Bewertung zu "Arakkur - Das ferne Land" von Pascal Wokan
»So ist es. Es gibt kein Licht ohne Schatten, das habe ich bereits vor einiger Zeit erkannt.« Er trat einen Schritt vor, tiefer in die Finsternis der Zelle hinein.
Nach dem ersten Teil der Arakkur-Reihe hat der Autor meiner Meinung nach die Messlatte bereits sehr hoch angelegt. Arakkur: Das ferne Land schließt nahtlos daran an und setzt dem Ganzen noch eins drauf. Während sich zuvor noch auf die Schlucht Arakkur und die Intrigen im Königreich Andural konzentriert wurde, wird im zweiten Teil nun die Geschichte in einen wesentlich größeren Kontext gesetzt. Wir erfahren mehr über das ferne Land, die dort vorherrschenden Gesellschaftstrukturen und beginnen zu erahnen, was eigentlich wirklich hinter den Ereignissen des ersten Teils steckt. Um das zu bewerkstelligen hat sich der Autor einiger sehr sinnvoller Stilmittel bedient. So stößt nun Draia (oder auch Draia'tar) als neue Protagonisten hinzu und bietet dadurch Eindrücke und Sichtweisen in Bezug auf Vorlia. Aber auch die nähere Ausführung der einzelnen Orden der Erwachten und der Wirkungsweise des Magiethemas werden deutlicher geschildert und immer mehr in das gesamte Geschehen eingefügt. Besonders die Magie ist eines der Dinge, die mich besonders an dieser Reihe fesseln.
Sehr beeindruckend ist dabei der flüssige Schreibstil des Autors, aber auch die sinnvolle Umsetzung des Spannungsverlaufs. Mit jedem weiteren Kapitel nimmt die Spannung zu und man fragte sich als Leser immer mehr, wie denn nun alles zusammenhängt. Den großen Showdown gibt es dann zum Schluss und man fühlt sich hin und hergerissen zwischen den Ereignissen, die in einem noch größeren Ereignis zu stehen scheinen. Viele Antworten auf vorherige Fragen werden gegeben, es treten aber auch immer neue Fragen auf, die hoffentlich im dritten Band beantwortet werden.
Die Protagonisten sind genauso wie im ersten Teil sehr lebhaft und nachvollziehbar geschildert. Am meisten beeindruckt hat mich die Entwicklung des neuen Königs Alrael, der vermutlich noch eine größere Rolle im Geschehen einnehmen wird. Aber auch Cathien, Elhan und Draia bieten neue Einblicke, die den Leser mit auf eine Reise nehmen.
Sehr positiv ist erneut die Ausarbeitung der Umwelt, der Religion, der beiden Karten und die politischen Verflechtungen, die den Leser zweitweise ratlos, teilweise aber auch schockiert zurücklassen. Anders als in Teil 1 gibt es nun keine Enzyklopädie-Hinweise mehr zu Beginn der Kapitel, sondern Zitate, die sich mehr mit der Geschichte der Erwachten und deren Wirkungsweisen beschäftigt. Das ist sehr geschickt gemacht, denn die Auflösung dessen erfolgt erst gegen Ende des Buches. Trotzdem hat der Autor an alles gedacht und auch wie zuvor einen Glossar mit den Tier- und Pflanzenarten, Göttern, dem Glauben und den handelnden Personen im Anhang eingefügt.
Die Geschichte von Band zwei endet in einem Cliffhanger, wodurch alles darauf hindeutet, dass uns ein fulminantes Finale bevorsteht. Mich hat das nicht gestört, denn ein zweiter Teil bildet immer ein Mittelstück zwischen Beginn und Finale.
Zuletzt ist mir noch positiv aufgefallen, wie lebhaft und durchdacht die Dialoge teilweise sind. Hat es an manchen Stellen in Band 1 noch etwas hölzern gewirkt, bemerkt man in der Fortsetzung nun deutlich, dass sich nicht nur die Geschichte, sondern auch der Autor entwickelt hat. Es kam nicht nur einmal vor, dass ich mit einem schmunzeln oder einem überraschtem Augenbrauenheber innehalten musste.
Fazit:
Eine würdige Fortsetzung des ersten Teils mit einer fesselnden und beeindruckenden Geschichte, die neue Maßstäbe setzt. Ich warte mit Ungeduld auf Band 3. Eine klare Leseempfehlung von mir, weshalb ich zurecht 5 von 5 Sternen vergebe.
Herzlichen Dank an Pascal Wokan für das Rezensionsexemplar.