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Arakune

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Rezensionen und Bewertungen

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Cover des Buches Carrie (ISBN: 3404131215)

Bewertung zu "Carrie" von Stephen King

Carrie
Arakunevor 11 Jahren
Rezension zu "Carrie" von Stephen King

Als Dreijährige ließ Carrie einen Steinregen auf ihr Haus niederhageln; in der Gegenwart, mit nunmehr sechzehn Jahren, wird sie in der High School von ihren Mitschülern schikaniert und ist die Zielscheibe etlicher Streiche und Scherze. Äußerlich ist sie ein Mauerblümchen par excellence, dabei will sie doch nur ein Leben wie jedes andere Mädchen führen und in der Ballnacht hübsch in ihrem Kleid aussehen. Doch Mutter und Mitschüler sind damit nicht einverstanden.

Grundsätzlich klingt eine solche Synopsis nach einer typischen American-Teenage-Loser-Story, doch der heute weltbekannte Schriftsteller Stephen King stattet seinen ersten Erfolgsroman immer wieder mit markanten Details und Wendungen aus, die das Weglegen des Buches schlicht unmöglich machen. Er weckt und spielt mit unseren ursprünglichen Emotionen, – Wut, Hass, Angst, Mitleid -, und zehrt seinen Horror nicht aus seinen überdeutlich vorhandenen fantastischen Elementen, sondern aus der beinahe animalischen Grausamkeit, die hier das soziale Interagieren darstellt. CARRIE ist eine fragmentarisch angeordnete Bestandsaufnahme einer Tragödie, wie es sie in ähnlicher, möglicherweise etwas abgeschwächter Form schon unzählige Male im Alltagsleben beinahe jedes andersartigen Jugendlichen gab.

Bereits früh erfahren wir die Wurzel aller Schrecklichkeiten: Die eigene Mutter. Sie selbst ist aufgrund ihrer religiös intendierten unterdrückten Sexualität ein vollkommen zerstörtes Geschöpf der geisteskranken Hoffnungslosigkeit, für welches sogar das Autreten der ersten Menstruationsblutung eine schwerwiegende Sünde darstellt. Denn Fleisch und Blut sind die Boten des Verderbens. Anfangs noch zu simpel und plakativ wirkend, offenbart sich dem Leser im Laufe des Buches das psychologische Ausmaß ihrer seelischen Störung, welches sich spätestens gegen Ende als die einzig logische Konsequenz materialisiert. Dieser religiöse Wahn ist letztlich Schuld an Carries leidvollem Dasein; er symbolisiert das reaktionäre Ursprüngliche in einer Welt des gesellschaftlichen und sozialen Wandels. Er krallt sich mit seinen eingefallenen Händen an ihr fest, verschlingt sie und ihre Persönlichkeit, bis die Sechzehnjährige von der erbarmungslosen Realität eingeholt und anschließend zermalmt wird.

Mit einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen für seine Haupt-Charaktere beweist King sein großes figürliches Feinspitzengefühl. Oft werden in Klammern intime, unkontrolliert-assoziativ geschriebene Gedankenfetzen der jeweiligen Erzählperspektiven eingestreut, die es möglich machen, uns gänzlich in die jeweilige Person hineinzufühlen und all ihre Handlungen nachzuvollziehen. Dies geschieht manchmal zwar noch etwas oberflächlich, doch ein gewisses Talent in diesem Bereich sei ihm definitiv nicht abgesprochen. Fiktive (pseudo-)wissenschaftlich geschriebene Fach-Artikel sorgen derweil für eine zumeist intelligent inszenierte Abwechslung, sorgen sie somit dafür, den Roman authentischer wirken und dem Publikum dadurch Fakten und zukünftige Handlungen wissen zu lassen, die zum dort gegenwärtigen Zeitpunkt noch keiner der Beteiligten absehen kann. Hiermit wird der Leser zeitweise auf eine höhere, retrospektiv-allwissende Ebene gehievt, ohne die Hauptgeschichte jedoch emotional vor ihm zu verschließen; es tritt gar der gegenteilige Effekt ein: Erst hierdurch wird ihm die volle Tragweite des Super-GAUs bewusst. Gleichzeitig subjekt- und objektiver Beobachter, dazu getrieben, ein absolutes Urteil zu fällen.

Anno 1974 legte Stephen King mit CARRIE den (finanziellen) Grundstein für sein späteres literarisches Schaffen, und auch wenn einige Vergleiche mitunter noch etwas holprig gewählt anmuten, so ist das sprachliche Talent des heutigen “Master[s] of Horror” von ganz deutlicher Präsenz. Bereits in seiner Anfangsphase gelingt es ihm, düstere Symboliken mit einer fesselnden Geschichte zu verbinden und den Leser in einem Strudel des Grauens zu verschlingen, dem man sich nicht entziehen kann.

Daneben offenbart sich schon in diesem Frühwerk die oft feministisch geprägte Weltsicht Kings, welche er auch in späteren Romanen wie SIE, DOLORES oder DAS SPIEL immer wieder aufgreifen wird: Carries telekinetische Kraft eigentlich Metapher für die Stärke der weltweiten Frauenbewegung; trotz des von ihr dadurch verursachten Leids die einzig mögliche Erlösung und Reaktion ihrer Qualen. Mit Blut beginnt es und mit Blut endet es. Denn Blut ist dicker als Wasser.

Cover des Buches Moby Dick oder Der weiße Wal (Roman) (ISBN: 9783866477643)

Bewertung zu "Moby Dick oder Der weiße Wal (Roman)" von Herman Melville

Moby Dick oder Der weiße Wal (Roman)
Arakunevor 11 Jahren
Rezension zu "Moby Dick oder Der weiße Wal (Roman)" von Herman Melville

Melvilles sprachgewaltiges Epos beeindruckt auch heute noch wie damals, wenngleich in wahrscheinlich ganz anderer Hinsicht: Während damals die Menschen vor allem von den neuartigen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Cetologie beeindruckt waren, so sind es heutzutage wohl eher die herausragende Eloquenz und die seiten-, ja sogar kapitellangen enzyklopädischen und philophischen Ausführungen in entsprechender Fachsprache, die das Werk so außergewöhnlich machen. Literaturwissenschaftlich braucht sich Melville nicht hinter Größen wie Joyce oder Döblin zu verstecken, durchziehen sein Werk doch auch teilweise Kapitel, die beispielsweise komplett wie in einem Theaterstück dialogisch gestaltet sind (inklusive Regieanweisungen) und/oder vor literarischen und biblischen Anspielungen und Metaphern nur so strotzen. Dabei bleibt auch der rote Faden, die Jagd auf den Weißen Wal, durchweg spannend und sprachlich brillant inszeniert. Überhaupt erreicht MOBY-DICK trotz der unzähligen verschiedenen Stile eine Homogenität, an der sich sogar heute noch viele Romane eine Scheibe abschneiden können.

Herman Melvilles berühmtester Roman war und ist archaisch, wegweisend und ein ganz großes Stück Literaturgeschichte. Wer von sich meint, bereits alles gelesen zu haben, und doch MOBY-DICK nicht kennt, sollte seine Aussage schnellstens überdenken und dies schleunigst nachholen.

Cover des Buches Batman / Batman: Die Rückkehr des dunklen Ritters (ISBN: 9783866073968)

Bewertung zu "Batman / Batman: Die Rückkehr des dunklen Ritters" von Frank Miller

Batman / Batman: Die Rückkehr des dunklen Ritters
Arakunevor 12 Jahren
Cover des Buches Vineland (ISBN: 9783498052768)

Bewertung zu "Vineland" von Thomas Pynchon

Vineland
Arakunevor 12 Jahren
Cover des Buches Der Herr der Ringe (ISBN: 9783608932225)

Bewertung zu "Der Herr der Ringe" von J. R. R. Tolkien

Der Herr der Ringe
Arakunevor 13 Jahren
Rezension zu "Der Herr der Ringe" von J. R. R. Tolkien

Diese Seiten leben. In jedem Wort, zwischen jeder Zeile, in jeder Faser des Papiers. Selten hatte man nach einem Buch das Gefühl, dass die Protagonisten auch wirklich so weiterleben, wie man es beim "Herr[n] der Ringe" fühlt.
Phantastische Epik in Reinform. Viel Pathos und Schwarz-Weiß-Malerei inklusive. Etwas anderes ist Tolkiens Hauptwerk im Grunde nämlich eigentlich nicht. Und doch liebte ich jede Minute, die ich mit diesem Buch verbracht habe. Denn die Welt, die einem hier - beinahe zum Anfassen genau - nähergebracht wird, ist eine wunderschöne und (er)lebenswerte Welt. Hier sind die Menschen noch ehrhaft und hilfsbereit; Freunde halten zusammen, egal was geschieht - Eigenschaften, die in unserer Welt leider nicht allzu häufig zugegen sind.
Natürlich: Ein zutiefst philosophisches oder tiefgründiges Buch sucht man hier vergebens, aber dies war auch nie die Intention Tolkiens, dem es nur darum ging, ein Buch zu schreiben, das die Menschen bis zum Schluss unterhält und (im besten Fall) fasziniert. In meinem Fall hat das vollends funktioniert.
Ich liebe den gütigen Frodo, den tollpatschigen aber treuen und aufrichtigen Sam, den weisen Gandalf und auch sämtliche andere Figuren der Gemeinschaft des Ringes. Denn sie sind sich treu - auch in den bittersten Stunden - und ertragen alles gemeinsam.
Eigentlich könnte ich noch so viel mehr über dieses wunderbare Stück Literatur sagen, aber irgendwie - jetzt, wo ich es wirklich schwarz auf weiß vor mir stehen sehe - möchte ich es an dieser Stelle beenden, weil ich glaube, dem Buch eh in keiner Weise mit meinen paar Lobworten gerecht zu werden. Darum lest es doch ganz einfach selbst und lasst Euch ebenfalls verzaubern...

Cover des Buches Der kleine Hobbit (ISBN: 9783790301335)

Bewertung zu "Der kleine Hobbit" von J. R. R. Tolkien

Der kleine Hobbit
Arakunevor 13 Jahren
Cover des Buches Die Versteigerung von No. 49. Roman (ISBN: B001DXKJMW)

Bewertung zu "Die Versteigerung von No. 49. Roman" von Thomas Pynchon

Die Versteigerung von No. 49. Roman
Arakunevor 13 Jahren
Cover des Buches Werke in dreizehn Bänden / Der Meister und Margarita (ISBN: 9783353009425)

Bewertung zu "Werke in dreizehn Bänden / Der Meister und Margarita" von Michail Bulgakow

Werke in dreizehn Bänden / Der Meister und Margarita
Arakunevor 13 Jahren
Cover des Buches Die Straße (ISBN: 9783498045074)

Bewertung zu "Die Straße" von Cormac McCarthy

Die Straße
Arakunevor 13 Jahren
Rezension zu "Die Straße" von Cormac McCarthy

Die totale Postapokalypse. Dreckig, kalt, rau, gefährlich und voller Hoffnungslosigkeit.
Der Leser wird einfach hineingeworfen in diese grausame Welt - genau wie das Kind. Man erfährt weder etwas darüber, was und wie es passiert ist, noch viel über die Protagonisten, die für einen aber dennoch zu absoluten Bezugspersonen avancieren, je weiter dieser Albtraum voranschreitet. Man weiß nicht einmal, wie der alt der Junge ist, auch wenn er wohl höchstens sieben sein kann, so naiv, wie er manchmal agiert.
Bemerkenswert ist auch der völlig nüchterne, beinahe schon journalistisch anmutende Schreibstil McCarthys, der das ganze Geschehen dadurch noch auf die Höhe der verlorenen Hoffnungslosigkeit treibt. Es ist grausam, mit anzusehen, wie die beiden, trotz einiger Höhen, langsam zugrunde gehen und noch grausamer ist es, sich selbst in dieser Welt zu verlieren. Da, wo selbst die Liebe bedeutungs- und sinnlos erscheint. Einzig und allein die verzweifelte Liebe des Vaters zu seinem Sohn erscheint unerschöpflich und ist eines der wenigen Dinge, die wie ein kleiner Sonnenstrahl auf dieses sonst so kahle und lebensfeindliche Land scheinen.
Also: Empfehlen kann ich diesen Roman wahrlich niemandem; dazu ist er einfach zu deprimierend und atmosphärisch zu erdrückend. Ich vergebe aber dennoch 5/5 Sterne. Warum? Weil mich selten ein Buch so sehr mitgenommen hat und mir am Ende die Tränen kamen. Außerdem glaube ich, dass die ganze Geschichte noch eine tiefere Bedeutung hat, auch wenn sie sich mir persönlich noch nicht ganz erschloss.

Cover des Buches Der Sandmann (ISBN: 9783491961838)

Bewertung zu "Der Sandmann" von E. T. A. Hoffmann

Der Sandmann
Arakunevor 13 Jahren

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