Wie oft fühlt man sich unangenehm an aktuelle Entwicklungen erinnert, wenn man sich auf diesen Roman einlässt: Der Circle ist ein fiktiver IT-Megakonzern in einer nahen Zukunft. Seine Technik und seine Software ist konkurrenzlos nutzerfreundlich, jeder will sie haben, jeder will sie nutzen, und das ist auch kein Problem, denn konkurrenzlos günstig sind die Produkte vom Circle auch noch. Der Haken? Mann muss seine kompletten Daten preisgeben, wenn man Tools vom Circle nutzen möchte.
Mae Holland machte sich darüber keine Gedanken, im Gegenteil, für sie sind die Visionen des Circle pures Gold, und dementsprechend dankbar ist sie, dass sie dort einen Job bekommen hat.
Genau an der Stelle steigt der Roman dann auch ein: Mae hat ihren ersten Tag im Circle, nimmt den Leser an der Hand und führt ihn durch eine großartige Welt voller luxuriöser Annehmlichkeiten, die ein Mitarbeiter des Konzerns genießen darf. Auch die Arbeit fühlt sich gut an, alle sind vernetzt, Rückmeldungen über ihre Erfolge kommen sofort, bei Niederlagen warten helfende Hände, um sie aufzubauen. Wie kommt ihr neidischer Expartner nur auf die absurde Idee den Circle zu kritisieren, und sich gar vor seiner Macht zu fürchten?
Nun, Dave Eggers gibt uns die Antwort darauf natürlich im Laufe des Romans, und er hat das großartig in Szene gesetzt. Man kann schon auf der ersten Seite schmecken, wie süß dieser vergiftete Honig ist, mit dem der Circle die ganze Welt an sich zu binden versucht, und obwohl man weiß, wie ungesund er ist, möchte man selbst ein wenig davon naschen. Schon nach ein paar weiteren Seiten kippt die Faszination in Unbehagen und wird schließlich zu echter Beklemmung - Großartig! "Der Circle" ist wahnsinnig spannend, faszinierend, unterhaltsam und gleichzeitig ist er den Entwicklungen in unserer Welt so nahe, dass sich einem die Nackenhaare aufstellen. Unbedingte Empfehlung!
