Deniz Seleks Buch „Die Farben im Spiegel“ habe ich gern gelesen, vor allem weil ich den deutsch-türkischen kulturellen Hintergrund, vor dem die Liebesgeschichte inszeniert ist, interessant fand. Auch wenn ich Istanbul nur einmal als Touristin besucht habe, hat mich die Schilderung von Alevs Kindheit in einem Istanbuler Mehrparteienhaus lebhaft angesprochen. Sie wächst sehr behütet auf, unter Verwandten und Katzen und erlebt so etwas wie kleine „Abenteuer“ nur durch ihren forscheren Spielgefährten Koray (ihre spätere große Liebe). Alltagsregeln im Istanbul der sechziger und siebziger Jahre finden Eingang in die Geschichte, ebenso wie kleine Details, zum Beispiel die Beine der Kinder, die an einem heißen Tag an den Ledersitzen eines Autos festkleben.
Dialoge spielen im Buch keine große Rolle, die Handlung wird ganz authentisch aus Alevs Sicht erzählt. Dieser Stil hat mich öfters irritiert – ich hatte das Gefühl, eine Autobiografie in den Händen zu halten, so wenig romanhaft kamen Gedanken und Gefühle bei mir an. Das meiste wird erklärt und beschrieben, wie in einer Chronik. Die Abwicklung der Geschichte räumt jeden Zweifel daran aus, dass die beiden ihr – hausgemachtes (?) - Problem zu guter Letzt in den Griff kriegen werden.
Alev und Koray treffen aufeinander, verstehen sich zwar gut, sind aber offenbar noch nicht reif füreinander, weshalb sie wieder auseinandergehen. Beide akzeptieren dieses Hin und Weg ohne allzu intensives Leiden. Sie können offensichtlich ganz gut abwarten, bis der rechte Zeitpunkt kommt und führen solange ein jeweils eigenes Leben. Insofern hatte auch ich kein Problem damit, das Buch zwischendurch in aller Ruhe beiseite zu legen.