Porvenir, ein kleiner Ort in den spanischen Bergen. Sara, der einzigen Briefträgerin, einer alleinerziehenden Mutter, droht die Versetzung ins trubelige Madrid. Arbeitslos ist sie quasi schon, da die Bewohnerinnen und Bewohner von Porvenir aufgehört haben, Briefe zu schreiben. Soweit die realistische Ausgangslage in dem Roman von Ángeles Donate.
Was dann geschieht mutet an wie ein Traum. Saras gute, alte Freunding Rosa beschließt, eine Briefkette anzustoßen (man kennt das aus Kindertagen), um den Postverkehr wiederzubeleben. Sie selbst macht den Anfang mit einer Lebensbeichte, die sie an ihre Jugendfreundin adressiert.
Ganze acht Briefe kommen am Ende zusammen - dann ruht die Briefkette. Die Menschen, die sich an ihr beteiligt haben, sind nun aber auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden. Zwei verlieben sich einander, eine dritte findet ebenfalls einen neuen Mann, eine Reihe von Freundschaften werden geschlossen oder vertieft.
Freundschaft und Liebe - das sind die Themen dieses Buches. Die scheinbar nebensächlichen Dinge, die den Unterschied machen. Mit Bedauern habe ich festgestellt: Es geht nicht um diesen Aha-Effekt, den ich im ersten Teil des Buches empfunden habe, als sich mit jedem Brief eine neue Protagonistin dazugesellte. Das wäre ein anderer Roman geworden, den ich auch ganz gern gelesen hätte.
Doch Ángeles Donate setzt nicht so sehr auf soziologische Studien, sondern schreibt fürs Gemüt. Gespickt mit Briefzitaten berühmter Leute und gekrönt von einem Lesezirkel der Briefeschreiberinnen, der sich mit dem Briefeschreiben befasst, hat dieser Roman auch etwas Schulmeisterliches.
„Ja, ich habe es verstanden.“, möchte man irgendwann gegen Ende ausrufen. Es ist gut, wenn sich Menschen umeinander kümmern, sich von ihren Sorgen erzählen können und füreinander da sind. Mitunter sind Briefe dafür eine Möglichkeit.
Ich habe mich zwischendurch gefragt, ob dieses Buch als Film funktionieren würde. Als romantische Komödie, vielleicht. Doch selbst dann fehlt mir die Dramatik, für jedes Problem gibt es ziemlich schnell eine Lösung.
Sollte ich meine Lektüre auf den Punkt bringen, dann fühlte sie sich an wie die tröstenden Worte einer guten Freundin: Man hört irgendwie den Zweckoptimismus, aber sie kommen von Herzen.