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Annette69

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Bretonisches Leuchten (ISBN: 9783462050561)

Bewertung zu "Bretonisches Leuchten" von Jean-Luc Bannalec

Bretonisches Leuchten
Annette69vor 7 Jahren
Kurzmeinung: Nette kleine Geschichte, witzige Dialoge vor herrlicher Kulisse - die perfekte Urlaubslektüre?
Verdeckte Ermittlungen im Urlaub

Apropros Urlaub. Es scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass man im Urlaub etwas Leichtes lesen sollte, zum Abspannen. Zum Beispiel über einen Kommissar und eine Ärztin, die nicht so richtig ausspannen können. Warum im Urlaub nicht mal die grauen Zellen mit etwas füttern, für dessen Verarbeitung im Alltag nicht viel Zeit bleibt?


Nein, ich kann mich diesmal nicht in die Begeisterung über den neuen Krimi von Jean-Luc Bannalec einreihen. Er schreibt schöne Dialoge, hat witzige Charaktere im Angebot. Aber die Geschichte ist mir insgesamt zu dünn: ermitteln,die Landschaft preisen, gut essen, exquisit logieren. Und nein, ich möchte nicht, dass der Autor einen Fremdenführer herausgibt, mit dem ich dann alle die Bannalec-Orte erkunden kann. 


Ich habe nach der Lektüre Sehnsucht - nach den guten alten Agatha-Christie-Krimis. Erinnert sich noch jemand an "Das Böse unter der Sonne"? 

Cover des Buches Träume wie Sand und Meer (ISBN: 9783764505660)

Bewertung zu "Träume wie Sand und Meer" von Beatriz Williams

Träume wie Sand und Meer
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Es scheint kein Klischée zu geben, das dieser Roman auslässt.
„Silberbesteck, das kostspielig klimpert“

Die Geschichte, die Beatriz Williams erzählt, ist nicht neu. Christina und Frank, jung, schön und ehrgeizig, gehen eine Vernunftehe ein. Der charismatische Frank will Mitte der 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts als Politiker Karriere machen, die brave Christina, „Tiny“, träumt davon, an seiner Seite ins Weiße Haus einzuziehen.


Mondäne Kulisse ihrer zugegeben recht halbherzigen Bemühungen als politisches Traumpaar ist die amerikanisches Ostküste. Die beiden pendeln im Cadillac zwischen Boston und der Sommerresidenz an der Cape Cod und haben sich außer Floskeln nicht viel zu sagen.

Denn die gemeinsame Mission des jungen Paars hat von Anfang an eine Menge Fragezeichen. Tiny versucht vergeblich, die Erinnerungen an Franks Cousin Cap zu verdrängen, mit dem sie vor ihrer Ehe eine kurze, heftige Affäre verband, und Frank wirkt ständig überfordert und abgelenkt. Auch er hat ein „Geheimnis“ - der eine oder andere ahnt sicher schon, was es sein könnte.

Ja, und dann wären da noch der Clans der Hardcastles und Schuylers. Hier zieht Beatriz Williams alle Register:  Nicht fehlen dürfen in der Reihe der Familienmitglieder: die Old Lady Granny Hardcastle (was uns nicht umbringt, macht uns stärker), der skrupelose Schwiegervater (mit Geld kann man alles kaufen), die frustrierte Mutter (mit einem Drink und einem Liebhaber kann man fast alles ertragen), die unangepasste jüngere Schwester sowie - wenig originell -  der boshafte Psychiater. Es scheint kein Klischée zu geben, das dieser Roman auslässt. Geschenkt.

Ärgerlich sind der schwülstige Ton und die sprachlichen Ausrutscher, Beispiele: „sündige Handtasche“, „salzgeschwängerte Luft“ und „Silberbesteck, das kostspielig klimpert“. 

Vielleicht ist die Tiny-Frank-Geschichte auch nur Nebensache. Und es geht eigentlich um Tinys große Liebe, den Major und Vietnamkämpfer Caspian Harrison und seine Geschichte. 

Beatriz Williams widmet Männern wie Cap diesen Roman, wenn sie schreibt „All denjenigen, die versehrt aus dem Krieg zurückkehren und für die Menschen, die Sie lieben“. Klingt wie die Story hinter der Story. Aber warum so kompliziert?

Cover des Buches Bretonische Flut (ISBN: 9783462049374)

Bewertung zu "Bretonische Flut" von Jean-Luc Bannalec

Bretonische Flut
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Mittelmäßiger Krimi vor atemberaubender Kulisse
Sightseeing an der bretonischen Küste und 3 Morde

Um es vorweg zu nehmen: Kommissar Dupins fünfter Fall wird sicher ein Bestseller. Denn der Stil, in dem Jean-Luc Bannalec ganz unangestrengt Reportage und Kriminalfall vereint, bedient viele Lesebedürfnisse in einem Buch. Die perfekte Sommerlektüre?

Für mich ist es der dritte Dupin-Fall und meine Begeisterung hält sich diesmal in Grenzen. Zu wenig Krimi, zu viel Reiseführer, für meinen Geschmack.

Nichts gegen die Bretagne. Eine wunderschöne Landschaft, widerspenstig und geheimnisvoll wie ihre Bewohner, dazu jede Menge Legenden und Heldensagen. In jedem noch so kleinen Restaurant an der bretonischen Küste scheint ein begnadeter Koch zu arbeiten. Ein Sehnsuchtsort, mehr als eine Reise wert.

Im Ermittler-Team sind inzwischen viele alte Bekannte und es ist immer wieder schön, ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Dem aus Paris zugezogenen Dupin mit seinem untrüglichen Instinkt. Auch in diesem Fall zelebriert er seine Alltagsrituale, den starken Cafe zum Wachwerden, das leckere Menü zum Entschleunigen. Doch wenn es sein muss, dann stürzt sich der Genussmensch auch mal Hals über Kopf in die bretonischen Fluten. 

 An seiner Seite die beiden Assistenten, der ruppige Kadeg und der leutselige Riwal, sowie die allgegenwärtige Sekretärin Nolwenn. Symphatisch, aber nicht dröge, denn in der Ermittlungsarbeit sind die Polizisten ungemein effektiv. Sie lösen den Fall in gerade einmal zwei Tagen.

Der Kriminalfall selbst ergab allerdings für mich nicht wirklich Sinn. Kurz nacheinander werden zwei Frauen mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden, eine Fischerin und eine Meeresforscherin, es folgt ein dritter Mord an einem emeritierten Professor. In der Folge erfährt man viel über Fangquoten und illegale Fischereimethoden. 

Die Suche nach dem Mörder kreist um die Häfen am Cap Sizun und den Parc d’ Iroise - und birgt am Ende eine Überraschung.  Doch die Morde passen nicht zum Täter. Geständnis und überzeugendes Motiv bleibt der Krimi schuldig - darüber kann auch eine wahnwitzige Verfolgungsjagd nicht hinwegtrösten. Klar, Habgier geht natürlich irgendwie immer, am Ende löst sich dann auch das Objekt der Begierde in Nebel auf. Mich hat’s nicht überzeugt.

Cover des Buches Tödlicher Tramontane (ISBN: 9783462048681)

Bewertung zu "Tödlicher Tramontane" von Yann Sola

Tödlicher Tramontane
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: „Tödlicher Tramatone“ hat alles, was ein guter Sommerkrimi braucht.
Starker Auftritt von Hobbyermittler Perez

Zwischen Perpignan und Figueres, von Meer und den Pyrenäen eingeschlossen, liegt der kleine Ort Banyuls-s-Mer an der Cote Vermeille. Hier betriebt der großherzige und liebenswerte Perez ein winziges Restaurant.

Sehnsüchtig schaue ich auf die Landkarte im Einband und würde mich am liebsten sofort an diesen Ort beamen. Ich lese die ersten Seiten und das Experiment ist geglückt.

Ich lasse ich mich von dem Restaurantbetreiber und Gourmet Perez an die Hand nehmen und werde zu einem Teil dieses Dorfes. Wie überall, gibt es auch hier Licht und Schatten, die feinen Unterschiede im sozialen Gefüge, Machtgier, Skrupellosigkeit, Freundschaft und tiefe Verbundenheit.

Einfach eine Scheibe Schinken essen, dazu ein Glas Wein und ein paar Oliven. Wenn man Perez dabei zusieht, und dazu gibt es reichlich Gelegenheit, dann ist das so wohltuend, ich vergesse ganz, dass ich einen Krimi lese. Genau, der Fall:

In den schlittert der Hobbyermittler Perez eher so rein. Andererseits passt es nur zu gut und ich ahne, dass ihm das öfter passiert. Er, der es mit dem Gesetz nicht so ernst nimmt, hat einen großen Gerechtigkeitssinn. Offiziell ein Einzelgänger kämpft er, wenn seine Freunde in Gefahr sind. Also ruht Perez nicht eher, bis er hinter das Geheimnis der Yacht-Explosion kommt und seine rebellische Freundin Marianne wieder wohlbehalten nach Banyuls-s-Mer zurückgekehrt.

„Tödlicher Tramatone“ ist eine Geschichte von gierigen Investoren und skrupelosen Handlangern. Am Ende gewinnen zwar die anderen, die Sturköpfe und Idealisten, und die Welt ist für einen Moment wieder in Ordnung. Aber eine pure Idylle war sie eigentlich nie.

Ein bisschen wehmütig lege ich das Buch aus der Hand. Jetzt heißt es warten auf den nächsten Sommer. Hoffentlich liegt dann ein neuer Perez-Krimi in meinem Handgepäck.

Cover des Buches Der Commissaire kocht (ISBN: 9783499271649)

Bewertung zu "Der Commissaire kocht" von Julie Masson

Der Commissaire kocht
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Schöne Idee, schleppend erzählt.
Tödliche Speise für einen Gourmet

Julie Masson hat in diesem Frühling ihren dritten Krimi mit Commissaire Lefevre in der Rolle des stets leicht genervten Ermittlers vorgelegt. Schauplatz des Verbrechens ist wieder der kleine Ort Lit-et-Mix an der französischen Atlantikküste. Und einmal mehr wird man auf den Fall eingestimmt durch ein Gedicht von Baudelaire, sehr schön.


Bei einer Restauranteröffnung stirbt einer der geladenen VIPs, der Gourmet-Kritiker Raul Da Silva, als er die Vorspeise probiert. Vergiftet war nur seine auf einem besonderen Teller servierte Portion. Und so wird schnell klar, dass es der Mörder auf ihn ganz speziell abgesehen hat. 

Der arrogante Alpha-Mann hatte viele Feinde, was zunächst allerdings niemand zugeben möchte. Auch die Restaurantbesitzerin Colette Viard, die dank Da Silvas eine TV-Kochshow und damit das nötige Geld für die Restauranteröffnung gewonnen hat, tut sich schwer. So stochern Lefevre und seine Kollegen Dubertrand und Chevalier lange im Dunkeln. 

Den zweiten Krimi („Ein Commissaire geht baden“) hatte ich vor einem Jahr ziemlich gelobt. Er hatte Tempo und war witzig. Daran kann die Neuerscheinung leider nicht anschließen. Die Betonung auf Lefevres Auftreten, seinen Standesdünkel und seine ach so prickelnde Beziehung zur deutschen Freundin Sophie, das alles hat mich mächtig gelangweilt. 

Auch die Ermittlung schleppt sich so dahin. Mehr Krimi-Stimmung entsteht auch nicht durch die ausschweifenden Szenen in der Pathologie. Für den ganzen Aufwand (Portugiesische Galeere, hochgiftig, vorher nie gehört, sehr interessant) war das Motiv dann ... naja, recht konventionell.

Während mich die Haupthandlung (wer hat Da Silva denn nun getötet) und Lefevres Privatleben nicht wirklich packen konnten, fand ich eine Nebenhandlung viel spannender. Der alte Verleger Cuillére verschwindet plötzlich, nachdem er sich im Alleingang zu einer gefährlichen Transaktion entschlossen hat. 

Da spürte ich beim Lesen dieses typische Unwohlsein, wenn eine gute Geschichte erzählt wird, den starken Antrieb des alten Mannes, der ihn die vielen Stufen des Leuchtturms hinaufsteigen ließ, seinen Leichtsinn, und die Angst der Tochter. Julie Masson kann sich gute Geschichten ausdenken, aber der „Der Comissaire kocht" würde ich nicht unbedingt für den Reisekoffer empfehlen, die beiden Vorgänger sind einfach besser.

Das Cover erinnerte mich sehr stark an „Bretonische Verhältnisse“ des sehr erfolgreichen Krimi-Autors Jean-Luc Bannalec. Gab es denn kein Foto der Portugiesischen Galeere?

Cover des Buches Der schönste Grund, Briefe zu schreiben (ISBN: 9783851793413)

Bewertung zu "Der schönste Grund, Briefe zu schreiben" von Ángeles Doñate

Der schönste Grund, Briefe zu schreiben
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein ausgesprochen romantisches Buch
Wie die tröstenden Worte einer guten Freundin

Porvenir, ein kleiner Ort in den spanischen Bergen. Sara, der einzigen Briefträgerin, einer alleinerziehenden Mutter, droht die Versetzung ins trubelige Madrid. Arbeitslos ist sie quasi schon, da die Bewohnerinnen und Bewohner von Porvenir aufgehört haben, Briefe zu schreiben. Soweit die realistische Ausgangslage in dem Roman von Ángeles Donate. 


Was dann geschieht mutet an wie ein Traum. Saras gute, alte Freunding Rosa beschließt, eine Briefkette anzustoßen (man kennt das aus Kindertagen), um den Postverkehr wiederzubeleben. Sie selbst macht den Anfang mit einer Lebensbeichte, die sie an ihre Jugendfreundin adressiert. 


Ganze acht Briefe kommen am Ende zusammen - dann ruht die Briefkette. Die Menschen, die sich an ihr beteiligt haben, sind nun aber auf schicksalhafte Weise miteinander verbunden. Zwei verlieben sich einander, eine dritte findet ebenfalls einen neuen Mann, eine Reihe von Freundschaften werden geschlossen oder vertieft.


Freundschaft und Liebe - das sind die Themen dieses Buches. Die scheinbar nebensächlichen Dinge, die den Unterschied machen. Mit Bedauern habe ich festgestellt: Es geht nicht um diesen Aha-Effekt, den ich im ersten Teil des Buches empfunden habe, als sich mit jedem Brief eine neue Protagonistin dazugesellte. Das wäre ein anderer Roman geworden, den ich auch ganz gern gelesen hätte. 


Doch Ángeles Donate setzt nicht so sehr auf soziologische Studien, sondern schreibt fürs Gemüt. Gespickt mit Briefzitaten berühmter Leute und gekrönt von einem Lesezirkel der Briefeschreiberinnen, der sich mit dem Briefeschreiben befasst, hat dieser Roman auch etwas Schulmeisterliches. 


„Ja, ich habe es verstanden.“, möchte man irgendwann gegen Ende ausrufen. Es ist gut, wenn sich Menschen umeinander kümmern, sich von ihren Sorgen erzählen können und füreinander da sind. Mitunter sind Briefe dafür eine Möglichkeit. 


Ich habe mich zwischendurch gefragt, ob dieses Buch als Film funktionieren würde. Als romantische Komödie, vielleicht. Doch selbst dann fehlt mir die Dramatik, für jedes Problem gibt es ziemlich schnell eine Lösung. 


Sollte ich meine Lektüre auf den Punkt bringen, dann fühlte sie sich an wie die tröstenden Worte einer guten Freundin: Man hört irgendwie den Zweckoptimismus, aber sie kommen von Herzen.

Cover des Buches Die Frauen von La Principal (ISBN: 9783458176725)

Bewertung zu "Die Frauen von La Principal" von Lluís Llach

Die Frauen von La Principal
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Absolut lesenswert. Ein warmherziges Buch mit regionalem Flair und universellen Themen
3 Frauen - und ein Mann im Hintergrund

Mit seinem berühmten Lied „L’Estaca“ hat Lluis Llach 1968 das Selbstbewusstsein der Katalanen im Kampf gegen die Franco-Diktatur bestärkt. 

Nun hat er knapp 50 später mit seinem Roman „Les dones de la Principal“ („Die Frauen von La Principal“, ins Deutsche übersetzt von Petra Zickmann) wieder ein identitätsstiftendes Werk verfasst, das es im Übrigen nicht nur auf der katalanischen, sondern auch der spanischen Bestsellerliste geschafft hat. Llach ist ohne Zweifel ein Künstler, der mühelos die Genres wechseln kann, und immer scheint ihm etwas Besonderes zu gelingen.

„Die Frauen von La Principal“ ist eine Familiensaga. Im Mittelpunkt stehen die drei Marias: Großmutter, Mutter und Tochter. Es sind ungewöhnlich selbstbewusste, geschäftstüchtige Frauen, die mit Standesbewusstsein und Mut ein kleines Weingut im katalanischen Hinterland durch die Zeiten retten – und die bei der Wahl des Lebenspartners stets ihrem Herzen folgen.

Während die Regenschaft der ersten Maria noch von unumstößlichen Standesunterschieden getragen wird, arrangiert sich Maria Magy mit den unberechenbaren neuen Machthabern unter Franco. Ihre Tochter Maria Costa, ganz die emanzipierte Frau der Nach-68er-Bewegung, kann weder der Großmutter noch der Mutter viel abgewinnen. Bis sie die beiden durch die Memoiren ihres Vaters auf andere Weise kennenlernt.

Geschickt sind in diesem Roman altertümlich anmutende Legenden und Familiengeschichte mit einer Mordermittlung verwoben, die sich als roter Faden durch das Buch zieht und 1940 spielt. Komissar Recader rollt die Ermittlungen in einem Mordfall wieder auf, dem vier Jahre zuvor ein ehemaliger Vorarbeiter zum Opfer gefallen war. Bei seinen Ermittlungen erhält der Agatha-Christie-Fan Unterstützung von ehrwürdiger Seite. Doch er lässt sich nicht beirren und bringt den Fall zu einem unerwarteten Ende.

Lluis Llach hat diesmal eine Hymne auf die emanzipierten Frauen geschrieben. Es ist ein warmherziges, freizügiges Buch, in dem es viel um Befreiung von überkommenen Anschauungen geht. Aber es wäre ein anderes – vielleicht eher kitschiges Buch geworden –  wäre es nicht auch von Wut getragen, Wut gegen die kirchliche Doppelmoral, die die Macht besaß, das Leben von Frauen und Männern zu zerstören.

Mein Fazit: Der spanische Bestseller „Die Frau von La Principal“ ist ein tiefgründiges und wunderbar leicht geschriebenes Buch – wirklich lesenswert.

Cover des Buches Winterdreieck (ISBN: 9783803132765)

Bewertung zu "Winterdreieck" von Julia Deck

Winterdreieck
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Julia Decks Stil begeistert mich einmal mehr
Von Sehnsüchten und Abgründen

In dem jüngsten Roman von Julia Deck „Winterdreieck“ steht eine junge Frau vor dem Nichts. Ohne Job, ohne Geld und demnächst ohne Wohnung. Sie flüchtet sich in eine neue Identität, gibt sich als Schriftstellerin aus und nimmt den Namen Bérénice an, den sie aus einem Film kennt. 


Die attraktive Hochstaplerin findet in einem einsamen Schiffsinspekteur einen gutgläubigen Verehrer. Doch bald beschleichen den Mann Zweifel und er möchte seine Begleiterin wieder abschütteln. Auf wen hat er sich da eingelassen? 

Doch so einfach ist das nicht. Mademoiselle Bérénice reist mit ihm quer durch Frankreich, von Le Havre über Saint-Nazaire und Marseille nach Paris und wieder zurück. Sehr stimmungsvoll sind die Hafenstädte beschrieben, eingefangen in ihrer Tristesse, wecken sie doch - die wie alle Orte am Meer - eine unbestimmte Sehnsucht. 

Julia Decks Roman lebt von seiner skurilen, abgründigen Hauptfigur. Auf den ersten Blick ein schutzbedürftiges Frauchen trägt sie eine unheimliche Wut mit sich herum. Sie ist eine Verweigerin, die sich nicht in die Arbeitswelt einfügen kann, die bei dem kleinsten Konflikt explodiert, handgreiflich wird, Szenen macht. Eine Lügnerin, die keinen Finger krumm machen, aber auf nichts verzichten will. Sehr subtil baut Julia Deck die Spannung auf und man fragt sich, wie soll das enden?

Wird es auch diesmal ein Kriminalroman? So wie in "Viviane Élisabeth Fauville“, Julia Decks erstem im Wagenbach Verlag 2013 erschienen Roman, in dem eine verzweifelte Mörderin Amok läuft. Das bleibt bis zum Schluss offen und soll auch jetzt nicht verraten werden. Am Ende ist die Geschichte jedenfalls rund.

Julia Deck hat eine unverwechselbare Art zu schreiben, die Figuren sind immer ein bisschen verschlossen und gehetzt, dies und jenes muss man sich zusammenreimen. Aber es macht auch Spaß, den Escapaden der Mademoiselle zu folgen, … einfach mal alles hinschmeißen, eine andere / ein anderer sein, nicht mehr FUNKTIONIEREN. Mal einen Schritt beiseite treten. 

„Winterdreieck" ist ein kleiner, kluger Roman, der sich noch aus einem anderen Grund wirklich zu lesen lohnt. Er ist so wunderbar filmisch erzählt. 

P.S. Ja, und der "geliehene" Name Bérenice Beaurivage stammt aus einem Film des großen französischen Regisseurs Eric Rohmer, der unter anderem einen Zyklus "Erzählungen der vier Jahreszeiten" gedreht hat. Für die Lektüre von "Winterdreieck" ist die Information vielleicht nicht so entscheidend, aber gut zu wissen, es könnte vielleicht noch wichtig werden.

Cover des Buches Auch das wird vergehen (ISBN: 9783518425275)

Bewertung zu "Auch das wird vergehen" von Milena Busquets

Auch das wird vergehen
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ein gelungenes Buch über Verdrängung.
Mit Aktionismus gegen die Angst

Die 40jährige Blanca will ihren Sommerurlaub wie jedes Jahr in dem Ferienhäuschen ihrer Mutter im schönen Cadaqués verbringen. Lange Tage am Strand, Ausflüge mit dem Boot aufs Meer, ausgiebige Feste – 

Sorglose, ungezwungene Tage an der Costa Brava, so hat Blanca diesen Ort ihrer Kindheit in Erinnerung. Ihre beiden Söhne, deren Väter und einige enge Freunde werden wieder mit von der Partie sein.

Doch diesmal ist es anders. Kurz zuvor ist Blancas Mutter nach langer Krankheit verstorben und auf dem Friedhof in der Nähe des Ferienhauses begraben worden. Der Aufenthalt ist von Blancas Trauer überschattet. Aus ihrer Kinderrolle herauskatapultiert, fühlt sie sich, wie so viele ihrer Generation, zwar um einiges gealtert, aber nicht erwachsen genug, um festen Grund unter den Füßen zu spüren.

Bisher schien alles wie ein Spiel, ein sich Ausleben und Ausprobieren. Finanziell war Blanca abgesichert. Nach jeder missglückten Beziehung bot sich ein neuer Mann an. Und auch in diesem Urlaub flirtet sich Blanca von einer Episode zur nächsten. Die Freunde umsorgen sie, sind verständnisvoll und fürsorglich, aber niemand dringt zu ihr vor.

Auf Blancas Gefühle, ihre innere Zerrissenheit war ich gespannt, welche Antwort, welche Erkenntnis wird sie in diesem locker und ein bisschen kitschig geschriebenen Roman doch noch zum Vorschein bringen?  Doch Blanca gibt nicht viel von sich Preis, oft wechselt sie abrupt das Thema, verliert sich in Floskeln und Allgemeinplätzen.

Ich würde dieses Leben mit Alkohol, Drogen, Parties und wechselnden Partnern trotz der traumhaften Kulisse auch nicht als mondän oder elegant bezeichnen (wie es der Klappentext suggeriert), eher ein bisschen oberflächlich und versnobt. Die Wirtschaftskrise findet mit keiner Silbe Erwähnung. Erst als Blancas Freundin Elisa ihr in einer Eifersuchtsszene gegen Ende des Romans mangelnden Realitätsbezug vorwirft, hätte die Geschichte für meinen Geschmack richtig interessant werden können.

Ich hatte mir sehr viel mehr von diesem Buch erhofft. Vielleicht hätte mich der Titel misstrauisch machen sollen. „Auch das wird vergehen“. Für mich leider eine Enttäuschung, verglichen mit dem – um viele Seiten längeren – Roman von Joyce Carol Oates zum selben Thema und mit dem klaren Bekenntnis „Du fehlst“.


Cover des Buches Nada (ISBN: 0679643451)

Bewertung zu "Nada" von Carmen Laforet

Nada
Annette69vor 8 Jahren
Kurzmeinung: Ich konnte dieses Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Klassiker aus Barcelona

„Nada“ von Carmen Laforet nimmt einen mit auf eine Zeitreise. Barcelona 1944. Andrea reist zu ihrer Familie. Sie möchte studieren, die Großstadt und ihre Freiheit genießen. Doch in der Wohnung ihrer Großmutter ist es eng, zwei Onkel, der eine mit Frau und Kind, sowie eine Tante und das Dienstmädchen teilen sich die Wohnung mit der Großmutter.

Andrea darf auf der Couch schlafen, aus der Dusche fließt nur kaltes Wasser, in den Zimmern stapeln sich die Möbel. Es gibt kaum etwas zu essen. Der Hunger macht die Familienmitglieder mürbe. Sie sind miteinander zerstritten, lautes Gezeter und Handgreiflichkeiten sind an der Tagesordnung. Man fürchtet in jedem Moment ein Unglück und versteht, dass diese einst wohl situierte Familie um das nackte Überleben kämpft.

 Der Hunger ist nur die erste und naheliegende Erklärung, warum die Menschen schier durchdrehen. Auch wenn Laforet den spanischen Bürgerkrieg nur in Andeutungen erwähnt, liegt er wie ein dunkler Schleier über der Stadt.

 Andrea flieht geradezu an die Universität. Hier macht sie die Bekanntschaft von Gleichaltrigen, Kinder aus begüterten Häusern, einige Künstler, allen gemeinsam ist ihre Sorglosigkeit. Ihnen versucht Andrea nachzueifern, spart sich den letzten Bissen vom Mund, um sich ein, zwei Tage gönnerhaft zu geben. Das kann nicht lange gut gehn, Angela wird immer dünner, auch dünnhäutiger. Bald gebärdet sie sich wie ihre Familie in der Calle de Aribau.

Als die beiden Welten, die sie so penibel trennen will, plötzlich in Kontakt geraten, weil ihre Freundin Ena Interesse an ihrem Onkel findet, ist die Spannung dieses Romas kaum noch zu ertragen.

Düster und verstörend, dann wieder mit sehr poetischen Bildern und einem riesigen Lebenshunger hat Carmen Laforet ein Lebensgefühl eingefangen, das offensichtlich ihr Lebensgefühl war, denn sie kam selbst Anfang der 40iger nach Barcelona.

Eine schwierige Lektüre, ein Buch, das einem „nachgeht“ und - ein Gewinn. 


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