaflose Nächte bereiten wird. Als lustige Urlaubslektüre zum Entspannen oder zur Aufmunterung ist Aufgebügelt deshalb gut geeignet.
Der Schluss hat mich leider von der Handlung her extrem an Lackschaden erinnert.


Die Andrea-Schnidt-Romane sind in dieser Reihenfolge erschienen:

Frisch gepresst 
Frisch gemacht 
Familienpackung 
Treuepunkte 
Lieblingsstücke 
Lackschaden 
Aufgebügelt 



Aufmachung

Beim Auspacken bekam ich erst einmal einen kleinen Schock, denn das Cover ist nicht so nett grapefruit-farben, wie es online aussieht. Der Schutzumschlag erinnert eher an eine Warnweste. Beim Lesen hat mich selbst der kaum sichtbare Umschlag-Farbstreifen am Seitenrand so irritiert, dass ich den Umschlag letztlich ausser Sichtweite deponiert habe.
Zum Glück ist das restliche Buch wunderschön. Der Einband ist ein pflaumiges Dunkelpink mit einer schlichten weißen Prägung am Rücken und die Seiten sind blütenweiß, genau wie das glänzende Kapitalband. Sehr erwachsen und elegant.
Die weißen Seiten sehen auch nach dem Lesen selbst an den Rändern noch wie neu aus und haben eine angenehme Dicke.

Die Textgestaltung ist wunderbar zum exzessiven Schmökern. Die Schrift ist genau richtig um in einem Haps das ganze Buch zu verschlingen, ohne dass die Augen dabei müde werden.
Selbst der verhasste Blocksatz ist hier mit so viel Fingerspitzengefühl verwendet worden, dass ich gar nicht meckern kann.

Cover des Buches Ehre (ISBN: 9783036956763)

Bewertung zu "Ehre" von Elif Shafak

Ehre
Ajanivor 9 Jahren
Kurzmeinung: Keine leichte Lektüre, aber ein tolles Buch.
Beeindruckend

Vielleicht war ich etwas zu blauäugig, als ich bei einem Buch mit dem Titel Ehre, das von einer türkischen Autorin geschrieben wurde, eine aufregende Geschichte über Integration und Emanzipation erwartete. Tatsächlich ist die Handlung ziemlich deprimierend, denn sowohl Frauen als auch Männer fallen in diesem Roman ihrer Kultur, den Zwängen und Tabus zum Opfer. Die Autorin lässt in ihrer einfülsamen Erzählung keinen Zweifel daran, dass unter all diesen Regeln niemand wirklich frei oder glücklich werden kann.

Die Handlung springt zwischen mehreren Jahrzehnten, sechs Hauptpersonen, einer Reihe von Nebencharakteren, und zwischen London und der Türkei hin und her. Da nahezu jede Person auch noch ohne Vorwarnung Flashbacks erlebt, ist das oft ziemlich chaotisch. Da halfen auch die eingefügten Daten zu Kapitelbeginn nicht mehr gegen die regelmässige Verwirrung, wo und bei wem die Geschichte denn gerade war. Ich brauchte stets ein paar Zeilen, um mich wieder zu orientieren.
Das gesagt, sind die vielen Charaktere denen man begegnet lebendig und einzigartig (vielleicht auch gelegentlich ein klein wenig klischeehaft) und auch wenn ich schnell meinen Liebling gefunden hatte, so sind doch alle zugleich liebenswert, glaubwürdig und tragisch.

Elif Shafak beschäftigt sich in diesem Roman mit einem sehr schwierigen und leider immer noch aktuellen Thema: dem "Ehrenmord". Wie kommt es dazu, dass aufgrund eines absurden moralischen Konstruktes Brüder ihre Schwestern und Söhne ihre Mütter töten? Eine richtige Antwort darauf habe ich bei der Lektüre nicht gefunden, vermutlich gibt es sie auch nicht. Aber zumindest bietet "Ehre" einen gewissen Einblick in die Verzweiflung und Einsamkeit, die die Beteiligten vielleicht umgibt.

Was die Spannung anbetrifft, war ich etwas enttäuscht. Viele Situationen waren mir zu vorhersehbar, oder der Ausgang stand ohnehin schon fest. Vor allem die wohl als große Überraschung geplante Wendung zum Schluß hin war für mich bereits ab der Mitte des Buches klar. Ich hätte mir gewünscht, dass man erst kurz vor der Auflösung die Puzzleteile zusammenfügen kann.
Trotzdem habe ich die Geschichte gerne gelesen und empfehle sie weiter.

"Ehre" wünsche ich mir schon bald in jeder Bücherei, damit es durch viele Hände geht und viele Menschen nachdenklich machen kann.

Aufmachung

Das Hardcover ist schlicht und edel. Der Schutzumschlag ist in Wirklichkeit übrigens viel schöner, als auf dem Bildschirm. Die Schrift ist nicht gelb, sondern golden und das Grün-Türkis wirkt nicht so giftig. Auch die Innengestaltung ist sehr gelungen, mit zurückhaltender Typografie, schönen Initialen und Mediävalziffern für die Seitenzahlen. Genauso gelungen sind die Kapitelüberschriften.

Zu meiner großen Freude gibt es sogar ein Lesebändchen und - was ich als absolut vorbildlich empfinde - einen Code um den Roman gratis als eBook herunter zu laden. Zwar übersteht das überraschend handliche Hardcover auch den Transport in der Tasche und viele Zugfahrten ohne abgestoßene Kanten oder Knicke im Umschlag, für Besitzer eines eReaders ist diese Option aber sicherlich praktisch.

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