AnnikaKemmeter

Ich konnte das Buch gar nicht aus meiner Hand legen und als ich es endlich doch zuklappen musste, weil ich es komplett gelesen hatte, ging es mir noch lange nach. Es ist so schön geschrieben, man sieht, riecht, schmeckt Armenien, kann sich absolut in die Lage der Protagonistin Karine einfühlen. Die verschiedenen Handlungsstränge sind ganz wunderbar miteinander verwoben. Ich kann das Buch nur empfehlen!

Victoria Graders Roman "Caspers Weltformel" hat mich gepackt. Casper tut das, wovon die meisten nur träumen: Er bricht aus seinem Alltag aus und lässt sich einfach auf das Leben ein, so wie es kommt. Ein krasser Schritt für einen wie Casper, der sonst alles kontrollieren muss. Bald trifft er auf Ilona, deren Weltsicht das krasse Gegenteil zu Casper darstellt.
Viele wichtige Fragen werden in dem Buch wie selbstverständlich gestreift, weshalb es auch so tief geht. Was mich aber besonders beeindruckt hat, war wie genau man sich die neue Umgebung von Casper vorstellen kann, wie genau das Bild von allen Charakteren ist, die in dem Buch vorkommen. Es ist, als hätte man Freunde gewonnen. Ich bin begeistert! Das Buch gehört zu meinen Lieblingsbüchern und wird einen besonderen Platz im Bücherregal bekommen.

Normalerweise stirbt in Filmen oder Romanen der geliebte Patner gerade dann, wenn es am schönsten ist: kurz nach dem Heiratsantrag. Marta Orriols hat die Situation ins Gegenteil verkehrt, und deshalb war ich so neugierig auf das Buch. Mauro stirbt kurz nach dem er Paula die Schlimmste offenbart hat, was sie sich vorstellen kann: Er verlässt sie für eine Jüngere und zertrümmert so die Festen ihres Lebens. Die Scham, für eine Jüngere sitzengelassen zu werden, ist für Paula so groß, dass sie niemandem davon erzählt, und in die Position der Trauernden gerät, die trauert, ja, aber auch wütend und verletzt ist. Ein schwieriger Zustand für die Psyche, dieses Hin- und Hergerissensein. Das Buch ist nüchtern und klar geschrieben, mit guten Dialogen, und obwohl Liebe und Tod oft in Kitsch abdriften, ist es der Autorin gelungen, durch eine sachliche Sprache, die zur Protagonistin passt, nicht melodramatisch zu werden. Teilweise fand ich die Handlungen nicht nachvollziehbar, aber die Idee ist so neu und interessant, dass ich das Buch trotzdem definitiv weiterempfehlen würde.

Ein großes Stück Weltliteratur. Die Erzählweise ist erstklassig. Die Charaktere nur im Außenblick stereotyp, entfalten ihre Facetten, sobald sich der Autor ihnen zuwendet. Leider hat es auch seine Längen, vielleicht besonders für den heutigen Leser. Aber die Botschaft kommt auf leisen Sohlen und unaufdringlich erst ganz am Ende. Warum geht diese Familie unter? Für mich führt der falschverstandene Stolz und der selbsterzeugte Druck zu den entscheidenden Fehlentscheidungen.

Der Roman startet relativ gut in die Geschichte: Wie es der Klappentext verspricht, fiebert man mit den (leider unerträglich egoistischen und herablassenden) erwachsenen Geschwistern mit, ob sie ihren pflegebedürftigen Vater einer Betrügerin anvertraut haben oder nicht. Die überraschende Auflösung kommt in der Mitte des Romans. Bis hierher ist der Roman etwas oberflächlich, aber spannend. Danach werden Rückblenden und aufklärende Briefe angefügt, die es nicht braucht, und die sehr konstruiert wirken. Die Entwicklung der Figuren kommt aus dem nichts und verwundert nur. Ich hatte weder ein Lesevergnügen noch habe ich etwas von der Geschichte für mich mitnehmen können.
Zwei Sterne gibt es von mir, weil immerhin der Anfang ganz spannend ist.

Ich wollte den Roman nur anlesen, aber dann habe ich ihn in einem Rutsch verschlungen! Ich fand "Vor uns das Meer" wahnsinnig spannend! Die Kapitel waren kurz und mitreißend, so dass ich nie dazu kam, das Buch wegzulegen. Die Geschichten der drei flüchtenden Familien aus verschiedensten Ecken der Welt sind authentisch erzählt und kreuzen sich angenehm unauffällig. Ich mag sehr, dass das Konzept von Schuld aufgelöst wird, vor allem aber mag ich, dass das Buch wirklich eine aktuelle Relevanz und eine klare Aussage hat. Ich habe mich gefreut, dass der Autor sich am Schluss noch mal die Mühe macht, die Hintergründe seiner Geschichten aufzuarbeiten und sogar Tipps gibt. Sehr ungewöhnlich, mutig und bewundernswert. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen!

Hannah wird zur scheinbaren Vorbereitung auf ihren neuen Job auf eine Insel gebracht, um dort zu erfahren, dass ihr Aufenthalt nicht nur ein paar Tage sonden Monate dauern wird, und wo sie entgegen aller Erwartung sich selbst überlassen wird.
Aus der anfangs ehrgeizigen Personen, die wie jeder andere auch ihre Unsicherheiten mit sich herumschleppt, wird im Laufe des Romans ein entspannter Mensch, losgelöst von all dem Stress, der uns zwangsläufig irgendwann einholt.

Verena Ullmanns Debut-Roman hat mich sehr beeindruckt. Die erst etwas unsympathsiche, steife Protagonistin verändert unmerklich ihren Charakter und ebenso unmerklich wurde ich selbst in das Buch hineingezogen. Aus meiner arroganten Haltung: "Zum Glück bin ich nicht so wie Hannah", wurde irgendwann, ein "O mein Gott, ich bin wie Hannah" und dann ein: Wow, woher nimmt die junge Autorin so viel Weisheit?

Das Buch hat lange in mir nachgehallt und ich weiß auch schon genau, welche Freunde es von mir zum Geburtstag geschenkt bekommen.