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Alais

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Cover des Buches Unter einem Dach (ISBN: 9783499632198)

Bewertung zu "Unter einem Dach" von Henning Sußebach

Unter einem Dach
Alaisvor 12 Tagen
Kurzmeinung: Sympathisch und viel Selbstreflexion erzählte nicht immer einfache, aber beglückende Begegnung zwischen zwei Erfahrungswelten
Cover des Buches Ein seltsamer Ort (ISBN: 9783257072389)

Bewertung zu "Ein seltsamer Ort" von Banana Yoshimoto

Ein seltsamer Ort
Alaisvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Ein verträumtes Buch, an dem ich so ziemlich alles seltsam fand, das mich aber auch berührte und verzauberte
Ein etwas bizarres modernes Märchen

Wer sich gerne auf etwas Ungewöhnliches einlässt, wird an diesem Buch viel Freude haben. Es geht um zwei Schwestern, ein geheimnisvolles Schloss mit einem ebenso geheimnisvollen Gutsherrn, um Verlust, Trauer, neue Wege - und um Aliens. 

Der Schreibstil ist schön, elegant, nichts Außergewöhnliches, aber der Inhalt ist eine Herausforderung. Ich fühlte mich beim Lesen wie in einem bizarren Traum. Als verwirrend empfand ich unter anderem, dass mir gerade die realistischeren Elemente der Erzählung im Vergleich zu den fantastischen Elementen irgendwie seltsam vorkamen. Erzählweise und Dialoge wirkten manchmal auf mich etwas altbacken, dann aber immer wieder frisch, kühn und unerwartet, dabei fast ein bisschen kindlich.

Ich hatte das Gefühl, die Autorin schrieb ein sehr persönliches Buch, in das sie all das reinpackte, was sie bewegt, fesselt und bezaubert, ohne sich um Genregrenzen oder Erwartungen ihrer Leserschaft zu scheren, was mir sehr gefiel. Sie bezeichnet ihren Roman auch als eine Hommage an den klassischen Gruselfilm Phantasm und es hat sich für mich gelohnt, über diesen im Internet ein wenig zu recherchieren. Darüber hinaus enthält das Buch Anspielungen zu verschiedenen Werken der japanischen Kultur, wobei der Diogenes-Verlag bzw. die Übersetzerin die Lesenden sorgfältig mit den notwendigen Informationen versorgen, sodass Lesende wie ich, die nur wenige japanische Werke kennen, nicht im Nachteil sind.

Die Charaktere wirkten auf mich herzerweichend naiv, poetisch, märchenhaft, aber dadurch manchmal leider auch ohne Tiefe. Die meisten von ihnen prägt eine positive Grundeinstellung und irgendwie gleichen sie einander trotz äußerlicher Unterschiede sehr. Es ist nett und süß, von solchen Leuten zu lesen und darüber, wie liebevoll und versöhnlich sie miteinander umgehen, eine durchaus bewundernswerte Verhaltensweise, mein zynisches Ich aber musste ab und zu amüsiert und ungläubig den Kopf schütteln.

Im Großen und Ganzen war es für mich eine schöne, etwas verträumte und verspielte Geschichte, die ich trotz aller Seltsamkeit sehr gerne las.

Cover des Buches Fensterbrettgarten (ISBN: 9783706629836)

Bewertung zu "Fensterbrettgarten" von Deike Haßler

Fensterbrettgarten
Alaisvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Bietet viele gute Tipps für Anfänger:innen und Fortgeschrittene
Für ein grünes Paradies auch auf kleinstem Raum

Dieses wunderbare Buch für Fensterbankgärtner:innen ist innen wie außen in heiteren, sonnigen Farben gestaltet und genauso freundlich fühlte ich mich vom Text an die Hand genommen. Deike Haßler hat einen sehr angenehmen, lockeren Schreibstil, der dafür sorgt, dass sich das Buch trotz der Fülle an Informationen leicht liest. Sie duzt ihre Leserinnen und Leser, ermuntert sie und verbreitet eine positive Stimmung.

Ohne Garten und ohne Balkon bleibt mir gar nichts anderes übrig, als meine Fensterbänke zu bepflanzen, und ich hatte vorher schon einiges ausprobiert. Dennoch gelang es diesem Buch, meinen Horizont noch einmal stark zu erweitern - die Möglichkeiten eines Nutzgartens auf dem Fensterbrett sind wirklich erstaunlich!

Die Autorin gibt viele praktische Tipps von der Befestigung von Pflanzgefäßen an Fensterbänken bis hin zur Gewinnung von Samen aus geernteten Tomaten für die nächste Pflanzrunde und stellt eine ganze Reihe geeigneter Pflanzen für die Fensterbrettbepflanzung im Porträt vor, unterteilt nach Pflanzen für Außenfensterbretter und Pflanzen für Innenfensterbretter. Angesprochen werden vielfältige Themen wie Microgreens, Topfgröße, Vermehrung, vertikale Pflanzsysteme und vieles mehr. Besonders gefielen mir auch der Aussaat- und Erntekalender sowie die zahlreichen Abbildungen und das kleine Glossar am Ende.

Für mich war dieses Buch ganz wunderbar, da ich viel lernen und auch einige von mir eingeschlagene, leider falsche Wege korrigieren konnte. Es lässt sich gut in einem Rutsch lesen, eignet sich durch die praktische Übersicht und ein Register aber auch zum Nachschlagen einzelner Themen.

Ein sympathisches und wertvolles Buch für alle, die sich eine grüne Oase auf ihrem Fensterbrett wünschen!

Cover des Buches Der Erstgeborene (ISBN: 9783442494835)

Bewertung zu "Der Erstgeborene" von Michael Robotham

Der Erstgeborene
Alaisvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Hat mich positiv überrascht - mit vielschichtigen Charakteren und einer Spannung, die keine ekeligen Detaildarstellungen nötig hat
Überraschend gut

Michael Robotham macht vieles sehr viel besser als andere Thrillerautor:innen: In seinem Roman finden sich vielschichtige Charaktere, keine stupiden Gut- oder Böse-Schubladen, eine verantwortungsvolle und kompetente Darstellung psychischer Erkrankungen (während manche andere Autor:innen ihre Leser:innen genüsslich in Vorurteilen baden lassen), und, auch wenn es leider Ausnahmen gibt, Figuren, die sich in den meisten Fällen als reife Menschen erweisen, die nicht nervtötend klischeehaft reagieren.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Evie und Cyrus erzählt, die beide in ihrem Leben traumatisierende Erfahrungen machen mussten und auf unterschiedliche Weise äußerst starke, beeindruckende Persönlichkeiten sind. Cyrus, der als Psychologe seinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat und nun anderen hilft, wirkte auf mich fast schon zu perfekt, aber vielleicht kann seine beharrliche Güte auch schlicht als eine recht erfolgreiche Strategie angesehen werden, Grauen und Gewalt zu trotzen und ihnen etwas entgegenzustellen. Lieber mochte ich dennoch Evie, die Opfer von Missbrauch wurde und über die nicht immer ganz einfach zu ertragende Superkraft verfügt, genau zu erkennen, wenn Menschen lügen, Evie, die so verloren wirkt und dabei so unfassbar stark ist …

Die Erzählung kreist um Mord und auf vielerlei Weise mordende Menschen. Als sein schizophrener Bruder schrittweise wieder in die Gesellschaft integriert werden soll, wird Cyrus nicht nur mit seiner Vergangenheit, sondern auch mit der Gefahr der Fortsetzung einer blutigen Geschichte konfrontiert. Ungefähr zur gleichen Zeit versucht er einem Mann, der behauptet, zu Unrecht wegen des Überfalls seiner Nachbarin verurteilt worden zu sein, zu helfen, und berät die Polizei in einem grausamen Mordfall, der sich als Auftakt einer Serie entpuppt, während Evie versucht, im Berufsleben Fuß zu fassen, und unangenehme Erfahrungen macht ... Dieses Geflecht aus Schicksalen und grausigen Verbrechen erzeugt eine Spannung, die keine ekelhaften Detailbeschreibungen benötigt. Es ging für mich auch darum, was schlimme Erfahrungen aus Menschen machen, um Resilienz und darum, wie Menschen einander schaden oder im Gegenteil einander helfen und unterstützen können und wie vieles im Leben von unseren Entscheidungen und unserer Haltung abhängt, während wir leider vielem anderen ausgeliefert sind.


Cover des Buches Die schlafenden Geister des Lake Superior (ISBN: 9783423218771)

Bewertung zu "Die schlafenden Geister des Lake Superior" von Ben Aaronovitch

Die schlafenden Geister des Lake Superior
Alaisvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Mit allen Zutaten für eine gute Fantasy-Geschichte, aber einer Umsetzung, die mich leider nicht hundertprozentig begeistern konnte
Ein US-amerikanisches Spin-off zu Aaronovitchs Die-Flüsse-von-London-Reihe

Diese Fantasyerzählung mit Geistern, Eistornadas und unheimlichen Tierwesen spielt vor der eindrucksvollen Kulisse des Lake Superior an der Grenze zwischen den USA und Kanada. Dieses Setting war eine hervorragende Wahl: eine raue Gegend, die von eisiger Kälte, alten Mythen, der bewegten und nicht immer glorreichen Geschichte der USA und dem großen "Oberen See" mit all seinen düsteren Geheimnissen geprägt ist.

Hier ermittelt die für übernatürliche Fälle zuständige FBI-Spezialagentin Kimberley Reynolds, die auf der Suche nach einem ehemaligen Kollegen ist, der einen unheimlichen Vorfall gemeldet hat und danach verschwunden ist. Kimberley ist quasi das US-amerikanische Pendant zu Peter Grant vom Scotland Yard in London aus Aaronovitchs Die-Flüsse-von-London-Reihe, zu dem sie auch gelegentlich in Kontakt steht. Das ist ein Punkt, der mir sehr gefiel: Durch diese Verbindung wird die Flüsse-in-London-Romanwelt ausgebaut, erscheint so authentischer und Fans der Reihe können mit diesem Buch noch tiefer in diese Welt eintauchen.

Mit ihrer christlichen Prägung ist Kimberley eine etwas ungewöhnliche Heldin. Ungewöhnliches finde ich eigentlich gut, aber weder war sie mir sympathisch noch hatte sie irgendetwas Interessantes an sich. Letzteres galt auch für die meisten anderen Figuren, abgesehen von einem Jungen, der allerdings erst spät in die Geschichte eintrat. Selbst die unheimlichen Wesen, die in dieser Geschichte ihr Unwesen treiben, wirkten zwar angemessen gruselig und gefährlich, aber auch etwas flach und eindimensional - sehr schade. Als Drehbuch hätte dieses Buch vielleicht besser funktioniert, da die Schauspieler:innen ihr Talent einbringen und die Figuren mit mehr Leben und Tiefe hätten erfüllen können. Leider ging es mir wie schon so oft bei Aaronovitchs Büchern, nur hier in besonders starker Ausprägung: Alle Zutaten für eine gute Geschichte sind vorhanden, aber die Umsetzung ist einfach nicht überzeugend. Die Geschichte liest sich flott, es geschieht viel und eigentlich auch ziemlich Aufregendes und dennoch konnte für mich keine richtige Spannung aufkommen, da mir die Hauptfiguren nicht nahe genug waren.

Fast schon interessanter war für mich die deutsche Übersetzung, da die Übersetzerin Christine Blum etwas andere Sprachgewohnheiten hat als ich ("der Level" statt "das Level" (wobei das keine Kritik sein soll, beide ist korrekt) und das Wort "verpuscheln" kannte ich noch gar nicht). Das empfand ich als bereichernd. 

Fazit: Für mich leider kein Highlight, aber ein Buch, das sich leicht liest, unterhaltsam und auch schön gruselig ist.

Cover des Buches Bei Sonnenaufgang. Der siebte Fall für Gamache (ISBN: 9783742419248)

Bewertung zu "Bei Sonnenaufgang. Der siebte Fall für Gamache" von Louise Penny

Bei Sonnenaufgang. Der siebte Fall für Gamache
Alaisvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Gemächlich, aber charmant mit einigen brillant-witzigen oder tiefberührenden Momenten
Cover des Buches Letzte Gefühle (ISBN: 9783407867858)

Bewertung zu "Letzte Gefühle" von Sabrina Görlitz

Letzte Gefühle
Alaisvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Bietet interessante Denkanstöße
Über die bunten Seiten des Todes

Sabrina Görlitz hat sich schon sehr früh im Leben mit dem Thema Tod auseinandergesetzt und sich später durch das lange Sterben ihres Vaters und ihre darauffolgende Tätigkeit als Sterbebegleiterin noch intensiver mit den Themen Sterben und Trauern beschäftigt. Von dieser intensiven Betrachtung, ihrer persönlichen Erfahrung und ihren vielen Begegnungen mit Sterbenden und ihren Angehörigen profitiert ihr Buch, das eine Fülle interessanter Denkanstöße zu einer Thematik bietet, der wir uns letztendlich alle dann und wann im Leben stellen müssen.

Es ist ein sehr persönliches Buch, eher die Autobiographie und der Erlebnisbericht einer Sterbebegleiterin als eine bloße allgemeine Betrachtung. Vor allem aber ist es ein Buch, das eine Mutter voller Fürsorge für ihren Sohn schrieb, um ihm den Umgang mit einer Thematik zu erleichtern, die sie selbst viele Jahre lang stark belastet hat. Sabrina Görlitz ist definitiv kein Mensch, der so leicht verdrängt wie meisten anderen. Während beispielsweise ein gewisser Politiker schon meint, es sei alles okay und Klimaschutz völlig überbewertet, weil die Welt ja morgen noch nicht untergeht, denkt sie sehr viel weiter und machte sich sogar schon bei der Geburt ihres Sohnes Gedanken um seinen Tod und schließlich auch Sorgen darum, wie er eines Tages mit ihrem Tod umgehen wird. Mir gefällt ihr mutiger Ansatz, sich dem, was sie belastet, zu stellen und so für sich und andere einen Weg zu finden, damit besser umzugehen.

Die Autorin schreibt voller Herzblut und gewährt ehrlich und einfühlsam Einblick in ihr eigenes Leben und das Leben und der Sterben einiger der Menschen, die sie begleitete. Trotz der düsteren Thematik liest sich der Text leicht. Sie formuliert treffsicher, schreibt ansprechend und schnörkellos - ihre journalistische Ausbildung macht sich bemerkbar. Und tatsächlich ist das Buch auch gar nicht so düster, obwohl sie weder verdrängt noch schönredet, sondern vermittelt eine warmherzige, positive Einstellung. Ich empfand es zwar nicht als Trostbuch, dennoch gelingt es ihr, die vielfältigen, bunten Seiten des Todes und des Sterbens zu zeigen. Ganz besonders gefielen mir die Technik, die sie als "Geschichtenpflegerin" anwendet, und die Wertschätzung der einzelnen Menschen, die damit einhergeht.

Viele ihrer Gedanken empfand ich als bereichernd, in einem für sie ganz zentralen Punkt, nämlich in Bezug auf ihr rein negatives Bild von der Hoffnung, konnte ich ihr jedoch nicht folgen. Ich habe den Eindruck, dass sie in dieser Hinsicht etwas zu stark von ihrer eigenen Geschichte vom Sterben ihres Vaters traumatisiert ist.

Auf jeden Fall aber tat es mir in der Trauer um meine Mutter gut, mich mit diesen Gedankengängen auseinanderzusetzen, denn in dieser Gesellschaft, die den Tod so gerne verdrängt, kann man sich in Trauerphasen, insbesondere wenn diese etwas länger andauern, ansonsten manchmal sehr allein fühlen. Ein wertvolles Buch mit vielen Facetten!

Cover des Buches Steinkalt (ISBN: 9782496714388)

Bewertung zu "Steinkalt" von Isa Klink

Steinkalt
Alaisvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Grausame Taten vor der eindrucksvollen Kulisse des Schwarzwalds - ein fesselnder Krimi, mit viel Gefühl erzählt
Kalte Herzen

Die Kriminalpsychologin Cora Brecht hält sich aus privaten Gründen im Schwarzwald auf - sie möchte sich nach dem Tod ihrer Mutter um den Verkauf ihres Elternhauses kümmern. Doch dann geschieht ganz in ihrer Nähe Schreckliches ...

Mit seinen 343 Seiten zählt dieser Krimi zu den schlankeren Exemplaren seiner Gattung, dennoch geht er sehr in die Tiefe und hat viel zu bieten. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil, schreibt schön geformte Sätze mit bildhaften Beschreibungen. Neben der Krimihandlung entfaltet sich eine Liebesgeschichte und außerdem wird sehr einfühlsam die Adoption eines Hundes aus dem Tierheim geschildert. Letzteres hat mich positiv überrascht, hier wuchs dieser Krimi weit über sein Genre hinaus.

Ganz hervorragend gefiel mir auch der Schwarzwald als eine ein wenig unheimlich wirkende Kulisse. Wälder symbolisieren in Märchen das Unterbewusste, habe ich gerade erst gelesen. Und tatsächlich baut die Autorin auch sehr geschickt und sehr stimmig das Märchen "Das kalte Herz" von Hauff ein, das ebenfalls im Schwarzwald spielt.

Was für mich jedoch problematisch war: Wer Krimis liest, ist natürlich darauf vorbereitet, dass darin ein gewisses Maß an Gewalt geschildert wird, und dies ist auch hier der Fall. Dennoch hätte ich für dieses Buch eine Triggerwarnung wegen besonders schlimmer Tierquälerei für angebracht gehalten, wenn ich das auch nicht vernünftig begründen kann. Vielleicht deshalb, weil grausame Serienmörder:innen und ihre Taten in der Regel und zum Glück wie bei mir jenseits der eigenen Erfahrungswelten in der realen Welt liegen, sodass ich Krimis gerne als Schauermärchen lese und mir einbilde, es gäbe keinen Realitätsbezug. Bei Tierquälerei hingegen gelingt mir das nicht, dafür kommt sie einfach im "echten Leben" zu häufig vor, daher brachte mich dieser Roman leider ein bisschen an meine Grenzen. Ich habe beim Lesen eines Krimis selten so viel geweint wie bei diesem.

Dafür war mir die Protagonistin Cora sehr sympathisch – gerade, weil sie sich nicht immer vernünftig verhält und mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen hat. 

Ich hoffe daher, dass es noch viele weitere spannende Fälle mit ihr geben wird!

Cover des Buches Reiseziel Weltraum (ISBN: 9783846409053)

Bewertung zu "Reiseziel Weltraum" von Ulrich Walter

Reiseziel Weltraum
Alaisvor 4 Monaten
Kurzmeinung: Atemberaubende Bilder, faszinierende Informationen und praktische Tipps - eine spannende Lektüre, wenn auch manchmal ein bisschen polemisch
Urlaub im All

Ulrich Walter schöpft aus seiner eigenen Erfahrung als Astronaut und bietet einen spannenden, abwechslungsreichen und praxisnahen Einblick in die Raumfahrt, wobei er den Schwerpunkt auf die sich gerade entfaltende Wunderwelt des Weltraumtourismus legt. 

Ich muss gestehen, dass ich etwas naiv an das Buch herangegangen bin und erst dachte, dass es vor allem um eine hypothetische Betrachtung zur augenzwinkernden Vorstellung der Raumfahrt geht. Tatsächlich sind die gegebenen Tipps jedoch sehr konkret, durchaus ernst gemeint und richten sich an künftige Weltraumtourist:innen - nur dass, auch wenn ich den Entwicklungsstand des Weltraumtourismus maßlos unterschätzt habe, die Wahrscheinlichkeit, dass auch nur ein Leser oder eine Leserin dieses Buches die Chance haben wird, ein solches Abenteuer für sich zu bezahlen, wohl noch für lange Zeit verschwindend gering sein wird. So hatte ich an ein paar Stellen das Gefühl, ein Buch zu lesen, das nicht für mich, sondern für die Multimilliardär:innen dieser Welt bestimmt ist, was meine Laune ziemlich trübte.

Aber Ulrich Walter hat auch seiner weniger vermögenden Leserschaft sehr viel zu bieten - von atemberaubenden Aufnahmen aus dem All bis hin zu ebenso atemberaubenden Beschreibungen, wie es sich anfühlt, ins All zu starten, Schwerelosigkeit zu erfahren, oder den "Overview-Effekt" zu erleben. Was mich aber auch besonders fasziniert hat, ist ein Überblick über die ersten Raumfahrtromane, die ihrer Zeit weit voraus waren (sogar noch lange vor Jules Verne verfasst!). Und gefreut habe ich mich über den neuen, erstaunlicherweise positiven Blick auf Jeff Bezos, den ich bei der Vorstellung der Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind, gewinnen konnte. So hat dieses Buch meinen Blick geweitet und durch die allgemeinverständliche Präsentation ist es sehr lehrreich und gleichzeitig unterhaltsam. 

Walter ist anzumerken, wie sehr er die Raumfahrt liebt. Das ist einerseits schön zu lesen, andererseits trübt es meinem Eindruck nach seinen Blick, wenn es um die negativen Auswirkungen der Raumfahrt geht. Seine Argumentation zur Frage der Klimaschädlichkeit hat mich leider überhaupt nicht überzeugen können - man kann doch nicht den CO2-Ausstoß eines Weltraumtourismus, der zurzeit nur einigen wenigen Menschen weltweit Nutzen bringt, mit dem CO2-Ausstoß der gesamten Menschheit vergleichen und so zum Schluss kommen, dass die Belastung vergleichsweise gering sei! Da wäre ein Vergleich des CO2-Ausstoßes der Weltraumreisenden mit dem CO2-Ausstoß einer äquivalenten Anzahl von Menschen auf der Erde angebrachter. 

Aber natürlich werden durch diese Reisen auch Erfahrungen und technisches Wissen gesammelt, die letztendlich eines Tages uns allen zugutekommen könnten - oder auf desaströse Weise für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Umso lesenswerter finde ich dieses Buch, das einen spannenden Blick auf die aktuellen Entwicklungen wirft und so eine erstaunliche Lücke in der Berichterstattung der Medien füllt.

Cover des Buches Mord im Filmstudio (ISBN: 9783740817367)

Bewertung zu "Mord im Filmstudio" von Beate Maly

Mord im Filmstudio
Alaisvor 4 Monaten
Kurzmeinung: Einfühlsam erzählter Krimi, der in der für mich immer wieder faszinierenden Zeit der 1920er Jahre spielt
Von Diven und Topfengolatschen

Dieses Buch mit seinem schmucken Jugendstilcover spielt gegen Ende der Stummfilmzeit in Wien. Im Mittelpunkt stehen die pensionierte Lehrerin Ernestine und der ehemalige Apotheker Anton, die zum ersten Mal in ihrem Leben als Statist und Statistin an einem großen Film mit rauschenden Kleidern mitwirken, worüber die eine mehr und der andere weniger begeistert ist. Dieses Abenteuer wird für sie unversehens zu einer Mordermittlung, als die amtierende Filmdiva ermordet wird …


Für mich war das die erste Begegnung mit dieser historischen Krimireihe, die in den 1920er Jahren in Wien spielt. Es ist anscheinend schon der achte Fall, aber ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse fehlen würden, und sowohl das ungewöhnliche Ermittlerpärchen Ernestine und Anton als auch ihre Familie wurden mir schnell vertraut. Vor allem Ernestine, die mit ihrer für die 1920er Jahre durchaus typischen Offenheit dazu beiträgt, dass sich die Geschichte frisch und beschwingt anfühlt, ist mir sehr ans Herz gewachsen.


Es bereitete mir große Freude, den österreichischen Lokalkolorit mit so verheißungsvollen kulinarischen Verlockungen wie „Topfengolatschen“ zu genießen und zusammen mit Anton und Ernestine in eine exzentrische Filmwelt einzutauchen. Doch diese birgt Abgründe, die von den Nazis perfektionierte Grausamkeit der Menschen untereinander wirft ihre Schatten voraus und Antons Schwiegersohn erlebt antisemitische Anfeindungen durch seine Kollegen bei der Polizei. Mit sehr viel Empathie nähert sich die Autorin auch sehr bedrückenden Themen und stellt ihnen die Menschlichkeit von Ernestine und Anton entgegen.


Ein lesenswerter Wohlfühlkrimi, der auch sehr ernste Seiten hat.

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"Das Universum scheitert für gewöhnlich daran, ein Märchen zu sein. Aber da kommen wir ins Spiel ..." (aus dem Doctor-Who-Special "Aus der Zeit gefallen", Drehbuch von Steven Moffat)

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