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Alju

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Insel der verlorenen Erinnerung (ISBN: 9783746639031)

Bewertung zu "Insel der verlorenen Erinnerung" von Yoko Ogawa

Insel der verlorenen Erinnerung
Aljuvor einem Jahr
Ein Buch zum Nachdenken....

𝗪𝗼𝗿𝘂𝗺 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝗲𝘀?

Jedes Mal wenn auf der Insel Dinge verschwinden, wundern sich die Bewohner der Insel nicht mehr sonderlich darüber. Denn sie wissen: das Regime hat beschlossen, dass diese Dinge verschwinden müssen - aus ihrem Leben und auch aus ihren Erinnerungen. Und so verblassen Erinnerungen an Vögeln, an Fähren und bald gibt es auch keine Haarbänder mehr. Doch wohin soll dies alles führen? Und was geschieht mit den wenigen Menschen, bei denen diese "verbotenen" Erinnerungen einfach nicht verblaßen?

Die Autorin Yoko Ogawa gehört zu den wichtigsten japanischen Autorinnen ihrer Generation und wurde bereits mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Übersetzt wurde das Buch von Sabine Mangold.

𝗠𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗲𝗶𝗻𝘂𝗻𝗴:

Dieses ist eine schöne und gleichzeitig eine traurige Geschichte - eine Geschichte über das Vergessen, den Verlust und die Einsamkeit. Aber auch über das Bewahren und sich Erinnen. 

Als Leserin habe ich die namenlose Protagonistin in ihrem Leben auf der Insel begleitet, mit ihr zusammen angesehen, wie Stück für Stück immer mehr Dinge auf der Insel in der Vergessenheit verschwinden. Bin häufig frustriert darüber gewesen, dass die Bewohner dieses radikale Ausradieren einfach hinnehmen und gleichzeitig fassungslos über die Härte der Erinnerungspolizei. Dieses Buch brachte mich zum Nachdenken, über den Wert persönlicher Gegenstände und darüber, welche Bedeutung Erinnerungen im Leben haben. Am meisten hat mich an diesem Roman das Gedankenexperiment des kollektiven Vergessens fasziniert. Ein melancholisches, teils spannendes und auf jeden Fall zum Nachdenken bewegendes Buch. Für mich definitiv eine Geschichte, die ich nicht so schnell vergessen werde!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: Eine klare Leseempfehlung  von meiner Seite. Insbesondere wenn euch die Themen Erinnerungen, Vergänglichkeit und experimentielle, gesellschaftliche Gedankenreisen interessieren.

🌟4/5 Sterne

Cover des Buches Liebes Kind (ISBN: 9783423218368)

Bewertung zu "Liebes Kind" von Romy Hausmann

Liebes Kind
Aljuvor einem Jahr
Kurzmeinung: Der Anfang sehr solide, das Ende nicht so, wie ich erwartet hätte
Punktet mit spannenden Aufbau und spielt mit dem Leser

𝗪𝗼𝗿𝘂𝗺 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝗲𝘀?
Seit Jahren wird in München die Studentin Lena Beck vermisst, ohne die geringste Spur ihres Verbleibes. Als nun plötzlich eine verletzte Frau ins Krankenhaus eingeliefert wird, schöpfen die Eltern der Vermissten wieder Hoffnung - kann diese Frau ihre seit Jahren verschollene Tochter sein? Doch diese Frau ist nicht allein, ein kleines Mädchen ist bei ihr - und was sie den Beamten und dem Krankenpersonal erzählt, lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren.
⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
𝗠𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗲𝗶𝗻𝘂𝗻𝗴:
Dieser Thriller schaffte es mich direkt zu Beginn mit seiner Geschichte einzunehmen. Insbesondere das geniale Spiel mit den Identitäten der Charaktere und die häppchenweise Fütterung des Lesers mit Informationen lässt die Spannung in die Höhe treiben und lädt den Leser zum miträtseln ein.
Die geschickt platzierten Cliffhanger am Ende der Kapitel sorgen zusätzlich dafür, dass man dieses Buch nur ungern aus der Hand legen möchte. Besonders interessant - und für mich auf eine gewisse Weise erschreckend - ist die kindliche Beschreibung der grauenhaften Ereignisse aus der unschuldigen Perspektive eines Kindes. Hierdurch wirken die Geschehnisse des Romans auf mich noch grausamer. Thematisch hat mir recht gut die Auseinandersetzung und die Aufarbeitung des Opfers mit den Ereignissen gefallen. Allerdings schafft der Roman es nicht die Spannung durchgehend aufrechtzuerhalten. Somit mündet die Handlung in ein vorhersehbares Ende, durchzogen mit einigen Punkten, die für mich eher willkürlich in die Geschichte platziert worden sind. Aus diesem Grund konnte mich das Ende nicht vollkommen überzeugen. Zudem erschienen mir einige zu Beginn sehr stark angelegte Figuren zum Ende des Romans leider zu verblassen, obwohl sie recht viel Potenzial gehabt hätten.

Fazit:

Insgesamt ein solider Thriller, welcher insbesondere am Anfang mit seinem Aufbau und den interessanten Figuren absolut überzeugt, jedoch zum Ende hin mich nicht vollends abholen konnte.

Cover des Buches Die Mitternachtsbibliothek (ISBN: 9783426282564)

Bewertung zu "Die Mitternachtsbibliothek" von Matt Haig

Die Mitternachtsbibliothek
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Philosophisches Gedankenexperiment in Romangestalt - tiefgründig, emotional und bewegend
Alternative Lebensexperimente

Worum geht es?

Noras Leben scheint für sie ein einziges Trauerspiel zu sein – den Job im Plattenladen verloren, ihr Nachhilfeschüler hat den Musikunterricht abgesagt, die Kontakte zu ihrer Freundin und ihrem Bruder sind fast auf Eis gelegt und der Mann, mit dem sie verlobt war, den hat sie vor dem Altar stehen gelassen. Nora führt ein einsames Leben, leidet an Depressionen und ihr einziger Begleiter ist ihr Kater Volts. Den Kater, den sie eines Tages tot am Straßenrand liegend auffindet.

Nora ist tief unglücklich, verzweifelt und einsam – und ihren einzigen Ausweg sieht sie darin, sich das Leben zu nehmen.

Doch statt ins Jenseits zu gelangen, findet sich Nora in einer Bibliothek wieder – in der Mitternachtsbibliothek. Sie ist voll von Büchern, die Nora ihre alternativen Leben aufzeigen: Was wäre, wenn sie damals die Musikband ihres Bruders nicht verlassen hätte? Was wäre, wenn sie ihren Verlobten damals geheiratet hätte? Was wäre gewesen, wenn sie sich für die professionelle Schwimmkarriere entschieden hätte, wie es ihr Vater sich immer gewünscht hat? Welche Leben hätte Nora sonst noch führen können? Wäre sie erfolgreicher, zufriedener und glücklicher gewesen? Während Nora ihre alternativen Leben ausprobiert, lernt sie verstehen was es wirklich bedeutet, glücklich zu sein.

Meine Meinung zum Buch:

Jeder hat sich an einem Punkt im Leben schon mal diese Frage gestellt: „Was wäre wenn…?“ - Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn ich in einer Situation das eine gesagt, anders gehandelt oder mich grundsätzlich für eine andere Option im Leben entschieden hätte?

Dieser Roman nimmt den Leser mit auf ein Gedankenexperiment und zeigt an Noras Leben auf, welche Überraschungen das Leben parat halten kann und wie alternative Entscheidungen auf den Fortgang des Lebens sich auswirken können. Als Leser ertappt man sich selbst dabei immer wieder bei dem Gedanken, welche Möglichkeiten das eigene Leben einem geboten hätte, wenn man an einem Wegscheid anders abgebogen wäre. Dieses Buch ist ein philosophisches Spiel mit den Möglichkeiten, spannend und mitreißend erzählt, mitfühlend, tiefgründig und gleichzeitig ein regelrechter Pagetuner. Die Neugier auf den Fortgang der Geschichte treibt den Leseeifer voran und die ausgewogene und gleichzeitig ausdrucksstarke Sprache des Buches rundet das Ganze hervorragend ab. Lediglich das Ende des Romans ist etwas vorhersehbar, was allerdings mir keineswegs das Lesevergnügen getrübt hat. 

Fazit: Es ist ein Buch, welches mir definitiv in Erinnerung bleiben wird und mich nicht nur durch seine Idee und seine Tiefe fasziniert hat, sondern auch eine wichtige Botschaft enthält, die jeder für sich mitnehmen sollte.

Cover des Buches Melmoth (ISBN: 9783847906643)

Bewertung zu "Melmoth" von Sarah Perry

Melmoth
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Unheimliches Setting und gute Erzählkonstruktion
Unheimliche Atmosphäre und gute Erzählnarration

Worum geht es?

Als die unscheinbare Helen Franklin eines Tages ein Manuskript von ihrem guten Freund Dr. Karel Pražan in die Hände bekommt, wird ihr Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Seit diesem Tag erscheint ihr Karel verändert und Helen spürt, dass etwas geschehen sein muss. Die Antwort soll das Manuskript liefern – und je mehr sich Helen mit diesem Schriftstück beschäftigt, desto eher hat sie das Gefühl selbst von einem Schatten verfolgt zu werden. Einen Schatten namens Melmoth – die Zeugin, die Reisende, die ruhelose Seele. Doch ist Melmoth lediglich ein Ammenmärchen, welches man Kindern abends erzählt oder entsprechen die Berichte aus dem Manuskript über Melmoth der Wahrheit?

Meine Meinung zum Buch

Bereits zu Beginn des Buches entfaltet der Roman eine Atmosphäre, die der Schauerliteratur des 18./19. Jahrhunderts sehr nahekommt. So wird viel Wert auf eine düstere Stimmung und ein unheimliches Setting gelegt, gleichzeitig wird hier auch mit der Erwartungshaltung des Lesers gespielt. Besonders interessant finde ich die Konstruktion der Erzählung in diesem Buch. Denn die Geschichte von Melmoth wird nicht linear erzählt, vielmehr ist es eine Zusammenstellung von Erzählungen, Berichten und Tagebucheinträgen von Menschen, die mit Melmoth auf die eine oder andere Weise in Berührung gekommen sind. Den roten Faden in diesem Buch bildet allerdings die Story um Helen. So wie Helen, erfährt auch der Leser im Laufe des Buches immer mehr über die unheimliche Figur Melmoth, die die Menschen in ihrer verzweifelsten Stunde aufsucht, um ihnen ein Angebot zu machen: zu sterben oder mit Melmoth bis ans Ende der Zeit über die Erde zu wandern. Insbesondere wird fortlaufend im Roman mit der Frage gespielt, ob Melmoth nur ein erfundenes Ammenmärchen ist oder sie tatsächlich existiert. Und je mehr sich Helen mit dem Manuskript auseinandersetzt, desto realer scheint Melmoth für sie zu werden. Das Ganze bietet natürlich auch viel Interpretationspotential für den Leser: Wofür steht Melmoth? Ist sie eine Metapher für Schuld oder ist Melmoth nur ein Phantom, welches in den Köpfen der Figuren entsteht? Oder könnte Melmoth in der Fiktion des Romanes womöglich doch real sein? Mit Helen machen wir uns als Leser auf dieses Mysterium zu ergründen. Hierbei muss ich an dieser Stelle jedoch betonen, dass man sich auf diese Gedankenspiele einlassen muss. Wer hier einen Horrorroman mit lauter Thrillerszenen erwartet, wird denke ich enttäuscht sein. Es ist ein Roman, das auf blutigen und direkten Horror verzichtet, sondern mit seiner düsteren Atmosphäre, seiner Erzählkonstruktion und narrativem Aufbau spielt. Gleichzeitig ist der Roman auch keine leichte Kost, denn hier werden ernste Themen wie Schuld, Reue und Buße behandelt.


Fazit:

Ein moderner Schauerroman mit unheimlicher Atmosphäre und toller Erzählkonstruktion, jedoch auch mit einigen Längen. 4 Sterne!

Cover des Buches Kleine Iris (ISBN: 9783750481213)

Bewertung zu "Kleine Iris" von David Grund

Kleine Iris
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Durchaus überzeugende Fortsetzung der Geschichte um Iris und ihren Freunden, allerdings mit einigen Schwächen
Fortsetzung des Buches "Kleine Iris - Die letzte Traumkarawane"

Worum geht es?

„Kleine Iris – der Riss im Spiegel des Himmels“ ist die Fortsetzung des ersten Teils „Kleine Iris – Die letzte Traumkarawane“. Daher an dieser Stelle eine Spoilerwarnung, da sich in dieser Rezension Bezüge zum ersten Teil wiederfinden. 

In diesem zweiten Band geht das Abenteuer der Freunde weiter. In einem für sie unbekannten, düsteren Ort namens Tezaahal versuchen die Kinder aus ihrer misslichen Lage wieder herauszukommen. Doch scheinen sie in seltsame und gefährliche Machenschaften hineingeraten zu sein und an einen Mann namens Puox, dessen Namen bei der Bevölkerung das Blut zu Eis gefrieren lässt. Und dann ist da auch noch Iris, die zusammen mit Espi ins Gefängnis gebracht worden ist. Dort lernen sie eine seltsame und gefährliche Frau kennen, die etwas im Schilde zu führen scheint. Und über allem schwebt zudem die große Frage, welches Geheimnis Iris so erbittert vor jedem versteckt. 


Meine Meinung zum Buch: 

So rasant und spannend das erste Band „Iris – die letzte Traumkarawane“ aufgehört hat, so turbulent nimmt die Geschichte mit Eljani und ihren Freunden wieder Fahrt auf. Die Atmosphäre der Stadt Tezaahal ist düster und unheimlich, die Handlung voll mit Intrigen und Geheimnissen – der Spannungsbogen also gut gestrafft, sodass beim Lesen keine Langeweile aufkommt. 

Allerdings wird dem Leser schon von Beginn an ein Knoten von Verstrickungen, Andeutungen und Hinweisen vorgelegt, den zu entwirrend sich nicht einfach herausstellt. 

Anders als der erste Teil, ist dieser zweite Band deutlich politischer und mit mehr Intrigen gespickt als das erste Buch. Die Auflösung dieser Verkettungen wird nach und nach im Buch aufgedeckt, allerdings blieben für mich immer noch Fragen zum Ende hin offen. 

Überhaupt erscheint mir dieses Buch, ähnlich wie das erste Band, auf mehreren Ebenen mit dem Leser zu spielen. Neben all den versteckenten Andeutungen über den Fortgang der Geschichte werden auch in den Überschriften oder Zitaten Verweise auf z.B. Songtexte gelegt – was den Interpretationsspielraum erweitert. Oftmals fragte ich mich beim Lesen, ob diese narrativen, interpretationsbedürftigen Fährten alle zu einem logisch nachvollziehbaren Ziel zusammengeführt werden. Oftmals frage ich mich aber auch, ob ich beim Lesen nicht irgendetwas übersehen habe und die Andeutungen überhaupt richtig verstanden habe. 

So oder so: die Konstruktion dieser Geschichte ist vielschichtig und komplex und erfordert vom Leser nicht wenig Mitarbeit ab. Das ist ein Grund, warum ich diese Buchreihe nicht als Kinderbuch empfehlen würde. Ein weiterer Grund sind die gar nicht mal seltenen gewalttätigen Mord- und Todesszenen. 

Das Alles wird in einem flüssigen, soliden und bildhaften Erzählstil dargelegt. Allerdings nicht immer auf einem gleichbleibenden Niveau. So ist mir besonders bei den Dialogen aufgefallen, dass manche etwas wirr daherkommen und sich konstruiert und nicht authentisch anfühlen.

Andere Szenen dagegen sind unglaublich rührend, bewegend und einfach grandios erzählt. Insbesondere die Innenperspektive, die Beweggründe der Figuren und die Emotionen versteht der Autor auf eine exzellente Weise zu vermitteln. Einer meiner Lieblingsszenen ist der Gedankenstrom von Iris zum Ende des Buches – narrativ einfach ein Leckerbissen. 

Einen Wehmutstropfen gibt es leider hierbei doch noch, denn in diesem Buch springen einem bedauerlicherweise auffallend viele Tippfehler und Rechtschreibfehler ins Auge – wirklich schade. 

Und zum Ende muss ich natürlich noch auf die Besonderheit dieser Buchreihe eingehen– nämlich auf die Hauptfigur Iris. Sie ist das große Mysterium dieser ganzen Geschichte – und das Geheimnis, welches sie umgibt. Es gibt nicht häufig Hauptfiguren, die die Sympathieskala des Lesers so durcheinanderbringt wie sie. Iris zieht einen magisch an – und Iris stößt genauso schnell einen wieder weg. Gerade wegen ihrer anziehenden und gleichzeitig wegstoßenden Art ist sie eine unglaublich interessante und ambivalente Figur, die einen fesselt. 

Fazit: Alles in Allem ist „Kleine Iris – Der Riss im Spiegel der Zeit“ eine durchaus spannende Fortsetzung des ersten Bandes, diesmal deutlich politischer und komplexer. Meiner Meinung nach hätte die Story etwas einfacher gestrickt sein können, dafür jedoch mehr abgerundet werden können. Dennoch konnte die Geschichte, trotz einiger Schwächen, mit ihren interessanten Figuren und dem Spannungsbogen durchaus punkten. Auf die Fortsetzung und somit den letzten Band der Trilogie "Kleine Iris - Das Wiegenlied des Teufels" kann man also gespannt sein.

3,5 von 5 Sterne!

Cover des Buches Sprache und Sein (ISBN: 9783446265950)

Bewertung zu "Sprache und Sein" von Kübra Gümüsay

Sprache und Sein
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein grandioses Buch, welches wichtige Themen in einer bildhaften und überzeugenden Sprache darlegt!
Ein fantastisches Buch, das zum Nachdenken anregt

In ihrem Buch geht Kübra Gümüşay der Frage nach, wie Sprache unser Denken und Handeln formt, wie Sprache sich auf die Wahrnehmung, ja selbst auf unser Sein, auswirkt.
Was sich zunächst nach theoretischer und trockener Kost anhört, wird von Gümüşay bildreich, verständlich und mit vielen anschaulichen Beispielen aufbereitet. Hierbei nimmt Gümüşay den Leser mit auf eine Reise und geht auf viele gesellschaftlich relevante und hochaktuelle Themen wie Sprache und Macht, Diskriminierung sowie Rassismus und Rechtsextremismus ein. Insbesondere wird im Zentrum dieses Buches die Erfahrungen von Personen aufgezeigt, die nicht als Individuen, sondern als Kollektiv wahrgenommen werden. Gümüşay macht deutlich, was es bedeutet in Stereotypen und Vorurteilen zu denken und zu sprechen, und welche Auswirkungen dies für Betroffene hat. Dabei schöpft Gümüşay nicht nur aus persönlichen Erfahrungen, sondern bedient sich aus einer Vielzahl von gut recherchierten Quellen. Letztendlich plädiert Gümüşay für eine offene Sprache, die Vielfältigkeit und Individualität zugesteht und sich von eingrenzenden Kategorien und Stereotypen löst.

Dieses kluge Buch hat mir nicht nur deswegen so unglaublich gut gefallen, weil es ein komplexes und hochgradig aktuelles Themaspektrum dem durchschnittlichen Leser in verständlicher Sprache näherbringt, sondern auch, weil dieses Werk eine persönliche Note aufweist. Auf eindringliche und berührende Weise wird dem Leser nicht nur die Macht der Worte ins Bewusstsein gerufen, sondern ebenso ein Perspektivwechsel vollzogen und dabei zu Denkanstößen angeregt. Definitiv ein Buch, was sich mehrmals zu lesen lohnt und eine Autorin, von der hoffentlich noch weitere Bücher folgen werden.

Fazit: Eine absolute und dringende Leseempfehlung von mir. Ein grandioses Buch, welches wichtige Themen in einer bildhaften und überzeugenden Sprache darlegt!

Cover des Buches Der Schneesturm (ISBN: 9783462046823)

Bewertung zu "Der Schneesturm" von Vladimir Sorokin

Der Schneesturm
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein außergewöhnliches Buch über eine verrückte und bizarre Schlittenfahrt durch einen Schneesturm in winterlichem Russland
Abgedreht und grade deswegen richtig gut!

Worum geht es?

Im ländlichen Russland herrscht tiefster Winter, es fällt meterweise Schnee. Doch entgegen aller Witterungen muss der Landarzt Dr. Garin so schnell wie möglich in den Ort Dolgoje gelangen, um die Menschen dort gegen eine seltsame Krankheit zu impfen, die die Infizierten zu Zombies verwandelt. Keine einzige Minute darf verschwendet werden. Doch ein Schneesturm tobt, Garin ist an einem Örtchen gestrandet und seine Pferde sind bereits erschöpft. Die Pferdestation hat seine Zugtiere schon alle verliehen und dem Landarzt bleibt keine andere Wahl als den Brotkutscher Kosma zu bitten, ihn nach Dolgoje zu bringen. Und so machen sich die beiden mit einem Schneemobil, welches von winzigen Pferden gezogen werden, auf eine abenteuerliche Reise – und diese hat allerhand Seltsames und Überraschendes für sie zu bieten. 


Meine Meinung zum Buch:

Was für ein abgedrehtes und verrücktes Buch! Hier sollte man sich definitiv nicht vom Cover täuschen lassen und auch nicht vom Beginn der Geschichte, was einer Erzählung aus dem 19. Jahrhundert gleicht. Der Landarzt Garin sucht nach einer Fahrmöglichkeit nach Dolgoje, dort herrscht eine Epidemie, ein Schneesturm kommt hinzu– dies zusammen kreiert eine ernsthafte Situation, sodass ich schon ganz gespannt auf den Fortgang der Geschichte war. 

Doch als die Fahrt der beiden Hauptprotagonisten Garin und Kosmo beginnt, verwirrt mich dieses Buch mehr und mehr. Winzige Pferde, die ein Schneemobil ziehen, eine Müllerin, die ihren kleinen Ehemann auf ihren Busen setzt und ein toter Riese, der etwas unglücklich nach einem Suff mitten auf der Fahrspur verstorben ist. Nicht das, was ich zunächst erwartet habe. 

Dieses Buch steckt voller Märchen-, und Groteskelemente und hat darüber hinaus für den Leser etliche Überraschungen auf Lager. Es ist ein Roman, der viel zu bieten hat. Von lustigen bis hin zu absolut grotesken Szenen, über philosophischen Passagen hin zu traurigen und leisen Worten. Es ist kein Buch für jedermann - man muss sich auf diese abgedrehte Geschichte einlassen können, die nebenbei in vollem Ernst erzählt wird, sodass man sich fragt, ob der Autor hier einen auf den Arm nehmen will. Dieses Buch hat mich dennoch und gerade deswegen bestens unterhalten und bei der einen oder anderen Szene konnte ich mir einige Lacher nicht verkneifen. Dennoch bin ich mir sicher, dass die Groteske und die Komik nicht nur dem Unterhaltungszweck dienen, sondern hier mehrere Interpretationsebenen aufgemacht werden. 

Wer für die weihnachtliche Zeit mal ein etwas anderes Buch sucht und in diese verrückte Geschichte eintauchen will, kann sich gern in den „Schneesturm“ begeben. Mir hat das Buch definitiv gefallen. 


Fazit: Eine außergewöhnliche Geschichte über eine verrückte und bizarre Schlittenfahrt durch einen Schneesturm in winterlichem Russland.

Cover des Buches Das Mädchen und der Winterkönig (ISBN: 9783453320833)

Bewertung zu "Das Mädchen und der Winterkönig" von Katherine Arden

Das Mädchen und der Winterkönig
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Eine gelungene Fortsetzung des erstens Bandes, der für spannende, winterlich-märchenhafte Stimmung sorgt.
Tolle Fortsetzung des ersten Bandes - mit kleinen abweichenden Nuancen

Worum geht es?

Nachdem Wasja ihr Dorf retten konnte, muss sie sich eingestehen, dass es für sie zu gefährlich ist dort zu bleiben. Sie beschließt mit Solowej in den kalten, dunklen Wald zu reiten und nach ihrer Bestimmung zu suchen, nach Freiheit, nach Abenteuer. Ihr Weg führt sie schließlich nach Moskau an den Hof des Großfürsten. Hier trifft sie nicht nur ihren Bruder Sascha, sondern auch ihre Schwester Olga wieder. Allerdings hat Wasja ein Geheimnis, welches sie gut hüten muss. Und dann ist da auch noch Morosko, der immer wieder ihren Weg kreuzt.


Meine Meinung zum Buch

Bereits das erste Band „Der Bär und die Nachtigall“ konnte mich mit seiner winterlichen, märchenhaften Atmosphäre verzaubern. Aber auch der zweite Teil der Winternacht-Trilogie hat mich wieder mitreißen und begeistern können. Katherine Arden erzählt auch in diesem Band auf ihre wundervolle, atmosphärische Art und Weise die Geschichte von Wasja, dem Mädchen, welches sich so überhaupt nicht in die damaligen Konventionen der Gesellschaft hineinzwängen will. Allerdings ist in diesem Band eine Veränderung zum ersten Teil spürbar. Während im ersten Band der Schwerpunkt vermehrt auf dem Märchenhaften und auch Schauerlichen gelegen war, wird im zweiten Band auch noch eine politische Komponente deutlich. Hier stehen verstärkt Intrigen und Geheimisse im Vordergrund. Aber auch Wasja, welche nun älter wird und immer deutlicher merkt, dass ihr Handeln Verantwortung nach sich zieht, entwickelt sich weiter. Sie muss lernen, mit ihren unterschiedlichen aufkommenden Empfindungen und Wünschen zurechtzukommen. Trotz dieser Verlagerung finden sich immer wieder märchenhafte, fantastische und schauerliche Elemente wieder, dennoch nicht mehr so stark ausgeprägt, wie im ersten Teil. Nichtsdestotrotz konnte mich auch dieser Band bestens unterhalten. Und da noch nicht alle Geheimnisse gelüftet worden sind, freue ich mich umso mehr auf den letzten Teil dieser Trilogie.

Fazit: Eine gelungene Fortsetzung des erstens Bandes, der zwar einige andere Schwerpunkte wählt, allerdings dennoch für spannende, winterliche und schöne Lesestunden sorgt. Ein perfektes Winterbuch in der Vorweihnachtszeit!

Cover des Buches Hexenwerk: Die gestohlenen Kinder von Schwarzbach (ISBN: 9781688524514)

Bewertung zu "Hexenwerk: Die gestohlenen Kinder von Schwarzbach" von Tanja Hanika

Hexenwerk: Die gestohlenen Kinder von Schwarzbach
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein kurzweiliger, knackiger Schauerroman mit Hexenthematik, allerdings mit einigen Schwächen
Interessante Hexenthematik mit Gruselfeeling

Worum geht es?

Als die Sommerferien in Schwarzbach anfingen, dachten sich die Freunde Simon und Linus nichts Böses dabei, als sie Steinchen gegen das Fenster der unheimlichen und seltsamen alten Frauen werfen. Was zunächst als Kinderspaß mit Gruselfaktor angefangen hat, entwickelt sich zum realen Horror, denn die beiden Jungs und ihre Freunde finden heraus, dass die drei alten Frauen in Wirklichkeit Hexen sind. Seltsam ist auch, dass aus Schwarzbach immer wieder Kinder verschwinden und nun erneut ein Mädchen vermisst wird. Da die Jungs glauben, dass die drei Frauen dahinterstecken, gehen sie auf Spurensuche. Und was sie dabei entdecken, hätten sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht ausmalen können. 

Meine Meinung zum Buch

Die Geschichte um die Hexen von Schwarzbach und den Kindern entwickelt sich zunächst langsam und harmlos, doch schnell wird klar, dass mit den alten Damen nicht gut Kirschen essen ist. Am Anfang hat sich das Buch zunächst ein wenig nach der Serie „Stranger Things“ angefühlt, da auch hier eine Gruppe von Kindern gegen schier übermächtige Wesen ankämpfen. Allerdings ist dieses Buch hier anders, denn es behandelt die Hexenthematik und insbesondere die mittelalterliche Vorstellung des Hexentums. Enorm spannend finde ich hier den Perspektivwechsel, denn es gibt einige Passagen, die die Sicht der Hexen beschreiben und diese gewähren wirklich interessante Einblicke. Auch zeigt die Autorin ein gutes Gespür für Details und Nervenkitzel, sodass sich der Leser auf einige ziemlich schaurige, eklige und brutale Szenen einstellen kann. Insbesondere zum Ende hin hat mich das Buch richtig mitgerissen, nicht zuletzt, weil es noch einige Überraschungen bereithält. Allerdings muss ich leider auch einige Abzüge erwähnen. Neben ein paar Punkten, die mir nicht ganz nachvollziehbar erscheinen, hält sich auch die sprachliche Varianz in diesem Buch etwas in Grenzen, sodass ich häufig über Wiederholungen gestolpert bin, die mir störend aufgefallen sind. Auch scheint mir die Ausdrucksweise der Kinder häufig nicht ihrem Alter entsprechend zu sein. Darüber hinaus hätte ich mir gern mehr Tiefe und Charakterbuilding bei den Figuren gewünscht, um die Bindung zu den einzelnen Charakteren mehr vertiefen zu können. Demnach hätte nach meinem Geschmack das Buch ruhig einige Seiten länger sein können, um sowohl der Handlung als auch den Figuren noch mehr Tiefgang zu verleihen. Trotz dieser Abzüge konnte mich das Buch dennoch gut unterhalten. 

Fazit: Ein kurzweiliger, knackiger Schauerroman mit Hexenthematik, der gute Szenen mit Gänsehautfeeling bereithält, allerdings auch einige Schwachpunkte zu verzeichnen hat.


Cover des Buches Dunkelsommer (ISBN: 9783442491377)

Bewertung zu "Dunkelsommer" von Stina Jackson

Dunkelsommer
Aljuvor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein authentischer, ruhiger Thriller mit grandioser Atmosphäre und einer großen Nähe zu den Figuren. Definitiv lesenswert!
Grandiose, düstere Atmosphäre und ein Blick fürs Details

Worum geht es?

Vor drei Jahren verschwindet Lelles Tochter an einer Bushaltestelle in den Wäldern Nordschwedens spurlos. Niemand weiß, was mit ihr geschehen ist und niemand hat sie seitdem gesehen. Seit dem Tag, an dem Lelle Gustavsson seine Tochter das letzte Mal gesehen hat, fährt er die düsteren Straßen auf und ab und sucht verzweifelt in abgelegenen Dörfern, verlassenen Ruinen und Bauernhöfen nach Lina. Seit dem Verwinden seiner Tochter ist die Suche nach ihr seine einzige Aufgabe, sein einziger Sinn im Leben. Dann zieht eines Tages die siebzehnjährige Meja mit ihrer Mutter nach Norrland, um einen Neuanfang zu starten. Meja fühlt sich in der Gegend nicht wohl, die Wälder sind ihr zu unheimlich und bedrohlich. Dann plötzlich verschwindet erneut ein Mädchen. Bis dahin ahnt weder Meja noch Lelle, dass die darauffolgenden dramatischen Ereignisse ihre beiden Wege miteinander verbinden werden.

Meine Meinung zum Buch:

Bereits auf den ersten Seiten hat mich dieser Roman mit seiner düsteren, unheimlichen und bedrückenden Atmosphäre absolut überzeugen können. Die Autorin schafft es mit wundervollem Schreibstil ein beklemmendes und bedrohliches Setting zu kreieren, dass mich nicht mehr losgelassen hat. Diese durchdringende Stimmung zieht sich latent durch das ganze Buch hindurch. Es ist kein Thriller mit viel Aktion und überraschenden Wendungen, vielmehr ist es ein Buch, welches intensiv auf die Figuren und ihre Gefühle eingeht. Die Stimmungen und die Gefühlswelt der beiden Protagonisten, Lelle und Meja, wird hervorragend ausgearbeitet. Hierbei bedient sich die Autorin einer so direkten, klaren und nüchternen Sprache, dass man glaubt, hautnah dabei zu sein. Zudem hat die Autorin ein exzellentes Auge für Details und das Besondere. Bei diesem Buch hat mir aber nicht nur die Atmosphäre und Erzähltechnik so gut gefallen, ebenfalls finde ich es bemerkenswert, dass so wichtige Themen wie Einsamkeit, Verzweiflung und Hoffnung angesprochen werden. Einen kleinen Abzug muss ich allerdings für das Ende geben. Hier hätte ich mir doch bisschen mehr Seiten gewünscht, da das Ende etwas abrupt ausgefallen ist.

Fazit: Ein authentischer, ruhiger Thriller mit grandioser Atmosphäre und einer großen Nähe zu den Figuren. Definitiv lesenswert! 

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