Wenn ich mir ein Buch wie Hard wired aus diesem Genre kaufe, darf ich keinen Kafka erwarten, dies ist mir durchaus bewusst. Allerdings bin ich doch erstaunt von dem immer wiederkehrenden Charakteren, Schauplätzen und Handlungen, die anscheinend die geheimsten, sehnlichsten Wünsche von Frauen repräsentieren sollen. Um es kurz zu umreißen: 21-jährige, intelligente, wunderschöne (natürlich ist sie sich dieser Tatsache nicht bewusst, sie ist der Typ bescheidener Rohdiamant) Protagonistin, mit Collegeabschluss und großen Ambitionen trifft auf undurchdringlichen Mittzwanziger Multimilliardär, der genauso schön wie auch intelligent und eloquent ist. Natürlich hat er dunkle Geheimnisse und/oder eine schlimme Vergangenheit, weswegen er bisher Probleme mit dem Aufbau von zwischenmenschlichen Beziehungen hatte. Nach zwei Tagen sind sie bereits unsterblich ineinander verliebt und lösen präpubertäre Eifersüchteleien, Unsicherheiten und ihren krankhaft anmutenden Kontrollzwang mit ordentlich Geknatter. Dieses wiederholt sich mit minimalen Abweichungen und enthält dabei BDSM Ansätze, um der ganzen Sache mehr Pepp zu verleihen. So weit so gut. Was mich dabei aber immer stört, ist dass 1. die weiblichen Charaktere krampfhaft als intelligent, charakterstark und als etwas ganz Besonderes beschrieben werden, aber ihre eigene Libido sie bereits nach den ersten paar Seiten zu willenlosen Marionetten degradiert. 2. Die Typen immer total eifersüchtige, kleine Heinis sind, die die Frau kontrollieren und ggf. mit sexuellen Spielereien "bestrafen" wollen - vllt. sehe ich das nur so, aber in der Realität sind eifersüchtige, klammernde Hannes nur semi-erotisch, 3. Wer zum Teufel ist denn schon mit 27 Selfmade-Milliardär?? Anzugtragend, männlich wirkend und sich dabei stets souverän durch alle VIP Bereiche und gesellschaftliche Events der oberen 10.000 schlängelnd - ohne dass dies jemals irgendwie in Frage gestellt wird (siehe Shades of Grey). 4. Sollen wir Frauen ernsthaft immer auf psychisch labile Typen stehen, die nur wir retten können? Und warum müssen die denn immer gleich Milliardär sein, uns Skylines präsentieren, für uns Frauen das Essen im Restaurant ordern und mit ihren überteuerten Sportwagen rumdüsen? Klar, keiner will einen Roman über Klaus den Versicherungsfuzzi von nebenan, der seine Angebetete im Opel abholt und im Jogger Pizzafressend auf der Couch hockt, bevor zwei Mal im Monat die Standard-Nummer geschoben wird. Aber ein bisschen auf dem Teppich bleiben wäre schon angebracht. Vllt hat er ja ausnahmsweise nur eine Million im Jahr und ist erfolgreicher Anwalt (?) oder was auch immer und wenn wir hier schon von diesem Sugar-Daddy Gehabe reden, dann sollten die männlichen Protagonisten vllt. auch mal ein paar Jährchen älter sein. Das macht die Geschichte " junge hübsche Frau mit dicken Hupen auf der Suche nach Liebe und einem Typen, der ihr zeigt wo es lang geht" wenigstens etwas glaubhafter. Es ist ermüdend.
A
AnnaKat
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Kurzmeinung: Kurzfassung schon sehr gut von anderen Lesern erstellt, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
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