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Annora

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Die fabelhafte Reise zu den ABC-Inseln (ISBN: 9783468210020)

Bewertung zu "Die fabelhafte Reise zu den ABC-Inseln" von Andrea Schütze

Die fabelhafte Reise zu den ABC-Inseln
Annoravor 12 Jahren
Rezension zu "Die fabelhafte Reise zu den ABC-Inseln" von Andrea Schütze

Inhalt:

Gemeinsam mit ihrem Opa Heinrich starten Lea, Tim und Emily vom Dachboden aus auf eine gefährliche und spannende Seereise zu den ABC-Inseln. Schon an der ersten Insel angekommen, entdecken die drei, welches Geheimnis alle Inseln umgibt und sie können es gar nicht erwarten, die nächsten Inseln und ihre oft sehr "speziellen" Bewohner näher kennenzulernen. Eine aufregende Reise beginnt...

Unser Eindruck:

Es beginnt wie jede andere Phantasiereise auch. Die Kinder stechen mit ihrem Opa auf einem selbst gebauten und improvisierten Schiff in See, das sie auf dem Dachboden errichtet haben. Doch dann holt der Opa sein "Alphabetarium" hervor und schlägt eine Reise zu den ABC Inseln vor. Von da an gewinnt die Geschichte mehr und mehr an Fahrt und für denjenigen der sie vorliest eine wahre Herausforderung an die eigenen Lesekünste.

Sobald die Mannschaft nämlich auf einer Insel eintrifft, muss sich der Vorleser mit Tautogrammen auseinander setzen, was nicht immer ganz einfach ist. Bei einem Tautogramm beginnen alle Wörter mit dem gleichen Anfangsbuchstaben, also auf der A-Insel mit A, auf der B-Insel mit B usw. An dieser Stelle meinen allergrößten Respekt für die Autorin, denn sie hat es tatsächlich geschafft, die jeweiligen Insel-Geschichten auf diese Weise zu erzählen. Nur in ganz wenigen Ausnahmen hat sich mal ein anderer Anfangsbuchstabe eingeschlichen.

Dieses Buch würde ich mehr als Vorlesebuch empfehlen, als zum Selbstlesen, weil die Tautogramme schon schwierig zu lesen sind und auch der Inhalt beim Selbstlesen nur schwer aufgenommen werden kann. Zumindest, wenn die Kinder gerade erst anfangen zu lesen. Finja und Torben hatten auf alle Fälle mehr Spaß daran, sich die Geschichte vorlesen zu lassen. Sie waren total begeistert von dem Buch und trotz des vielen Textes haben wir das Buch an einem gemütlichen Sonntag-Vormittag in einem Rutsch gelesen. Nicht mal eine kleine Pause war erlaubt, weil sie immer gespannt auf die nächste Insel waren.

Einen großen Beitrag dazu leisten auch die wunderschönen Illustrationen von Judith Ganter, die jeder Geschichte noch anschaulicher und interessanter machen.

Rundum, ein tolles Vorlesebuch, das wir gerne weiterempfehlen, nicht nur für Kinder im Vorschulalter, sondern die ganze Grundschule hindurch!

Cover des Buches Weil ich euch liebte (ISBN: 9783426510520)

Bewertung zu "Weil ich euch liebte" von Linwood Barclay

Weil ich euch liebte
Annoravor 12 Jahren
Rezension zu "Weil ich euch liebte" von Linwood Barclay

Inhalt:

Immer wenn man denkt, schlimmer kann es nicht mehr kommen, schlägt das Schicksal meist erst Recht zu. Glens Baufirma steht ist durch die amerikanische Finanzkrise schwer angeschlagen, Aufträge bleiben immer häufiger aus und gemeinsam mit seiner Frau Sheila sucht er nach einer Lösung.

Doch dann hat Sheila plötzlich einen Autounfall, bei dem nicht nur sie, sondern auch zwei weitere Menschen getötet werden. Die Polizei ist sich sehr schnell sicher, dass Sheila selbst den Unfall verursacht hat, weil sie volltrunken gefahren ist. 2,0 Promille werden in ihrem Blut festgestellt.

Glen jedoch hat Zweifel, denn abgesehen von einem gelegentlichen Glas Wein mit ihren Freundinnen, hat Sheila kaum Alkohol getrunken und schon gar nicht hätte sie sich in diesem Zustand hinters Steuer gesetzt. Allerdings findet Glen auch keine andere Erklärung für das, wie es dazu kommen konnte,dass sie betrunken einen Unfall verursachte.

Als dann aber auch noch die beste Freundin seiner Frau unter ähnlich mysteriösen Umständen stirbt, fängt er an, genauer nachzufragen und gerät immer mehr in eine Strudel aus Intrigen, Macht und Geld, in den auch seine kleine Tochter Kelly hineingezogen wird. Schnell erfährt er, dass auch seine Freunde und Kollegen in der Sache drin stecken und er weiß nicht mehr, wem er überhaupt noch trauen kann. Noch wichtiger für ihn ist jedoch eine Antwort auf die Frage, was wirklich mit Sheila passiert ist. War sie wirklich so verantwortungslos, wie ihm die Polizei glauben machen will oder steckt doch mehr dahinter?

Mein Eindruck:

Das Buch hat mich schon auf den ersten Seiten in seinen Bann gezogen. "Weil ich euch liebte" ist ein Thriller, den man nicht mehr aus der Hand legen mag.

Glen ist ein sympatischer Protagnoist, der sich selbst immer treu bleibt und seine Wert- und Moralvorstellungen hat, die er auch gegenüber Freunden vertritt. Teilweise fand ich es wirklich bewundernswert, wie sehr er seine Ansichten vertreten konnte auch wenn er damit völlig allein stand. Er ist sehr liebevoll im Umgang mit seiner Tochter und sein fürsorglicher Vater.

Glen tritt in diesem Roman als Ich-Erzähler auf und erzählt seine Erlebnisse parallel zu einem neutralen Erzähler, der die Handlungen der übrigen Protagonisten verfolgt. Der Wechsel der Erzählperspektiven bringt zusätzliche Spannung in die Handlung, da Perspektivwechsel und damit verbunden auch Personen- und Schauplatzwechsel ein und dieselbe Situation plötzlich aus völlig anderen Blickwinkeln erscheinen lassen.

Die Story als solches ist zwar etwas abstrus und übertrieben, es hat mich beim Lesen aber nicht gestört, was wohl vor allem daran lag, dass die Personen dafür um so greifbarer und authentischer waren. Ihre typischen Charaktereigenschaften und Eigenheiten wurden deutlich herausgearbeitet und haben so die Handlung mit getragen.

Obwohl es den Anschein macht, dass man das Ende bereits zu Beginn des Buches kennt, nimmt das Buch kontinuierlich an Spannung zu und gewinnt zum Ende hin immer mehr an Fahrt. Irgendwann kam ich an den Punkt, wo ich unbedingt wissen musste, wie es ausgeht und in einem Durchlauf das Buch beendet habe.

Das Ende hat mich dann doch noch überraschen können, bis zuletzt hatte ich nicht einmal eine Ahnung, in welche Richtung das gehen wird.

Ich empfehle das Buch daher sehr gerne mit 5/5 Sternen weiter!

Cover des Buches Von Aschenputtel bis Rotkäppchen (ISBN: 9783579065274)

Bewertung zu "Von Aschenputtel bis Rotkäppchen" von Christian Feldmann

Von Aschenputtel bis Rotkäppchen
Annoravor 12 Jahren
Rezension zu "Von Aschenputtel bis Rotkäppchen" von Christian Feldmann

Zum Inhalt:

Welche Bedeutung steckt hinter den einzelnen Märchen, wofür stehen die einzelnen Akteure dieser Märchen wirklich und was symbolisieren sie aus psychologischer Sicht? Christian Feldmann hat die zehn bekanntesten Märchen genauer untersucht und interessante Entdeckungen gemacht.

Folgende Märchen werden thematisiert:

Schneewittchen: Wie bekommt man einen Prinzen?
Frau Holle: Der achtsame Umgang mit Dingen
Der Froschkönig: Warum Partner Klartext reden sollten
Dornröschen: Warum Liebe und Schmerzen zusammen gehören
Hänsel und Gretel: Der gefahrvolle Weg, erwachsen zu werden
Aschenputtel: Der Glaube an die eigene Würde
Rumpelstilzchen: Der Kampf gegen das "Zergen-Ich"
Rotkäppchen: Welchen Preis hat die Freiheit?
Das tapfere Schneiderlein: Warum Tricks erlaubt sind
Rapunzel: Das Ende einer Abhängigkeit

Mein Eindruck:

Je intensiver man sich mit einem Märchen befasst, desto facettenreicher wird es auch. Das Märchen-Entwirrbuch geht auf jedes Märchen sehr ausführlich ein, beginnend mit einer kleinen Einleitung über Herkunft des Märchens, seine verschiedenen Urfassungen und Einflüsse, die deutlich machen: So "typisch deutsch" wie oft angenommen wird, sind viele Märchen gar nicht. Viele haben französische, persische oder gar chinesische Vorbilder.

Bei genauerer Betrachtung wird jedoch ein gemeinsamer Kontext deutlich: Fast alle Märchen handeln vom Erwachsenwerden, von der persönlichen Reifung der Figuren. Jede Figur geht gestärkt, aus ihrem Abenteuer hinaus, hat entweder negative Charaktereigenschaften ablegen können oder ist erwachsen geworden.

Wer geht schon davon aus, dass Aschenputtel an ihrem Schicksal selbst Schuld ist? Geht man der Sache jedoch genauer auf den Grund, so spricht jedoch einiges dafür. Auch in den anderen Märchen finden sich überraschende Wahrheiten: Beispielsweise wird die Hexe in Rapunzel nicht als böse Hexe, sondern als eine Art Patin dargestellt.

Das Buch geht über die bisherigen allgemein bekannten Annahmen zu Märchen hinaus (Rotkäppchens Wolf = Mann), und liefert gut recherchierte und fundierte neue Erkenntnisse.

Bevor in die Analyse des Märchens eingestiegen wird, ist der komplette Märchentext abgedruckt (Fassung von 1857), so dass man seine Kenntnisse über die einzelnen Märchen noch einmal auffrischen kann, bevor man sich eingehender damit beschäftigt. Das ist sicher auch sinnvoll schon in Hinblick darauf, dass es gerade die Details sind, die oft von großer Bedeutung sind.

Das Buch ist verständlich geschrieben und die Argumentationen sehr gut nachzuvollziehen. Es ist also kein Buch, dass sich (ausschließlich) an Experten richtet, sondern eignet sich für jeden, der sich näher mit dem Thema Märchen befassen möchte.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, ich habe sehr viele neue Einsichern gewonnen, die mir das ein oder andere Märchen unter einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.

Daher gibt es von mir für das Märchen-Entwirrbuch eine 5/5 Sterne Leseempfehlung!

Cover des Buches Alle Rache will Ewigkeit (ISBN: 9783426509937)

Bewertung zu "Alle Rache will Ewigkeit" von Val McDermid

Alle Rache will Ewigkeit
Annoravor 12 Jahren
Rezension zu "Alle Rache will Ewigkeit" von Val McDermid

Zum Inhalt des Buches:

Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können: Die Psychologin Charlie Flint wurde gerade vom Dienst als Profilerin suspendiert, als sie plötzlich Post mit Zeitungsausschnitten von einem Mord an ihrem alten College enthält. Ein Bräutigam wurde am Tag seiner Hochzeit ermordet aufgefunden. Ihre ehemalige Mentorin hat eine sehr genaue Vorstellung davon, wer der Täter ist und bittet Charlie Nachforschungen anzustellen, damit sie ihre These beweisen kann. Bis zur Anhörung wegen ihrer Suspendierung ist noch etwas Zeit, die sie für Nachforschungen nutzen kann. Die Ablenkung scheint ihr gerade recht zu sein. Allerdings ist ihr zu diesem Zeitpunkt nicht klar, auf was sie sich da eingelassen hat.

Mein Eindruck:

Val McDermid ist eine Meisterin des Psychothrillers und so war auch dieses Buch wieder eine Achterbahnfahrt von Wendungen und spannenden Höhepunkten.

Dr. Charlie Flint, eine Psychologin am Tiefpunkt ihrer Karriere, die ihre Energie aber nicht dafür einsetzt, ihren Ruf zu rehabilitieren, sondern stattdessen lieber auf eigene Faust Nachforschungen für ihre College-Professorin anstellt, ist eine sympathische und energiegeladene Protagonisten, die nicht nur einen ungeheuren Charme hat, sondern auch Intelligenz und Gefühl.

Neben Charlie Flint bekommt auch Jay Stewart einen eigenen Part in der Handlung. Sie ist die Person, die von Dr. Corinna Newsam - Charlies Mentorin - verdächtigt verschiedene Morde begangen zu haben.

Die Handlungsstränge der Personen laufen parallel, wobei auch immer wieder Rückblenden und Zeitsprünge enthalten sind.

Zu Beginn des Buches hatte ich zugegebenermaßen etwas Schwierigkeiten, da den Überblick zu behalten und alle Personen und Handlungen richtig zuzuordnen, aber schon ab Seite 50 etwa war das kein Problem mehr. Ab dem Zeitpunkt fand ich die zahlreichen Sprünge von Personen, Zeit und Schauplätzen auch sehr spannend und für die Geschichte empfand ich es als Bereicherung, die Handlung so zu beschreiben.

Der Tatsache, dass sie - wie auch weitere Figuren in der Geschichte - lesbisch ist, nimmt in dem Roman einen großen Raum ein und wird sehr oft thematisiert. Dabei geht Val McDermid sehr authentisch mit dem Thema um, fast hatte ich den Eindruck, der Roman hätte nicht nur den Zweck zu unterhalten, sondern wäre zugleich eine Aufforderung zu mehr Toleranz und Miteinander. Genau diese Aussage wurde immer wieder in die Handlung eingewoben.

Hauptschauplatz des Romanes ist Oxford, wo Charlie Flint an einem College studiert hat. Alle Handlungsstränge laufen immer wieder in St. Scholastika zusammen. Ich war bereits mehrmals in Oxford und konnte mich daher sehr gut in dem Roman wieder finden. Allerdings, und das war auch schon mein Eindruck aus der Leseprobe, sind die Schauplatzschilderungen ausführlicher als vielleicht nötig. Für jemanden, der mit dem Ort an sich nichts verbindet könnten sie ggf.zu lang und zu ausschmückend sein. Für mich waren sie jedoch eine Rückkehr an einen ganz besonderen Ort, Oxford ist einfach eine Stadt mit einem ganz eigenen und besonderen Charme, den ich unheimlich gerne mag!

Der Schreibstil von ValMcDermid ist sehr flüssig, der Roman ist von einer durchgehenden Spannung, die in immer neuen Höhepunkten verläuft. Zu keinem Zeitpunkt kam mir das Buch langatmig oder langgezogen vor, so dass es eine besondere Freude war, das Buch zu lesen.

Am Ende jedoch fand ich einige Punkte unschlüssig und auch wurden nicht alle offenen Fragen des Buches hinreichend aufgeklärt, so dass ich das erste mal nur 4/5 Punkten für einen Val McDermid-Roman vergebe.

Cover des Buches Grimm (ISBN: 9783453266612)

Bewertung zu "Grimm" von Christoph Marzi

Grimm
Annoravor 12 Jahren
Rezension zu "Grimm" von Christoph Marzi

Inhalt des Buches:

Vesper Gold ist eine ganz normale Schülerin, die nach der Trennung ihrer Eltern und dem Umzug von Berlin nach Hamburg versucht, ihren Platz im Leben zu finden.

An einem regnerischen Herbsttag überschlagen sich dann die Ereignisse, ihr Vater wird tot in seiner Berliner Wohnung aufgefunden, Wölfe streifen durch die Stadt. Als sie einen Tag später ihre Mutter, eine umjubelte Konzertpianisten, tot in ihrem Haus findet und der böse Wolf in Gestalt ihrer Mutter sie bedroht, erkennt sie, dass sie in Gefahr ist. Zudem hat sie das Gefühl, von einem dunklen Mann verfolgt zu werden.

Aber warum fallen alle Kinder plötzlichen zur gleichen Zeit in einen mysteriösen Schlaf? Was hat es mit den gruseligen Träumen deren Eltern auf sich und warum hatte das Gemälde "Das Eismeer" für Vespers Vater so eine wichtige Bedeutung?

Vesper ist durcheinander, aber sie spürt, dass sie eine wichtige Rolle in dieser Angelegenheit spielen wird. Spätestens, als sie einen Brief vom Anwalt ihres verstorbenen Vater bekommt, mit einem Schlüssel, einem Ring und der Aufforderung einen alten Kollegen ihres Vaters aufzusuchen, ist ihr klar, dass sie der Spur "aus Rosenstaub" folgen muss.

Mein Eindruck:

Die Entscheidung diesen Roman zu lesen, traf ich schon bevor er überhaupt erschienen ist, denn die Geschichte hat mich sofort fasziniert. Märchen in einem Roman ein völlig neues Gesicht zu geben, fand ich äußerst interessant und ich war gespannt, wie es umgesetzt werden würde.

Außerdem spielt der Roman in Hamburg und ich liebe es, Bücher zu lesen, dessen Schauplätze ich kenne. Wenn Vesper durch die Speicherstadt läuft, dann fühle ich mich, da ich selbst schon so oft dort war, noch mehr in das Buch hineingezogen, als es die Geschichte an sich ohnehin schon zu tun vermag.

Christoph Marzi hat mit diesem Roman Märchenfiguren geschaffen, die mit den Märchenfiguren meiner Kindheit nur noch sehr wenig gemeinsam haben, der Wolf ist zwar immer noch böse, die Hexe wird zur rettenden Hilfe (oder doch nicht) - aber Dornröschen hat mit der schlafenden Prinzessin im Turm wahrhaftig nicht mehr viel Ähnlichkeit... Es entsteht ein Netz aus Intrigen, falschen Fährten und Täuschungen, das den Roman bis zum Ende spannend bleiben lassen.

Gut und Böse vermischen sich, (fast) jede Figur in diesem Roman trägt sowohl das eine, wie auch das andere in sich. Die klare Trennung, wie man sie bisher in Märchen kannte, gibt es nicht mehr.

Besonders raffiniert fand ich die Verflechtung von Realität und Phantasie, von reellen Persönlichkeiten wie den Brüdern Grimm, Goethe oder Alexander von Humboldt, die in diesem Roman eine wichtige, wenn auch völlig unerwartete und vor allem ungewohnte Rolle spielen. Ihre Rollen in dieser Erzählung sind ein völliger Kontrast zu dem, wie mein Eindruck zu diesen Personen bisher war.

Vesper Gold ist ein gewöhnlicher Teenager, der sich nicht mit seinen Eltern versteht, die Schule schwänzt (und Atteste fälscht) und seine Zeit am liebsten in einem Theater verbringt, in dem sie Kostüme näht. Dort findet sie in Ida, ihrer Kollegin eine Freundin und Mutterersatz. Vesper fühlt sich von ihren Eltern im Stich gelassen, deren Karriere immer an erster Stelle steht. Es fällt mir als Leserin in keinster Weise schwer, mich mit Vesper zu identifizieren. Christoph Marzi hat einen sehr authentischen Charakter gezeichnet, der trotz seiner jugendlichen Ecken und Kanten doch emotional und feinfühlig und besonders mutig ist. Und genau das ist es auch, was Vesper als Protagonistin so sympathisch macht.

Aus diesem Grund wird Vesper zu Beginn des Romans auch viel Raum gegeben, um genau dieses Bild eines gewöhnlichen Teenagers zu zeigen, der dann aber von einer Minute zur anderen zu einer Heldin werden muss, die die Welt vor den Mythen schützen muss, die die Welt für sich einnehmen wollen. Die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen und zwei Tage werden in dem Buch zu einer rasanten Fahrt durch die Abgründe der Märchenwelt.

"Grimm"- ein Buch, das ich als absolut lesenswert empfehle, für alle, die es ertragen können, dass Märchen nicht mehr das sind, was sie einmal waren.

Cover des Buches Jeder Tag endet mit dem Tod (ISBN: 9783942584081)

Bewertung zu "Jeder Tag endet mit dem Tod" von Michael Schröder

Jeder Tag endet mit dem Tod
Annoravor 13 Jahren
Rezension zu "Jeder Tag endet mit dem Tod" von Michael Schröder

Da ich aber auch besonders gerne Romane lese, die Zeitreisen zum Thema haben, war es natürlich auch vor allem das, was mich an diesem Buch gereizt hat - die Vorstellung einen Tag wieder und wieder zu erleben. instinktiv habe ich mich schon dabei ertappt, dass ich überlegt habe wie mein 06.10.2006 ausgesehen hat...

Meiner Meinung nach ist "Jeder Tag endet mit dem Tod" ein sehr gelungener Roman, der mich - nicht nur aufgrund der Schauplätze - beigeistert hat. Michael Schröder hat es geschafft, mich in den Roman hinein zu ziehen, die Stimmungen der Protagonisten nachzuempfinden und Kreuzers teils düstere und melancholische Art nach außen zu transportieren. Insgesamt fand ich die Stimmung des Romans sehr getrübt, was aber unheimlich gut auf die Geschichte abgestimmt war. Es passte einfach und hat so die Handlung sehr gut untermalt. Als kleinen Lichtblick, als Farbklecks in dieser doch grauen Geschichte, habe ich Lisa empfunden. Sie war, trotz ihres Schicksalsschlages und ihrer eigenen Trauer um den Vater dennoch das Gegenteil von Kreuzer: fröhlich, optimistisch und einfach erfrischend. Lisa ist so ein intelligentes und einfühlsames Mädchen und dabei so stark, dass sie auch für Kreuzer selbst zu einer wichtigen Stütze und Hilfe wird. Sie ist seine Motivation, weiter zu machen, trotz der wiederkehrenden und immer stärker werdenden Kopfschmerzen. Lisa als Teenager ist für mich der stärkste Charakter des Buches.

Mit jedem Puzzleteil, das der Kommissar zusammensetzt, klärt sich aber auch die Melancholie in der Geschichte auf. Die Schmerzen spielen eine zentrale Rolle, vielleicht empfinde ich das aber auch nur individuell so (als Mitgränepatient), aber ich kann sie spüren die Schmerzen und die Last, den Tag unter diesen Schmerzen ertragen zu müssen. Die Spritzen helfen ihm damit umzugehen, klarer zu sehen, auch in seinem Fall. Und je näher er dem Mörder kommt, desto gelöster auch die Atmosphäre des Buches.

Der Spannungsbogen wurde gleich zu Beginn der Geschichte aufgebaut und konstant hoch gehalten. Ich hatte bis zum Schluss keine Idee, wer der Mörder ist und hatte auch die ganze Zeit jemand völlig anderen in Verdacht.

Dieses Buch ist für mich ein Überraschungs-Highlight geworden, denn zu Anfang, da war ich zugegebener Maßen skeptisch, o dieses Buch von einem noch unbekannten Autor und von einer Community gewählt tatsächlich auch qualitativ überzeugen kann. Es kann! Und in Zukunft werde ich auf epidu.de öfter mal mitlesen und mitbestimmen, welcher Roman als Buch veröffenlicht werden soll, denn ich bin sehr gespannt, welche Schätze noch dort schlummern.

Ich möchte Euch dieses Buch unbedingt ans Herz legen und zwar mit einer 5-Sterne-Bewertung :-)

Cover des Buches Das lange Lied eines Lebens (ISBN: 9783421044839)

Bewertung zu "Das lange Lied eines Lebens" von Andrea Levy

Das lange Lied eines Lebens
Annoravor 13 Jahren
Rezension zu "Das lange Lied eines Lebens" von Andrea Levy

Es gibt Bücher, die einen in eine andere Welt entführen, in die man während des Lebens fast vollständig eintaucht und die einen auch noch lange, nachdem man das buch zugeklappt hat, nicht loslässt. "Das lange Lied eines Lebens" ist so ein Buch.

Von einer alten Dame werden wir mitgenommen in das Jamaika zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in die Zeit der Sklaverei. Sie erzählt uns die Geschichte von July, der Tochter einer Sklavin und eines Aufsehers - IHRE Geschichte. Sie wächst in einem Sklavendorf auf und wird eines Tages von der Schwester des Plantagenbesitzers mit in das Herrenhaus genommen, wo sie als Haussklavin arbeitet.

July, die von ihrer Missus nur "Marguerite" genannt wird, erlebt den Alltag in Sklaverei, aber auch die Sklavenbefreiung und die daraus resultierenden Probleme für die Plantagenbesitzer aber auch für die Sklaven selbst. (Zum Inhalt selbst möchte in an dieser Stelle gar nicht viel mehr sagen, um der Geschichte selbst nicht all zu viel vorwegzunehmen.)

July ist ein liebenswertes Mädchen, wenn auch zuweilen etwas naiv. Ganz im Gegensatz zu der älteren July, der Erzählerin - obwohl es die gleiche Person ist - denn sie reflektiert die Geschehnisse sehr weitsichtig, einfühlsam und klug. Genau das macht auch den Lebenswandel der Person deutlich. Der Kontrast, der dadurch entsteht, wie sich die Art zu Leben auf Sprache, Intelligenz und Selbstvertrauen auswirkt, zeichnet dieser Roman sehr gut ab.

Unterbrochen werden die Erzählungen immer wieder von der alten July, die in dem Roman als Erzählerin auftritt, und ihrem Sohn, einem Verleger, der die Geschichte publizieren möchte. Sie greifen in die Geschichte erklärend ein, stellen Dinge "richtig", die der jeweils andere "falsch" dargestellt hat - beide, so scheint es, verbünden sich mit dem Leser. Diese direkte Ansprache vermittelt dem Leser den Eindruck, als säße man bei der alten Dame und ihrem Sohn am Küchentisch und lausche ihren Ausführungen.

Das Buch bekommt dadurch eine sehr persönliche und intime Note, zudem wirkt die Geschichte dadurch unheimlich lebendig und authentisch.

"Das lange Lied eines Lebens" ist kein Frauenroman, auch keine Liebesgeschichte, es ist ein gesellschaftskritischer Roman, der anhand einer Lebensgeschichte die Umstände aufzeigt, zu denen die Sklaven in der Zeit vor und nach der Sklavenbefreiung auf Jamaika gelebt haben. Der Roman gibt aber auch Einblick in das Leben der Plantagenbesitzer, der europäischen Einwanderer und ihrer Lebensart. Er zeichnet ein sehr umfassendes und realistisches Gesellschaftsbild jener Zeit. Die Autorin selbst sagt in einem Video auf Amazon, dieser Roman sei ein Tribute an all die Menschen, die in Sklaverei gelebt haben. Und ich finde, mit diesem Roman hat Frau Levy diesen Menschen wirklich ein sehr schönes und einfühlsames Andenken hinterlassen.

Die Geschichte hat mir sehr berührt und auch nicht losgelassen, nachdem ich das Buch schon beendet hatte.

Cover des Buches Monstermäßig erzogen! (ISBN: 9783938766293)

Bewertung zu "Monstermäßig erzogen!" von Michael Fuchs

Monstermäßig erzogen!
Annoravor 13 Jahren
Rezension zu "Monstermäßig erzogen!" von Michael Fuchs

Nicht nur Menschen haben zuweilen das Problem, dass ihr Nachwuchs aus der Art schlägt und eine bessere Erziehung braucht - auch Monster fragen sich immer wieder: "Was machen wir nur falsch?"

So geht es auch King-Rülps und Die-die-alles-Umschmeißt, den Eltern vom kleinen Knirps. Knirps ist ein ungezogenes Kind, das sich einfach nicht benehmen kann. Sein Zimmer ist ständig aufgeräumt, obwohl seine Eltern ihn ständig ermahnen es endlich mal wieder abzuräumen (so nennen die Monster es, wenn ein Zimmer so richtig schön unordentlich gemacht werden soll). Aber Knirps schafft es einfach nicht und ist so immer wieder eine Enttäuschung für seine Eltern.

Aber nicht nur das Zimmer ist ordentlich, auch Knirps' Benehmen beim Familienessen finden die Verwandten einfach nur peinlich. Statt sein Essen auszuspucken, die Tischdecke zu beschmieren und mit den Finger im Essen zu spielen benutzt Knirps Messer und Gabel. Seine Eltern können sich nur noch für ihn schämen.

"So kann es nicht weiter gehen", beschließen die Monster und unternehmen allerhand, um Knirps endlich Manieren beizubringen. Aber sowohl die Lektion im Lärmen als auch das richtige Verhalten im Strassenverkehrt(Fußgänger erschrecken, Autofahrer beschimpfen...) sind erfolglos.

Erst der Besuch beim Monsterpsychologen kann die Wogen etwas glätten, denn die Maltherapie verfehlt ihre Wirkung nicht:

Endlich darf Knirps all das zum Ausdruck bringen, was ER denkt.

Liebe Autoren, wenn hier eine Botschaft für vorlesende Eltern versteckt ist, dann habe ich sie gefunden ;-) Und damit bin ich auch schon in meinem persönlichen Fazit angelangt: Monstermäßig erzogen ist ein traumhaft ironisches Buch, mit einem wunderbaren Humor, wie ich ihn selten in einem Bilderbuch gefunden habe. Dadurch spricht das Buch Kinder UND Eltern gleichermaßen an und richtet sich auch von der Thematik her sowohl an Kinder, als auch an Eltern.

Denn nicht nur Kinder lernen viel über "richtiges Benehmen", sondern auch so manche Eltern stellen sich beim Vorlesen vielleicht die Frage: "Stelle ich zu hohe Ansprüche an mein Kind?" "Warum ist mein Kind so wie es ist und inwiefern MUSS ich es "anders" erziehen und wo DARF ich mein Kind seinen eigenen Freiraum für eigene Wünsche und eigenes Verhalten haben zugestehen?"

Kinder können sich sofort mit Knirps identifizieren, denn Knirps ist auf der einen Seite wie sie selbst - lieb und artig, denn so sehen sich Kinder ja selbst - auf der anderen Seite hat auch Knirps einen Konflikt mit seinen Eltern, die ihn gerne anders, eben so richtig monstermäßig hätten. Ich glaube, dieses Bild von einem "perfekten" Kind und dabei aber so unperfekten Monster ist so absurd, dass Kinder da einfach sehr gut rein finden und natürlich so sein wollen wie Knirps. Benehmen leicht gemacht so ganz ohne Zeigefinger.

Cover des Buches Cowboysommer (ISBN: 9783351033217)

Bewertung zu "Cowboysommer" von Hansjörg Schertenleib

Cowboysommer
Annoravor 13 Jahren
Rezension zu "Cowboysommer" von Hansjörg Schertenleib

Zum Inhalt des Buches:

Das Buch handelt von Freundschaft, Abschied von der Kindheit und der Jugend, Loyalität und Selbstaufgabe.

Als der Ich-Erzähler Hanspeter den charismatischen und unangepassten Boyroth in einem Fußballclub kennenlernt, Freunden sich die beiden Jugendlichen gleich an. Hanspeter verehrt Boyroth und gibt viel dafür, von ihm akzeptiert zu werden. Wie andere Jungs in dem Alter, interessieren sie sich für Mofas, Rock-Musik, Fußball und Mädchen.

Eine weitere Rolle spielen Fabio, ein weiterer Freund Boyroths, der wie Hanspeter um seine Anerkennung buhlt und Yolanda, Boyroths Schwester, in die Hanspeter unsterblich verliebt ist.

Durch ein furchtbares Unglück verändert sich das Leben der Freunde schlagartig und führt beide in ganz unterschiedliche Richtungen, zeigt auf, wie unterschiedlich beide darauf reagieren und damit letztendlich fertig werden und umgehen.

Mein Leseeindruck:

Obwohl sich die jugendlichen mit typischen Problemen dieses Alters herumschlagen müssen, ist es doch kein Jugendroman, weil er aus Sicht des Erwachsenen Hanspeter geschrieben ist, der im Winter 2010 als 50jähriger Rückblickend auf diesen Sommer im Jahr 1974 schaut. Er bewertet die Situationen und das, was anschließend geschehen ist nicht mit jugendlicher Naivität, sondern mit all seiner Lebenserfahrung. Die Rollen von Boyroth und Hanspeter wechseln im Laufe der Jahre. Als Leser nimmt man Teil an Hanspeters Suche nach der eigenen Identität, heraus aus Boyroths Schatten, auf dem Weg zum erwachsenen Mann.

Mich hat das Buch vor allem wegen seiner schönen Sprache beeindruckt.

Besonders gefallen hat mir unter anderem dieser Ausschnitt:

„Nachts denken die Toten alles, was sie je gedacht haben, noch einmal, was das Letzte, was mir durch den Kopf ging, dann schlief ich ein.“

(Cowboysommer, Hansjörg Schertenleib, aufbau Verlag, S. 59)

… und bei diesem Zitat erahnt man schon, die Wertung, mit der diese Geschichte aus Sicht eines Erwachsenen geschrieben wurde:

Die Zeit stand still, das gehörte zur Jugend wie das Warten, vermute ich. Dass ich mich Jahre später danach sehnen würde, dass die Zeit nicht vergeht und sich stattdessen vor mir ausbreitet wie ein endloser Raum, ahnte ich damals leider nicht, sonst hätte ich wahrscheinlich jede Stunde, jede Minute genossen und ausgekostet. So aber konnte ich es kaum erwarten, dass sie verging, die Zeit, und damit meine Jugend, wartete darauf, endlich erwachsen zu werden, ich Idiot.“

(Cowboysommer, Hansjörg Schertenleib, aufbau Verlag, S. 71)

Obwohl die Handlung als solches nicht sehr verzweigt und vielschichtig ist, so ist es doch ein Roman, der einen zum Nachdenken bringt, was wichtig im Leben ist, welche Werte wir für unser Leben haben, und wohin wir gehen wollen.

Ein Roman, für den man sich die Zeit nehmen muss, nicht nur die Buchstaben und Wörter zu lesen, sondern auch seinen Gedanken die Möglichkeit lassen, abschweifen zu dürfen und erst dann – einen Moment später, wieder in die Geschichte einzutauchen.

Von mir gibt es für dieses schöne Buch eine 4-von-5-Sternen-Leseempfehlung.

Cover des Buches 12 Geschenke für den Weihnachtsmann (ISBN: 9783789160912)

Bewertung zu "12 Geschenke für den Weihnachtsmann" von Mauri Kunnas

12 Geschenke für den Weihnachtsmann
Annoravor 13 Jahren

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