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Alira

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Cover des Buches Eine Frau am Telefon (ISBN: 9783552063624)

Bewertung zu "Eine Frau am Telefon" von Carole Fives

Eine Frau am Telefon
Aliravor 6 Jahren
Wenn Mutter anruft

Die 62jährige Charlene ist verwitwet, trinkt und raucht, und ruft ihre Tochter mindestens dreimal am Tag an.

Bei diesen Telefonaten erzählt sie – beleidigt, fröhlich, oder in hinterhältige Vorwürfe verpackt - von ihrem Hund, von den Männern, die sie im Internet kennenlernt, und von den Spitalsaufenthalten während ihrer Krebserkrankung. Die Antworten der Tochter müssen selbst dazugedacht werden, und am Ende des Buches hat man die Biografie einer lebenslustigen Frau gelesen, die im Alter einsam ist und von ihren Kindern etwas für ihren Einsatz als Alleinerziehende zurückhaben will.


Cover des Buches Auslöschung (ISBN: 9783518380635)

Bewertung zu "Auslöschung" von Wendelin Schmidt-Dengler

Auslöschung
Aliravor 6 Jahren
Kurzmeinung: Durchgehende Misanthropie und konstanter Kulturpessimismus
Die Kunst ist das Höchste und das Widerwärtigste gleichzeitig.*)

Die ersten hundert Seiten ziehen sich ermüdend in die Länge: Der Protagonist Franz-Josef Murau, ein Literaturprofesser, erzählt seinem Schüler Gambetti von sich und den Mitgliedern seiner Familie - und geht bei jedem Vergleich haushoch als Sieger hervor.

Interessant liest sich Seite 112 des bereits 1986 geschriebenen Romans, wo der Autor hellseherische Fähigkeiten beweist:

„Was für scheußliche Kreaturen in diesem Österreich heute die Macht haben! Die Niedrigsten sitzen jetzt oben. Die Widerwärtigsten und die Gemeinsten haben alles in der Hand und sind drauf und daran, alles, das etwas ist, zu zerstören….. Die Regierung betreibt eine ungeheuerliche Vernichtungsmaschine, in welcher tagtäglich alles vernichtet wird, das mir lieb ist.“

Oder auf Seite 118:
„Wir haben heute keinen tatsächlichen Sozialismus, nirgendwo auf der Welt, nur diesen verlogenen, geheuchelten, vorgetäuschten, das sollten Sie wissen. Wie diese heutigen Sozialisten keine tatsächlichen sind, sondern geheuchelte, verlogene, vorgetäuschte. Dieses Jahrhundert hat es zustande gebracht, das Ehrenwort Sozialismus in einer Weise in den Schmutz zu ziehen, daß es geradezu zum Erbrechen ist….“

Trotzdem bin ich diesmal von Thomas Bernhard – den ich nach wie vor sehr schätze – enttäuscht und habe die durchgehende Misanthropie und den konstanten Kulturpessimismus auf Seite 166 beendet. Den zweiten Stern vergebe ich für den Fleiß des Schriftstellers bzw. für die insgesamt 650 Seiten dieses Romans.

*) Zitat Thomas Bernhard


Cover des Buches Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen (ISBN: 9783956142000)

Bewertung zu "Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen" von Axel Hacke

Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen
Aliravor 6 Jahren
Kurzmeinung: Absolute Leseempfehlung!
Wie wollen wir miteinander umgehen?

Der Text des Buches handelt vom Zusammenleben der Menschen und der immer wieder auftretenden Frage „Wie wollen wir miteinander umgehen?“ Gerade in Zeiten, die immer rauer werden, sollte sich jeder mit dem Begriff „Anstand“ auseinandersetzen. Und weil es für „Anstand“ viele Definitionen gibt, ein paar Zitate aus diesem absolut lesenswerten Buch:

Es geht, wenn es um Anstand geht, um eine grundsätzliche Solidarität mit anderen Menschen, ein Empfinden dafür, dass wir alle das Leben teilen, ein Gefühl, das für die großen und grundsätzlichen Fragen ganz genauso gilt wie für die kleinen, alltäglichen Situationen.

Alle populistischen Führer unserer Zeit finden ihren Anhang nicht nur unter denen, die den Anschluss an ein wirtschaftlich auskömmliches Leben schon verloren haben, sondern es gibt auch halbwegs gut Situierte, die Angst haben, dass sie schon bald nicht mehr so gut situiert sein könnten. Es geht um die Angst vor dem Absturz und das Gefühl, dass diese Angst nicht wahrgenommen wird.

2017 hat man untersucht, wie zu diesem Zeitpunkt die AfD ihre Anhänger rekrutierten: Die AfD fand Unterstützer aus der Mitte der Gesellschaft. Sie sei „die Partei der sich ausgeliefert fühlenden Durchschnittsverdiener“. Der Menschen, die große Angst vor Katastrophen und vor dem Gefühl, auf die gegenwärtige Politik einen Einfluss nehmen zu können. Und diese Zukunftsangst konzentriert sich auf einen Punkt: die Zuwanderer aus anderen Ländern.

Wenn man Angst hat, ist es sehr nützlich, sich diese Angst einzugestehen. Weil sie durch Unterdrücken nämlich noch viel größer wird. Das heißt auch, sie nicht für sich behalten, sondern sie mit anderen zu teilen. Zu erfahren, dass man damit nicht alleine ist. Zweitens hilft es, den Verstand einzuschalten, soferne das möglich ist. Das bedeutet, Realität ins Spiel zu bringen und vernünftig mit dieser Angst umzugehen, damit diese Angst nicht zu Hass wird.

Wir leben in Frieden, in Freiheit und zu einem großen Teil auch in Wohlstand. Wenn es um unser Zusammenleben geht, kann ein wenig Interesse für die, mit denen man zusammenleben muss oder sogar will, nicht schaden.

Wem die allgemeine Wirklichkeit zu unüberschaubar und unkontrollierbar ist, wer das Gefühl hat, in dieser Wirklichkeit ein Niemand zu sein, einer, der nicht gefragt wird und der nichts zu sagen hat und ohne Zugriff ist auf die Entwicklung des Lebens im Großen und im Kleinen, der baut sich seine eigene Wirklichkeit. Weil der Mensch sich selbst nicht aushält, wenn er sich als komplett bedeutungslos empfindet.

Die Selbstradikalisierung vieler Menschen: ihre Flucht in einen Hass auf alles Fremde und Ungewohnte; in Ernährungsweisen, von denen man sich am Ende nichts anderes als die Rettung der Welt erhofft; in einen Fitnesswahn, der in die komplette Ich-Fixierung führt; in den Wahn einer politischen Korrektheit, in der jeder umstellt ist von Sprachgesetzen, die es um jeden Preis einzuhalten gilt; das alles ist Ausdruck jener großen Suche nach Sicherheit und Selbstwertgefühl in einer zutiefst verunsichernden Zeit. Am Ende führt es (und hat natürlich schon geführt) zu Fanatismus, zur Verschließung gegenüber dem anderen und Neuen, zur Unfähigkeit, was die Auseinandersetzung mit anderen angeht.

Es geht darum: Was will ich eigentlich selbst? Man muss eine Haltung haben, man muss sie sich erarbeiten. Und es hilft reden. Es hilft der Versuch, zu überzeugen. Das hört nie auf. Und vielleicht heißt, seinen Verstand zu gebrauchen: zu verstehen, dass der andere seine Gründe hat, warum er sich verhält, wie er sich verhält, und versuchen, diese Gründe zu verstehen. Reden hilft immer.

Wir müssen gewisse Kompliziertheiten in unserer Welt aushalten und verstehen, dass sie nicht lösbar sind, obwohl man versuchen muss, sie zu lösen. Und dass man sich die Flucht ins Simple verbietet.

Die Dummheit als Gefühlsfehler, die ihren Ursprung in Furcht vor dem Leben, in Angst vor der Zukunft, ja in Panik hat. Und in der Unfähigkeit, damit auf andere Art als hassend umzugehen.

Bestimmten Leuten bringt man natürlich nie Anstand bei. Man muss nur zusehen, dass sie nirgendwo Oberhand gewinnen und den Ton bestimmen dürfen.

Menschen, die gar nicht unanständig sind, werden manchmal von den Unanständigen einfach mitgezogen.

Der Mensch ist ein Herdentier. Er passt sich dem an, was in seiner Herde gilt, an Normen und Standards des Verhaltens, ob man das gut findet oder nicht – und deswegen muss man aufpassen auf das, was gilt.

Zu den wirklichen Fähigkeiten des Menschen gehört: hinter sich zu lassen, was in anderen Jahrtausenden wichtig war für sein Überleben, jetzt aber nicht mehr wichtig ist. Hinauszuwachsen über seine Instinkte, seine unmittelbaren Gefühle, seine Bequemlichkeit und Faulheit und Neigung zur Seelendummheit, über seine Standardeinstellungen und default settings. Zu dem zu finden, was ihm auch gegeben ist, was er aber bisweilen erst einmal in sich suchen muss: das Verstehen und den Verstand, alles, was er an Größe in sich trägt.

Und dabei ist nicht nur von denen die Rede, die wir verstehen, die uns ähnlich sind, die wir mögen, mit denen wir sympathisieren, die unsere Ziele teilen, die ein Leben führen, das aussieht wie unseres. Sondern auch von den Feigen, den Verängstigten, den Unverschämten, den Dummen, den Lauten, den Leisen, den Störrischen, den Fremden, denen wir etwas schulden. Was schulden wir ihnen? Jedenfalls Respekt und den Versuch, zu verstehen. Anerkennung, Rücksicht, Wohlwollen, Freundlichkeit und jene Solidarität, die Grundlage dessen ist, was wir den menschlichen Anstand nennen könnten.

Der eine Sache jedes Einzelnen ist und damit eine Sache von uns allen.

Cover des Buches Der Lügenpresser (ISBN: 9783218011075)

Bewertung zu "Der Lügenpresser" von Livia Klingl

Der Lügenpresser
Aliravor 6 Jahren
Kurzmeinung: Topaktuell und unterhaltsam, auch wenn die Ausdrucksweise des Protagonisten nicht immer authentisch wirkt.
Triple-A für den österreichischen Jungstar Kurz: Abschottung, Ausländer, Asyl

Dr. Schmied ist Außenpolitik-Redakteur der größten österreichischen Boulevardzeitung „Die Zeitung“.

Das Buch beschreibt eine Woche im Leben des studierten Historikers, der aus kleinen Verhältnissen stammt und mit vielen Veränderungen in seinem Land durchaus zufrieden ist.

Bis zwei unerwartete Nachrichten seine Welt zum Einsturz bringen und er zum Aktionisten wird.

Cover des Buches Die Hauptstadt (ISBN: 9783518427583)

Bewertung zu "Die Hauptstadt" von Robert Menasse

Die Hauptstadt
Aliravor 6 Jahren
Kurzmeinung: Wie die Lobeshymnen für dieses Buch zustande kommen, ist mir ein Rätsel.
Laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangweilig

Ich habe mich durch ca. 75 Seiten des E-Books gequält (normalerweise sind es nicht mehr als höchstens 30) und dachte lange, es läge an mir. Als jedoch der Referent Martin Susman  umständlich deutsche Unterwäsche für Auschwitz gekauft hat, war für mich endgültig Schluss.

Das Leben ist zu kurz für öde Literatur

Cover des Buches Nichts (ISBN: 9783423625173)

Bewertung zu "Nichts" von Janne Teller

Nichts
Aliravor 6 Jahren
Kurzmeinung: Sinnsuche - nicht nur für Jugendliche
Nicht nur für Jugendliche

In einem verschlafenen dänischen Ort häufen Jugendliche einen „Berg aus Bedeutung“ an, um die Behauptung „nichts ist von Bedeutung“, die ein ehemaliger Mitschüler und „Aussteiger“ getroffen hat, zu widerlegen.

In dem Buch geht es um die Frage, welchen Sinn das Leben haben kann bzw. haben sollte. Ein Weg zur eigenen Sinnsuche, für den es keinen allgemein gültigen Fahrplan gibt.

Cover des Buches Zwischen ihnen (ISBN: 9783446256804)

Bewertung zu "Zwischen ihnen" von Richard Ford

Zwischen ihnen
Aliravor 6 Jahren
Über das Leben der eigenen Eltern (eine Buchempfehlung von Denis Scheck)

Über das Leben der eigenen Eltern (eine Buchempfehlung von Denis Scheck)

Ein sich liebendes Elternpaar und ein Sohn, der von den beiden geliebt wird: Macht drei Menschen, die mit ihrem Leben zufrieden sind. Und das wiederum macht diese Lektüre unaufregend bis langweilig.

Gestört hat mich, dass der Autor im Kapitel über die Mutter vieles wiederholt hat, was er bereits vorher im Kapitel über den Vater berichtet hatte.

Cover des Buches Das Buch der Spiegel (ISBN: 9783442314492)

Bewertung zu "Das Buch der Spiegel" von E.O. Chirovici

Das Buch der Spiegel
Aliravor 6 Jahren
Bemüht

Durch das Fragment eines Manuskriptes, in dem über einen realen, nicht aufgeklärten Mord geschrieben wird, kann man den Mörder 28 Jahre nach der Tat doch noch ausfindig machen.

Der Beginn des Buches liest sich spannend, doch der Wechsel der Perspektiven tut der Handlung nicht gut, und ab ca. der Mitte des Buches wollte ich es nur noch hinter mich bringen.

Dafür war dann aber die Auflösung ebenso überraschend wie an den Haaren herbeigezogen...

Cover des Buches Nur weil ich Hypochonder bin, heißt das ja nicht, dass ich nichts habe (ISBN: 9783596296187)

Bewertung zu "Nur weil ich Hypochonder bin, heißt das ja nicht, dass ich nichts habe" von Andreas Wenderoth

Nur weil ich Hypochonder bin, heißt das ja nicht, dass ich nichts habe
Aliravor 6 Jahren
Kurzmeinung: Mit dem halben Volumen wäre es vielleicht noch amüsante Unterhaltung geworden.
Nur weil ich kein Hypochonder bin, heißt das ja nicht, dass meine Empathie grenzenlos ist

Ich habe das Buch gelesen, weil ich in der Bekanntschaft einen Hypochonder habe, den ich besser verstehen wollte.

Der Anfang des Buches hat mich begeistert, weil sich der Autor so wohltuend von diesem Bekannten unterscheidet, indem er viel Selbstreflexion und Humor hat.

Leider hat diese Begeisterung nicht lange angehalten, ab Seite 128 „Selbstdiagnose“ habe ich die Lektüre beendet, weil mich der Inhalt immer mehr gelangweilt hat und ich nichts Neues mehr über das Wesen eines Hypochonders erfahren habe – daher nur drei Sterne.

Anderswo habe ich gelesen, dass Hypochonder mit ihrem Leben insgesamt unzufrieden sind. Aber anstatt ihr Leben zu ändern, flüchten sie in ihre eingebildeten Krankheiten.

Dieses Resümee scheint mir – wenn ich besagten Bekannten vor Augen habe – plausibel.

Cover des Buches Die Frau an der Schreibmaschine (ISBN: 9783442748877)

Bewertung zu "Die Frau an der Schreibmaschine" von Suzanne Rindell

Die Frau an der Schreibmaschine
Aliravor 6 Jahren
Als das Zehnfingersytem noch als besondere Fertigkeit galt

Die ernsthafte, prüde Rose ist im Waisenhaus aufgewachsen, lebt in einfachen Verhältnissen und arbeitet in den 20er Jahren als Schreibkraft in einem New Yorker Police Department.

Dort lernt sie eine weitere Schreibkraft - ihr Pendant - kennen: Odalie ist eine wohlhabende, aufsehenerregende, unternehmungslustige junge Frau.

Aus den beiden Kolleginnen werden beste Freundinnen: Die vom glamourösen Leben Odalies faszinierte Rose gibt innerhalb kurzer Zeit alle ihre Grundsätze auf und verwandelt sich vom unscheinbaren Entlein zum Ebenbild ihrer schönen Gefährtin.

Und dann wird es unübersichtlich: Ein ungeklärter Todesfall sowie der Verrat ihrer Freundin bringt Rose hinter Gitter und den Roman zu einem überraschenden Ende.

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