Antigone8s avatar

Antigone8

  • Mitglied seit 23.08.2018
  • 8 Freund*innen
  • 304 Bücher
  • 29 Rezensionen
  • 260 Bewertungen (Ø 4,32)

Rezensionen und Bewertungen

Filtern:
  • 5 Sterne108
  • 4 Sterne130
  • 3 Sterne21
  • 2 Sterne0
  • 1 Stern1
Sortieren:
Cover des Buches Kafka - Sämtliche Erzählungen. Schmuckausgabe mit Kupferprägung (ISBN: 9783730614167)

Bewertung zu "Kafka - Sämtliche Erzählungen. Schmuckausgabe mit Kupferprägung" von Franz Kafka

Kafka - Sämtliche Erzählungen. Schmuckausgabe mit Kupferprägung
Antigone8vor 22 Tagen
Kurzmeinung: Als großer Kafka Fan musste diese schöne Ausgabe einfach einziehen.
Wunderschöne Ausgabe von Kafkas Erzählungen

Diese Ausgabe von Kafkas Erzählungen musste einfach bei mir einziehen. Das hat gleich mehrere Gründe.

Zum einen bin ich begeisterte Leserin von Kafkas Texten, die Tiefe, die Düsternis, das Absurde und die tausend Deutungsmöglichkeiten haben mich schon sehr früh für diesen großartigen Schriftsteller eingenommen. Sein unnachahmlicher Stil, sein Umgang mit Worten, die manchmal treffen wie ein Peitschenhieb lassen mich immer wieder zu seinen Texten greifen und darin versinken.

Zum anderen besitze ich zwar schon eine Ausgabe aller Erzählungen, allerdings ist die inzwischen so zerlesen, dass dringend Ersatz von Nöten war. Und da kam diese so schön gestaltete Ausgabe genau richtig. Darin sind alle Erzählungen Kafkas versammelt, also diejenigen, die der Autor selbst veröffentlichte aber auch diejenigen, die aus seinem Nachlass stammen und von Max Brod zusammengetragen wurden.

Mir gefällt es sehr, dass in diesem Sammelband sowohl berühmte Erzählungen wie „Die Verwandlung“, „Das Urteil“, „In der Strafkolonie“ und „Ein Bericht für eine Akademie“ zu finden sind aber auch eher unbekannte Texte wie „Der Kreisel“, „Das Volk der Mäuse“ und „Der das Schweigen der Sirenen“. Gerade die Erzählungen geben einem die Möglichkeit sich langsam in Kafkas Universum hinein zu lesen und dabei die Vielfalt dieses ungewöhnlichen Künstlers kennen zu lernen.

Und wenn das Ganze dann auch noch in so schöner Form daherkommt, ist der Genuss perfekt. Für mich eine klare Leseempfehlung für alle die nicht genug von Kafka bekommen können und alle, die ihn für sich entdecken möchten. Und das Jahr 2024 bietet sich dafür geradezu an, da sich zum hundertsten Mal der Todestag des Autors jährt.

Cover des Buches Letzte Haut (ISBN: 9783882219593)

Bewertung zu "Letzte Haut" von Volker H. Altwasser

Letzte Haut
Antigone8vor einem Monat
Kurzmeinung: Ein aufwühlendes, intensives und forderndes Werk!
Eine Auseinandersetzung mit der Justiz der NS Zeit

Zum Inhalt:

Dieser Roman widmet sich der Lebensgeschichte des ehemaligen SS-Richters und Obersturmbannführers Dr. Georg Konrad Morgen, aus dem in „Letzte Haut“ Dr. Kurt Schmelz wird. Dabei wird die Geschichte des Richters Kurt Schmelz nicht linear, sondern in Rückblenden und Zeitsprüngen zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzählt. Dabei erfahren wir einiges über die Jugendjahre von Kurt Schmelz, über seinen Aufstieg und Fall als Jurist, seinen Einsatz an der Ostfront und schließlich über seine Tätigkeit in Buchenwald. Mit einer von Himmler persönlich ausgestellten Sonderbevollmächtigung soll Kurt Schmelz gemeinsam mit seinen beiden Mitarbeitern Tarnat und Liebig untersuchen, ob der Lagerkommandant des KZ Buchenwald, Karl Koch, sich der Korruption und Unterschlagung schuldig gemacht und so das Reich geschädigt hat. Während den Ermittlungen breitet sich zunehmend ein System des Schreckens, der Gewalt und Willkür vor den Ermittlern aus und doch scheint einzig Liebig, der junge Mitarbeiter, diese Hölle namens Buchenwald nicht wirklich verkraften zu können. Er reagiert körperlich und psychisch auf die Bilder, die sich ihm alltäglich bieten. Schmelz, von Zielstrebigkeit und Diensteifer getrieben sieht sich nur seinem Auftrag verpflichtet und ist dafür bereit auch eigene moralische Grenzen zu übertreten. Erst der 72 jähre Kurt Schmelz fühlt sich genötigt, sich den eigenen Handlungen zu stellen. Nach Kriegsende führt er nämlich ein unbescholtenes Leben als Notar in Frankfurt am Main und wird nie selbst zur Rechenschaft gezogen.


Mein Leseeindruck:

Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und der NS Zeit ist inzwischen ein mich dauerhaft begleitendes Thema und so ist „Letzte Haut“ nicht die erste Lektüre dazu. Allerdings, hat mich dieses Werk sehr aufgewühlt und sehr beim Lesen gefordert. Dem Autor gelingt es auf sehr eindringliche Art aufzuzeigen, dass die Täter in den KZs und an der Front bei Leibe keine Monster waren. Es waren vielmehr einfach Menschen die, durch ein verbrecherisches System angefeuert und gedeckt und oft um eigene Vorteile herauszuholen, breit waren vormalige moralische und mitmenschliche Verhaltensweisen zu übergehen und neu gewonnene Macht, im Großen wie im Kleinen, auszuüben. Genau für diese Haltung, trifft Altwasser meiner Meinung nach den richtigen Ton. Oft wirkt der Text fast plauderhaft und überhaupt nicht so dunkel, wie man es erwarten würde. Aber vor dem Hintergrund, dass die Verbrechen während des Holocausts nicht von so genannten einzelnen Sadisten durchgeführt wurden, sondern gerade der ganz normale gewöhnliche Bürger, der Nachbar, Bruder oder Familienvater Teil der Barbarei war, ist die ganz „gewöhnliche“ Sprache und Gelöstheit sehr passend. Auch die immer wieder dargestellte Unwissenheit von Richter Schmelz über den Holocaust, lässt sich für mich nur durch die so oft propagierte angebliche Unwissenheit der deutschen Mehrheit erklären, die mantrahaft als Selbstentlastung vorgetragen wurde. Dieses Werk macht deutlich wie sehr, jeder einzelne mit Schuld beladen war und sei es einzig durch die Feigheit einem zutiefst unmenschlichen und perversem System zu widersprechen. Dabei ist die Justiz während der NS Zeit beispielhaft. Sie war nicht mehr in der Lage Recht von Unrecht zu trennen und verschloss die Augen vor den menschenverachtenden systemisch angeordneten Verbrechen und machte sich vielmehr zu einem willigen Instrument. Natürlich handelt es sich hier um ein fiktives, allerdings sehr gut recherchiertes, Werk und das muss immer im Hinterkopf behalten werden. Doch gerade die literarische Fiktion ist es hier, die manche Vorgänge, die ich schon mehrfach auf sachliche Weise gelesen habe, besser nachvollziehbar machte. Auch wenn manche Szenen kaum auszuhalten sind, oder vielleicht gerade weil man sich dem aussetzen sollte, gebe ich diesem Buch eine klare Leseempfehlung. In meinen Augen ein wichtiges Werk.

Cover des Buches Wandern bei Nacht (ISBN: 9783832168261)

Bewertung zu "Wandern bei Nacht" von John Lewis-Stempel

Wandern bei Nacht
Antigone8vor einem Monat
Kurzmeinung: Wunderschönes, poetisches Werk über die Wunder der Natur, die uns umgeben. Ein Wohlfühlbuch!
Die Schönheit der Nacht in poetischen Worten

Wandern bei Nacht- Was wir in der Dunkelheit erleben können von John Lewis-Stempel
erschienen bei @dumontbuchverlag

Zum Inhalt:
John Lewis-Stempel nimmt uns in vier Kapiteln, die jeweils einer Jahreszeit gewidmet sind, auf Wanderungen mit, die er bei Nacht unternommen hat. Zumeist in Begleitung seines treuen Labradors streift er dabei durch Felder, entlang eines Flusses und durch den Wald. Dabei erzählt er über das nächtliche Angesicht der Welt, die nächtliche Geräusch- und Geruchskulisse, den Glanz der Sterne und des Mondes und über unvorhergesehene Begegnungen mit nachtaktiven Wildtieren. Ergänzt werden diese nächtlichen Reiseberichte noch anhand von „Nachtnotizen“, kurze Aufzeichnungen über besondere Beobachtungen, Erlebnisse und Empfindungen sowie durch Gedichte mit Naturbezug.

Mein Leseeindruck:
Dieses schmale Büchlein, es hat nur 105 Seiten, ist nicht nur optisch wunderschön gestaltet, sondern beglückt vor allem durch seine poetische Sprache und nur allzu gerne habe ich mich von der Begeisterung des Autors für die Natur anstecken lassen. Dieses Werk vermag es, die uns allen eigene, kindliche Neugierde auf die Welt wieder zu wecken. Die Natur steckt voller Wunder und versteckter kleiner Glücksmomente und dieses Buch hilft uns dabei sie zu entdecken. Es schärft das Bewusstsein dafür, von welcher Schönheit und Vielfalt wir umgeben sind. Die Naturbeschreibungen sind feinfühlig, phantasievoll und entwickeln vor der Kulisse einer Mondnacht einen besonderen Zauber. Mir hat dieses Buch einige sehr schöne Stunden Lesezeit bereitet und ich kann es allen ans Herz legen, die Naturbeschreibungen mögen und sich vielleicht selbst einmal auf eine Nachtwanderung begeben möchten.
 

Cover des Buches Beklaute Frauen (ISBN: 9783328603238)

Bewertung zu "Beklaute Frauen" von Leonie Schöler

Beklaute Frauen
Antigone8vor einem Monat
Kurzmeinung: Sehr augenöffnendes Buch über die Rolle von Frauen und deren Verdrängung aufgrund patriarchialer Strukturen
Augen öffnendes Sachbuch

Zum Inhalt:
In sechs Kapiteln, die jeweils einem gesellschaftlichen Bereich wie der Kunst, der Wissenschaft, der Ehe usw. gewidmet sind, holt Leonie Schöler die Frauen wieder an die Oberfläche, die systematisch (ja das Wort ist in diesem Kontext wichtig) nach unten und in die Unsichtbarkeit gedrückt wurden. Anhand von einzelnen Biographien führt dieses Buch uns vor Augen weshalb wir bis heute in Schulbüchern, Museen und in Sälen mit berühmten Büsten vergeblich nach dem Konterfei von Frauen aus Wissenschaft, Politik und Kunst suchen müssen. Dabei verpasst es die Autorin auch nicht einen Bogen in die heutigen Debatten und gesellschaftlichen Vorgänge zu schlagen und zu verdeutlichen, weshalb wir auch heute noch Stereotype bedienen und noch lange nicht am Ziel einer gelungenen Emanzipation angekommen sind.

Mein Leseeindruck:
Unterhaltsam, ja oft humorvoll und immer auf Augenhöhe zeigt uns die Historikern Leonie Schöler einen Teil der Geschichte, wie er bisher nicht oder nur sehr fragmentarisch erzählt wurde. Die vielen Frauen, die im Laufe der Geschichte unsichtbar gemacht, verdrängt, verhöhnt und beraubt, ja aufgrund ihrer Leistungen auch teils körperlich versehrt oder gar getötet wurden, erhalten hier durch die beispielhaften Biographien wieder ein Gesicht und einen Raum indem sie sichtbar werden können. Einige dieser Frauen und ihre Leistungen, wie z.B. Lise Meitner oder Olympe De Gouche waren mir bereits bekannt, andere Frauen hingegen wie z.B. Elisabeth Hauptmann oder Rosalind Franklin waren mir zuvor noch nie begegnet. Was alle diese Frauen eint, sind herausragende Leistungen und das oft unter widrigsten Umständen und dass sie nie und zwar in keinster Form Anerkennung für ihr Schaffen erhalten haben.

Dabei wären gerade diese Lebenswege auch für heutige Mädchen und Frauen so wichtig um zu erkennen, dass es eben nicht nur Männer waren, die die Welt gestaltet haben (Ja, die Frauen standen tatsächlich die letzten Jahrhunderte und Jahrtausenden nicht nur Däumchen drehende in der Ecke der Weltgeschichte herum), allerdings war es ein patriarchales System, das die Deutungshoheit inne hatte und leider noch viel zu stark hat.
Für alle, die sich aus dieser Deutungshoheit einmal hinauswagen wollen kann ich dieses Buch sehr empfehlen. Es gibt einen guten Überblick über historische und aktuelle Debatten und bietet ein Fundament um sich im Anschluss vertieft mit dem Thema auseinandersetzen zu können.

Cover des Buches Ziemlich beste Mäuse – Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft (ISBN: 9783737342520)

Bewertung zu "Ziemlich beste Mäuse – Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft" von Mara Andeck

Ziemlich beste Mäuse – Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft
Antigone8vor 5 Monaten
Kurzmeinung: Wunderbares Abenteuer für kleine Mausefreunde
Ein bezauberndes Buch für kleine Mausfreunde

Nachdem dem Meisterdieb Henry, einem charmanten Flughörnchen, die Meisterdiep Prüfung ordentlich misslingt, muss ein Plan her um seine Ehre wieder herzustellen. Henry macht sich auf zur Burg Funkelstein um dort einenn sagenumwobenen Diamanten zu stibitzen. Doch dort angekommen entwickelt sich plötzlich alles anders als geplant. Die Bewohner der Burg werden für den kleinen Dieb zu Freunden und schon ist es gar nicht mehr so einfah den geplanten Coup über die Bühne zu bringen.

Dieses Kinderbuch ist wunderbar illustriet und bereichert dadurch die wirklich sehr niedliche und kindgerechte Geschichte. Henry und die Burgbewohner wachsen einem schnell ans Herz und man folgt gebannt der Geschichte. Durch die liebevolle Ausgestaltung der Charaktere fällt es besonders den kleinen Lesern leicht, sich in die Figuren und die Handlung hineinzuversetzen. Eine wunderbare mausestarke Geschichte zum alleine und gemeinsam lesen.

Cover des Buches Lichtspiel (ISBN: 9783498003876)

Bewertung zu "Lichtspiel" von Daniel Kehlmann

Lichtspiel
Antigone8vor 6 Monaten
Kurzmeinung: Jeder Satz sitzt und saugt den Leser direkt in diese besondere Geschichte hinein. Großes Kino!
Wo Licht ist, ist auch Schatten

Zum Inhalt:

Zunächst im Glanz der Zeit erstrahlt G.W. Papst, der Hauptprotagonist im neuen Roman von Daniel Kehlmann. Einst gefeierter Starregisseur, gelingt es ihm im fernen Hollywood nicht mehr seine Kunst auf Zelluloid zu bannen. Als migrierter Künstler werden ihm schlechte Drehbücher an die Hand gegeben, seine Expertise wird zwar in blumigen Reden beschworen, hat aber kein Gewicht mehr. Der Abstieg scheint vorprogrammiert. So greift Papst fast dankbar nach dem Strohhalm, der ihn wieder in die „Heimat", nun Ostmark und nicht mehr Österreich genannt, kommen lässt. Aufgrund eines fingierten Telegramms, das scheinbar von seiner kranken Mutter stammt, macht er sich mit Frau Trude und Sohn Jakob auf den Weg zurück. Dort angekommen zeigt sich das Reich bald in all seinen Abscheulichkeiten und nicht zuletzt aufgrund des Hausmeisters, eines fanatischen NSDAP Mitglieds, wird Papst schnell klar in welch gefährliche Situation er sich und seine Familie gebracht hat. An Ausreise ist nämlich trotz der nötigen Papiere nicht mehr zu denken, den Deutschland hat Polen überfallen und alle Grenzen sind geschlossen. Der Zweite Weltkrieg hat begonnen. Geht es für Papst zunächst immer weiter bergab, so gibt es aus dem Propagandaministerium schon längst Pläne um den zunächst abtrünnigen wieder in die Filmmaschinerie einzugliedern. Kein geringerer als Goebbels selbst wird ihm das entsprechende „Angebot" darlegen.

Mein Leseeindruck:

Daniel Kehlmann entfaltet entlang der Geschichte rund um G.W.Papst ein Panorama, das sowohl die Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkriegs auf virtuose Weise. Drei Filme wird Papst drehen – der dritte, „Der Fall Molander“, befindet sich gerade im Schneideraum, als Prag von den Russen eingenommen wird. Er wird nie vorgeführt und es bestehen Zweifel daran, ob er überhaupt beendet wurde. Franz Wilzek der Regieassistent von Papst, inzwischen Dement und im Altersheim „Abendruh“ lebend, bestreitet die Existenz vehement. Und genau damit spielt Kehlmann.

Immer wieder mischen sich Fiktion und Fakten, nicht nur in Bezug auf die Biographie des Regisseurs sondern auch in der Wahrnehmung der Romanfiguren. Oft laufen Szenen fast auf surreale Weise am Auge des Lesers vorbei, Erinnerungen werden in Frage gestellt und Gesagtes bestritten. Fast wie auf einer Kamerafahrt, leitet uns der Autor durch ein dichtes Geflecht aus brillant komponierten Szenen, die einen unmittelbar gefangen nehme. Flirrend und oft auf sehr banale Art böse zeigt das NS Regime seine Fratze und den Terror den es ausübt. Oft lief es mir regelrecht kalt den Rücken hinunter, weil das unfassbar Schreckliche einfach in den normalen Alltag eingebettet Stück für Stück normaler erscheint und schließlich zur neuen Realität wird. Und schon hat man als Leser die Fragen im Kopf: Ist es auch heute so? Schleicht sich das Grauen einfach in das übliche Leben und wir merken es erst wenn es zu spät ist? Wann ist es zu spät?

Denn auch Papst macht sich nicht von Anfang an zu einem willigen Helfer der Nazis! Es ist ein schrittweises sich Korrumpieren, ein schrittweises sich Beschmutzen bis hin zum fast gleichgültig anmutenden Tolerieren von Zwangsarbeitern als Filmstatisten. Was darf die Kunst? Welche Opfer sind um ihrer Willen in Kauf zu nehmen? Wie reagieren Menschen in totalitären Regimen und was hält sie am Leben? Welche Wahl hat man als Individuum und welchen Preis muss man am Ende für seine Entscheidungen zahlen? Dieses Buch verhandelt all diese Fragen und noch viele mehr ohne dabei überladen, pathetisch oder besserwisserisch zu sein. Text und Inhalt gehen hier eine kunstvolle Symbiose ein, die diesen Roman sowohl stilistisch als auch inhaltlich zu einem Ereignis machen. Permanente Spiegelungen lassen die einzelnen Szenen miteinander in Verbindung treten und verstärken sich damit auf elegante und intelligente Weise. Für mich ein meisterlich ausgearbeitetes Werk voller Tiefe, Klugheit und Intensität. Eine unbedingte Leseempfehlung!

Cover des Buches MENSCH! (ISBN: 9783551254955)

Bewertung zu "MENSCH!" von Susan Schädlich

MENSCH!
Antigone8vor 7 Monaten
Kurzmeinung: Wirklich gelungenes Comic-Sachbuch, das einen leichten Zugang für Groß und Klein bietet.
Eine spannende Zeitreise

Bereits die wunderbare Aufmachung ist eine Einladung um sich auf die Reise zu machen und in das Buch einzutauchen. Farbenfoh und wunderschön illustriert blicken uns die Vorfahren des Homo Sapiens entgegen und laden uns ein, mehr über unsere eigene Geschichte als Menschen zu erfahren.
Diese Graphic Novel richtet sich an Kinder ab 10 Jahren ist aber meiner Meinung nach auch schon für etwas jüngere Kinder geeignet sofern sie das Buch gemeinsam mit einem Erwachsenen lesen.

Inhaltlich folgen wir Tali, einem etwa 10jährigen Kind, das für die Geburtstagsparty seiner Oma, möglichst viele Verwandte einladen und zur Feier mitbringen möchte. Dabei beschränkt sich Tali nicht nur auf Tanten und Onkel, sondern fasst den Begriff der Verwandtschaft weiter und macht sich mit Hilfe einer kleinen Zeitmaschine auf den Weg unsere fernen Verwandten kennen zu lernen.

Dieser Grundgeschichte folgend efährt man nun als Leser viele spannende und gut für Kinder aufbereitete Informationen über die Evolution des Menschen, die Eigenheiten der frühen menschlichen Formen und natürlich über die Gemeinsamkeiten, die wir als moderne Menschen immer noch in uns tragen. Zusätzliche Informationen, zu den für einen Comic typisch knappen Texten, erhält man durch die ausfühlichere Zeitleiste, die durch das ganze Buch läuft und immer auf den Inhalt der jeweiligen Seite abgestimmt ist.

Natürlich sind bei einer Graphic Novel die Illustrationen eine eigene Bemerkung wert. Mir hat der Zeichenstil unglaublich gut gefallen. Farbenfroh, energiegeladen und sehr gut auf den Inahlt abgestimmt, machen sie dieses Buch zu einer wunderschönen und lehrreichen Leseerfahrung für kleine aber auch große Menchen. Von mir definitiv eine Empfehlung!

Cover des Buches Prophet (ISBN: 9783446277557)

Bewertung zu "Prophet" von Sin Blaché

Prophet
Antigone8vor 8 Monaten
Wenn die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten zum Horrortrip wird

Welches Objekt würden wir wohl herbeiwünschen um uns Trost zu spenden und uns noch einmal die Behaglichkeit von "damals" spüren zu lassen? Wäre es ein Spielzeug aus der Kinheit, das uns getröstet hat, ein Trostbuch oder vielleicht doch ein geliebter Mensch oder ein Haustier?
Helen Macdonald und Sin Blaché entwickeln anhand dieser Frage einen Mix aus Sci-Fi, Horror, Thriller und einer besonderen Liebesgeschichte.

Wir begleiten zwei besondere Männer, der eine ein Elitesoldat namens Adam Rubinstein, der andere ein ehemaliger MI6 Agent Sunil Rao, der die besondere Fähigkeit besitzt jede Fälschung zu erkennen und wie eine Art lebender Lügendetektor Wahrheit und Lüge unterscheiden zu können.

Die beiden hatten bereits eine gemeinsame Mission in Afghanistan und werden wieder zu einem Team, nachdem es zu sehr seltsamen Ereignissen kommt. Es tauche nämlich plötzlich Gegenstände, wie ein Scrable Spiel, ein Strauß Rosen oder aber ein amerikanisches Diner aus dem Nichts auf.

Beginnt die Geschichte anfänglich noch eher harmlos so steigert sie sich bald und lässt den Horror vor den Augen des Lesers heraufziehen. Es ist bald klar, dass die Substanz PROPHET diese nostalgischen Manifestationen auslöst und das Ganze auf kein wohliges Ende zusteuert. Für mich hatte das Buch mit seinen doch 523 Seiten einige Längen und die gegenseitigen Schilderung der beiden Hauptfiguren arten manchmal doch ein wenig zu episch aus.

Schlussendlich entpuppt sich dieser spezielle und auch herausfordernde Roman aber als ein sehr politisches Werk. Er stellt nämlich die Frage, für wen es eigentlich nützlich ist, wenn wir in Nostalgie verfallen und uns nach den "Guten alten Zeiten" sehnen? Wer profitiert davon, wenn wir uns der Sehnsucht nach der Vergangenheit, dem Glauben, dass früher alles besser war unkritisch hingeben? Es lässt einen sofort an all die populistischen Politiker denken, die ein "Zurück in die Vergangenheit" postulieren statt sich den zukünftigen Aufgaben zu stellen. Es lässt an die Gefahren denken, die in den Versprechen dieser Populisten, denen so gerne geglaubt wird, lauern.
Für mich daher ein spannendes, ein spezielles und lesenswertes Buch.

Cover des Buches Das Pferd im Brunnen (ISBN: 9783737101844)

Bewertung zu "Das Pferd im Brunnen" von Valery Tscheplanowa

Das Pferd im Brunnen
Antigone8vor 9 Monaten
Kurzmeinung: Vier Frauenschicksale in Russland, die einen zutiefst bewegen eben weil sie so alltäglich sind. Wunderbar, zarte Lektüre!
Lebenswege aus einem Land, das es nicht mehr gibt

In vielen kleinen Kapiteln weden wir als Leser durch vier Generationen von Frauen geführt, die es nie einfach hatten und es sich und anderen auch nicht einfach gemacht haben.

Valery Tscheplanowa lässt uns an den fast ausnahmslos weiblichen Schicksalen einer russischen Familie teilnehmen, die sich über das 20. und 21. Jahrhundert hinweg erstrecken. Wir erfahren von den vielen kleinen und großen Dramen der einzelnen Figuren und welchen Unwegbarkeiten sie in diesem so schwer zu fassenden Land ausgesetzt waren. Aber wir lesen auch davon, wie es ist das Heimatland zu verlassen und an Heimweh und Fremdheit zu leiden.

Wie in einem Kaleidoskop setzen sich die einzelnen Splitter dieser Schicksale schließlich zu einem Bild zusammen und lassen uns am Ende mit anderen Augen auf die Handlungen der Frauen und Männer dieser Familie blicken. Besonders durch die Schilderung so ganz gewöhnlicher, alltäglicher Situationen gewinnt das Buch seine Stärke. Es sind Menschen wie du und ich denen wir hier begegnen. Menschen, die versuchen ihr Leben im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten zu leben. Meschen, die voller Träume, Sehnsüchte, voller Liebenswürdigkeit und voller Fehler sind.

Durch die sehr einfühlsame, zarte und besondere Erzählstimme entsteht ein sehnsüchtiger und melancholischer Sound, der uns durch die verschiedenen Zeiten und Ereignisse trägt. Und wir erhalten einen sehr persönlichen Einblick in den russischen Alltag und in Winkel, die wir vorher so vielleicht noch nicht gesehen haben. Von mir eine Leseempfehlung!

Cover des Buches Sehet die Sünder (ISBN: 9783423249409)

Bewertung zu "Sehet die Sünder" von Liv Winterberg

Sehet die Sünder
Antigone8vor 9 Monaten
Kurzmeinung: Ein sehr gelungener, spannender und doch auch rührender Historienroman. Wirklich lesenswert!
Sehr atmosphärisher Historienroman

Dieser wunderbare historische Roman, dessen Cover auch sehr schön gestaltet ist, konnte mich von Anfang an in seinen Bann ziehen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es sich bei diesem Buch um einen gelungenen Mix aus Kriminal- und Historienroman handelt.

Wir befinden uns im Jahre 1440 in der Bretagne und werden Zeugen von verschiedenen Morden, die an der Dorfbevölkerung begangen werden. Misstrauen und Angst machen sich breit und stellen die sonst so harmonische Dorfgemeinschaft auf eine harte Probe. Catheline, die Haushälterin des Dorfpfarrers, und der junge Bauer Mathis beschließen, den entsetzlichen Vorfällen auf den Grund zu gehen.

Der Roman wird sehr atmosphärisch erzählt und man erhält als Leser eine sehr guten Eindruch in Bezug auf diese Zeit. Die Charaktere sind wirklich detailliert ausgearbeitet und wirken stimmig und glaubwürdig.

Ein sehr gelungener, spannender und doch auch rührender Historienroman. Wirklich lesenswert!

Über mich

All I need is art and good books
  • weiblich

Lieblingsgenres

Historische Romane, Unterhaltung, Comics, Literatur, Sachbücher, Kinderbücher

Mitgliedschaft

Freund*innen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks