Kurze Zusammenfassung (spoiler free)
So ... okay. Reden wir zuerst über den Elefanten im Raum: IST DAS NE FREAKING SELECTION KOPIE?
Nein, ist es nicht. Zumindest nicht wirklich. Die Sache ist die: Natürlich schreit das ganze Konzept Kiera Cass, das Cover ist sich zumindest ähnlich und es geht in beiden Büchern um Prinzen als potentielle Love Interests. ABER eine Idee ist eben in ihren Grundmaßen nicht mehr als das, eine Idee. In dem Fall "bürgerliches Mädchen verliebt sich in Prinzen" - das ist nicht unbedingt neu - Cinderella hat dasselbe getan (auch wenn das hier keine Cinderella Story ist und Selection war das auch nicht). Klar, es ist ein bisschen unglücklich, dass beide Mädchen durch ein Casting ihren Kerl treffen, aber andererseits: Wie sonst? Es ist ein freaking Prinz - den trifft man ja wahrscheinlich nicht einfach so. Immerhin hat Fast das Casting in soweit abgeändert, dass es hier um vier Kanditaten geht, von denen einer - und keiner weiß, wer jetzt eigentlich - der Prinz ist.
AB JETZT ACHTE ICH NICHT MEHR AUF SPOILERFREIHEIT!!!
Macht es spannender. Leider bringt das auch mit sich, dass wir verschiedene Möglichkeiten für besagten Love Interests haben. Und das führt mich zum ersten Problem, das ich mit diesem Buch hatte:
Der Love Interest ist kindisch und unsympathisch as hell.
Also dann, reden wir über Phillip. Kurz um: Er stinkt ab gegen die anderen 3. Was schade ist, weil ziemlich schnell klar wird, dass er derjenige ist, mit dem wir wahrscheinlich auf Dauer klarkommen müssen. Okay, zugegeben, ich bin an sich nicht der größte Fan von zwei LI, die sich dann um das Mädel kloppen. Find ich lächerlich, noch viel mehr, wenn das Mädchen auch noch irgendwie auf beide steht. Das ist einfach unfair und nicht sexy. Aber es funktioniert. Leute stehen drauf. Leser wollen das haben. Auch ich hab es verwendet. Das Problem damit ist, dass der LI nicht nur auf Storyebene in ernsthafte Konkurrenz gerät, sondern auch als Charakter. Und wenn der Charakter shitty und irgendwie dumm ist, dann fragt man sich, warum unsere Protagonistin (mit der wir uns im besten Falle ja identifizieren sollen) sich nicht für eine der anderen, zahlreichen (und viel sympathischeren) Möglichkeiten entscheidet. Warum ein Kerl, in dessen Gegenwart sie sich regelmäßig unwohl fühlt (mehrmals erwähnt), der sie beim Schlafen beobachtet (ist mir egal aus was für nem Grund und zu was für ner Tageszeit - es ist creepy und solange man kein Prinz oder Vampir ist, stimmt mir da auch die Mehrheit der Leute zu) und der ihr Sachen unterstellt, solange bis sie sich vor ihm als Jungfrau outet (was ihr so unangenehm ist, dass sie danach die Worte "Das war so entwürdigend" oder so in der Art verwendet. Warum er? Er ist kindisch, kommt nicht damit klar, dass er auf sie steht und muss sich von seinem Kumpel ins Gewissen reden lassen, kein Arschloch zu sein. Nein, dass du (höchst wahrscheinlich) der Prinz bist, macht keinen Unterschied. Krieg dich auf die Reihe!
Schwacher Hauptcharakter
Warum muss es in Romance Büchern heutzutage immer um ein mehr oder weniger schwaches Mädchen gehen, das von einem Kerl gerettet werden muss? Können wir bitte mal eine witzige, starke, coole Hauptperson haben, die weiblich und kein Arschloch ist? Nein? Okay, then.
"Ich würde gern schreien vor Wut" - WELL, DANN TU'S DOCH. Sorry. Sie ist so überfordert mit ihren Gefühlen für die Kerle, "hasst" das Kribbeln in ihrem Bauch ... und sagt trotzdem niemandem die Wahrheit, warum sie da ist. Entweder du ziehst das durch, nimmst das Beste mit oder du findest einen Weg raus, ohne dass es so aussieht als wäre es deine Schuld. Versteht mich nicht falsch, Tanya ist nett. Ich mag sie. Aber immer wenn ich sie zu lange reden oder denken höre (Hörbuch), wird mir schwindelig. Ich weiß, dass die naive Protaschiene zieht. Hab ich ja selbst erlebt. Aber wie wäre es, wenn wir mal aus dem Klischee-Muster ausbrechen? Gib mir eine Prota, die für ihren Traum kämpft (der es nämlich nicht ist, in diesem fucking Schloss zu versauern!)
Claire ist süß, aber das ging viiieel zu schnell.
Die zu schnelle Freundschaft zwischen Claire und Tanya kann ich dadurch verzeihen, dass Tanya von sich selbst sagt, dass sie nie Freunde hatte und nie zur Schule ging, sondern ziemlich abgeschottet aufgewachsen ist (das wird n Spaß, weder sie noch der Prinz haben Social Skills gelernt und regieren dann trotzdem unser Land), aber es ist trotzdem irgendwie unglaubwürdig. Es wirkt flach. Die haben nicht mal was gemeinsam.
Ehrlich gesagt, ich hoffe, dass sie noch zur Feindin wird und da ein bisschen Action reinkommt. Ich befürchte aber nicht.
Ideen wurden präsentiert, ich fand sie cool und dann ...
bäam, nicht genutzt. Zurück zum Klischee.
Ich hatte das Gefühl, Ideen wurden gut angeschnitten, deren Potential dann aber nicht voll ausgeschöpft. Schade!
Zum Beispiel hatte ich ziemlich lange die Hoffnung, dass sie sich nicht für Phillip entscheidet und dann mit nem Nicht-Prinzen in ihre Schmuckwerkstatt zieht. Oder, zwischendurch hatte ich echt die Hoffnung, sie sich in Claire verliebt. Das wär doch mal n Happy End!
Und das mit dem Abschiedsgeschenk von ihrer Schwester? Das war cool, aber warum nicht nutzen, dass sie über ner Schmuckwerkstatt wohnen und ihr friggin Brot damit verdienen? Ne kleine Krone? Okay, die krieg ich für 6 Euro bei TK Maxx. Davor wurde so viel von dem Foto gesprochen - ich hatte gehofft, dass die Kette irgendwie das Bild von ihren Eltern drin verarbeitet hat. Okay, die Krone wurde wichtig, wegen der einen Begegnung mit Phillip, aber hey, warum nicht verbinden?!
Okay, aber im Allgemeinen hält es, was es verspricht. Es ist eine ähnliche Idee wie SELECTION, es ist klischeebeladen und lässt sich schnell hören/lesen. Was will man mehr (von dem Genre zumindest)?!
Was mich noch abgefuckt hat, war das Ende. Das war nämlich kein Ende. Ich hab wortwörtlich ca 15 Minuten vor dem Ende gedacht, oh, jetzt kommt endlich mal ein bisschen Story da rein - endlich mal mehr als nur Prinz hier, Prinz da, jaul, jammer, Gefühle, bah. Und dann war es auch schon zu Ende. Das ganze Buch war also eigentlich nur die Vorbereitung auf den zweiten Teil, der mir dann hoffentlich ein bisschen mehr Story gibt und vor allem ein (wenn auch nur vorläufiges) Ende, das den Namen verdient.