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Amixor33

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Superhero (ISBN: 9783257237337)

Bewertung zu "Superhero" von Anthony McCarten

Superhero
Amixor33vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Zum Glück mehrschichtig, statt nur plump pubertär und daher ein gelungener, humorvoller als auch tragischer Mix!
Anthony McCarten – Superhero

Das von Anthony McCarten geschriebene Buch „Superhero“ wurde unter anderem für den Deutschen Jugendpreis nominiert. Deswegen muss man es nicht unbedingt mögen, aber man sollte es auf keinen Fall zu vorschnell verurteilen. Weil es genau genommen doch bedeutend mehr Tiefe besitzt, als auf dem ersten Blick. Auch wenn es manchmal flach daher kommt.

Aber erst einmal zur Handlung: Donald Delphe ist 14 Jahre alt und hat zwei große Probleme. a) Er ist noch Jungfrau b) und hat Leukämie und daher nicht mehr ganz so viel Zeit um genau dies zu ändern. Außerdem ist er ein begnadeter Comiczeichner und zückt bei jeder Gelegenheit seinen Stift. Sein alter Ego ist ein Superheld namens MiracleMan und kämpft sich durch lüsterne Abenteuer mit seiner Freundin und gegen seinen Erzfeind Doktor Gummifinger.

Diese Welten verlaufen recht fließend. Donald denkt den Großteil der Geschichte in Szenen, nahtlos wechselt die Perspektive von der Realität in die Superheldenebene und zurück. Dies drückt sich auch deutlich aus, sei es durch das Schriftbild, Schriftart oder groß geschriebener Worte. So ist dieses Buch eben auch eine Schnittmenge aus vielen kleinen Comicpassagen und einer Erzählung, aus der wechselnden Sicht der handelnden Akteure.

In echt hat Donald keine Freundin und eben auch keine Erfüllung seiner sexuellen Wünsche. Seine Freunde prahlen mit ihrer Erfahrung und hier ist das auch Buch zutiefst pubertär. Es ist offensichtlich ein Jugendbuch und man kann teilweise durchaus eine Verbindung zu „Berts ultimativen Katastrophen“ von Anders Jacobsson und Sören Olsson ziehen. Beide Protagonisten haben ein ähnliches Problem und ähnlich primitiv drückt sich dies auch in der Sprache aus.

Mit letzterem Buch, welches ich als Schullektüre(!) lesen musste, hatte ich persönlich meine Probleme. Ich fand es belanglos, uninteressant und einfach nur schlecht. Das mag sehr subjektiv sein, aber es entspricht wohl nicht im Geringsten meiner Art.
„Superhero“ schafft es aber durch dieses zusätzliche, ernsthafte Problem – sich nicht in solch einer Sackgasse fest zu fahren. Die Eltern zerreiben sich an der Sorge um ihren Sohn und rufen den befreundeten Psychologen Adrian um Hilfe.

Dieser nimmt sich der Sache an und hat mit Donald anfangs erhebliche Probleme. Dieser hat keine Lust irgendetwas zu ändern, hat längst aufgegeben zu kämpfen und strebt nur noch nach ersterem Ziel. Es dauert, bis die beiden besser miteinander klar kommen und sich eine interessante, zwischenmenschliche Beziehung zwischen den beiden entwickelt. Angewandte Methoden sind dabei der Kategorie extrem unorthodox zuzuordnen.

„Superhero“ ist definitiv ein überraschendes Jugendbuch. Sprachlich wie auch inhaltlich, primitiv und platt, aber auch humorvoll, makaber und sarkastisch, ehrlich direkt, trotzdem ernst und irgendwie verdammt tragisch. Das Buch ist mehr als es scheint. Das man sich an gewissen Punkte stoßen kann, kann ich nachvollziehen.

Aber es ist viel, viel mehr als nur Sex…


Geschrieben von und für: http://lesumdeinleben.blogspot.de/2012/02/anthony-mccarten-superhero.html

Cover des Buches "Hau ab, du Flasche!" (ISBN: 9783499201783)

Bewertung zu ""Hau ab, du Flasche!"" von Ann Ladiges

"Hau ab, du Flasche!"
Amixor33vor 9 Jahren
Kurzmeinung: Bemüht, aber nur bedingt zeitgemäß oder gar authentisch und daher auch nur begrenzt pädagogisch anwendbar
Ann Ladiges – Hau ab, du Flasche!

„Hau ab, du Flasche!“ von Ann Ladiges ist oder war ein sicherlich gern verwendetes Buch für den Schulunterricht und behandelt thematisch die Alkoholsucht. Das ganze ist leicht geschrieben und leicht zu lesen und mit 90 Seiten auch nicht wirklich ein zäher Wälzer.

Ich hab das Buch genau genommen 1,5x gelesen. Meine Meinung darüber war doch etwas zwiegespalten und da ich zwischenzeitlich viele andere Bücher gelesen habe, wollte ich so meine Erinnerung nochmals auffrischen und den Blick auf die Authentizität werfen.

Die Hauptperson Robert, war mir persönlich nämlich viel zu unsympathisch und wirklich viele Charakterzüge hat er auch nicht. Dass dies durchaus gewollt sein kann, fiel mir dann beim zweiten Durchgang auf.
Robert wird hauptsächlich durch sein Umfeld beschrieben und handelt auch fast nur durch die daraus entstehenden Situationen und Umstände.

Die ungewohnte Art der Dialogführung welche sehr fragmentarisch und befremdlich wirkt, macht ganz und gar Sinn, wenn man dies in das familiäre Spannungsfeld setzt. Dieses zeichnet sich durch Desinteresse und hochgesteckte Erwartungen aus, Stammtischgelaber von „echten Jungs“, übertriebene Sorgsamkeit, fragile heile Welten und einem legeren Umgang mit dem Schlüsselthema Alkohol.

Eine Außenseiterrolle in der Schule, ein cooler neuer Schüler welcher älter ist und dessen Respekt jeder haben will, Imponiergehabe und der Alkohol. „Kannst du mir besorgen?“ – Noten werden schlechter, Lehrer beschweren sich und werden plötzlich fies, Diebstahl, Geldprobleme, seltsame Typen, Schulden, Abhängigkeit – das ganze summiert sich immer schneller.

Die Geschichte ist chronologisch eingerahmt, der Leser wird sofort ins Geschehen geworfen, ein Ausblick steht am Anfang, dann der Sprung in die Vergangenheit, alles rückwärts aufgerollt, erklärt und beschrieben.

Lesenswert – durchaus, ob es für die 6te Klasse geeignet ist? Vielleicht, vielleicht auch nicht – es ist nur eine Geschichte, eine Version jenes komplexen Themas und Robert haftet in meinen Augen zu sehr das Loser Image an. Lippenbekenntnisse kann ein Lehrer damit auf jeden Fall bekommen, mehr wohl in der Regel aber nicht. Das ganze erinnert mich zu sehr an „Nicht Chicago. Nicht hier.“ von Kirsten Boie, welches ich in dem Alter über das Thema Mobbing lesen musste. Es kam nicht an in der Klasse, war unbeliebt, ein „Scheiß“-Buch, Thema verfehlt!

Das gleiche Problem haben wir hier auch. Die Dialoge unter den Jugendlichen sind gruselig abstrus. Pseudocool und übertrieben jung und lässig. Zudem spielt das Buch noch zu DM-Zeiten. Das lockt heute sicherlich keinen Schüler mehr hinter dem Ofen hervor.
Was ich persönlich lustig fand war die Beschreibung der Stadt. Ohne dass ein Name fiel weiß ich genau was gemeint ist, pendle 5x die Woche zur Arbeit dorthin und scheinbar hat sich nicht wirklich viel geändert.

Im Anhang befinden sich noch Kontaktadressen zur Suchtberatung. Es ist nicht wirklich schlecht, es ist bemüht, leicht verständlich und im Grunde auch nachvollziehbar. Aber richtig warm werde ich damit wirklich nicht.

Erschienen auf und für:
http://lesumdeinleben.blogspot.de/2012/01/ann-ladiges-hau-ab-du-flasche.html

Cover des Buches Der Schneckenforscher (ISBN: 9783257234237)

Bewertung zu "Der Schneckenforscher" von Patricia Highsmith

Der Schneckenforscher
Amixor33vor 9 Jahren
Kurzmeinung: Eine Sammelsurium düsterer, kurzweiliger Kurzgeschichten mit viel Atmosphäre
Patricia Highsmith – Der Schneckenforscher

Das im Diogenes Verlag erschienene Buch „Der Schneckenforscher“ von Patricia Highsmith ist ein (inklusive Vorwort und Nachwort) nicht ganz 300 Seiten umfassendes Sammelwerk von 11 ihrer Kurzgeschichten.

Thematisch haben diese Geschichten nicht im Geringsten etwas miteinander zu tun, aber sie vermitteln alle ein recht bedrückendes Gefühl. Überspitze und doch alltägliche Absurditäten, gepaart mit psychologischen Krankheiten, ungewöhnlichen Vorlieben oder unschönen Erlebnissen - allen Geschichten gelingt es überwiegend überzeugend und authentisch zu wirken und in ihrer ganzen Kürze enorm an Atmosphäre zu gewinnen.

Es sind absolut keine schönen Geschichten, es sind kurzweilige, aber dennoch fesselnde, teils auch nachhaltige Geschichten, es sind verstörende wie auch spannende, es sind kritische und auch nachdenkliche Geschichten, aber auf keinen Fall belehrende Geschichten.

Sie sind düster ohne an Authentizität zu verlieren, sie sind oft erschreckender weise nicht übersinnlich, trotzdem sind sie nicht normal. Wobei die Definition von Normalität in Anbetracht der Geschichten in der Tat eine interessante Frage wäre.

Ich werde nicht auf alle Kurzgeschichten jetzt eingehen, ich reiße nur ein paar wenige an. Inhaltlich kann ich nicht sehr in die Tiefe gehen sondern nur mehr einen Überblick verschaffen, sonst müsste ich sie komplett selbst erzählen:

„Der Schneckenforscher“ behandelt ein sehr komisches Hobby eines Mannes, welcher fasziniert ist vom Leben der Schnecken und dieses über alles stellt. Das ganze nimmt sehr absurde Züge an und das Ende ist ironisch und trotzdem traurig unaufhaltsam.

„Die Schildkröte“ ist eine ziemlich schockierende Geschichte über ein mehr als gestörtes Mutter-Kind Verhältnis, von Demütigungen und unfairen Machtspielchen. Auch hier ist das Ende heftig, die Geschichte sehr aufwühlend.

„Auf der Suche nach Soundso Claveringi“ ist mehr oder weniger eine richtige Horrorgeschichte. Die Suche nach einem scheinbaren Fabelwesen gewinnt trotz der bewussten und passenden Gemächlichkeit enorm an Spannung.

„Die Heldin“ ist ein einziger wahnsinniger Verzweiflungsschrei nach Anerkennung und Bestätigung einer wahrlich verrückten jungen Frau. Die dafür in Gang gesetzten Mittel sind mehr als nur gefährlich und das erstellte Portrait der Frau ist in all seinem Wahnsinn glaubhaft gelungen.

„Die Barbaren“ ist ein hilfloses Aufbegehren eines alten Mannes gegen Randalierer, welcher sich nichts mehr wünscht als in Ruhe daheim malen zu können. Auch hier eskaliert alles irgendwann und ist nicht mehr aufzuhalten.

Empfehlenswert sind sie theoretisch für jeden, aber ob jeder damit etwas anfangen kann bezweifle ich stark. Qualitativ sind sie über jede Kritik erhaben, der persönliche Geschmack und der Nutzen davon sind hier eindeutig die zutiefst subjektiven Entscheidungskriterien ob des Gefallens.


Erschienen auf und für: http://lesumdeinleben.blogspot.de/2012/01/patricia-highsmith-der.html

Cover des Buches Bis zum bitteren Ende (ISBN: 9783570009390)

Bewertung zu "Bis zum bitteren Ende" von Nicci French

Bis zum bitteren Ende
Amixor33vor 9 Jahren
Kurzmeinung: Interessante Geschichte mit starken und interessanten Charakteren
Nicci French – Bis zum bitteren Ende

Nicht nur der Fall an sich ist es, welcher bei „Bis zum bitteren Ende“ von Nicci French zu überzeugen weiß, es ist auch die interessante Mischung der Protagonisten und ihr psychologisches Zusammenspiel, was diesen Thriller ausmacht.

Wir befinden uns in London und sehen die Handlung aus den Augen von Astrid, einem Fahrradkurier welche das zweifelhafte Glück hat, innerhalb kürzester Zeit unmittelbar über zwei Leichen zu stolpern. Astrid lebt zusammen mit 5 Freunden in einer WG und die Dynamik innerhalb dieser WG ist der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Romans.
 
Da wäre zum einem Miles, dem Hausbesitzer und gleichzeitig ihrem Ex-Freund, welcher mit seiner neuen, giftspritzenden Freundin Leah in das Haus einziehen und die WG notgedrungen auflösen will oder dazu gedrängt wird dies zu wollen. Aber auch undurchsichtige Charaktere wie Owen oder Mick, die durchgedrehte Pippa, den netten Davy und den sich mehr oder weniger durchschnorrenden Dario.

Die Charaktere streiten sich, sind verschiedener Meinung, reiben sich aneinander auf – aber irgendwie hat man Anfangs noch ein ziemlich heimeliges, wohliges Gefühl.

Spätestens als Leah aber vermehrt auftaucht und die ganze WG aufgrund der Leichenfunde unter Verdacht gerät, ändert sich dies aber zunehmend. Plötzlich redet man hintereinander, Gerüchte werden gestreut und als sich das ganze scheinbar auflöst, kommt zack – ein Wechsel.

Alles was bisher passierte wird jetzt aus der Sicht des Täters erzählt, die ganzen vorherigen, noch harmonischen Szenen bekommen einen herben Beigeschmack und wie auch der Leser es nicht ahnte, sieht man, das niemand der Hausbewohner den wahren Täter für den Täter hält. Dieser Schnitt ist in gewisser Weise sehr gut gelungen und ein wirklich überraschendes Stilmittel.

Der wesentliche Blick für das Zwischenmenschliche und die gruppendynamische Entwicklung, sowie auch eben jener kühne Umschwung, trösten mit Bravur über das doch sehr rasche Ende und kleinen Schönheitsfehler hinweg.

Den großen, nervenzereisenden Thriller darf man hier nicht erwarten, dafür erhält man aber auch einen trotzdem noch spannenden Roman mit starken Charakteren. Insgesamt eine gute Leseempfehlung.


Erschienen auf:
http://lesumdeinleben.blogspot.de/2012/01/nicci-french-bis-zum-bitteren-ende.html

Cover des Buches Payback (ISBN: 9783896673367)

Bewertung zu "Payback" von Frank Schirrmacher

Payback
Amixor33vor 9 Jahren
Kurzmeinung: Auf der einen Seite thematisch lesenswert, auf der anderen Seite aber in der "Lösung" sehr enttäuschend, da vage und nichtssagend!
[SACHBUCH] Frank Schirrmacher – Payback

Wenn ihr ehrlich bin, so muss ich zugeben, dass ich dieses Buch nie wollte und auch nicht sonderlich erfreut war, als ich es geschenkt bekommen habe, da es eine klare, unterschwellige Botschaft in sich trug.

Mit genug zeitlicher Distanz hab ich mich dann aber doch rangewagt. Wichtig ist hierbei noch mal der Titel, den Frank Schirrmacher dem ganzen gibt. So prangt neben Payback auch noch der Unterbuchtitel „Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen“

Das Buch unterteilt sich nämlich auch in genau diese beiden Teile: a) Was der PC, das Internet und die ganzen gesellschaftlichen Veränderungen mit uns machen und b) Wie wir uns dagegen behaupten können.

Man darf Schirrmacher nicht falsch verstehen. Er betont mehrmals, dass er keinen Kreuzzug gegen die modernen Medien führen will, da sie durchaus Vorteile und gute Errungenschaften bieten, aber wir machen uns mehr und mehr von ihnen abhängig.
 
Durch Algorithmen und Muster, werden wir und unsere Anfragen, unsere Verhaltensweisen kategorisiert und wir werden dadurch unbewusst gelenkt. Die These, dass der PC längst nicht mehr dem Menschen dient, sondern der Mensch so erzogen wird, dass er wie ein PC funktioniert taucht dabei mehrmals auf.

Zusammenfassend lässt sich sagen, Schirrmacher greift anhand vieler Belege, Studien und Zitate aus Wissenschaft und Wirtschaft einige wirklich besorgniserregende Punkte auf, welche uns in der Tat zum Nachdenken und oder auch zum Umdenken anregen sollten. Es gibt viele Punkte, wo ich ihm leider absolut zustimmen muss.

Das Problem an der Sache ist, dass er sich ab einem bestimmten Punkt nur noch im Kreis dreht. Die gleichen Denkansätze und Ursachen werden immer wieder und wieder wiederholt unter dem Deckmantel eines abweichenden Gesichtspunktes, welcher sich aber oft nicht wirklich anders erklärt und auch sonst unwesentlich unterscheidet.

Nach diesen Horrorszenarien darf man also umso gespannter sein, wie der gute Mann zu helfen weiß. Und hier erleben wir leider einen Totalausfall! Schirrmacher wird zu keinem Zeitpunkt direkt – nicht das ich ein „In 10 Schritten zum anderen Menschen in 5 Minuten“ erwartet hätte, aber er eiert ständig nur vage hin und her. Aussagekräftige Sätze Fehlanzeige!

Fazit?
 Im Endeffekt würde ich es ja jedem raten, sich dieses Buch durchzulesen, da einige Punkte wirklich alles andere als belanglos sind – allerdings hätte dies auch weniger aufgebauscht geschehen können. Auch das Hoffnung wecken in Form von vermeintlicher Hilfe ist ein absoluter Fehlschuss. Den zweiten Teil streichen, den ersten Teil halbieren und konkretisieren, dann wäre es in meinen Augen eine Pflichtlektüre für jeden aufgeschlossenen und verantwortungsbewussten Bürger mit der Fähigkeit zu reflektieren.

So muss jeder selbst entscheiden ob er das lesen will, die contra Seite kann ich leider auch verstehen. Unterm Strich etwas unbefriedigend!

Erschienen auf: http://lesumdeinleben.blogspot.de/2011/12/frank-schirrmacher-payback.html

Cover des Buches Am Ende war die Tat (ISBN: 9783442471324)

Bewertung zu "Am Ende war die Tat" von Elizabeth George

Am Ende war die Tat
Amixor33vor 9 Jahren
Kurzmeinung: Finger weg vom Klapptext und der Erwartung eines Krimis und man erhält statt einer Enttäuschung eine durchdachte Milieustudie.
Elizabeth George - Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat“ von Elizabeth George ist ein anspruchsvolles und wirklich gutes Buch sofern man das nicht tut, was man normalerweise gewohnt ist zu tun, wenn man sich ein Buch kauft, nämlich den Klapptext oder die Rückseite des Buches zu lesen.

Es ist ja nichts neues, dass die Inhaltsangaben meist vom Verlag oder sonst wem, nicht aber vom Autor selbst geschrieben werden und diese leider oft meilenweit am Ziel vorbei schießen; daher kann dieser Text hier auch auf keinem Fall im Sinne der Autorin sein. Bevor ich auch nur Ansatzweise auf den Inhalt eingehe rate ich jedem auch nur potentiell interessiertem Leser jenes Romans es tunlichst zu vermeiden auch nur einen Blick darauf zu werfen.
Denn das was dort steht, nimmt das komplette Ende des Romans vorweg und lässt genau die Fragen offen stehen, welche das Buch selber offen lässt. Zudem suggeriert es, dass es sich hier um einen Thriller oder einen Krimi handelt, was aber bei weilen nicht der Fall ist.

„Am Ende war die Tat“ ist vielmehr eine fein ausgearbeitete Milieustudie, vielleicht in gewisser Weise noch ein Drama – aber definitiv kein Krimi!

Inhaltlich geht es darum, dass Joel, seine ältere Schwester Ness und sein kleinere Bruder Toby welche bei ihrer Großmutter leben, da ihre psychisch labile Mutter in der Anstalt sitzt, eines Tages plötzlich zu ihrer ahnungslosen Tante Kendra abgeschoben werden, da die Großmutter sich nach Jamaika absetzt. Und damit gehen die Probleme erst richtig los. Die maßlos überforderte Tante und ihre Nichte und Neffen werden mit Problemen konfrontiert, welche sie gnadenlos in den Abgrund zieht. Schauplatz ist ein heruntergekommener Slum mit all seinen Drogendealern, Straßengangs und sonstigen kriminellen Machenschaften.

Die ganze Szenerie wirkt trist und hilflos, vor allem in den Szenen in denen Kendra und Joel auf unterschiedliche Art und Weise versuchen die Situation zu meistern und retten, sich aber eher noch mehr im Schlammassel verheddern. Das ganze hat zwischendrin durchaus spannende Szenen, der gesamte Spannungsbogen entfaltet sich aber langsam wenngleich unaufhaltsam bis zu einem tragischen, wenngleich ab einem gewissen Punkt unweigerlichen Ende. Und genau dieses Ende, welches über die ganzen 672 Seiten gekonnt aufgebaut wird, verrät dieser mehr als unglücklich geratene Klapptext schon in wenigen Zeilen!

Beeindruckend ist auch die Authentizität mit der das ganze aufgebaut wird. Durch viele Perspektivenwechsel der betroffenen Personen und auch Täter gerät das ganze sehr vielschichtig und die Autorin schafft es hervorragend gewohnte Klischees nicht stupide klischeehaft sondern glaubwürdig und nachvollziehbar wiederzugeben. Zwar wird ein bisschen übertrieben, wenn der Englische Slang eingedeutscht und pingelig von der Tante angemahnt wird, da dies nicht nur die betroffene Person sondern auch den Leser mitunter ziemlich nerven kann, trotzdem bleibt das Ganze absolut in sich stimmig.

Es ist zwar nicht weiter von Belang weil das Buch allein abgeschlossen ist, doch ist dieser Roman der Nachfolgeroman von „Wo kein Zeuge ist“ welcher allerdings chronologisch danach spielt. Kombiniert macht dies durchaus Sinn, da so eben eine komplett andere Sichtweise, der sich am Ende abspielenden Ereignisse ergeben – doch auch ohne den andern Roman gelesen zu haben empfehle ich, diesen zu erst zu lesen, auch wenn dies dem anderen ebenfalls einiges an Überraschung nehmen mag.

Doch hat das schon bekannte Ende der Spannung doch einiges an Abbruch getan und das ganze phasenweise langatmig gemacht, da man sich stets wundert wie dieser Ausgang überhaupt möglich ist, da dies ziemlich lang für undenkbar erscheint und wann er denn bitte endlich geschieht, weil der Klapptext eben auf einen Krimi mit Auflösung hoffen lässt.
Als Milieustudie aber ein wirklich starker und empfehlenswerter Roman wenn man meinen Ratschlag auch befolgt.


Erschienen auf: http://lesumdeinleben.blogspot.de/2011/12/elizabeth-george-ende-war-die-tat.html

Cover des Buches Die Ritter der vierzig Inseln (ISBN: 9783453526631)

Bewertung zu "Die Ritter der vierzig Inseln" von Sergej Lukianenko

Die Ritter der vierzig Inseln
Amixor33vor 9 Jahren
Kurzmeinung: Ein innovatives Jugendbuch mit erstaunlich viel Inhalt!
Sergej Lukianenko - Die Ritter der Vierzig Inseln


Zugegeben, der Plot, welchen Sergej Lukianenko bei seinem Jugendroman Die Ritter der Vierzig Inseln kreiert, klingt ungewöhnlich, interessant und vielversprechend. Der vierzehnjährige Dima wird eines Tages um ein Foto von einem fremden Mann gebeten und fällt darauf hin im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Wolken.

Er landet auf einer Insel, wo schon andere Kinder wohnen und erfährt bald. Keiner weiß wo sie alle sind und wie sie dahin gekommen sind, jeder wurde irgendwie fotografiert. Es gibt 40 Inseln mit je ca. 5 bis 12 Bewohnern. Jede Insel grenzt an drei weitere Inseln, welche tagsüber durch gigantisch lange, aber schmale Brücken verbunden sind. Nachts schrumpfen die Brücken wieder und die Verbindung wird wieder gekappt.

Das ganze funktioniert nach festen Regeln welche von denen da oben festgelegt werden. Aliens? Götter? Die Kinder wissen es nicht, sie mutmaßen nur und spekulieren, wilde Sagen und Gerüchte kursieren. Nur eines wissen sie alle: Nur wer alle 40 Inseln erobert hat, darf zurück zur Erde. Schaue nachts nie nach oben und verstoße nie gegen die Regeln. Wessen Insel erobert wurde, der muss für die Gewinner kämpfen und hat keine Chance mehr heimzukehren,

Und so werden jeden Tag Wachen zu jeder Brücke geschickt, wird täglich erbittert und erbarmungslos gekämpft, wobei keine Seite den Sieg von sich tragen kann. Holzschwerter verwandeln sich für den Gegner in Eisenschwerter, Essen und Proviant taucht jeden Tag wie von Geisterhand in den Vorräten auf und irgendwie – denkt sich Dima, muss es doch einen anderen Weg geben, da raus zu kommen.

Für ein Jugendbuch reflektiert und behandelt das Buch erstaunlich viel. Sinn und Sinnlosigkeit, Vertrauen und Verrat, Liebe und Hass, Gesellschaft und Struktur – all diese Probleme erwachsener Menschen, werden hier auf Kinder abgeladen. Verzerrte Parallelen zur Realität können gut gezogen werden und geben dem ganzen auch für ältere Leser durch seine Surrealität und abstrusen Vorgänge einiges zum Nachdenken.
Auch die Charaktere dieses ungewöhnlichen Fantasyromans, welcher nicht so wirklich einer der klassischen, austauschbaren Art sein will – sind durchdacht und sympathisch, handeln schlüssig und zeigen Eigenständigkeit.

Eigentlich perfekt, wäre da nicht das schludrige Ende – welches das Ganze irgendwie noch abrundet oder abrunden versucht, weil die Geschichte an einen Punkt angelangt ist, wo eine innovative Lösung der fast schon revolutionären, zumindest aber absolut eigenständigen Story, nicht mehr ganz so leicht aus dem Ärmel zu schütteln ist und ganz schön viel an Erklärungbedarf benötigen würde.

Schade, denn ansonsten macht das Buch wenig falsch und erstaunlich und erfrischend viel richtig.

Erschienen auf: http://lesumdeinleben.blogspot.de/2011/12/sergej-lukianenko-die-ritter-der.html

Cover des Buches Der Todesflüsterer (ISBN: 9783492257701)

Bewertung zu "Der Todesflüsterer" von Donato Carrisi

Der Todesflüsterer
Amixor33vor 9 Jahren
Kurzmeinung: Sehr rasanter und spannender Thriller, den lediglich Logikfehler ein wenig trüben.
Donato Carrisi – Der Todesflüsterer

Donato Carrisi’s Erstlingswerk, Der Todesflüsterer,  ist eine wahre Wundertüte, in vielerlei Hinsicht – positiv wie auch negativ. Der Anfang fängt stark an, 6 linke Mädchenarmstücke werden mitten im Wald gefunden, 5 davon können vermissten Mädchen zugeordnet werden. Wer aber ist bitte Mädchen Nummer 6 und wo sind die Besitzer der Arme und wer zur Hölle macht so etwas?

Profiler Goran Gavila bekommt die Aufgabe, genau dies herauszufinden. Ihm zur Seite steht die externe Ermittlerin Mila Vazquez, welche als Expertin für vermisste Kinder ins Team dazu stößt. Und schnell wird klar. Der Täter wartet nur und hat alles längst schon geplant.

Während die gut erarbeiteten und sympathischen Charaktere mächtig mit ihren vergangenen Privatleben kämpfen müssen und etliche Probleme offenbaren, spielt der Unbekannte schonungslos mit ihnen. Sät Misstrauen und Verwirrung, und führt obendrein sarkastisch moralisch zu vergangenen Verfehlungen und Verbrechen scheinbar Unbeteiligter.

Das ganze liest sich gut und flüssig, trotz authentisch versuchter Stimmung (vor allem im forensischen Bereich, bezogen auf Ermittlungsverfahren) und entwickelt einen unwiderstehlichen Sog durch sich immer rasanter überschlagende Ereignisse und Wendungen.

Dem Autor gelingt es, alle paar Seiten mächtig zu überraschen und das bislang Undenkbare möglich zu machen. Selten hat mich seit langem ein Buch dermaßen gefesselt. Allerdings hängt hier auch gefährlich baumelnd der Fallstrick! Die Story ist ungemein verstrickt und durchplant, dass sie – die „Lösung“ des Falls im Kopf – in Bezug auf Realismus und Umsetzbarkeit leider doch ein wenig angezweifelt werden darf.

Und somit steht hier der Leser dieses Reviews vor dem Dilemma:

Will ich einen ultraspannenden, rasant erzählten und überraschenden Thriller der gehobenen Klasse lesen, darf ich ohne Probleme zugreifen und werde dabei auch sehr gut bedient.

Sollte der Faktor Realismus eine übergeordnete und tragende Rolle spielen, so dürfte es ab dem letzten Drittel kompliziert werden. Nicht das es hier ganz utopisch wird, aber wir bewegen uns durchaus auf einem Level, wo man dran glauben kann oder auch nicht.

Trotzdem würde ich dieses Buch weiterempfehlen, weil es einfach Spaß gemacht hat und sehr gut zu Lesen war. Sollte ich Punkte verteilen müssen, so wäre die Höchstnote allerdings leider nicht zu erreichen, was im Grunde sehr, sehr schade für den mehr als gelungenen Ansatz ist.

Erschienen auf: http://lesumdeinleben.blogspot.de/2011/12/donato-carrisi-der-todesflusterer.html

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