Bewertung zu "Über das Verbrennen von Büchern" von Erich Kästner
Vor über 90 Jahren, am 10. Mai 1933, wurden in Berlin unter der Aufsicht von Joseph Goebbels die Werke von zahlreichen deutschen Autoren ins Feuer geworfen. Nur Einer war dabei persönlich anwesend, Erich Kästner. Und 1965 muss er das Unglaubliche erneut erleben, in Düsseldorf verbrennt der Bund Entschiedener Christen abermals seine Werke, unter Aufsicht der Polizei und begleitet von der Presse. »Über das Verbrennen von Büchern« versammelt erstmals vier Texte von Erich Kästner, in denen er erzählt, was 1933 und danach wieder geschah, wie es geschah und warum es geschah.
Das schmale, aber wertvolle Büchlein liefert neben Kästners Texten einen kurzen chronologischen Abriss der Organisation der Bücherverbrennung, die von langer Hand und generalstabmäßig geplant wurde, sowie eine Liste mit den über 140 Autoren und Autorinnen, deren Bücher im Frühjahr 1933 öffentlich verbrannt wurden. Darunter u.a. Alfred Kerr, Joseph Roth, Maxim Gorki, Stefan Zweig, Nelly Sachs, Thomas, Heinrich und Klaus Mann, Carl Zuckmayer, Egon Erwin Kirsch, Schriftsteller, deren Bücher und Werke wir heute selbstverständlich aus dem Regal nehmen (eine erweiterte Liste mit den Namen findet sich auf der Website Bücherlesung). Das Buch macht mehr als deutlich, dass es Zeiten gab, in denen das gar nicht selbstverständlich war. Diese Zeiten liegen zwar immer weiter zurück, doch das erlaubt uns nicht, sie zu vergessen, eher umgekehrt, wenn man bedenkt, dass bereits Namen und Geschichte still und leise aus dem Lehrstoff an Schulen und Universitäten gestrichen werden oder schlichtweg wichtige und berühmte Orte plötzlich umbenannt werden sollen. Wie weit ist da noch der Weg..... Kästners vier kurze Texte in kommen in diesem Rahmen gerade recht, sind sie doch eine eindringliche Mahnung für Freiheit und Toleranz. Etwas das man nicht oft genug einfordern und verteidigen kann und muss.
Mein Fazit: Ein kurzes Büchlein mit viel Inhalt, eindringlich und leider noch immer (oder gerade wieder) ein absolut notwendiges Mahnmal, ein Aufruf, ein Zeichen. Keine leichte Kost, aber Eine, die prägt, mich begleiten wird, die gelesen werden sollte und ich nur jedem ans Herz legen kann.