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AngelikaWilke

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die Farben im Spiegel (ISBN: 9783426305751)

Bewertung zu "Die Farben im Spiegel" von Deniz Selek

Die Farben im Spiegel
AngelikaWilkevor 5 Jahren
Kurzmeinung: Abwechslungsreich und bunt, aber etwas plakativ erzählt
Liebeserzählung vor deutsch-türkischem Hintergrund

Deniz Seleks Buch „Die Farben im Spiegel“ habe ich gern gelesen, vor allem weil ich den deutsch-türkischen kulturellen Hintergrund, vor dem die Liebesgeschichte inszeniert ist, interessant fand. Auch wenn ich Istanbul nur einmal als Touristin besucht habe, hat mich die Schilderung von Alevs Kindheit in einem Istanbuler Mehrparteienhaus lebhaft angesprochen. Sie wächst sehr behütet auf, unter Verwandten und Katzen und erlebt so etwas wie kleine „Abenteuer“ nur durch ihren forscheren Spielgefährten Koray (ihre spätere große Liebe). Alltagsregeln im Istanbul der sechziger und siebziger Jahre finden Eingang in die Geschichte, ebenso wie kleine Details, zum Beispiel die Beine der Kinder, die an einem heißen Tag an den Ledersitzen eines Autos festkleben.

Dialoge spielen im Buch keine große Rolle, die Handlung wird ganz authentisch aus Alevs Sicht erzählt. Dieser Stil hat mich öfters irritiert – ich hatte das Gefühl, eine Autobiografie in den Händen zu halten, so wenig romanhaft kamen Gedanken und Gefühle bei mir an. Das meiste wird erklärt und beschrieben, wie in einer Chronik. Die Abwicklung der Geschichte räumt jeden Zweifel daran aus, dass die beiden ihr – hausgemachtes (?) - Problem zu guter Letzt in den Griff kriegen werden.

Alev und Koray treffen aufeinander, verstehen sich zwar gut, sind aber offenbar noch nicht reif füreinander, weshalb sie wieder auseinandergehen. Beide akzeptieren dieses Hin und Weg ohne allzu intensives Leiden. Sie können offensichtlich ganz gut abwarten, bis der rechte Zeitpunkt kommt und führen solange ein jeweils eigenes Leben. Insofern hatte auch ich kein Problem damit, das Buch zwischendurch in aller Ruhe beiseite zu legen.

Cover des Buches Das Jahr der Schatten (ISBN: 9783453358805)

Bewertung zu "Das Jahr der Schatten" von Hannah Richell

Das Jahr der Schatten
AngelikaWilkevor 5 Jahren
Kurzmeinung: Atmosphärisch dicht und ohne schwarzweißes Gut und Böse - ich fühlte mich ganz nah dran beim Lesen!
HausbesetzerInnen in einem englischen Cottage

Beginnt der Roman mit einer Kindesentführung? Oder Drogen-Problemen und Messy-Wirtschaft? Die Hauptprotagonistin Lila ist in ihrer Trauer versunken, also startet die Autorin mit dem zweiten, 30 Jahre zurückliegenden Erzählstrang: Fünf kiffende Studenten machen einen Ausflug ins Grüne, an einen See. Hannah Richell schildert beinahe romantisch die Behäbigkeit eines heißen englischen Sommertages, trotzdem wird klar, es kriselt. Eine Hausbesetzung, hier eines maroden Cottages am See, provoziert früher oder später Ärger, das ist klar. Entweder scheitern die jungen Leute am Winter oder sie werden vom rechtmäßigen Besitzer rausgeschmissen, vielleicht bedroht. Und die depressive Lila aus dem in der Gegenwart spielenden Erzählstrang begeht Selbstmord oder verlässt wenigstens ihren machohaften Mann.

So geht es schließlich in Romanen zu. Aber nicht bei Hannah Richell, die, wie es sich für eine talentierte Autorin gehört, den LeserInnen stets voraus ist und bereits um die nächste Ecke gedacht hat. Es spielt keine Rolle, ob man vielleicht ahnt, in welcher Art sich beide Stränge miteinander verflechten werden. Warum es so passiert und nicht anders, obwohl es doch Abzweigungen auf andere Wege gegeben hätte, das erzeugt Spannung – und auch Nachdenklichkeit; schließlich hat niemand, weder die idealistischen StudentInnen noch die vom Leben enttäuschte Innenarchitektin Lila, etwas Böses gewollt. Dass es trotzdem kommt, wie es kommen muss, liegt an den nur scheinbar leichtherzig geführten Dialogen, dem immer wieder geheimnisvoll in Szene gesetzten Cottage – und nicht zuletzt an dem charismatischen „Anführer“ Simon. Warum kriegt der selbstverliebte Typ nicht mal ordentlich was auf die Mütze? Wer den in ihre Charaktere projizierten Gedankengängen Hannah Richells folgt, der sieht ein, erst solche wie er machen das Unmögliche möglich.

Dies ist kein Krimi, der so lange gedrechselt und mit neuen Impulsen von außen gefüttert wird, bis es quasi jeder gewesen sein könnte. In „Das Jahr der Schatten“ machen sich mehr oder weniger alle schuldig – wie im wirklichen Leben.

Cover des Buches Das Walmesser (ISBN: 9783837136333)

Bewertung zu "Das Walmesser" von C. R. Neilson

Das Walmesser
AngelikaWilkevor 6 Jahren
Psychodrama auf urigen Inseln

Ein Hörbuch besitzt den Vorteil, dass man neben dem Zuhören etwas anderes tun kann, zum Beispiel stricken. Da hat man eher einen langen Atem für Schilderungen der Landschaft, die manchen Lesern wohl zu ausführlich waren – und in der Hör-Version vermutlich auch etwas gekürzt wurden. Trotzdem, dass der Autor den unwirtlichen Extremen der Färöer-Inseln eine Hauptrolle gibt, passt für mich sehr gut. Es macht die Geschichte besonders authentisch und spannend.

Fürs Lokalkolorit streut C.R. Neilson immer wieder dieselben auf Färöisch ausgesprochenen Namen und Begriffe ein, was der Kulisse zusätzliche Würze verleiht. Sollte ich jemals auf die Färöer-Inseln kommen, werde ich auf jeden Fall im Café Natúr ein Bier trinken – allein, weil der Name der Kneipe so schön weich klingt.

Geradezu mitreißend fand ich jedoch, wie der Sprecher Martin Bross jedem der Protagonisten eine eigene Stimme gibt – und nicht irgendeine! Am liebsten habe ich Kommissar Broddi Tunheim zugehört, wie er kratzig-spitzfindig über „die Dänen“ herzieht.

Durch die Person des Ich-Erzählers funktioniert „Das Walmesser“ natürlich gut als Hörbuch. John Callum, ein abgehalfterter Lehrer, der, wenn es ihm ans Leder geht, wahlweise lügt, verschweigt oder zuschlägt, tritt als Mann mit Kanten in Erscheinung. Seine Selbstkontrolle hat Grenzen, sein Alkoholkonsum weniger. Was er allerdings denkt, wie er beobachtet sowie seine Albträume machen rasch klar, dass man es keineswegs mit einem versoffenen Haudrauf zu tun hat. Callums widersprüchlicher Charakter ist die Essenz der dramatischen Geschichte. Dass dieser Typ grundsätzlich den komplizierten Weg einschlägt, wann er die moralische Messlatte anlegt und wann nicht, das hielt zumindest mich über die fast 13 Stunden Gesamtspielzeit in Atem.

Ein Highlight für die Bevölkerung der Färöer-Inseln ist seit Jahrhunderten das Abschlachten von Grindwalen. Wer von den Einheimischen will und kann, ist herzlich eingeladen, sich an dem Blutbad zu beteiligen. C.R. Neilson bedient sich in gewohnt plastischer Sprache des Massakers zur Zuspitzung seiner Geschichte – er fokussiert als Schriftsteller auf das Thema, nicht als Journalist, der er früher war. Das ist (falls beabsichtigt) eine erfolgreiche Methode, auf diesen brutalen Brauch aufmerksam zu machen. Daran gewöhnt, dass das Töten von Tieren in Schlachthäusern geschieht, habe ich mir erst mal eine Arte-Dokumentation dazu auf Youtube angesehen.

Aber auch in Bezug auf das Buch bleiben Fragen offen: Wäre nicht wenigstens ein bisschen Entsetzen über die Waljagd zum Beispiel bei John Callum ebenfalls angebracht? Oder habe ich etwas verpasst? Das ist ein Nachteil von Hörbüchern: Es lässt sich leider schlecht zurückblättern.

Über mich

Als Reiseautorin lese ich gerne Geschichten, die mich in ferne Gegenden entführen. Besonders interessiert mich dabei Skandinavien, aber auch Delia Owens Roman „Der Gesang der Flusskrebse“ fand ich berührend schön.

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Krimis und Thriller, Biografien, Historische Romane, Literatur, Unterhaltung

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