Bewertung zu "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" von Jonas Jonasson
An seinem hundertsten Geburtstag beschließt, Allen Karlsson zu fliehen.
Er klettert mit Bademantel und Pantoffeln aus dem Fenster seines Altersheims, klaut lässig einen Koffer voll Geld und verduftet per Bus.
Während seiner irrwitzigen Flucht lernt Allen einige skurrile Gestalten kennen, die sich ohne zu zögern mit ihm verbünden. Wie den 70 jährigen Gauner Julius, den Imbissbudenbesitzer Benny, der spontan zum Fahrer des Fluchtwagens befördert wird und die hübsche Gunilla, die Sonja, einen entflohenen Zirkuselefanten in ihrem Garten hält. Während ganz Schweden nach ihnen zu fahnden scheint, entrinnt die Gruppe durch absurde Zufälle, immer wieder jeglichen Übeltätern.
Nebenbei wird der Leser durch das 100-jährige Leben des Allen Karlssons geführt, der schon so einiges erlebt hat. Zufällig scheint der Held stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und greift so immer wieder in das Weltgeschehen der letzten 100 Jahre ein.
Hierbei trifft er nicht nur auf Franco, Einstein, Stalin und Truman, sondern arbeitet auch als Praktikant auf dem Militärstützpunkt los Almos, konstruiert die Atombombe und verbringt 30 Jahre im Arbeitslager Wladiwostok, weil er sich als Franco und Truman Anhänger outet.
Jonas Jonassen erzeugt durch seine schrulligen Charaktere und übertriebenen Handlungen eine Geschichte, voll skurriler Zufälle. Die Handlung befindet sich auf einem schmalen Grad zwischen grotesk, politisch und unterhaltsam und lässt den Leser selbst einen Mord Schulter zuckend als angebrachte Neigung begrüßen.
Allen Karlsson beeinflusst nicht nur etliche Male das Weltgeschehen, sondern zaubert auch dem Leser mit seiner mit seiner selbstverständlichen Art, nach jeder weiteren Geschichte aus seinem Leben ein schmunzeln auf die Lippen. Die Verknüpfung der beiden Handlungsstränge ist alles andere als verwirrend und steigert den Unterhaltungswert ungemein. Jonassen konstruiert mit seinem Roman eine kurzweilige Geschichte, die es dennoch faustdick hinter den Ohren hat und neben viel Gelächter auch für ein bisschen Geschichtliche- Bildung- mal- anders sorgt.