Ich liebe Geschichten, die mich in eine Welt entführen, die ich bislang immer nur durch die Augen der zugegeben wunderbaren Jane Austen gesehen habe. Südengland im 19. Jahrhundert. Grüne Hügel, lange Kleider, Pfarrhäuser, in denen die weiblichen Tugenden gepflegt werden - Malen, Sticken, Gedichte rezitieren und sich am Pianoforte mühen.
Im Zentrum der Handlung eine junge Frau, die klug, schlagfertig und vielseitig talentiert ist, von der Gesellschaft aber allein danach beurteilt wird, ob es ihr gelungen ist, bei Zeiten einen passenden Ehemann an Land zu ziehen.
Paula Cooper ist das nicht gelungen. Sie scheint zu einem Leben als Gesellschafterin ihrer kränklichen Cousine Harriet verdammt, bis sie eines Tages den Brief eines Onkels erhält, der sie eindringlich um ihren Besuch bittet. Es geht um den Tod ihres Vaters, dessen Spur sich dreißig Jahre zuvor im fernen Bonn verlor.
Paula reist nach Deutschland, stürzt sich in das Abenteuer ihres Lebens und macht sich daran, das Geheimnis ihrer Familie zu ergründen.
Die historischen Gegebenheiten erscheinen mir gründlich recherchiert. Man erfährt einiges über die große Kolonie der Briten, die damals in Bonn ansässig war, über den frühen Rhein-Tourismus oder die Anfänge der Fotografie. Ganz beiläufig geschieht das, ohne dass es belehrend wirkte oder den Erzählfluss hemmte.
Erzählerisch spielt Susanne Goga ohnehin in der ersten Liga. Als versierte Krimi-Autorin hat sie ihren Spannungsbogen jederzeit im Griff, setzt Cliffhanger und verwebt die einzelnen Stränge geschickt zu einem überraschenden Finale. Eine romantische, angenehm vom Kitsch befreite Liebesgeschichte darf natürlich auch nicht fehlen ☺️
Ich empfehle "Die vergessene Burg" als Wohlfühllektüre , idealerweise zum Fünf-Uhr-Tee.
