Anad

"Wir waren unendlich, du und ich und der Sommer" - so beginnt der wundervoll gefühlvolle Roman "Ein unendlicher Sommer" von Kristina Pfister, den ich nicht mehr aus der Hand legen wollte, sobald ich die ersten Seiten gelesen hatte. Man taucht ein in das Kennenlernen von Lale, Gustav, Chris, Flo und James, deren Leben sich auf einem Campingplatz immer weiter ineinander verstricken. Lale, die vor ihrem Alltag auf der Flucht, vom mürrischen alten Gustav, dem Besitzer des Campingplatzes aufgenommen wird und dort eine Freundin für Flo wird. Flo, ein junger Erwachsener, dessen Kaninchen auf dem Campingplatz leben und er so immer wieder einen Grund findet, seine Zeit dort zu verbringen. Chris, ein weit Gereister auf der Suche nach Antworten, den ein nie abgeschickter Brief seiner gerade verstorbenen Mutter,  zum Campingplatz führt, wo er nicht nur Antworten zu seiner Vergangenheit, sondern auch zu seiner Zukunft findet. Und nicht zuletzt James, ein alter Weggefährte von Gustav, der kommt um seinen Freund beim Wiederaufbau des Campingplatzes zu unterstützen. Der Sommer vergeht wie im Flug und am Ende stehen für den ein oder anderen Entscheidungen an, die das Leben verändern...

Das knallig bunte Cover und der sehr provokante Titel haben direkt meine Aufmerksamkeit geweckt. Wie schon vermutet, trägt die Hauptfigur Markus gerne Hawai-Hemden und kam mit dem Gendefekt Trisomie 21, bekannter als Down-Syndrom zur Welt. Ein Thema, das durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient. Das Buch startet damit, dass Katja, die Schwester von Markus schwanger ist und sich wegen ihrer erblichen Vorbelastung nicht so richtig über die Schwangerschaft freuen kann. Sie und ihr Mann Harry durchlaufen nun verschiedene Stationen der Diagnostik und des Nachdenkens. Im Vordergrund steht der werdende Vater Harry, der nun viele Situationen im Zusammenleben mit Markus Revue passieren lässt. Der Roman ist sehr ehrlich geschrieben, die Sprache manchmal etwas zu plump gewählt, dies ist allerdings Geschmacksache. In manche Textpartien konnte ich mich nur schwer einlesen, was ich den sehr verschachtelten Sätzen und dem österreichischen Dialekt zuschreibe. Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, dass ein wichtiges Thema in den Fokus rückt.

Franziska, Zissy genannt, die jüngere der beiden Töchter der Familie Roth, sieht sich nach langer Abwesenheit mit ihrem Elternhaus konfrontiert. Sie soll sich während der Abwesenheit ihrer großen Schwester um ihren älter gewordenen Vater kümmern. Der Vater ist mit dieser Situation mindestens genauso überfordert, wie sie selbst. 

In kurzen Kapiteln wird nun von der Autorin die Vergangenheit der Familie Roth einfühlsam aufgerollt bis hin zur Kindheit von Vater Friedrich und der inzwischen verstorbenen Mutter Johanne. Warum galt Franziska immer als die schwierige der beiden Töchter, während Monika immer das Vorzeigekind war. Sie entführt uns in Zeiten des 2. Weltkriegs und die Schicksale der Familien der beiden Elternteile.  Die Kindheit und Jugend der so unterschiedlichen Töchter zu Zeiten der Anti-Atomkraft-Bewegung bis zur Nuklearkatastrophe von Tschernobyl wird immer wieder mit in die Handlungsstränge eingeflochten, mal aus Sicht von Franziska, mal aus Sicht des Vaters. Monika, die verantwortungsvolle und kluge Tochter, die ihr Handeln immer rücksichtsvoll im Sinne ihrer Eltern wählte, während Franziska, die lebhafte und ungestüme von den beiden von einer Schwierigkeit in die nächste stolperte. Bisweilen sind mir die Übergänge der einzelnen Zeiten und Handlungsstränge etwas zu abrupt und nicht ganz einfach zu verstehen gewesen, so dass es trotz dieses emotionalen Themas nicht immer einfach fiel, der Handlung zu folgen, daher von mir auch nur 3 Sterne.