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Arbutus

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Cover des Buches Das Esel-Prinzip (ISBN: 9783986950446)

Bewertung zu "Das Esel-Prinzip" von Rachel Anne Ridge

Das Esel-Prinzip
Arbutusvor 8 Tagen
Kurzmeinung: Seien wir mal ehrlich - im Grunde genommen steckt doch in jedem von uns irgendwie ein Esel ...
Inspirierende Lebenshilfe

Als Therapie gegen das alles verschlingende Rasen des Zeitgeists empfiehlt Rachel Anne Ridge, sich kein Rennpferd zum Vorbild zu nehmen - sondern einen Esel.

Der Ansatz hat etwas. Beginnend mit ihren beiden sympathischen Eseln Flash und Henry, die eines Tages das Gartentor offen finden und neugierig und furchtlos hinausstürmen, anstatt ängstlich zu überlegen, ob das verboten sein könnte, führt uns die Autorin in kurzweiliger Schreibart durch die Welt der Esel, von denen man erstaunlich viel lernen kann. Esel sind bescheiden, widerstandsfähig und können schwieriges Gelände meistern, und, vor allem: sie sind eigensinnig. 

„Den Herausforderungen des Lebens durch Resilienz und innere Stärke die Stirn bieten“ - so die aussagekräftige Zielsetzung auf dem Cover. Das interessierte mich sehr. Im Laufe der Lektüre stellte ich allerdings zwei Dinge fest: zum einen, dass ich offensichtlich eine ganze Menge dieser Resilienz schon besitze, zum anderen, dass ganz unmerklich eine thematische Verschiebung stattfindet. Die Kreativität und Resilienz eines Esels als Vorbild zu nehmen, ist eine wunderbare Idee, aber die Erfolgsgeschichten à la American Dream, die weiter hinten im Buch dominieren, führen meinem Empfinden nach ein wenig weg von Kern der Sache. 

Ein echtes Plus ist die Aufmachung mit den wunderschönen auflockernden linolschnittartigen Illustrationen, von der Autorin selbst beigesteuert. Die schön gestaltete Aufteilung in große Kapitel und kurze Unterkapitel trägt ebenfalls zur angenehmen Lesbarkeit bei. Die Erzählungen sind kurzweilig, und die verschiedenen Esel-Episoden haben immer wieder überraschende Aha-Effekte. Am Ende jedes Unterkapitels wird man anhand von Fragen zur Mitarbeit aufgefordert, und es gibt Leerzeilen, um eigene Antworten zu notieren. Nicht alle Fragestellungen passten genau auf meine persönliche Situation, und mit den meisten Konjunktiv-Fragen konnte ich nicht so viel anfangen, trotzdem habe ich mich an einigen Stellen auf die Fragen eingelassen, was im Nachhinein für mich persönlich durchaus aufschlussreich war. 

Trotz meiner Enttäuschung darüber, dass der Inhalt des Buches teils in eine andere Richtung ging, als ich erwartet hatte und an einigen Stellen inkonsequent und schwammig wurde, war das Lesen für mich insgesamt ein Gewinn. Und nicht zuletzt sind es die Esel selbst, die das Ruder immer wieder herumreißen und das Buch retten: allein aus den vielen schön zusammengestellten Esel-Episoden und ihren beschriebenen Verhaltensweisen kann man viel Weisheit und Inspiration ziehen. 

Esel sind sehr einfallsreich. Ein Esel kann alles, was er braucht, an den unwahrscheinlichsten Orten finden. [...] Seinen "inneren Esel zu umarmen" bedeutet, dass auch du die Herausforderungen im Leben meistern kannst - auch wenn du dafür ein paar Büsche auseinanderziehen musst.


Cover des Buches Der Ruf des Königs (ISBN: 9783775175296)

Bewertung zu "Der Ruf des Königs" von Corinna Wolf

Der Ruf des Königs
Arbutusvor einem Monat
Kurzmeinung: Starke christliche Parabel über den Weg zu Gott, eine Wohltat für die Seele.
Starke Parabel

"Der Ruf des Königs" ist eine ganz starke christliche Parabel über den Weg zu Gott, die sich in drei unterschiedlichen Zeitebenen abspielt. Obwohl sie in einer Phantasiewelt spielt, findet man immer wieder überraschende Parallelen zum realen Weltgeschehen: nach den Epochen des geistlichen Kampfes und des darauffolgenden Neuaufbaus folgt die Epoche, in der die Gesellschaft über den verschiedenen Vorstellungen, wie man das Glaubensziel erfüllen soll, auseinanderzubrechen droht. 

Als in der hinteren Romanhälfte die Fantasy-Elemente etwas überhandnahmen, hat mich das leicht überfordert. Trotzdem ging ich sowohl nachdenklich als auch glücklich aus dieser Lektüre hervor. Das Buch ist sowohl ein Plädoyer der vertrauenden Toleranz, wie auch dafür, dem göttlichen Licht in uns mehr zuzutrauen, als wir es normalerweise tun. Es ist ein Buch, das wachmacht, anstatt einzuschläfern; eine Wohltat für die Seele. 

Ich bin vom SCM Verlag sehr gute Buchausgaben gewohnt. Hier allerdings hätte etwas sorgfältiger lektoriert werden können. Dies schmälert aber nicht wesentlich den guten Gesamteindruck. Ich gebe überzeugte vier Sterne. 

Cover des Buches Heilung (ISBN: 9783492071710)

Bewertung zu "Heilung" von Timon Karl Kaleyta

Heilung
Arbutusvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Spannend bis zur letzten Seite. Aber Heilung geht definitiv anders.
Cover des Buches Der Ketzer von Konstanz (ISBN: 9783775176323)

Bewertung zu "Der Ketzer von Konstanz" von Corinna Wolf

Der Ketzer von Konstanz
Arbutusvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Ich habe schon einige gute christliche Romane gelesen. Aber dieser hier - hat ein Leuchten, ein Feuer, eine christliche Urkraft ...
Bedrückend, spannend, strahlend hell

Zur Zeit, in der man Jan Hus in Konstanz den Prozess machte, gab es drei Päpste: in Rom, in Avignon und in Konstanz, und auch der historisch nur mangelhaft aufgeklärte Leser (wie ich) begreift schnell, dass es beim Konzil in Konstanz hauptsächlich um Macht und Strategie ging, nicht um Theologie. Als Jan sich unter dem Geleitschutz des Königs auf den Weg nach Konstanz macht, um seine Thesen vor dem Konzil zu verteidigen, hat er keine Ahnung, wie sehr sich der gewaltige kirchliche Apparat im politischem Taktieren erschöpft. Erst in Konstanz wird ihm klar, dass ihm im Klerus niemand zuhören wird. Indessen findet er Zuhörer, wo er sie nicht erwartet hat ...

Jan Hus starb auf dem Scheiterhaufen. Das war auch schon alles, was ich vor der Lektüre dieses Buches über ihn wusste. Etwas beklommen fragte ich mich denn auch, als ich das Buch in den Händen hielt, warum ich es eigentlich überhaupt lesen wollte - der Feuertod ist nach wie vor die schrecklichste Todesart, die ich mir vorstellen kann. Aber vielleicht, so hoffte ich, handelt diese Geschichte nicht nur von Unerbittlichkeit und Grausamkeit, sondern auch von Menschlichkeit und Trost, dem Trost, den man dringend braucht, ein Thema wie dieses verdauen zu können. - Um es gleich vorwegzunehmen: ich wurde nicht enttäuscht.

Wobei es mir anfangs nicht so gefiel, dass die Erzählung mit Jan Hus‘ Todestag beginnt, um dann zur eigentlichen Romanhandlung ins Jahr 1414 zu springen, einem Zeitpunkt, zu dem der Protagonist bereits aus Prag verbannt worden ist (aber immer noch heimlich dort predigt). Im Nachhinein muss ich aber sagen: es war genau richtig so. Wenn ich also auch am Anfang ein bisschen Zeit brauchte, um in die Geschichte hineinzukommen, nichtsahnend, was da noch konkret auf mich zukam, aber mit dem dumpfen Gefühl einer Bedrücktheit, weil man als Leser weiß, der Mann läuft dem Tod direkt ins Messer, so verflüchtigte das alles sich bald - die Skepsis, die Bedrücktheit - und gab einer Intensität Raum, einem Glaubensfeuer, das mich fasziniert weiterlesen und bis zum Ende ausharren ließ. 

Corinna Wolf erzählt ein unvorstellbar schreckliches Schicksal als eine unvorstellbar mutmachende Glaubenserfahrung, fast wie eine Passionsgeschichte. Dieses Buch ist extrem. Extrem tief. Extrem wahrhaftig. Extrem berührend. Und klug und mit viel Liebe geschrieben. 

Gerne würde ich mehr über die wunderbaren Nebencharaktere dieses Ausnahmeromans schreiben, wie zum Beispiel die beiden reformationsgläubigen Ritter Wenzel und Pavel (übrigens beide historische Figuren), die mehr als einmal in einer ernsthaften Loyalitätsfalle stecken, aber ich möchte auch nicht zu viel verraten. Es ist jedem neuen Leser zu gönnen, möglichst unwissend an die Lektüre zu gehen und sich von der unausweichlichen Entwicklung der Handlung mitreißen zu lassen. 

Ich kann nur schwer in Worte fassen, was dieses Buch in mir ausgelöst hat. Aber ich bin dankbar, es gelesen zu haben. Es hat ein Leuchten, dass irgendwie - bleibt. 





Cover des Buches Permanent Record (ISBN: 9783596700691)

Bewertung zu "Permanent Record" von Edward Snowden

Permanent Record
Arbutusvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Sehr überzeugende Biographie des Whistleblowers, die jeder unbedingt lesen sollte, der sich in der digitalen Welt bewegt.
Digitale Fußabdrücke

Ein wenig Mathematik bewerkstelligt, was alle Gewehre und Stacheldrähte nicht leisten können: Ein kleines bisschen Mathematik kann ein Geheimnis bewahren.


Endlich habe ich es gelesen. Es war lange überfällig. 

„Permanent Record“ bedeutet nichts anderes als „ständige Aufzeichnung“ - über uns, über jeden Fußabdruck, den wir im Netz hinterlassen. Zu der Zeit, als der junge Ed Snowden zur Schule ging - und natürlich bereits ein Computerfreak war, wie es im Buche steht - gab es das noch nicht, diesen Fußabdruck; das Internet war ein Hort der Freiheit, in dem junge Technik-Freaks experimentieren konnten, ohne ständig Angst haben zu müssen, dass ihnen ihr Geschwätz von gestern morgen zum Verhängnis wird. Diese Zeit ist definitiv vorbei, und dank der Enthüllungen von Edward Snowden haben wir es auch kapiert. Zumindest ein kleines bisschen. 

Snowden bemüht sich, die komplizierten Vorgänge in einer dem Laien verständlichen Weise zu schildern. Im Übrigen schreibt er dramaturgisch überzeugend und mit einem guten Gespür für wirkungsvolle Kapitelabschlüsse. Nebenbei erfahren wir auch Interessantes über die Geschichte des Whistleblowing. 

Das Buch beschreibt den langen Weg vom computerbegeisteten jugendlichen Hacker zu einem der gefragtesten IT-Experten der NSA (National Security Agency) und den Schock, als er erkennen musste, dass er selber Teil einer gigantischen Überwachungsmaschinerie geworden war, ja diese sogar unwissend selbst mit aufgebaut hatte. Es beschreibt die grenzenlose Einsamkeit eines Menschen, der sich entschieden hat, seinem Gewissen mehr zu gehorchen als seinem übermächtgen Arbeitgeber, und der im Geheimen jahrelange Vorbereitungen trifft, um den einen, einzigen Schritt zu gehen, der ihm moralisch vertretbar erscheint. 

Im Mai 2013 begab sich Edward Snowden nach Hongkong, um die Welt über die weitreichenden übergriffigen Maßnahmen der NSA zu informieren. Den Rest wissen wir aus den Nachrichten. Es ist äußerst spannend, die Ereignisse nun aus Snowdens Sicht zu hören. Auch seine Lebensgefährtin, die inzwischen zusammen mit ihm im Exil lebt, kommt zu Wort und beschreibt die Vorgänge in Tagebucheintragungen aus ihrer Sicht; auch das ist äußerst lesenswert.

Jeder, der sich in der digitalen Welt bewegt, sollte dieses Buch lesen. Mich hat es sehr überzeugt.

Cover des Buches Baba Dunjas letzte Liebe (ISBN: 9783462054729)

Bewertung zu "Baba Dunjas letzte Liebe" von Alina Bronsky

Baba Dunjas letzte Liebe
Arbutusvor 4 Monaten
Kurzmeinung: Ganz starkes Buch über das Verwurzelt-Sein und die Würde des Alterns
Abenteuer einer Tschernobyl-Heimkehrerin

Und ich denke, dass Marja nie hätte hierherkommen sollen. Es ist nicht die Strahlung. Es ist die Ruhe, die ihr zusetzt. Marja gehört in die Stadt, wo sie sich jeden Tag beim Bäcker zanken kann. Da hier niemand Lust hat, sich mit ihr zu streiten, spürt sie sich nicht mehr, quillt auf und geht dabei ein.


Baba Dunja lebt in dem fiktiven Dorf Tschernowo, an der Grenze zwischen Weißrussland und der Ukraine. Aus einer einzigen Randbemerkung der alten Frau, die man suchen muss wie eine Stecknadel im Heuhaufen, schließe ich, dass Tschernowo nicht auf der ukrainischen, sondern auf der weißrussischen Seite der Grenze liegen muss. 

Viele Jahre nach der Evakuierung auf Grund des Reaktorunfalls von Tschernobyl hat sich Baba Dunja entschieden, zurückzukehren, dorthin, wo sie ihre Wurzeln hat, auch wenn dies bedeutet, dass ihre Tochter sie nicht mehr besuchen wird. Ein paar weitere Versprengte findet man in dem halbverlassenen Dorf wieder: den alten Sidorow, die verrückte Marja, Petrow, der nur noch Haut und Knochen ist und vor diversen Lebensmitteln Angst hat, und die etwas zugeknöpften Gavrilows. Der Weg in die nächste Stadt ist mühsam für die alte Frau, muss aber hin und wieder zurückgelegt werden, wenn man wichtige Dinge braucht, die der eigene Garten nicht hergibt, oder um die Post abzuholen und Briefe aufzugeben. Eines Tages befindet sich zwischen den Briefen der Tochter aus Deutschland ein Brief ihrer Enkelin, die sie nur von einem Foto kennt. Allerdings ist er in einer fremden Sprache abgefasst ...

Baba Dunja ist eine Heldin! Eine, wie ich sie nicht mehr seit „Zwei alte Frauen“ von Velma Wallis gelesen habe. Alina Bronsky zollt dem Alter den Respekt und die Würde, die ihm nie gewährt werden, obwohl sie ihm doch zustehen. Wo sonst liest man eine über Neunzigjährige als Ich-Erzählerin? Vielleicht in einem Rückblenden-Roman. Aber Baba Dunja lebt und erzählt in der Gegenwart. Sarkastisch und gnadenlos, und trotzdem irgendwie warmherzig, dass man sie einfach nur liebhat.

Manchmal musste ich laut loslachen über ihren herrlichen trockenen, manchmal etwas makaberen Realismus. Für Baba Dunja sind auch die Toten real, manchmal führt sie mit ihnen Gespräche, ohne dabei aber jemals das Leben aus dem Auge zu verlieren. Das ist stark, ganz stark, wie die alte rüstige Frau ihren Alltag und ihre Gedanken in dem verstrahlten Dorf beschreibt. Mit großer Menschenkenntnis und Wertschätzung denkt sich die Autorin in ihre Protagonistin hinein.

Ein unglaubliches Buch. Es stand zurecht 2015 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Ich kann es Euch nur wärmstens empfehlen.

Cover des Buches Die Utopia-Methode (ISBN: 9783038482369)

Bewertung zu "Die Utopia-Methode" von Giuseppe Gracia

Die Utopia-Methode
Arbutusvor 4 Monaten
Kurzmeinung: Sehr wichtiges, mutiges Buch
Cover des Buches Der Spurenfinder (ISBN: 9783550202681)

Bewertung zu "Der Spurenfinder" von Marc-Uwe Kling

Der Spurenfinder
Arbutusvor 4 Monaten
Kurzmeinung: Phantasievoller Fantasy-Krimi, spannend, witzig und richtig gut.
Ein neuer Stern am Fantasy-Jugendbuch-Firmament

Die Berufsbezeichnung lautet eigentlich „Spurensucher“, aber Elos von Bergen nennt sich selbstbewusst „Spurenfinder“, denn schließlich gibt es in seiner ganzen erfolgreichen Karriere nur einen einzigen ungelösten Fall. Trotzdem hat er seinen Beruf, der definitiv zu gefährlich für seine kleine Familie wurde, aufgegeben und sich mit den zwölfjährigen Zwillingen Naru und Ada in das verschlafene Dörfchen Friedhofen zurückgezogen. Hier passiert nun wirklich gar nichts. Bis Elos und seine Kinder mit der Nachbarsfamilie zum Jahrmarkt nach Rabenfurt gehen. Dort geschehen ein paar merkwürdige Dinge; dann überschlagen sich die Ereignisse, und Elos sieht sich gezwungen, seinen alten Beruf wieder aufzunehmen.

Zunächst war ich leicht enttäuscht, dass das von mir sonst eher gemiedene Krimi-Genre schon wieder ganz klammheimlich Einzug in meinen Lektüreplan gefunden hat. Denn, seien wir mal ehrlich - Elos, der Spurenfinder, ist nichts anderes als ein ganz normaler Kommissar für junge oder auch nostalgische Fantasy-Fans. Aber nichts bleibt wirklich normal in diesem herrlichen märchenhaften Familien-Krimi, dessen Protagonisten zwar sympathisch bodenständig daherkommen, in dem aber immer wieder überraschend kleine magische Elemente aufblitzen, mal humoristisch (wie die stimmverändernde „Stimmonade“, die man an einer Jahrmarktbude kaufen kann), mal dramatisch (wie die ... nein, dramatische Pointen soll man nicht verraten). Und Kling kann seine Hauptfiguren herrlich auf die Schippe nehmen. Die ganze Geschichte sprüht nur so von tollen Einfällen, die den Lesespaß garantieren. Außerdem wird es schon bald extrem spannend, und man stolpert über viele überraschende Wendungen.

Marc-Uwe Kling wurde bei diesem gelungen Abstecher in ein neues Genre von seinen Töchtern Luise und Johanna begleitet, die als Co-Autorinnen mit Sicherheit einiges zur wunderbaren Schnoddrigkeit der familiären Dialoge beigetragen haben. 

Erwähnung sollten auch noch unbedingt die schönen Illustrationen von Bernd Kissel finden, dezent und immer gut platziert. 

Am Ende gibt es so etwas wie einen Cliffhanger. Keinen der üblen Sorte, aber doch eine Entwicklung, die nach einer Fortsetzung schreit. Wir dürfen also gespannt sein, was sich das Vater-Töchter-Trio in Zukunft für uns ausdenkt. Da kommt noch was, soviel ist sicher.

Cover des Buches Schattenzeit (ISBN: 9783328111474)

Bewertung zu "Schattenzeit" von Oliver Hilmes

Schattenzeit
Arbutusvor 3 Monaten
Kurzmeinung: Spannend wie ein Roman. Ein wichtiges Buch. Absolute Leseempfehlung!
Das kurze Leben eines Pianisten

Es war im Dezember 1987. In unserer Tageszeitung stand ein Artikel über Karlrobert Kreiten, den ich aufmerksam las, befand ich mich doch selber in der Ausbildung zur Pianistin. Denn auch Karlrobert Kreiten war Pianist gewesen, offensichtlich ein besonders guter, dem eine glanzvolle Karriere bevorgestanden hatte. Bis das Naziregime dieser jäh ein Ende setzte. Kreiten hatte sich in einem privaten Gespräch unbotmäßig über die Hitler-Regierung geäußert, und die Denunzianten schliefen nicht. Gefängnis reichte in diesem Fall nicht; man wollte ein Exempel statuieren und warf den vielversprechenden jungen Mann dem psychopathischen Richter Freisler zum Fraß vor, der ihn kurzerhand zum Tode verurteilte. War mein Entsetzen nicht schon groß genug, fiel mir beim letzten Satz des Zeitungsartikels endgültig die Kinnlade herunter: der Mann, der kurz nach dieser Hinrichtung deren Vollzug in der Presse gelobt und gerechtfertigt hatte, war kein anderer gewesen als ein gewisser Werner Höfer. Meine Eltern gehörten zu dessen treuen Fans; jeden Sonntag nach der Kirche wurde der von Höfer geleitete Frühschoppen mit internationalen Pressevertretern eingeschaltet, erst im Autoradio, dann zu Hause im Fernsehen. Nun, auch diese Karriere fand ein jähes Ende, und zwar unmittelbar nach dieser im Dezember des Jahres 1987 in alle Tageszeitungen lancierten pikanten Information. 

Das Buch „Schattenzeit“ von Oliver Hilmes ist dem Pianisten Karlrobert Kreiten gewidmet und beschreibt, spannend wie ein Roman, aber wohlrecherchiert, die Ereignisse um die  Hinrichtung des Musikers. Aber das Buch ist noch mehr als eine Beschreibung des Leidensweges eines jungen Pianisten; es ist zudem eine kurzweilige  Chronik der Ereignisse des Jahres 1943. In verschiedenen chronologisch geordneten Episoden werden die Schicksale verschiedener prominenter, wie auch völlig unbekannter Widerständler beleuchtet. Auch in das Leben der Denunzianten bekommen wir einen Einblick, und der Erzählstil ist so wertfrei gehalten, dass man als Leser erschrickt: das sind welche von uns. Und man überlegt, ob man selbst sich in einer solchen Situation anders verhalten hätte ...   

Ich empfand die strenge chronologische Abfolge als sehr lesefreundlich; vor allem lernt man dadurch wirklich viel über die Ereignisse in jenem Jahr. Und immer wieder war man überrascht, plötzlich einen weiteren bekannten Namen oder Sachverhalt durch die Einordnung in die Chronologie in völlig neuem Licht zu sehen. 

Ein sehr starkes Buch, dass ich nur jedem wärmstens an Herz legen kann.

Cover des Buches Die geheime Benedict Gesellschaft und ihre Reise ins Abenteuer (ISBN: 9783845801421)

Bewertung zu "Die geheime Benedict Gesellschaft und ihre Reise ins Abenteuer" von Trenton Lee Stewart

Die geheime Benedict Gesellschaft und ihre Reise ins Abenteuer
Arbutusvor 6 Monaten
Kurzmeinung: Fast noch besser as der erste Band.
Mit vier hochbegabten Kindern auf einer hochspannenden Rätselreise

Eigentlich sollte es ein fröhliches Wiedersehen werden, bei dem Mr. Benedict die vier hochbegabten Kinder Reynie, Kate, Kleber und Constance auf eine groß angelegte Schnitzeljagd über mehrere Kontinente einladen wollte. Tatsächlich geht es bei der Rätselei dann bald um mehr als um ein schönes Spiel, denn der ruchlose Mr. Curtain, dem das Kinderquartett im ersten Band eigentlich das Handwerk gelegt hatte, hat Mr. Benedict entführt und stellt Bedingungen. Trotz aller Verbote begeben sich die Kinder auf die einzige Spur, die sie haben: ein (fast) leeres Tagebuch ...

Mir gefiel der zweite Band fast noch besser als der erste. Trenton Lee Stewart zieht wieder alle Register, um Kindern (und Erwachsenen) ein exquisites Lesevergnügen zu bereiten, mit einer klugen Entwicklung des Erzählfadens, herrlichen Einfällen, viel Humor und natürlich einer gegen Ende kulminierenden Spannung, dass es nur so knistert. Aber es gibt auch die stillen, reflektierenden Momente; die Kinder lernen sich gegenseitig besser kennen, ihre Stärken, ihre Schwächen, und Reynie, der schon im ersten Band eine Affinität dazu hatte, die Gruppe zusammenzuhalten, beginnt, vieles an seinen Freunden besser zu verstehen und zu tolerieren. Mit Ideenreichtum,  Fingerspitzengefühl und einem Händchen für die Psyche seiner Figuren gelingt so dem Autor wieder ein toller Abenteuerroman, dem es an nichts fehlt. Hier schreibt einer, der großen Spaß daran hat und es auch wirklich kann. 

Ich habe diesen wunderbaren zweiten Band mit Begeisterung gelesen und würde es wieder tun.

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