Bewertung zu "Kings & Thieves (Band 1) - Die Letzte der Sturmkrallen" von Sophie Kim
Inhalt:
Lina ist eine Diebin und Mörderin und muss ihre Fähigkeiten für eine Gang einsetzen, die sie erpresst. Jedenfalls so lange, bis sie einen Auftrag bekommt, der alles verändert: Sie muss einem Daekabi etwas stehlen, was diesen so wütend macht, dass er Lina und ihren Anführer in seine Welt verschleppt. Statt Lina sofort zu töten oder zu versklaven, lässt er sich auf eine Wette mit ihr ein: Wenn sie es schafft, ihn in 14 Tagen zu töten, darf sie gehen. Wenn nicht, wird er sie doch noch hinrichten.
Die Moral:
Eigentlich verliere ich dazu kein Wort, aber das Buch hat mich sehr überrascht und ich bin mir noch nicht so ganz sicher, was ich davon halten soll. Dass der Loveinterest in einem Young Adult oder Jugendbuch eine sehr zweifelhafte Moral hat und schon mal ein Möder, Mafia Boss o.ä. ist, kommt ja öfter vor. Hier ist aber auch die Protagonistin nicht gerade eine Heilige. Es gibt zwar keine Mordszenen, aber durchaus einige Andeutungen, die zeigen, dass sie schon vor der Erpressung zahlreiche Menschen getötet, entführt und bestohlen hat. Und ohne dass ich das Ende spoiler, kann ich sagen, dass das kein Plot ist, in dem es darum geht, dass die Protagonistin ihre Taten bereut und ihr Leben diesbezüglich verändert. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Bücher, in denen der Protagonist kein Held ist. (So fand ich beispielsweise "Panem X" großartig. Und auch krassere Bücher wie "Lolita" lese ich gern.) Aber für das Genre und die Zielgruppe fand ich das schon hart. Zumal sich nicht so richtig damit auseinandergesetzt wird.
Die Charaktere:
Trotz allem sind die Charaktere in sich schlüssig. Jedenfalls die beiden Protagonisten. Ich hätte mir gewünscht, noch tiefer in deren Abgründe blicken, aber dann hätte die Zielgruppe auf jeden Fall geändert werden müssen. Die Nebencharaktere bleiben jedoch leider alle sehr blass und sind kaum ausgearbeitet.
Die Verbindung zu Korea:
Ich mag es sehr, wenn Romane alte Sagen und Märchen aufgreifen. Auch der Mix aus koreanischer Mythologie und dem deutschen Märchen vom Rattenfänger hat mir gefallen. Schade finde ich nur, dass der Leser/ die Leserin recht alleine gelassen wird, mit all den fremden Begriffen. Ich weiß nicht, ob das Buch auch auf koreanisch erscheint, aber jedenfalls die deutsche Übersetzung dürfte vorrangig für deutsche Jugendliche ohne tieferen Bezug zu Korea veröffentlicht werden. Ich kannte beispielsweise keines der Kleidungsstücke und möchte bei so einem Roman nicht nebenbei googlen. Ein paar einfache, skizzenhafte Illustrationen hätten fremde Begriffe ganz nebenbei erklären können.
Insgesamt:
Ich mag die Idee und auch die Hauptcharaktere, denke aber das beides in einem etwas dickeren und ausgearbeiteteren Fantasy-Roman für Erwachsene besser zur Geltung gekommen wäre.