Root schafft es, ein schweres und schwerwiegendes Thema offen und kompromisslos anzugehen, die Samthandschuhe in die Schublade zu verbannen, die bei einer Geschichte übers Sterben auch tunlichst nichts zu suchen haben. Die lebensverkürzende Krankheit ist hier weder der große Bösewicht, noch ein netter, aber nichtssagender Plottwist im Stile schlechten Hollywoodkinos. Nicht die Tränendrüse ist Ziel des Buches, sondern Hirn und aufrichtiges Herz sind es. Das Buch ist emotional, ohne gefühlsduselig zu werden; voller intelligenter Beobachtungen, ohne bevormundend zu sein. Der Leser wird tief und ehrlich mitgenommen in die verkorksten Familienstrukturen und in das Leid, das Krebs bedeuten kann. Dabei ist das Buch aber unterm Strich eine Geschichte über das Leben.
All das erreicht die Autorin nicht zuletzt über einen originellen und eingängigen Stil, der lyrische Verschwurbelungen ebenso meidet wie allzu plattes Anbiedern an die Gemeinsprache. Es ist ein Buch, mit dem man sich näher befassen sollte, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen; das für den Nachttisch nicht wirklich ungeeignet, aber meiner Meinung nach zu schade ist. Keine leichte Lektüre, aber flüssig und spannend genug, um zu fließen.