Bewertung zu "Hitlers Klavierspieler" von Peter Conradi
Peter Conradi schreibt zum grössten Teil bei Ernst Hanfstaengl´s "Zwischen Weißem und Braunem Haus" ab, und das mehr schlecht als recht. Gleich im ersten Kapitel, merkt man beim direkten Vergleich beider Werke, daß die Sätze nur umformuliert wurden. Um so erstaunlicher dann Conradi´s Bericht vom ersten Besuch Hanfstaengls bei einer Rede Adolf Hitlers. ,Keine 3 Meter´ trennen Putzi vom Rednerpult des späteren Führers, während im Original ,knapp 6 Meter´ dazwischen liegen. Wenn Hanfstaengl von seiner ersten Begegnung mit Rosenberg und dessen Erscheinungsbild erst ohne Wertung und dann von einem ihm ,später so verhassten´ Verfasser spricht, will Conradi wissen: ,Hanfstaengl fühlte sich sofort von ihm abgestoßen´. Und so geht es munter weiter. Aus 20 Prozent Abzug beim Wechselgeschäft mit Christian Weber werden bei Conradi 25. Der Autor schreibt hauptberuflich für Englands auflagenstärkste Sonntagszeitung ,Sunday Times´. Seine ,Anmerkungen´am Ende des Buches sind eine Art willkürlicher Quellennachweis. Mal wird eine Quelle angegeben, grösstenteils nicht. Auch die Übersetzung lässt zu wünschen übrig. Da liest man Sätze wie: ,Putzis Vorahnung auf der Überfahrt bestätigte sich´. Weiterhin werden Fakten aus dem Zusammenhang gerissen wiedergegeben und entgegen sachlicher und auch selbstanalytischer Argumentation im Original in reisserischer Weise dargeboten. Sicherlich war Hanfstaengl kein Unschuldslamm, doch hat er seine zeitweilige Verblendung und seine Absicht mäßigenden Einfluss auf Hitler auszuüben in seiner Biografie glaubhaft dargestellt. Während Conradi offenbar die Leseerwartungen eines vorurteilsbehafteten englischen Publikums erfüllen, und Hanfstaengel zum Nazi-Karrieristen machen muss.