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An-Afternoon-in-Utopia

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches TITANS KINDER (ISBN: 9783957652942)

Bewertung zu "TITANS KINDER" von Aiki Mira

TITANS KINDER
An-Afternoon-in-Utopiavor 2 Jahren
Kurzmeinung: Eine Utopie, die durch Fantasie, Spannung und eine Vision begeistert
Phantastische Utopie auf dem Saturnmond

In nicht allzu ferner Zukunft ist die Menschheit zumindest ein wenig in die planetarische Nachbarschaft vorgedrungen.

Im Auftrag ihres Konzerns folgt das Trio Rain (Bioinformatikerin), Marlon (Astronaut) und Sunita (Ingenieurin) dem Notruf einer Forschungsstation auf dem Saturnmond Titan. Dort treffen sie auf die Biologin Verve, die quasi im Alleingang Forschungen betreibt. In einem der gigantischen Methanseen entdecken sie Lebensformen, die sich in rasanten Schüben verändern …

Aiki Miras Debüt hebt sich in mehreren Punkten auffallend von der gängigen Genre-Literatur ab. 

Der Roman ist einerseits Hard SF, d. h. er fußt sowohl bei der Darstellung von Titan als auch bei technischen Möglichkeiten auf dem aktuellen Wissensstand bzw. denkbaren, technologischen Entwicklungen.

Hingegen erlaubt sich „Titans Kinder“ mit den entdeckten Lebensformen und biologischen Transformationen phantastische Elemente.

In seiner Gesamtheit möchte der Roman nicht nur für spannende Lesestunden sorgen – was vortrefflich gelingt – sondern folgt der Tradition solcher Werke wie „Dune“ und „Die Mars-Chroniken“, das Setting als Vehikel für tiefere Inhalte zu nutzen.

Die im Untertitel angekündigte Utopie erschließt sich erst zum Schluss – und ich werde einen titanischen Teufel tun, auch nur andeutungsweise etwas zu verraten. Diese Erfahrung ist vergleichbar mit dem Schluss von „Planet of the Apes“, der letzten Mars-Chronik oder dem Finale von „Babylon 5“ und verdient es, unvorbereitet erlebt zu werden.

Der Roman ist mit etwas mehr als 200 Seiten recht kurz, erstreckt sich jedoch mit Zeitsprüngen über Wochen, Monate und Jahre. Die Perspektiven werden mehrfach gewechselt, wobei Rain schlussendlich den größten Anteil erhält. Dennoch gelingt es Aiki Mira ihre Charaktere durch geschickt eingewobene Momente und glänzend geschriebene Dialoge komplex zu zeichnen.

Durch seine Kürze ist der Roman sehr dicht erzählt, spannend gehalten und lässt keine Langeweile aufkommen. 

Etwas utopisch geht es jedoch auch bereits zuvor zu, denn „Titans Kinder“ präsentiert einen ausgesprochen diversen Cast, bspw. mit der asexuellen Transperson Rain. Das Utopische ist dabei nicht etwa die Repräsentation an sich, sondern der im Roman gesellschaftlich akzeptierte Umgang mit dem Facettenreichtum des menschlichen Daseins.

Zu beanstanden habe ich lediglich Kleinigkeiten: Der Start, etwa die ersten 30 Seiten, sind etwas holprig. Wie erwähnt, ist der Roman sehr dicht und das Erzähltempo hoch, wodurch keine Langeweile aufkommt und gefordert wird, Leerstellen auszufüllen. So sehr ich dieses strukturelle Vorgehen schätze, wäre ein *bisschen* Ruhe zwischen den erzählerischen Stürmen schön gewesen. 

Dessen ungeachtet ist „Titans Kinder“ mehr als ein solides Debüt. Der Roman begeistert durch Fantasie, Spannung, sprachlichen Nuancen und – was in der oft generisch daherkommenden SF dringend nötig ist – einer Vision. Meinerseits eine absolute Leseempfehlung.

Cover des Buches Klima-Korrektur-Konzern (ISBN: 9783947619924)

Bewertung zu "Klima-Korrektur-Konzern" von Uwe Post

Klima-Korrektur-Konzern
An-Afternoon-in-Utopiavor 2 Jahren
Kurzmeinung: Ein spritziger Near-Future-Roman, der mit Humor, Spannung und Ideen begeistert.
Algenfrisch

In naher Zukunft. IT-Nerd Phil verliert seinen Job und nimmt eher widerwillig eine Stelle als Admin bei einer Firma an, die mit modifizierten Algen die CO2-Bindung vorantreiben möchte. Nach und nach freundet er sich mit der Idee und dem unkonventionellen Team an – bis das Projekt sabotiert wird und Phil der Hauptverdächtige zu sein scheint …

Rezension

„Klima Korrektur Konzern“ ist einer jener seltenen Romane, die aus mehreren Gründen begeistern.

Zunächst ist anzumerken, dass es handwerklich nichts zu beanstanden gibt. Gekonnt wird in das Setting eingeführt, die Charaktere – insbesondere der vom Pech verfolgte Protagonist Phil – charmant etabliert, der Plot entfaltet und konstant die Spannung gesteigert. Nichts wirkt unnötig, nichts wirkt überhastet. Der Krimi/Thriller-Anteil ist gut vorbereitet, lädt zum Miträtseln ein und wird schlüssig aufgelöst. Der Roman, der bemerkenswerterweise im Präsens verfasst ist, wird in einer gut komponierten Satzgestaltung erzählt, die sehr flüssig und gefällig ist, ohne sprachliche Finessen zu vernachlässigen.

Die große Stärke in den Geschichten von Uwe Post kommt auch hier zum Tragen: Humor in jeder Form. Von spitzen Bemerkungen, gelungener Situationskomik, absurd-genialen Einfällen, pointierten Dialogen bis hin zu Seitenhieben auf Gesellschaft, Verschwörungstheoretikern und Wirtschaft reizt Post in einem knackigen 208-Seiten-Power-Workout alle Lachmuskeln seiner Leser:innen zum Kater. Trotz der hohen Gagdichte gelingt es dem Autor, nie in puren Klamauk abzudriften oder seiner Geschichte die Ernsthaftigkeit zu nehmen.

Die ganze Geschichte fußt dabei auf einem nur zu bekannten, wichtigen Thema: Dem Klimawandel. Im Gegensatz zu Dystopien – die meine Wenigkeit mittlerweile auch leid ist – wird hier zwar kein strahlendes Utopia, aber ein in eine klimafreundlichere Zukunft voranschreitendes Deutschland gezeigt. Post schildert mit seinen modifizierten Algen und gedrucktem Essen dabei keine unrealistischen Wunschvorstellungen, sondern extrapoliert aktuelle Technik (Bioprinting) in die nächste Stufe. Um es in Star-Trek-Begriffen zu sagen: Vom Beamen sind wir weit entfernt, doch der Replikator wartet schon um die Ecke – wenn wir es denn zulassen.

Fazit: „Klima Korrektur Konzern“ ist ein spannender, humorvoller Near-Future-Roman, der über gute Unterhaltung hinaus mit Ideen und einem faszinierenden Zukunftsentwurf begeistert. Druckt euch ein paar cholesterinarme Chips und taucht ab in diesen wundervollen Roman. Absolute Leseempfehlung.

Cover des Buches Sturm über dem Rheintal (ISBN: 9783946348276)

Bewertung zu "Sturm über dem Rheintal" von Michael Erle

Sturm über dem Rheintal
An-Afternoon-in-Utopiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Eine YA-Dystopie, die eigene Wege geht
Eine „heimische“ Dystopie

Eskapismus kann man diesem Roman nicht vorwerfen. Verschwörungstheorien, Medienmanipulation, kulturelle Differenzen - „Sturm über dem Rheintal: Die verlorenen Söhne“ extrapoliert, was um uns herum geschieht, in eine Welt nach dem Klimawandel.

Die „verlorenen Söhne“ als MacGuffin beschreibt gut das Phänomen von absurden Verschwörungstheorien, die trotz haltloser Argumentation erschreckende Eigendynamiken annehmen (Stichwort: Bill Gates und Chip-Impfungen). Auch das unterschwellige Misstrauen verschiedener Kulturkreise innerhalb einer Gesellschaft erfährt eine Betrachtung.

Es dauert ein wenig, bis der Roman in Fahrt kommt. Michael Erle setzt auf einen langsamen, breiten Aufbau und macht sein Setting dadurch greif- und fühlbar. Einige Stellen in der ersten Hälfte sind aus meiner Sicht aber unnötig aufgebläht, bspw. die ausführliche Beschreibung des Spieles Projball (Fair dazugesagt: Bei der Darstellung von Quiditch im sattsam bekannten „Harry Potter“ empfand ich genauso).

In der zweiten Hälfte zieht die Spannung merklich an. Es ist Michael Erle hoch anzurechnen, dass er mit dem Abschluss die ausgetretenen Pfade populärer Dystopien wie „Die Tribute von Panem“, „Maze Runner“ oder „Die Bestimmung“ verlässt und eigene, interessante Wege geht. Das Finale und der Ausklang sind absolut gelungen und werten das Werk auf.

Der Schreibstil ist, abgesehen einiger eher unüblicher Wörter, zumeist locker und merklich an ein jüngeres Publikum bzw. junge Erwachsene adressiert. Ein charmantes, stilistisches Mittel: In einigen Abschnitten durchbricht Etienne, aus deren Sicht der Roman erzählt wird, auch fast die vierte Wand, indem sie sich direkt an die Leser wendet.

Fazit: „Die verlorenen Söhne“ begeisterte mich nicht restlos, punktet aber mit Eigenständigkeit. Für alle, die eine YA-Dystopie lesen möchten, aber eben nicht einen Panem-Klon vorgesetzt bekommen wollen, einen Blick wert.

Cover des Buches Thron aus Sturm und Sternen 1: Seelendonner (ISBN: B08TCGG45Y)

Bewertung zu "Thron aus Sturm und Sternen 1: Seelendonner" von Annie Waye

Thron aus Sturm und Sternen 1: Seelendonner
An-Afternoon-in-Utopiavor 3 Jahren
Kurzmeinung: Fantasievolle und innovative High Fantasy mit Tiefgang. Gelungener Dilogie-Auftakt.
Ein ungewöhnliches Fantasy Spektakel

Die breite Leserschaft ist undankbar. Einerseits wird vielfach darüber geklagt, man bekäme auf dem High-Fantasy-Segment nur noch die Variation der Kopie serviert; andererseits werden experimentierfreudige Werke dann doch links liegen gelassen oder mit dem Stempel „Special Interest“ versehen. Eine bemerkenswerte Gratwanderung gelang Annie Waye mit ihrem Debütroman „Seelendonner“, der den Auftakt zur Dilogie „Thron aus Sturm und Sternen“ bildet. Abseits der bekannten Pfade, die Autoren mit Doppel-R-Initialen bewanderten (und die von Heerscharen Autor*innen im Anschluss ausgetreten wurden und werden), geht Annie Waye mit diesem Werk einen ganz eigenen Weg.


Die Geschichte mutet dabei grundsätzlich nach klassischer Kost an: Im vereinten Königreich Tara’Unn droht der wackelige Burgfriede zu einem Krieg auszubrechen. Abseits der beiden Großmächte von Taar und Unnen lebt der von der Welt fast vergessene Stamm der Crae, zu dem auch die Protagonistin Kauna gehört. So wie die Crae zwischen die Fronten geraten, so befindet sich auch Kauna im Zwiespalt zwischen dem Königssohn Malik, der ihr Leben rettete, und den Entscheidungen ihrer anderen Hälfte Gil ...   


So bekannt die Ausgangssituation und das Motiv der Heldenreise sind, so überraschend und kreativ präsentiert sich die Geschichte von der ersten Seite an. Die Welt, in die Annie Waye uns entführt, trägt zwar Züge des Osmanischen Reichs des 19. Jahrhunderts und webt bei den Crae mit ihren Seelentieren indianische und früheuropäische Mythen ein, doch an vielen Stellen blitzen die Einzigartigkeiten einer faszinierenden Welt auf. Der Autorin gelang es, ihre Geschichte so zu gestalten, dass der Leser jedes Mal, wenn er ahnt, was nun passieren wird,  überrascht wird.


Auf der handwerklichen Seite gibt es keinerlei Beanstandungen. Sprachlich präsentiert sich der Roman so gefällig wie gereift und lässt zu keinem Zeitpunkt die Vermutung aufkommen, es würde sich um ein Debüt handeln. Der Spannungsbogen sitzt: „Seelendonner“ startet mit einem Knall, nimmt sich anschließend Zeit Charaktere und Setting einzuführen, konstant die Spannung zu steigern und schließt – bei einer Dilogie nicht anders zu erwarten – an einer schicksalshaften Wendung ab. Dass sich bei dieser Stelle nicht die übliche, effekthaschende Cliffhangeritis eingeschlichen hat, unterstreicht dabei noch einmal subtil, wie bemerkenswert der ganze Roman ist.


Im Sinne vorbeugenden Schubladendenkens bei Autor*innen: Wer #romantasy erwartet oder vermutet, wird enttäuscht. Zwar spielen Liebe und Romantik eine Rolle in der Geschichte, aber der Roman wird nicht davon dominiert.


Fazit: Mit überschwänglichem Lob bin ich eher sparsam, doch mit ihrem Dilogie-Auftakt gelang der Autorin ein innovatives Werk, welches sich vor den Besten des Fantasy-Genres nicht zu verstecken braucht. Somit hat sich „Seelendonner“ nichts Geringeres als die Höchstwertung verdient. Es bleibt nur zu hoffen, dass der im März 2021 erscheinende zweite Teil der Dilogie dieses hohe Niveau halten kann und die Geschichte so imposant fortführt und abschließt, wie sie begann. Klare Leseempfehlung.

Cover des Buches Waypoint FiftyNine (ISBN: 9783945230497)

Bewertung zu "Waypoint FiftyNine" von Günther Kienle

Waypoint FiftyNine
An-Afternoon-in-Utopiavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Braucht man sich nicht schönsaufen
Literarisches Besäufnis

Das Waypoint Fiftynine ist eine abgeranzte Weltraumkneipe auf einer Raumstation, welche sich in unmittelbarer Nähe zu einem Dimensionsportal befindet. Hier kehren (mehr oder weniger freiwillig) Weltraumreisende jeden Couleurs ein und geben ihre (mehr oder weniger glaubwürdigen) Geschichten bei einem Bierbrunnen oder dem berüchtigten Fiftyniner zum Besten. Frachtführer, Touristen, Politiker, Schmuggler, Kleinganoven, Besatzungsmitglieder mit unglücklichen Uniformfarben, aber auch Dämonen, Nonnen aus dem Mittelalter, Wikinger und Einhörner erzählen von waghalsigen Außenmissionen, Zeitreisen, dem Ende des Universums oder Urlauben mit defekten Universalübersetzern.

 

„Waypoint Fiftynine“ ist Humor-Durcheinander-Saufen. Da gibt es Amüsantes, Bissiges, Absurdes und Nonsens, der so blöd geriet, dass er schon wieder gut ist. Und, na ja, es gibt eben auch Nonsens, der leider „nur blöd“ ist. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Gefühlsmäßig gab es für jedes schale Gesöff mindestens vier leckere Bierbrunnen – nicht die schlechteste Quote. Besonders gut gemundet hat, was Lea Baumgart, Nele Sickel, Jacqueline Mayerhofer, Renée Engel und Nob Shepherd über die Tresen schoben. Die Rahmenhandlung der beiden Herausgeber, die aus der „Anthologie“ eine „Romanthologie“ macht, empfinde ich zwiespältig. Größtenteils ist das Herumtorkeln der beiden Saufnasen mit Schreibblockade im WP59 so amüsant geraten, wie die ganze Sammlung. Als Überleitungen zwischen den einzelnen Geschichten sind die Intermezzos hingegen unnötig und die zahllosen Anspielungen im Grand Finale dürften sich wohl nur der BuCon-Familie erschließen. 

 

Fazit: Braucht man sich nicht schönsaufen. Eine feuchtfröhliche Sammlung. 4 von 5 Schnapsgläsern. Prost

Cover des Buches G.O.T.T. (ISBN: 9783946348252)

Bewertung zu "G.O.T.T." von Sebastian Schaefer

G.O.T.T.
An-Afternoon-in-Utopiavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein inhaltlich wie sprachlich oppulentes SF Epos, fantasievoll und tiefsinnig
Vielschichtiges SF Epos

„Es gibt große, herrschaftliche Hallen und hohe, lichte Säle, es gibt kleine, schmucke Zimmer und feine Salons, aber es gibt auch schmucklose enge Kammern, die im Verborgenen liegen, Kammern, die über verschlungene Pfade zu versteckten Winkeln führen, zu geheimen Orten und Plätzen, die wichtig sind.“

Ich eröffne Rezensionen nur selten mit einem Zitat, doch für „G. O. T. T.“ ist es nur passend. Die obigen Zeilen sind ein Destillat dessen, was den Lesern auf den knapp 400 Seiten erwartet: eine epische Geschichte, die so ausufernd und verschlungen erzählt wird, wie der Autor seine Sätze gestaltet.


Das Grundgerüst der Geschichte ist dabei recht simpel. Auf der an und für sich bedeutungslosen Welt Permana wird ein prestigeträchtiges Turnier veranstaltet - und Vertreter der verschiedenen Welten reisen an, um sich im Wettkampf miteinander zu messen. Was die Geschichte so komplex macht, ist die Vielzahl der Figuren und Handlungsstränge, die der Autor um dieses Grundgerüst gewoben hat. „G. O. T. T.“ begleitet nicht weniger als elf Charaktere - zzgl. weiterer Figuren - deren Schicksal es ist, zu verschiedenen Zeitpunkten in bestimmter Konstellation aufeinander zu treffen. Kein Strang erhält ein besonderes Gewicht, ebensowenig präsentiert Sebastian Schaefer seine Aussagen auf einem Silbertablett. 


Wie bereits der Vorgänger „Der letzte Kolonist“ zwingt der Roman ob seiner Detailfülle und Gestaltung auf verhältnismäßig wenigen Seiten, das Lesetempo zu senken und bisweilen auch zum Reflektieren. Ein durchaus fordernder Ansatz im ansonsten eher geradlinigem Genre der Space Opera.

Wer sich darauf einlässt, wird mit einem fantasievollen Universum, interessanten Charakteren, feinem Humor und anregenden Gedankengängen belohnt.


Fazit: Ein inhaltlich wie sprachlich oppulentes SF-Epos, das mit Fantasie und Tiefgang punktet. Ich freue mich schon auf meine nächste Reise in Sebastian Schaefers Universum.

Cover des Buches Teach ʹEm All (ISBN: 9783841907226)

Bewertung zu "Teach ʹEm All" von Caro Blofeld

Teach ʹEm All
An-Afternoon-in-Utopiavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Humorvolle Einblicke in das Alltagsleben einer nicht ganz alltäglichen Lehrerin. Kurzweilig, bissig, hintersinnig und mit viel Augenzwinkern
Alltag einer nicht alltäglichen Lehrerin

„Müsste ich heute mein sechzehnjähriges Ich unterrichten – ich wäre so was von gefickt!“ (S. 144)

Ein flüchtiger Blick auf das Cover genügt, um keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, dass die Autorin Lehrerin ist. Moment! Lehrerin? Die? Ja, die! Bei der ersten Erwähnung des Wortes „Lehrer“ kommt v. a. die C&A-Karohemd/Pastellblusen-Langweiler-Fraktion in den Sinn, bisweilen die offensichtlichen Ökos, aber selten tätowierte Schwermetaller. Das mag daran liegen, dass wir diesen Berufsstand mit Konventionen verbinden und die große Gemeinsamkeit von Metallern – neben der Vorliebe für die elektrische Sechssaitige und der Nicht-Farbe Schwarz – die ist, unkonventionell zu sein. Solche Menschen gehen Dinge anders an. So auch Caro Blofeld.

In 49 Kapiteln, die zumeist knackig zwischen drei und sechs Seiten umfassen, schildert sie Anekdoten aus ihrem Berufsalltag. Schüler, Kollegen, Konferenzen, Klassenfahrten oder die mal mehr, mal weniger sinnvollen Ideen von oben – alles bekommt die spitze Feder der Autorin zu spüren. Dabei wird durchaus Kritik geübt, der Zeigefinger jedoch selten erhoben. Wenn, dann geht der kleine Finger gleich mit. Die Aussage ist klar: Nicht nur motzen, sondern vielleicht nicht immer perfekt, aber besser machen wollen.

Was die Autorin so sympathisch macht, ist nicht nur der gute Musikgeschmack, sondern die Hingabe zum Lehrerin-sein, die trotz aller abgefeuerten Spitzen im gesamten Werk durchscheint. Für Caro Blofeld ist Lehrerin kein Beruf, sondern Berufung. Das hat sie, wie sie offen zugibt, anfänglich wohl selbst nicht erwartet, aber es ist so gekommen. „Die schlechtesten Schüler werden die besten Lehrer“ – vielleicht ist an dieser abgedroschenen Weisheit etwas dran.

Wie am Eingangs-Zitat der Rezension aufgefallen sein dürfte, bedient sich Caro Blofeld einer direkten Wortwahl. Sprachliche Finessen werden dennoch nicht vernachlässigt und die einzelnen Kapitel sind gekonnt auf einen humoristischen Höhepunkt aufgebaut. (Mal ehrlich: Es wäre aber auch ein Armutszeugnis von einer Deutsch-Lehrerin, wenn dem nicht so wäre).  

Fazit

Humorvolle Einblicke in das Alltagsleben einer nicht ganz alltäglichen Lehrerin. Kurzweilig, bissig, hintersinnig und mit viel Augenzwinkern erzählt. Lesenswert.

Cover des Buches Die Sprache der Blumen (ISBN: B08766S97B)

Bewertung zu "Die Sprache der Blumen" von Sven Haupt

Die Sprache der Blumen
An-Afternoon-in-Utopiavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein außergewöhnlicher Roman, der durch Fantasie und Tiefgang begeistert
Sag es durch die Blume

Ein mies gelaunter, sprechender Schimpanse namens George beobachtet, wie aus einem riesigen Kokon eine junge Frau schlüpft. Mit dieser skurrilen Szene eröffnet Sven Haupt seinen ungewöhnlichen Roman „Die Sprache der Blumen“. Lilian, wie sich die junge Frau bald nennt, hat keine Erinnerungen an die Zeit vor ihrer "Geburt" und erkundet mit ihrem wenig hilfreichen Begleiter den seltsamen Wald, in dem sie erwachte. Die ungewöhnliche Gegend, so offenbart ihr George, ist genauso wenig real wie sie selbst ...

Mehr über diesen Roman zu erzählen, birgt eine riesige Spoilergefahr, daher nur so viel: Nach und nach steigt man als Leser dahinter, dass sich die Geschichte um den uralten Kampf zwischen dem Konstruktiven und dem Destruktiven, der schöpfenden und der zerstörerischen Kraft, um Gut und Böse dreht. Das wäre an und für sich nicht neu, wohl aber die Frage, wie sich das Böse ein für alle Mal überwinden lässt. Was sich nun sperrig anhört, ist glücklicherweise alles andere als verkopft ausgefallen. Egal, ob es nun die Bäume sind, die auf den ersten Blick nur bierseligen Unfug von sich zu geben scheinen, die bissigen Bemerkungen des Schimpansen Georges oder die knuffigen „Putzmuffel“ sind – der Roman macht Spaß. Die gesamte Welt, in der sich Lilian befindet, sprüht nur so von fantasievollen Einfällen. Sven Haupt tänzelt mit schwungvollen Worten und einer bemerkenswerten Leichtigkeit auf philosophischen Themen, nur um einen im letzten Drittel (und speziell nach den letzten Seiten) sehr nachdenklich werden zu lassen.

Fazit: Sag es durch die Blume. Sven Haupt hat mit „Die Sprache der Blumen“ einen außergewöhnlichen SF-Roman geschaffen, der mit viel Fantasie und philosophischem Tiefgang begeistert. Absolute Leseempfehlung.

✨Klappentext ✨

"Wer bin ich? Wo bin ich? Wer oder was ist für mein Schicksal verantwortlich?"

Eine Frau erwacht ohne Gedächtnis in einem unbekannten Wald. Sie weiß nicht, wer sie ist und woher sie kommt. Ihre einzige Gesellschaft ist ein wenig hilfreicher, sprechender Schimpanse. Sie trifft auf bizarre, redende Pflanzen, die sie nicht versteht, und merkwürdige Wesen, die sie verfolgen. Gefährliche Begegnungen nehmen ihr fast den Mut in die Geheimnisse dieses Waldes vorzudringen. Dennoch ist sie fest entschlossen, das Rätsel dieser beängstigenden Welt zu ergründen. Sie sucht Antworten auf ihre Fragen.

Erschienen im Mystic Verlag
ISBN: 9783947721443
Seitenzahl TB: 288
Preis TB: 12,99 €
Auch als E-Book für 4,99 € erhältlich

Cover des Buches Science Fiction Hall of Fame 1 (ISBN: 9783944720555)

Bewertung zu "Science Fiction Hall of Fame 1" von Robert Silverberg

Science Fiction Hall of Fame 1
An-Afternoon-in-Utopiavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Das Who-is-Who der klassischen SF in wunderschöner Edition
Herausragende SF Klassiker

Der Golkonda-Verlag hat die ursprünglich einbändige ‚Monster-Sammlung‘ „Science Fiction Hall of Fame“ in zwei Bände unterteilt. Anders wäre sie wohl nicht zu finanzieren gewesen. Das soll daher nicht als Kritik verstanden werden, zumal die beiden Bücher wunderschön und edel gestaltet wurden. Diese Rezension gilt für beide Bände des Werks.


Vor nicht allzu langer Zeit stieß ich beim Stöbern auf einen literarischen Schatz, bei dem ich gar nicht mehr daran geglaubt habe, dass er jemals zur deutschen Veröffentlichung gelangt: „Science Fiction Hall of Fame“ - eine Sammlung herausragender SF Kurzgeschichten, herausgegeben von Robert Silverberg 1970. (Gleichwohl hier eine Lanze für den seligen Wolfgang Jeschke gebrochen werden muss, der fast all die enthaltenen Geschichten vor Jahrzehnten für seine zahlreichen Anthologien nach Deutschland geholt hat).


Zum Hintergrund: Nach der Etablierung des prestigeträchtigen Nebula Award, war es die Idee, herausragende Werke vor der ersten Preisverleihung 1965 nachträglich zu ehren. Gemeinsam mit der „Science Fiction Writers Guild of America“ wählte Robert Silverberg aus hunderten Stories schließlich 28 Sahnestücke aus, die in diese „Halle des Ruhms“ veröffentlicht wurden. Herausgekommen ist eine Anthologie, in der sich Asimov, Bradbury, Clarke, Heinlein und etliche weitere Altmeister die Klinke in die Hand geben. 


Inhaltlich und stilistisch könnte es nicht unterschiedlicher sein: Von den Abenteuergeschichten eines Fredric Brown oder eines Stanley G. Weinbaum über die nachdenklich stimmenden Wortmalereien eines Clifford D. Simak bis hin zu den kritischen Worten eines Daniel Keyes präsentiert diese Sammlung ein Füllhorn großartiger Ideen.


Die meisten Geschichten sind auch erstaunlich gut gealtert. Sicher, über einen erdähnlichen Mars und persönliche Atom-Generatoren mag man heute schmunzeln. Auch das rückständige Frauenbild und per se als „Wilde“ bezeichnete Kulturen, die nicht dem „American Way of life“ entsprechen, irritiert, doch die eigentlichen Geschichten faszinieren noch immer.


Vom Standpunkt meines persönlichen Lesevergnügens würde ich beiden Sammlungen je vier Sterne geben - Band 1 erhält dabei 'knappe' vier Sterne, während Band 2 mit 'starken' vier Sternen punkten kann. Es kann eben nicht jede Geschichte und jeder Stil gleichermaßen begeistern.


Von einem 'objektiven' Standpunkt aus betrachtet, kann man dieser Sammlung allerdings nicht weniger als die Höchstwertung geben. Handwerklich gibt es bei keinem Beitrag etwas zu beanstanden. Im Gegenteil. Manche der Szenarien könnten mühelos einen ganzen Roman tragen. Die philosophischen Gedankenspiele und die gesellschaftskritischen Bemerkungen sind auch heute noch relevant. Darüberhinaus hat Hrsg. Robert Silverberg sein Ziel, die Entwicklungen des SF-Genre in einem Sammelband darzulegen, erreicht. 1970 noch ein weitgehend aktuelles 'Best of', ist es heute ein gelungener Überblick über das vielzitierte 'Golden Age' der SF-Literatur. 


„Einbruch der Nacht“, „Erstkontakt“, „Scanner leben vergebens“, „Der Himmel auf dem Mars“, „Menschenkind“, „Die Neun Milliarden Namen Gottes“ und v. a. "Arena" und „Blumen für Algernon“ usw. sind nicht nur SF auf allerhöchstem Niveau, sondern auch einige der besten Kurzgeschichten überhaupt. Für Genre Fans sowieso ein Muss, aber gerade für eine SF-interessierte, jüngere Lesergenerstion, die gerne tiefer eintauchen möchte, der perfekte Einstieg in die Klassiker.


✨ Fazit ✨


Das ‚golden age‘ der SF mit einem Who-is-Who der Altmeister kompakt in zwei wunderschön aufgemachten Sammlungen. Klare Leseempfehlung.

Cover des Buches Der Earl von Gaudibert (ISBN: 9783945045084)

Bewertung zu "Der Earl von Gaudibert" von M. W. Ludwig

Der Earl von Gaudibert
An-Afternoon-in-Utopiavor 4 Jahren
Kurzmeinung: Eine wundervolle, sehr amüsante Hommage an klassische Abenteuer-Romane
Spritzige Hommage an die klassische Abenteuerliteratur

„Wäre er jemals auf dem Mond gewesen, so war er der festen Überzeugung, hätte sich all das genau so zugetragen. Er hatte seiner Biographie also lediglich vorausgegriffen.“
– Zitat S. 22

Der englische Gentleman Graham McPherson liebt es, in seinem Club von angeblichen Abenteuern auf dem Mond zu erzählen. Niemand zweifelt an seinen Ausführungen, bis ein neues Clubmitglied ihn der Lüge bezichtigt und zu einer folgenschwere Wette herausfordert: Bis zum nächsten Vollmond soll McPherson seine Behauptungen beweisen. Keine leichte Aufgabe, immerhin schreiben wir das Jahr 1895. Doch mit der Unterstützung des Profibetrügers Suggs und der schlafkräftigen Thailänderin Gann Li-Penn, ersinnt er einen ebenso verzweifelten wie tollkühnen Plan.

Meine Meinung

Herrlich! Diese Novelle ist einfach nur herrlich! „Der Earl von Gaudibert“ ist von der ersten Seite an spannende, leichtfüßige Unterhaltung, der das Kunststück gelingt, stets amüsant, aber nie albern zu sein. M. W. Ludwig hat mit Graham McPherson nicht nur eine tolle Variante des Münchhausens-Barons erschaffen, sondern erweist der Abenteuer-Literatur des 19. Jahrhunderts mit all ihren wagemutigen Entdeckern, romantischen Lebemännern und exzentrischen Dandys eine liebevolle Hommage.

Es ist dabei nicht notwendig, Werke von H. G. Wells, Jules Verne, Robert Louis Stevenson oder die Meisterwerke des Filmpioniers George Méliés zu kennen. „Der Earl von Gaudibert“ funktioniert für sich alleine bestens. Doch für Liebhaber der Genannten, wie es ganz offensichtlich Autor M. W. Ludwig selbst ist, sind die Anspielungen und Verneigungen die berühmte Kirsche auf der schmackhaften Torte.

Die einzige Kritik, die ich habe, betrifft den Umstand, dass Graham und Gann etwas zu schnell zusammenkommen. Hier wären ein paar Szenen mehr von Vorteil gewesen.

Dennoch gibt es volle 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Ich freue mich schon auf mein nächstes Abenteuer mit den beiden.

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